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Episodennummer: 1x06
Bewertung:
Weltweiter Internet-Release: 03. Juli 2024
Drehbuch: Jason Micallef & Jocelyn Bioh
Regie: Hanelle Culpepper
Besetzung: Amandla Stenberg als Mae/Osha Aniseya, Lee Jung-jae als Master Sol, Charlie Barnett als Yord Fandar, Dafne Keen als Jedi Padawan Jecki Lon, Manny Jacinto als The Stranger, Rebecca Henderson als Master Vernestra, Harry Trevaldwyn als Mog Adana, Jack Parker als PIP, Hassan Taj als Bazil, Dee Tails als Senator Chuwant u.a.
Kurzinhalt: Mae schleicht sich, als Osha verkleidet, auf das Raumschiff von Jedi-Meister Sol. Dieser scheint den Tausch vorerst nicht zu bemerken, und nimmt Kurs auf Coruscant. Während des Flugs gelingt es ihm kurz, mit dem Jedi-Rat zu sprechen und ihn darüber zu informieren, dass die Mission auf Khofor in einem Desaster mündete, und bis auf ihm alle anderen Jedi ermordet wurden. Gerade als er ihnen von der Rückkehr der Sith berichten will, wird die Verbindung unterbrochen. Als Mae dann schließlich in Oshas Rolle Reparaturen am Schiff vornehmen soll, erkennt Sol dann schließlich, wen er wirklich vor sich hat. Währenddessen hat Maes Meister Osha zu seiner Zuflucht auf einem unbekannten Planeten gebracht. Dort versorgt er ihre Wunden, und beginnt sie schließlich so wie zuvor ihre Schwester, zu unterrichten bzw. korrumpieren…
Review:
In meinem Review zu "Nacht" habe ich ja kritisiert, dass die Jedi rund hundert Jahre nach den Ereignissen hier von der Rückkehr der Sith überrascht waren, obwohl sie einem eben solchen hier auf Khofor begegnet sind. Schön langsam scheint sich eine Erklärung dafür abzuzeichnen – die ich aber extremst konstruiert finde. Denn nicht nur, dass die Komm-Verbindung zwischen Sol und Rwoh gerade dann abbricht, als er ihr davon erzählen will, aus mir völlig unerfindlichen Gründen sprang er dann auch noch aus dem System, gerade als die Jedi-Meisterin mit der nächsten Einsatztruppe (die gekommen ist, um die erste Einsatztruppe zu retten; musste da nur ich kurz an "Hot Shots II" denken?) den Planeten erreicht. Und die dortigen Beobachter machten ja eher einen gefallenen Jedi – scheinbar sogar Sol selbst – dafür verantwortlich. Vorausgesetzt, Sol schafft es nicht lebend zum Jedi-Rat zurück, wäre das natürlich eine Erklärung. Keine, die mich überzeugt, aber immerhin. (Eine anderen wäre natürlich, dass Sol nicht das Unschuldslamm ist, als das er bislang erscheint; gemäß der Regel der Zwei könnte er sogar vielmehr "Qimirs" Meister sein. Wir werden sehen.)
Auch unabhängig davon hat mich "Lehren / Verderben" leider kaum überzeugt. Dies lag unter anderem daran, dass ich wie im Review zu "Nacht" schon erwähnt nicht verstehen kann, wie Meister Sol den Austausch zwischen Osha und Mae aufgrund ihrer Präsenz in der Macht nicht gleich bemerken konnte. "Lehren / Verderben" versagt dann noch dazu völlig darin, uns verständlich zu machen, wann und wodurch er es dann doch noch erkannt hat. Schwerer als das wiegt allerdings, dass mich beide Handlungsstränge nicht wirklich interessiert haben. Am besten fand ich eigentlich eh noch, wie sich Mae hier als Osha auszugeben versucht, vor allem auch, wenn sie durch die anstehende Reparatur in die Bredouille kommt. Das abschließende Gespräch mit Sol deutete zudem zum wiederholten Mal an, dass die Jedi im Hinblick auf ihren damaligen Besuch von Brendok ein großes Geheimnis verbergen, und möglicherweise nicht alles so war, wie uns das in "Schicksal" gezeigt wurde (wobei dieser Aspekt zugegebenermaßen insofern nur bedingt funktioniert, als hier ein Mysterium angeteasert wird, von dem wir als Zuschauer:in eigentlich ausgehen müssen, die Antwort eben seit ein paar Folgen schon zu kennen). Wenig bis gar nichts anfangen konnte ich allerdings mit allem rund um Osha und "Qimir" (bis wir seinen richtigen Namen – Darth Plagueis? – erfahren bleibe ich jetzt einfach mal bei diesem Decknamen) – und das nicht nur, weil der unbekannte Planet verdächtig nach Lukes Exil-Planeten Ahch-To aussah. Aus meiner Sicht flirtet "The Acolyte" hier mit dem Ansatz, dass die Sith ja vielleicht doch nicht so böse sind. Zugegebenermaßen wäre es natürlich auch möglich, dass "Qimir" hier ähnlich wie Palpatine als großer Verführer auftritt, und sich Lügen und Halbwahrheiten bedient, um seine potentielle Schülerin auf seine Seite zu ziehen. Allerdings hat Disney – vor allem im MCU – zuletzt ja doch eine deutliche Tendenz in Richtung missverstandener, und eigentlich gar nicht so böser Bösewichte erkennen lassen. Was z.B. bei Warmonger in "Black Panther" (wo man zwar seine Motivation verstanden und sein Ziel gutgeheißen hat, nicht jedoch seine Methoden) großartig funktioniert hat; für mich jedoch bei "Star Wars" im Kontext der Jedi und Sith fehl am Platz wäre. Allerdings ist es zugegebenermaßen noch zu früh, diesbezüglich ein Urteil zu fällen.
Fazit:
Auch die sechste Folge von "The Acolyte" hat mich wieder sehr unterwältigt. Ich bleibe dabei: Hier wird zu wenig Handlung auf viel zu viel Laufzeit ausgewälzt. Hinzu kommen einige – wenn auch vorerst noch potentielle – Ungereimtheiten im Hinblick auf Logik und Kontinuität (der Abflug von Sol, dass man hundert Jahre später nichts von der Rückkehr der Sith wusste, usw.). Vor allem aber leidet "The Acolyte" im Allgemeinen und "Lehren / Verderben" im Besonderen darunter, dass die Story bzw. die beiden Hauptfiguren einfach nicht interessant finde. Und auch die meinem Eindruck nach hier angedeutete Möglichkeit, dass man versuchen könnte, die Sith als vielleicht ja doch gar nicht so böse, sondern einfach nur nach Freiheit (statt Macht) strebende Lebewesen zu zeigen, die sich nur nicht der strengen Jedi-Doktrin unterwerfen wollen, erfüllt mich mit Sorge. Das größte Problem ist und bleibt aber, dass "The Acolyte" – wenn überhaupt – einfach eine zweistündige "Star Wars"-Story denn eine achtteilige Miniserie hätte sein müssen. Ich bezweifle, dass die letzten beiden Folgen an diesem Eindruck noch etwas ändern werden.
Wertung: 2 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2024 Disney+)
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