Discovery - 5x08: Labyrinthe
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Episodenbild (c) Paramount+

Originaltitel: Labyrinths
Episodennummer: 5x08
Bewertung:
Weltweite Internet-VÖ: 16. Mai 2024 (Paramount+)
Drehbuch: Lauren Wilkinson & Eric J. Robbins
Regie: Emmanuel Osei-Kuffour
Hauptdarsteller: Sonequa Martin-Green als Michael Burnham, Anthony Rapp als Paul Stamets, Mary Wiseman als Sylvia Tilly, Wilson Cruz als Hugh Culber, Blu del Barrio als Adira Tal, Callum Keith Rennie als Rayner, David Ajala als Cleveland "Book" Booker.
Gastdarsteller: Tig Notaro als Jett Reno, Eve Harlow als Moll, Elena Juatco als Hy'Rell, Patrick Kwok-Choon als Lt. Cmdr. Gen Rhys, Orville Cummings als Lt. Christopher, David Benjamin Tomlinson als Lt. jg Linus, Christina Dixon als Lt. Cmdr. Asha, Victoria Sawal als Lt. Naya, Natalie Liconti als Lt. Gallo, Zahra Bentham als Cmdr. Lorna Jemison, Tony Nappo als Primarch Ruhn, Dorian Grey als Breen Lt. Arisar, Jordan Francis als Breen Helmsman, Jordan L'Abbé als Breen Ops, Joel Labelle als Breen Security Officer, Glib Tretiakov als Breen Soldier u.a.


Kurzinhalt: Die Discovery-Crew hat herausgefunden, dass sich der letzte Hinweis auf den Standort der Technologie der Urspezies im sogenannten ewigen Archiv – einer riesigen, immer wieder den Ort wechselnden Bibliothek – befindet. Aktuell befindet sich das Archiv in den Badlands. Mit Müh und Not gelingt es der Discovery, die von heftigen Plasmastürmen heimgesuchte Gegend mehr oder weniger heil zu durchfliegen, ehe sie die Bibliothek erreichen. Dort werden sie von der klingonischen Archivarin Hy'Rell begrüßt. Diese führt Michael Burnham und Cleveland Booker dann schließlich in jenen Raum, in dem der bezazoidische Neurowissenschaftler Marina Derex den nächsten Hinweis – Labyrinth des Geistes genannt – hinterlassen hat. Doch eben dieses Labyrinth muss der Captain der Discovery allein betreten und bewältigen. Michael erwartet, dort auf eine logische Herausforderung zu treffen. Stattdessen steht vielmehr ihre Persönlichkeit auf dem Prüfstand. Währenddessen wird Book ein Artefakt seiner zerstörten Heimatwelt überreicht. Und die Breen haben die Spur der Discovery bis zu den Badlands verfolgt, und werden in Kürze ebenfalls das Archiv erreichen…

Review: Episodenbild (c) Paramount+ Der Auftakt von "Labyrinthe" ließ mich gleich mal ordentlich mit den Augen rollen. Zwar ist mir bewusst, dass "Die zwei Türme" das mit dem Stampfen der Lanze natürlich nicht erfunden hat, dennoch ist es seit der eindrucksvollen Szene unmittelbar vor der Schlacht von Helms Klamm wohl nicht nur für mich untrennbar mit "Der Herr der Ringe" verbunden. Hätten die Breen nicht vielmehr ihre Lanzen in die Höhe stoßen und dabei einen lauten Schrei von sich geben können, oder so etwas? In jedem Fall war das furchtbar einfallslos. Auch die weitere Entwicklung dieses Handlungsstrangs fand ich leider haarsträubend. Dies gilt insbesondere dafür, wie Moll hier am Ende quasi das Kommando übernimmt. Sorry, aber das ergab für mich einfach überhaupt keinen Sinn. Ja, sie ist die Frau von L'ak, aber der war ja ein Ausgestoßener – noch dazu wegen der Ehe zu ihr. Dass die Breen des Schiffes ihr nun folgen sollen, war nun wirklich an den Haaren herbeigezogen.

Damit es soweit kommen konnte (ob logisch oder nicht), musste der aktuelle Captain dann noch dazu völlig unnachvollziehbar handeln – gibt es doch keinen Grund für ihn, das Archiv anzugreifen oder gar zu zerstören, nachdem er den Hinweis zum Standort der Progenitor-Technologie erhalten hat. Er agiert hier ehrlos und böse, weil er halt ein Bösewicht ist. Selbst diese sollten aber halt im idealerweise eine nachvollziehbare Motivation für ihr Handeln mitbringen (was nicht zwingend heißt, dass man entweder mit dieser, oder ihren Methoden, als Zuschauer:in übereinstimmt). Jedenfalls fand ich alles an Bord des Breen-Schiffs ungemein schwach und konstruiert; hier reckte das "Ich mach mir die Welt, widde widde wie sie mir gefällt"-Problem bei den Drehbüchern, welches "Discovery" in meinen Augen seit Anbeginn plagt, wieder einmal sein furchtbares Haupt. Der Haupthandlung rund um das Archiv erging es zwar besser, sonderlich begeistert war ich aber auch von dieser nicht. Das beginnt schon beim neuen Look der Badlands, der für mich an die klassische Interpretation nicht herankam – und das trotz der damals vergleichsweise eingeschränkten (effekt-)technischen Möglichkeiten. Ist das nostalgische Verklärung, oder holte man früher aus deutlich weniger Geld deutlich mehr heraus? Vielleicht, weil die Künstler dahinter talentierter waren? Weiter geht's mit der klingonischen Archivarin, die auf Teufel komm raus so unklingonisch wie möglich dargestellt wird. Daraus, die Erwartungshaltung der Zuschauer:innen bewusst zu untergraben, sollte die Figur wohl zusätzlichen Reiz gewinnen, auf mich wirkte jedoch auch das sehr erzwungen. Und im Hinblick auf die am Ende drohende Zerstörung des Archivs mag es zwar logisch sein, dass Michael in erster Linie an die Lebewesen darin denkt, aber dass sie so überhaupt keinen Gedanken daran zu verschwenden scheint, welchen schrecklichen Verlust an Artefakten und Wissen dies mit sich bringen würde, fand ich auch sehr entlarvend.

Episodenbild (c) Paramount+ Last but not least fand ich es schade, dass "Labyrinthe" Michael ein weiteres Mal mit Book auf Mission schickt, statt einer anderen Figur. Zwar war die Szene, wo ihm ein Artefakt aus seiner zerstörten Heimatwelt überreicht wird, durchaus schön, der Preis den wir dafür zahlen mussten – nämlich den grauenhaften Book-"Witz" – war sie allerdings nicht wert. Vor allem aber hätte ich es vorgezogen, wenn man für Michaels Reise in ihr Inneres einen anderen "Avatar" gewählt hätte; weil gerade auch dafür schien er mir sehr bequem gewählt. Die Autoren mögen dies so erklären, dass Michael sich wegen dem Ende ihrer Beziehung Vorwürfe macht (wobei ich die Schuld dafür nun wirklich eher bei Book – und seinem Verrat in der letzten Staffel – sehe), allerdings hat letztendlich ihre Selbsterkenntnis, auf die alles zusteuert, mehr mit ihrem Dienst in der Sternenflotte, als ihrer Beziehung zu Book, zu tun.

Insofern wäre es aus meiner Sicht ein echter Clou (und deutlich passender) gewesen, wenn man hierfür vielmehr Michelle Yeoh als Captain Georgiou (und eben auch wirklich Captain Georgiou, und nicht ihr Imperatorinnen-Gegenstück aus dem Spiegeluniversum) zurückgeholt hätte. Das hätte auch wunderbar die Brücke zur ersten Staffel geschlagen, und uns ermöglicht, Michael durch die Augen ihrer Mentorin (auch wenn es natürlich nicht wirklich sie gewesen wäre) zu betrachten. Das hätte durchaus schön sein können, und die Anerkennung von ihr hätte Burnham auch endlich die Möglichkeit gegeben, ihre lang gehegten Zweifel und Schuldgefühle endlich hinter sich zu lassen. Was uns auch schon zum letzten Punkt bringt: Michaels Charakterentwicklung im Verlauf der fünf Staffeln war echt ein heilloses Durcheinander. Wenn überhaupt, schien sie mir ab der zweiten Staffel, spätestens aber seitdem sie das Kommando über die Discovery übernahm ihrer Sache zu sicher zu sein. Hier nun erfahren wir vielmehr, dass sie im Inneren nach wie vor praktisch die gleiche Person wie nach der Meuterei zu Beginn der Serie ist, nämlich eben von Selbstzweifeln und der Überzeugung, nicht gut genug zu sein, geplagt. Für mich kam das a) doch ziemlich aus dem nichts, und b) schien es mir die Entwicklung der Figur über die Serie hinweg zu negieren. Immerhin: Das Bibliothek-Set hatte es mir angetan, und die Szenen im Labyrinth waren stimmungsvoll inszeniert. Sonequa Martin-Green spielte diesen Seelen-Striptease auch sehr gut; die mit sich hadernde Burnham liegt hier halt deutlich mehr, als die Neuausrichtung der Figur in Richtung eines gut gelaunten Adrenalinjunkies, die man zu Beginn der Staffel versuchte (mit der Betonung auf versuchte). Und das Finale war dann durchaus spannend, und vor allem auch die Flucht am Ende gut getrickst und gemacht. Der nur marginale Vorsprung auf die Breen, der aufgrund der Schäden zudem dahinzuschmelzen droht, sorgt aber für ein durchaus interessantes und vielversprechendes Setup für die letzten beiden Folgen der Staffel/Serie.

Fazit: Episodenbild (c) Paramount+ "Labyrinthe" leidet in meinem Fall natürlich darunter, dass ich mit Michael Burnham noch nie wirklich konnte, und mich dementsprechend ihr Seelenstriptease hier nicht wirklich ansprach. Es half auch nicht, dass die Charakterentwicklung ihrer Figur im Verlauf der Serie aus meiner Sicht ein heilloses Durcheinander war. Und Book war als Avatar denkbar uninspiriert ausgewählt; mit Philippa Georgiou (der "echten", nicht ihrem Spiegel-Gegenstück) hätten diese Szenen ungleich mehr Charme besessen, und zudem die Katharsis am Ende aus meiner Sicht auch deutlich stärker gewirkt. Nicht angesprochen haben mich zudem die neue Umsetzung der Badlands (die alte fand ich ikonische) sowie die untypisch gut aufgelegte Klingonin (was mir wiederum sehr aufgesetzt erschien). Am schwersten tat ich mir aber mit dem Handlungsstrang auf dem Breen-Schiff, der mit dem völlig einfallslosen Lanzenstampfen schon wenig vielversprechend begann, und in weiterer Folge ein paar haarsträubende Wendungen nahm, die für mich keinerlei Sinn ergeben wollten, und die nur dafür da waren, damit Moll am Ende – wie von den Autoren gewünscht – das Kommando über das Schiff erhält. Auf innere Story-Logik wurde hierbei leider "Discovery"-typisch wieder einmal gepfiffen. Immerhin wäre am Ende nun alles für ein launiges (zweiteiliges) Serienfinale angerichtet. Ist halt nur die Frage, ob "Discovery" dies einlösen kann/wird.

Wertung: 2 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2024 Paramount+)







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