Discovery - 5x01: Rote Direktive
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Episodenbild (c) Paramount+

Originaltitel: Red Directive
Episodennummer: 5x01
Bewertung:
Weltweite Internet-VÖ: 04. April 2024 (Paramount+)
Drehbuch: Michelle Paradise
Regie: Olatunde Osunsanmi
Hauptdarsteller: Sonequa Martin-Green als Michael Burnham, Doug Jones als Saru, Anthony Rapp als Paul Stamets, Mary Wiseman als Sylvia Tilly, Wilson Cruz als Hugh Culber, Blu del Barrio als Adira Tal, Callum Keith Rennie als Rayner, David Ajala als Cleveland "Book" Booker.
Gastdarsteller: Oded Fehr als Charles Vance, David Cronenberg als Kovich, Annabelle Wallis als Zora, Tara Rosling als T'Rina, Eve Harlow als Moll, Elias Toufexis als L'ak u.a.


Kurzinhalt: Vor achthundert Jahren ist ein romulanisches Schiff mit einem wichtigen, aber nicht näher benannten Artefakt verschollen. Nun taucht es plötzlich wieder auf. Doctor Kovich ruft daraufhin die Rote Direktive aus, ein Prioritätsbefehl der Sternenflotte, der bedeutet, dass das Ziel unbedingt zu erreichen und alle anderen Erwägungen zweitrangig sind. Neben der U.S.S. Discovery, die dank des Sporenantriebs als erste vor Ort sein können, wird auch die U.S.S. Antares unter dem Kommando von Captain Rayner der Mission zugeteilt. Beim romulanischen Schiff angekommen, müssen sie jedoch erkennen, dass zwei Plünderer, die als Moll und L'ak identifiziert werden, schneller waren. Trotz aller Bemühungen von Captain Burnham und ihrer Crew gelingt es ihnen auch, mit dem Artefakt zu entkommen. Michael holt sich daraufhin Hilfe ihres alten, nach den Ereignissen rund um die TMA jedoch entfremdeten Cleveland "Book" Booker. Mit dem Wissen aus ihrer Zeit als Kurier wollen sie die beiden aufspüren, ehe sie ihre Beute verkaufen können…

Review: Episodenbild (c) Paramount+ Im Weltall nichts Neues – zumindest, soweit es meine Meinung zu "Discovery" betrifft. Denn auch mit dem Auftakt der fünften (und, dem Himmel sei Dank, letzten) Staffel der Serie konnte ich gewohnt wenig anfangen. Wobei ich zugegebenermaßen im Vorfeld – auch wenn ich jede Staffel/Folge, trotz aller vorheriger Beweise für das Gegenteil, immer mit der Hoffnung starte, dass es diesmal eben doch abholen und überzeugen wird – auch nichts anderes erwartet habe (zur Frage, warum ich sie mir doch noch ansehe/antue, verweise ich übrigens auf mein Review zu "Fern der Heimat"). Denn: Auch wenn die Serie nun nach fünf Jahren abgesetzt wurde, so war sie ja doch immerhin erfolgreich genug, um eben diese zu rechtfertigen. Zudem hat "Discovery" zweifelsohne auch ihre Fans, und steht nirgends geschrieben, dass ein Franchise - vor allem auch bei (noch) vier parallel laufenden Serien – immer genau die gleiche Zielgruppe ansprechen muss. Zumal man mittlerweile mit "Lower Decks" und "Strange New Worlds" auch zwei Serien im Gepäck hat, die sich ganz bewusst eher an alteingesessene Trekkies wie meiner einer richtet. Insofern ist es völlig legitim, von Stil, Ton und Inhalt her den ersten vier Staffeln treu zu bleiben, und den "Discovery"-Fans genau das zu bieten, was diese (im Gegensatz zu mir) dort zu schätzen gelernt haben.

Bedeutet aber eben auch, dass mich "Rote Direktive" wie schon der Großteil der Serie bislang wieder mal nicht ansprechen konnte. Zwar fand ich sie nicht ganz so schlimm wie "Ein Zeichen der Hoffnung", den Auftakt der dritten Staffel (der war für mich nämlich absolut katastrophal), ich fühlte mich aber insofern teilweise sehr daran erinnert, als auch "Rote Direktive" kaum mehr etwas mit dem klassischen "Star Trek" zu tun hatte, und maximal noch an die – extrem actionlastigen – Filme der Kelvin-Zeitlinie, wenn nicht gar an "Star Wars" und Konsorten, erinnerte (siehe die Speeder-Bike-Jagd). Mich sprach die ganze Action hier leider auch überhaupt nicht an, mir war das viel zu sehr auf Spektakel getrimmt, wobei die offensichtliche Künstlichkeit der Bilder (auch wenn den Effekten ... nichts vorzuwerfen ist) verhinderte, dass ich ins Geschehen eintauchen konnte. Ich bin solcher offensichtlich aus dem Computer stammender Effektspektakel nach rund zwanzig Jahren, in denen eben diese Art der Unterhaltung vor allem im Kino dominierte, mittlerweile einfach überdrüssig. Zumal ich auch finde, dass wenn überhaupt die CGI-Effekte, zumindest wenn sie in dieser Dimension eingesetzt werden, tendenziell – trotz des technologischen Fortschritts – eher abgebaut haben, statt besser zu werden. "Rote Direktive" sah ebenso künstlich und unecht aus wie einige der letzten MCU- und DCEU-Filme (wie beispielsweise "Quantumania", aber auch "The Flash"). Ich kann mit sowas mittlerweile nicht mehr viel anfangen, und ziehe es eben deshalb umso mehr vor, wenn Regisseure CGI mit Bedacht (und hoher Qualität) einsetzen, und so sehr wie möglich auf echte Locations und practical effects setzen (wohl auch ein Grund, warum mich "Dune: Part Two" so geflasht hat). Jedenfalls hat mich die Action hier in keinster Weise mitgerissen, und fand ich sie auch nicht spektakulär, sondern wurde vielmehr diesem offenkundigen CGI-Fest sehr rasch sehr überdrüssig.

Episodenbild (c) Paramount+ Zumindest in der ersten Folge sprach mich zudem leider auch das Mysterium rund um das romulanische Schiff, bzw. die Schnitzeljagd um das von dort geborgene Artefakt nicht wirklich mit. Und dann leidet "Rote Direktive" eben auch noch darunter, dass es der Serie in den vier Staffeln zuvor nicht gelungen ist, mich eine Bindung zu den Figuren aufbauen zu lassen. Mir sind die alle einfach herzlich egal. Teilweise liegt das wohl auch daran, wie austauschbar ich sie alle finde. Beim guten alten "Star Trek" hatte jeder seinen eindeutigen Charakter, und auch eine bestimmte Funktion, bzw. eigene Fähigkeiten; all dies sorgte dafür, dass sich die Figuren voneinander abgrenzen. Dass man dabei wiederum kritisieren kann, dass manchmal einige von ihnen auf eben diese nur eine Charaktereigenschaft reduziert wurden, und dementsprechend manchmal etwas eindimensional daherkommen, steht auf einem anderen Blatt – war mir insgesamt aber offen gestanden immer noch lieber, als diese homogene Masse, zu der ein Großteil der Discovery-Crew für mich verschwimmt.

Und dann ist da noch die – zumindest von mir als solche empfundene – plötzliche Neuausrichtung von Michael. Ich bin nicht der Einzige, der in der Vergangenheit an "Heulsuse" Burnham mächtig Kritik geübt hat. Dies im Übrigen, wie ich noch einmal betonen will, weniger, weil ich ein solches Zeigen von Emotionen bei "Star Trek" nicht angebracht finde; weil dieses Argument wiederum halte ich für einen völligen Blödsinn. Sondern, weil viele dieser Momente für mich nicht plausibel waren. Als Paradebeispiel führe ich immer wieder gerne den tränenreichen Abschied von Nhan in der Folge "Bewährungsprobe" an, mit der Michael davor maximal drei gemeinsame Szenen hatte, und in keiner davon schienen mir die beiden sonderlich nahe zu stehen. Das ist einfach aufgesetzt, konstruiert, erzwungen. Zumindest mal nach "Rote Direktive" hatte ich den Eindruck, als hätten sich die Macher die Kritik an Burnham zu Herzen genommen – und würden nun in letzter Sekunde eine Kurskorrektur versuchen. Denn Michael hier war für mich teilweise nicht wiederzuerkennen. Und, ganz ehrlich: Ich fand, dass ihre cool-lockeren Sprüche weder zur Figur passten, noch dass man damit Sonequa Martin-Green damit einen Gefallen getan hat. Denn während ich bislang, trotz aller Kritik an der übertrieben emotionalen Darstellung ihrer Figur, an ihrem Schauspiel an sich nichts auszusetzen hatte, ist sie mir hier leider nun zum ersten Mal negativ aufgefallen, da es ihr in meinen Augen überhaupt nicht gelang, diese Witzeleien überzeugend rüberzubringen. Mir kommt vor, das liegt ihr einfach überhaupt nicht. Wobei das zugegebenermaßen auch daran liegen könnte, dass ich den Humor hier generell sehr aufgesetzt fand, und er leider auch überhaupt nicht meinen persönlichen Geschmack traf. Sprich: Witzig fand ich hieran leider genau gar nichts. Zuletzt: Im Vergleich zur restlichen Kritik zwar eher vernachlässigbar, aber angesichts der Tatsache, dass ich dieses Stilmittels einfach nur mehr überdrüssig bin, sei auch der billig-effekthascherische Einstieg, nachdem man vier Stunden in der Zeit zurück springt, noch als abschließender Kritikpunkt erwähnt.

Episodenbild (c) Paramount+ Positives gibt es leider – wieder einmal – vergleichsweise wenig zu berichten. Tilly war so charmant – und witzig – wie immer. Auch über das Wiedersehen mit Saru habe ich mich gefreut (die beiden sind für mich echt die einzigen Lichtblicke der Stammbesetzung). Ich mag zudem Eve Harlow sehr gerne. Und dass David Cronenberg in der letzten Staffel möglicherweise eine größere Rolle spielen wird, sehe ich auch positiv. Demgegenüber hätte ich auf Book nun wirklich gut und gerne verzichten können. Das mit dem Soong-Androiden war zwar ein netter Einfall, aber halt schon auch recht billiges (und kalkuliert wirkendes) Fan-Service. Und wo sich andere über den Auftritt von Callum Keith Rennie freuen mögen, nahm ich ihn hier nur mit einem Achselzucken zur Kenntnis. In erster Linie profitiert "Rote Direktive" für mich vom Twist am Ende, wo man eine direkte Verknüpfung zu einer TNG-Folge (zu welcher, darauf werde ich dann erst in der Besprechung zur zweiten Folge eingehen) offenbart. Das war tatsächlich das erste Mal, dass es der Folge gelungen war, mein Interesse zu wecken. Mal schauen, was sie daraus machen.

Fazit: Gleich in den ersten paar Minuten sagt Captain Burnham: "Never a dull moment!". Ach, wenn ich ihr da nur zustimmen könnte. Leider aber ist und bleibt "Discovery" nach wie vor nicht meins – wobei ich im Vorfeld auch nicht wirklich mit etwas anderem gerechnet habe, weil unabhängig von meiner Meinung und der Absetzung war die Serie ja immerhin erfolgreich genug, um fünf Staffeln zu rechtfertigen, und hat sie auch zweifellos ihre Fans gefunden. Ich zählte da halt nur nicht dazu. An "Rote Direktive" sprachen mich – wieder einmal – weder die Story, noch die Inszenierung an. Mir war das auch entschieden zu actionreich (und demgegenüber nicht geistreich genug), wobei der künstliche CGI-Look dann auch noch verhinderte, dass mich die besagte Action je mitzureißen vermochte. Und nicht zuletzt leidet "Rote Direktive" darunter, dass es in den vier Staffeln nicht gelungen ist, mich eine Bindung zu den Figuren aufbauen zu lassen. Wäre da nicht die coole TNG-Verknüpfung am Ende, hätte sich der Auftakt der fünften und letzten Staffel mit einer katastrophalen 1/5-Wertung zufriedengeben müssen; aber immerhin, zumindest das konnte mein Interesse wecken, und ist tatsächlich für sich genommen sogar ganz vielversprechend. Jetzt müssen sie halt nur noch was Vernünftiges daraus machen; und angesichts ihrer bisherigen Erfolgsbilanz mache ich mir da zugegebenermaßen nicht viel Hoffnung.

Wertung: 1.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2024 Paramount+)







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