Die Abenteuer des Brisco County Jr. - 1x20: Die Frau aus der Zukunft
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Episodenbild (c) Warner Bros. Television

Originaltitel: Bye Bly
Episodennummer: 1x20
Bewertung:
Erstausstrahlung US: 18. Februar 1994
Erstausstrahlung D: 06. September 1998
Drehbuch: Carlton Cuse
Regie: Kim Manners
Besetzung: Bruce Campbell als Brisco County Jr., Julius Carry als Lord Bowler, Christian Clemenson als Socrates Poole, Billy Drago als John Bly, Melanie Smith als Karina, Richard Herd als President Cleveland, Stewart Bick als Pepe Bendix, Dennis Cockrum als Richard Grimes, Kevin Lowe als Agent Brown, Ryan Thomas Johnson als Kid u.a.

Kurzinhalt: Brisco County Jr. erhält Besuch von einer – nackten – Frau aus der Zukunft. Diese stellt sich ihm als Karina vor, und meint, aus jener Zeit – über dreitausend Jahre in der Zukunft – zu stammen, in der die Kugeln der Macht hergestellt, und von wo aus diese in die Vergangenheit zurückgeschickt wurden, um die Entwicklung der Menschheit voranzutreiben. Sie warnt ihn davor, dass John Bly in Kürze aus der Kugel in die er gesperrt wurde befreit werden wird. Wenn es ihm gelingt, zusammen mit diese in seine Zeit zurückzukehren, wird er die Menschheit unterjochen und für Jahrzehnte der Düsternis sorgen. Brisco ist der Einzige, der eben dies verhindern kann. Doch obwohl er sofort aufbricht, kommt er zu spät, um zu verhindern, dass Bly aus der Kugel freigelassen wird. Nun hat er nur noch eine Möglichkeit: Sobald John Bly das Portal öffnet, muss er schneller sein, und selbst in die Vergangenheit reisen, um die zweite Kugel an sich zu bringen. Nur mit ihrer Macht hat er eine Chance, Bly aufzuhalten…


Review: Episodenbild (c) Warner Bros. Television "Die Frau aus der Zukunft" fühlt sich wie ein Staffelfinale an. Denn auf der einen Seite schließt die Episode die seit dem Pilotfilm dominierende Handlung rund um John Bly und die Kugel(n) der Macht ab, während sie andererseits mit der Rekrutierung von Brisco, Bowler und Poole für eine Sonder-Einsatztruppe von Präsident Cleveland quasi die nächste Staffel – oder in diesem Fall eben, den nächsten zugleich leider auch letzten Abschnitt der Serie – einleitet. Und, ganz ehrlich: Ich weiß, es ist meckern auf hohem Niveau, weil die heutigen Serien überwiegend eine hohe Qualität haben; was mir allerdings heutzutage immer wieder sauer aufstößt, ist wie Entwicklungen ewig hinausgezögert werden, und sich so manche Serie einfach nicht zu trauen scheint, einen klaren Schnitt zu setzen, und den Status Quo merklich voranzubringen. Diesbezüglich sticht "Die Frau aus der Zukunft" als überaus lobendes und wohltuendes Beispiel hervor. Zumal man John Bly – von Billy Drago wieder einmal phänomenal gespielt – hier eine höchst gelungene und absolut würdige Abschiedsvorstellung spendiert.

Bevor er aus der Kugel befreit wird, dominiert jedoch erst einmal Karina, die Besucherin aus der Zukunft, das Geschehen. Diese liefert uns kurz und prägnant die letzten noch nicht bekannten und fürs Verständnis dessen, was auf dem Spiel steht, notwendigen Informationen: Sie selbst kommt über 3.000 Jahre aus der Zukunft – aus der Zeit, in dem die Kugeln erschaffen, und von wo aus sie in die Vergangenheit geschickt wurden, um der Menschheit zu helfen. Und um den einen wesentlichen Kritikpunkt an der Episode gleich vorwegzunehmen: Vieles rund um diese Zeitreisegeschichte ergibt leider nicht so recht Sinn. Angefangen dabei, dass ein solcher Transport von fortschrittlicher Technologie in die Vergangenheit die Zeitlinie verändern, und die Zukunft aus der die Kugeln stammt auslöschen würde. Über die Tatsache, dass Karina irgendwie davon weiß, wie John Blys Diebstahl der Kugeln und seine Ankunft fünfhundert Jahre in der Zukunft (aus Briscos Sicht gesehen) den Lauf der Geschichte verändert hat. Bis hin zu Briscos eigener, zweiter Zeitreise, wo er ein paar Minuten in die Vergangenheit reist, um Bowlers Tod zu verhindern – dabei aber eigentlich auf sich selbst treffen müsste, was allerdings aus unerfindlichen Gründen nicht passiert. Und, natürlich: Dass Brisco die ganze Zeit mit Gewand, Pistole usw. durch die Zeit reist, während es Karina für nötig erachtet, sämtliche Hüllen fallen zu lassen, ist natürlich auch ein bisschen vorpubertär. Doch so sehr ich grundsätzlich auf Logik wert lege, fällt es mir in diesem Fall schwer, "Die Frau aus der Zukunft" aus all diesen Ungereimtheiten einen Strick zu drehen. Dafür war das ganze einfach viel zu spannend, mitreißend und vor allem auch wieder unterhaltsam. Eine meiner Lieblingsszenen war dabei sicherlich, wie wir hier nun den gespiegelten Moment im Vergleich zu "Die Zukunft ruft" erleben. Hier nun die andere Seite der Geschichte zu erleben, und zu erfahren, wozu Brisco die Kugel gebraucht bzw. weshalb er sie sich geholt hat, war schon sehr cool.

Episodenbild (c) Warner Bros. Television Generell fand ich insbesondere die zweite Hälfte der Episode wirklich stark. Der doppelte Showdown mit Bly hatte es mir ebenfalls angetan. Und trotz aller Dramatik war mit gelungenen Gags wie z.B. der direkten Referenz auf "Zurück in die Zukunft" auch wieder für die nötige Portion Humor gesorgt. Die stärkste Szene von "Die Frau aus der Zukunft" war für mich aber ganz klar der Tod von Bowler. Nicht nur war das fantastisch inszeniert, Julius Carry und insbesondere Bruce Campbell spielten das auch phänomenal. Selbst wenn man weiß, dass es Brisco in weiterer Folge doch noch gelingen wird, Bowlers Leben zu retten, komme ich hier nicht umhin, mit den beiden Freunden mitzufühlen und mitzuleiden (ähnlich, wie es mir auch immer bei "Der Zorn des Khan" ergeht) – was nicht zuletzt auch daran liegt, dass wir die beiden nun seit zwanzig Episoden begleiten, und dabei miterlebt haben, wie aus den früheren Konkurrenten enge Freunde wurden. Eben diese bislang geleistete Vorarbeit – und die Chemie zwischen Campbell und Carry – vermag "Die Frau aus der Zukunft" in diesem entscheidenden Moment (der wiederum eine ganz ähnliche Szene aus "Der Schüler der Macht" widerspiegelt) voll und ganz für sich zu nutzen.

Fazit: Früher als zumindest ich das damals bei der Erstausstrahlung erwartet hatte, zieht "Die Abenteuer von Brisco County Jr." mit "Die Frau aus der Zukunft" einen Schlussstrich unter die fortlaufende Handlung rund um die Kugeln der Macht, sowie John Bly als großen Widersacher von Brisco. Das ist mindestens so überraschend wie mutig; in einer Zeit, wo im Gegenzug viele Serien klare Status Quo-Änderungen scheuen, und Entwicklungen oftmals viel zu lange vor sich hinschieben, weiß ich diese damalige Entscheidung aber nur noch mehr zu schätzen. Nach einem bereits durchaus gefälligen Auftakt dreht "Die Frau aus der Zukunft" dann insbesondere in der zweiten Hälfte so richtig auf, und bietet mit der Spiegelszene zu "Die Zukunft ruft", dem doppelten Showdown mit Bly, sowie dem Tod von Lord Bowler, drei große hervorstechende Szenen, die mit zum Besten gehören, was "Die Abenteuer von Brisco County Jr." zu bieten hat. Dies macht es auch leichter, über so manche logische Ungereimtheit rund um die Zeitreisen wohlwollend hinwegzusehen. Und am Ende stellt man schließlich die Weichen für die weitere Zukunft der Serie – auch wenn diese dann leider nur mehr von relativ kurzer Dauer sein sollte.

Wertung: 4.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © Warner Bros. Television)







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