Outer Limits - 2x22: Das Urteil
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Episodenbild (c) 20th Century Fox

Originaltitel: The Sentence
Episodennummer: 2x22
Bewertung:
Erstausstrahlung US: 04. August 1996
Erstausstrahlung D: 30. November 1997
Drehbuch: Melissa Rosenberg
Regie: Joseph L. Scanlan
Besetzung: David Hyde Pierce als Dr. Jack Henson, Andrea Roth als Dr. Dana Elwin, Garwin Sanford als Senator Meade, Jan D'Arcy als Senator Sara Watson, Doron Bell als Cory Izacks, Dave 'Squatch' Ward als Giant Convict, Tamsin Kelsey als Dr. Glass, Alexander Boynton als Ex Con, J. Douglas Stewart als Watts, Crystal Verge als Hall, Judith Maxie als Judge, Robyn Driscoll als Detective, Adrien Dorval als Convict #1 u.a.

Kurzinhalt: Dr. Jack Henson hat ein System entwickelt, mit dem er den Strafvollzug revolutionieren will. Er hat eine Simulation erschaffen, die dem Häftling hautnah seinen Gefängnisaufenthalt – zu genau so vielen Jahren, zu denen er verurteilt wurde – durchleben lässt. Dies hat zweierlei Vorteile: Nachdem der Gefangene seine Strafe auf diese Weise abgesessen hat, bietet sich ihm ein zweites Leben, und damit eine neue Chance; er verliert jedoch keine echte Lebenszeit. Der Staat wiederum kann sich auf diese Weise die mehrjährigen Aufenthaltskosten sparen. Mit einer Demonstration hofft er, die eingeladenen Senatoren von seiner Technologie überzeugen zu können. Der erste Fall verläuft auch erfolgreich. Doch bei seinem zweiten Patienten, Cory Izacks, kommt es zu einer verheerenden Fehlfunktion – was daran liegen dürfte, dass dieser jene Tat, für die er verurteilt wurde, tatsächlich nicht begangen hat. Er droht, durch die Behandlung zu sterben, woraufhin sich Dr. Henson in die Simulation einloggt, um ihn zu befreien. Zwar gelingt es ihm, Cory in die Realität zurückzuholen – doch kurz darauf verstirbt dieser. Nun muss sich Jack selbst vor Gericht verantworten – und wird schließlich wegen Totschlags zu lebenslanger Haft verurteilt…


Review (kann Spoiler enthalten): Episodenbild (c) 20th Century Fox "Das Urteil" hat vor allem ein riesiges Problem: Ich denke, ich bin nicht der Einzige, der sofort wusste, dass Dr. Henson in Wahrheit nicht wirklich aus der Simulation zurückgekehrt ist, und sich daher ein Großteil der Episode nur in eben dieser abgespielt hat. Dass man tatsächlich versucht, das als Twist zu verkaufen, hat in meinen Augen überhaupt nicht funktioniert. Das ist insofern schade, als ich es deutlich interessanter und faszinierender gefunden hätte, wenn man mit offenen Karten gespielt hätte. Dann hätten wir uns die ganze Zeit denken können "Ist ja nicht echt", und so wie Dr. Henson bei seinen Patienten zuvor erwartet, dass sich Erleichterung einstellt, als er zurückkehrt – und der Twist wäre vielmehr in seiner tatsächlichen Reaktion bestanden. So hingegen soll man als Zuschauer überrascht und wohl auch erleichtert sein, was in völligem Widerspruch mit seinen Gefühlen steht, ist er doch vielmehr erschüttert, und möchte seine Kreation am liebsten zerstören. Was zumindest für mich nicht nachempfindbar war. Hätte man nicht versucht, uns reinzulegen, wäre das vielleicht anders gewesen.

Der zweite wesentliche Kritikpunkt: Obwohl man uns zeigt, was für eine Hölle er in der Simulation durchlebt, gelang es selbst dieser Erfahrung nicht, mich davon zu überzeugen, dass eine solche Technologie eine schlechte Idee wäre. Wenn überhaupt, würde ich eher argumentieren, dass der Aspekt der Bestrafung in diesem Fall insofern zu kurz kommt, als die Verurteilten eben nicht wirklich Lebenszeit absitzen. Doch so schrecklich das simulierte Gefängnis auch sein mag, die Idee, all diese Jahre nicht wirklich im Gefängnis zu sein, und danach vielmehr eine zweite Chance auf ein neues Leben zu erhalten, wirkt in Verbindung mit den damit einhergehenden Kosteneinsparungen wie eine Win-Win-Situation. Das einzige zulässige Gegenargument ist die mangelnde Möglichkeit einer Berufung und in weiterer Folge Revision des Urteils, da ja eben in Wirklichkeit nur wenige Minuten (oder Stunden?) vergehen, in denen man das gesamte Strafmaß absitzt. Aber selbst da behaupte ich: Tatsächlich mehrere Jahre verlieren, die man nie wieder zurückbekommt, bis das Urteil eben aufgehoben wird, oder lieber eine virtuelle Strafe zur Gänze absitzen; ich weiß echt nicht, wofür ich mich in so einer Situation, auch als Unschuldiger, entscheiden würde (da ich jedoch Lebenszeit für das höchste Gut überhaupt halte, wohl tatsächlich für Letzteres). Und eben darin liegt die Krux von "Das Urteil": Weder habe ich mit Dr. Henson mitgelitten (da mir bewusst war, dass es sich eh "nur" um eine Simulation handelt – was diesen Teil der Episode mit der Zeit doch etwas fad und mühsam machte), noch seine Reaktion nach der Rückkehr in die Realität verstanden. In Verbindung damit, dass zumindest ich hier keine (mir) bekannten Gesichter ausfindig machen konnte, lebt "Das Urteil" somit in erster Linie von der in der Tat faszinierenden Grundidee, sowie der spannenden Umsetzung des von Dr. Hensons sich schuldig fühlenden Geist ersonnenen futuristischen Horror-Gefängnis.

Fazit: Episodenbild (c) 20th Century Fox Die Grundidee hinter "Das Urteil" gefiel mir eigentlich ziemlich gut. Leider ist der Rest der Episode eher damit beschäftigt, zu versuchen, den Zuschauer hereinzulegen – in meinem Fall noch dazu komplett vergeblich – als sich eben dieser zu widmen. Denn abseits der ersten und letzten paar Minuten geht es vielmehr um ein unmenschliches High-Tech-Gefängnis; zwar auch eine nette Idee, die jedoch im Wissen ob des Twists enorm verliert. Neben der vorhersehbaren Wendung am Ende litt "Das Urteil" vor allem auch darunter, dass es der Episode nicht gelingen wollte, mich davon zu überzeugen, dass Dr. Hensons Technologie Teufelswerk. Ich fand die Idee aber selbst am Ende und trotz der zweifellos vorhandenen Schwachstellen (an denen man ja hätte weiterarbeiten können, um sie in weiterer Folge auszumerzen) faszinierend, da man damit auf der einen Seite die Haft als Strafe für die begangenen Taten erhielt, zugleich jedoch dem Verurteilten dafür nicht sein restliches Leben nimmt, sondern vielmehr die Chance für einen Neustart gibt. Insofern stand ich eher auf Seiten des Vor-Urteil- denn des Nach-Urteil-Jacks – was meinem Empfinden nach genau das Gegenteil von dem war, was Melissa Rosenberg mit ihrer Geschichte erreichen wollte.

Wertung: 2 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 20th Century Fox)







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