Die Abenteuer des Brisco County Jr. - 1x01: Die Kugel der Macht
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Episodenbild (c) Warner Bros. Television

Originaltitel: Pilot
Episodennummer: 1x01
Bewertung:
Erstausstrahlung US: 27. August 1993
Erstausstrahlung D: 16. November 1994
Drehbuch: David Simkins, Jeffrey Boam & Carlton Cuse
Regie: Bryan Spicer
Besetzung: Bruce Campbell als Brisco County Jr., Julius Carry als Lord Bowler, Dan Gerrity als Jonah Collier, Christian Clemenson als Socrates Poole, Billy Drago als John Bly, John Astin als Prof. Albert Wickwire, R. Lee Ermey als Brisco County Sr., M.C. Gainey als Big Smith, John Pyper-Ferguson als Peter Hutter, Kelly Rutherford als Dixie Cousins, Anne Tremko als Amanda Wickwire, Stuart Whitman als Randall Thorogood, Rayford Barnes als Sherman Paulson, Paul Brinegar als Francis Killbridge, James Drury als Ethan Emerson, Robert Fuller als Kenyon Drummond, Bert Remsen als Judge, Bill Bolender als Lightning Bill, Charles Noland als Scratchy, Mark Twogood als Vulture Neck, James Hong als Lee Pow u.a.

Kurzinhalt: Wir schreiben das Jahr 1893. Eigentlich ist Brisco County Jr. ausgebildeter Anwalt, diesen Beruf hat er jedoch nun schon länger zugunsten einer weniger brutalen und skrupellosen Profession aufgegeben: Der Kopfgeldjagd. Nun wird er dazu angeheuert, die Mörder seines Vaters zur Strecke zu bringen. Brisco County Sr. war ein erfolgreicher US-Marshall, und Geleitschutz in jenem Zug, der den berüchtigten Gangster John Bly ins Gefängnis bringen sollte. Doch dessen Gang organisierte einen Überfall, mit dem es ihnen gelang, ihren Boss aus der Haft zu befreien – und dabei zugleich Brisco County mit Blei vollzupumpen. Brisco County Jr. und sein Vater hatten sich zuletzt zwar voneinander entfernt, dennoch denkt dieser nicht daran, John Bly und seine Gang für den Mord ungestraft davonkommen zu lassen. Als sein Assistent wird ihm der Anwalt Socrates Poole zur Seite gestellt. Im Zuge ihrer Ermittlungen stoßen sie unter anderem auf die mit einem Mann aus Blys Gang liierte Saloon-Sängerin Dixie Cousins, sowie den Erfinder Professor Albert Wickwire und dessen Tochter Amanda. Zudem müssen sie versuchen, dem konkurrierenden Kopfgeldjäger Lord Bowler mindestens einen Schritt voraus zu bleiben. Als Brisco County Jr. schließlich auf Mitglieder von Blys Gang stößt, gibt er sich als der Gangster Kansas aus – und erfährt, dass es Bly auf einen Zug abgesehen hat, der nicht nur Gold, sondern auch eine geheimnisvolle Kugel mit außergewöhnlicher Macht transportiert…


Review: Episodenbild (c) Warner Bros. Television Im Gegensatz zu einigen anderen 90er-Jahre-Serien, die ich im Zuge meiner Reviews erneut besucht habe – "Farscape", "Space 2063", "SeaQuest", "Earth 2"; allesamt Serien, die ich nicht nur seit der Erstausstrahlung nicht mehr gesehen habe, sondern wo mir noch dazu einige Episoden gefehlt haben – habe ich mir "Die Abenteuer von Brisco County Jr. bereits vor einigen Jahren nochmal vorgeknöpft. Insofern habe ich die Serie, und die einzelnen Episoden, noch relativ gut in Erinnerung. Allerdings: "Die Abenteuer von Brisco County Jr." ist, zumindest in meinen Augen, eine Serie, die man sich immer wieder ansehen kann – weshalb ich mich auch schon wieder darauf freue, sie mir ein weiteres Mal vorzuknöpfen, und diesmal auch zu besprechen. Denn: Was für mich unter anderem den Reiz der Serie ausmacht, ist ihr Zugang, einfach "nur" gute, spaßige, familienfreundliche und unbeschwerte Unterhaltung zu bieten. Nun kann man durchaus argumentieren, dass es solche Serien auch heutzutage gibt – und ich einfach nur im aktuellen TV-Überfluss die falschen (?) Prioritäten setze. Ich finde aber: Eben solche Serien wie "Brisco County Jr." sind in den letzten Jahren, ja Jahrzehnten doch irgendwie zunehmend aus der Mode gekommen. Und gerade auch der wunderbare Pilotfilm machte für mich wieder einmal deutlich, was dabei verloren gegangen ist.

"Die Abenteuer des Brisco County Jr." ist das geistige Kind von Carlton Cuse und Jeffrey Boam. Ersterer ist heutzutage in erster Linie für "Lost" bekannt, dass er zusammen mit Damon Lindelof aus der Taufe hob, während letzterer kurz zuvor das Drehbuch zu "Indiana Jones und der letzte Kreuzzug" beigesteuert hatte. Letzterer erweist sich auch als eine der großen Inspirationsquellen der Serie. Der (spätere) Schriftzug ist ebenso eindeutig an "Indiana Jones" angelegt, wie Stilmittel wie die Reisekarte mit rotem Strich. Ja selbst einzelne Szenen – wie die schnelle Alterung des Bösewichts – erinnern teilweise direkt an das dritte Indy-Abenteuer. Und das mit dem Jr. war möglicherweise auch kein Zufall. Andererseits ergeben sich gewisse Parallelen insofern schon zwangsläufig, als beide – "Indiana Jones" und "Brisco County Jr." – die Serials der 30er und 40er zum Vorbild haben; jene Kino-Kurzfilme, die vor dem Hauptfilm gezeigt wurden, und die üblicherweise in einem Cliffhanger mündeten. "Brisco County Jr." trägt diesen nicht nur vom Konzept her Tribut, sondern auch den fast ständigen Cliffhangern vor der Werbeunterbrechung, sowie den Kapiteleinblendungen. Weitere offensichtliche Inspirationsquellen sind "The Wild Wild West" – wo das Western-Genre mit Science Fiction-Elementen verbunden wurde – sowie "Zurück in die Zukunft III". Letzteres zeigt sich besonders deutlich bei der Figur von Professor Wickwire, der ganz offensichtlich an Doc Brown angelehnt ist. Die letzte entscheidende Zutat ist dann eine ordentliche Portion Humor. Einzelne Elemente, wie z.B. das mit der auf einem Felsen aufgemalte Landschaft, haben dabei fast schon cartoon-artigen Charakter (Wile E. Coyote und Road Runner lassen grüßen), überwiegend ergibt sich der Humor aber aus den Figuren, den Situationen, und insbesondere den mit zahlreichen Witzen angereicherten Dialogen.

Episodenbild (c) Warner Bros. Television Bruce Campbell mag in erster Linie als Ash Williams aus den "Evil Dead"-Filmen (sowie der nachfolgenden Serie) bekannt sein, und zweifellos ist das die Rolle seines Lebens. Ähnlich wie Denny Crane bei William Shatner landet Brisco County Jr. für mich bei ihm aber auf einem knappen zweiten Platz. In jedem Fall erweist er sich aber bereits im Pilotfilm als die Idealbesetzung für die Rolle. Bruce Campbell ist ein ungemein charismatischer Darsteller – und genau das braucht man einfach für so eine Figur. Darüber hinaus hat er auch das nötige komödiantische Talent, um auch diesen Teil seiner Rolle – bzw. der Serie – effektiv rüberzubringen. Und trotz allen Humors sowie der Ausstrahlung ist er eben auch ein wirklich guter Schauspieler, der auch in den – wenigen – ernsten Momenten, wie z.B. am Ende am Grab seines Vaters, überzeugt. Aber auch das Zusammenspiel mit seinen Co-Stars ist größtenteils gelungen, angefangen beim erotischen Knistern zwischen ihm und Kelly Rutherford, der klassischen Buddy-Dynamik mit Julius Carry, oder auch Christian Clemenson als klassischer "straight man". Einzig mit der in ihrer Rolle generell etwas glücklosen Anne Tremko wollte es nicht so recht klappen – weshalb Amanda Wickwire, obwohl man sie hier sehr eindeutig als klassischen romantic interest einführt, nach dem Pilotfilm in der Versenkung verschwinden sollte.

Von ihr abgesehen weiß die Besetzung aber auch abseits des Zusammenspiels mit Bruce Campbell zu gefallen. Christian Clemenson spielt seinen doch eher ernsten Anwalt ebenso gut, wie Julius Carry den konkurrierenden Kopfgeldjäger Lord Bowler. John Astin – in erster Linie als Gomez aus der Serie "Die Addams Family" bekannt – brilliert als (wie gesagt eindeutig an Christopher Lloyds Doc Brown angelehnte) verrückter Wissenschaftler Professor Wickwire. Kelly Rutherford bringt genau die nötige verruchte Ausstrahlung für ihre Dixie Cousins mit, um den Fernseher in ihren Szenen zum Glühen zu bringen. Und dann ist da noch Billy Drago, der hier als John Bly einen wirklich großartigen Bösewicht abgibt. Mit M.C. Gainey und John Pyper-Ferguson finden sich dann noch zwei weitere (genre-)bekannte Gesichter in seiner Gang, während der unvergleichliche James Hong einen kleinen Gastauftritt als Lee Pow absolviert, und der unvergessene R. Lee Ermey in die Rolle von Brisco County Sr. schlüpft. Neben der Besetzung machen auch Inszenierung, Produktion und insbesondere die Musik einen sehr guten Eindruck. Randy Edelman gibt dem Titelhelden ein markantes, eingängiges Hauptthema mit auf dem Weg, welches man nach dem Pilotfilm unweigerlich vor sich hersummen wird. Die Kombination aus all diesen Elementen macht "Die Kugel der Macht" dann schließlich zu einem weiteren hervorragenden Pilotfilm der 90er (die für mich irgendwie das goldene Zeitalter eben dieser sind), wobei man eben diese zeitliche Herkunft der Serie auch am hier verfolgten Zugang anmerkt: Grundsätzlich erzählt "Die Kugel der Macht" eine in sich geschlossene Geschichte, lässt jedoch zugleich mit John Bly, dem die Flucht gelingt, sowie der ominösen Kugel der Macht auch ein paar Handlungsstränge für die Zukunft offen. Damit folgt man dem in den 90ern zunehmend populären Muster, welches zuvor von u.a. "Babylon 5" und "Akte X" etabliert wurde – und welches für mich überwiegend nach wie vor das Optimum im Serienbereich darstellt. Insofern finde ich es schade, dass heutzutage entweder das eine – voneinander völlig unabhängige Geschichten – oder das andere – eine durchgehende, fortlaufende Handlung – dominiert, diese Zwischenform jedoch überwiegend in Vergessenheit geraten ist. Auch dies trägt für mich zum (Retro-)Charme von "Die Abenteuer des Brisco County Jr." bei.

Fazit: Episodenbild (c) Warner Bros. Television "Die Kugel der Macht" reiht sich nahtlos in die Reihe der großartigen Pilotfilme der 90er (u.a. "Stargate", "Space 2063", "SeaQuest" und "Star Trek: Voyager") ein. Der Auftakt von "Die Abenteuer des Brisco County Jr." schafft es gleichermaßen, die sympathischen Figuren vorzustellen, das reizvolle Setting zu etablieren, sowie eine unterhaltsame Geschichte zu erzählen. Der Mix aus Western- und Science Fiction-Elementen fand ich dabei ebenso gelungen, wie die ordentliche Dosis Witz, mit der das Geschehen hier serviert wird. Bruce Campbell ist zudem mit seinem Humor und Charisma für die Titelrolle die Idealbesetzung – wobei sich der Cast generell sehen lassen kann. Die deutlichen Anleihen an "Indiana Jones" und "Zurück in die Zukunft III" (sowie natürlich "The Wild Wild West", aber zu der Serie habe ich persönlich keinen Bezug) werten die Serie bzw. den Pilotfilm dann ebenso auf, wie die hohe Produktionsqualität, sowie die grandiose Musik. Vor allem aber bietet "Die Kugel der Macht" eine Art von unbeschwerter Unterhaltung, wie sie mir in der heutigen Zeit doch vergleichsweise in Vergessenheit geraten zu sein scheint. Nicht zuletzt auch dies trägt für mich enorm viel zum zeitlosen Charme der Serie bei, der für mich auch bei meiner mittlerweile dritten Sichtung der Abenteuer von Brisco County Jr. nichts an Wirkung eingebüßt hat.

Wertung: 4.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © Warner Bros. Television)







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