House of the Dragon - 1x01: Die Erben der Drachen
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Episodenbild (c) HBO

Originaltitel: The Heirs of the Dragon
Episodennummer: 1x01
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 21. August 2022 (HBO)
Erstausstrahlung D: 21. August 2022 (Sky)
Drehbuch: Ryan J. Condal
Regie: Miguel Sapochnik
Besetzung: Paddy Considine als Viserys I Targaryen, Matt Smith als Daemon Targaryen, Emma D'Arcy als Princess Rhaenyra Targaryen, Rhys Ifans als Ser Otto Hightower, Steve Toussaint als Lord Corlys 'The Sea Snake' Velaryon, Eve Best als Princess Rhaenys Targaryen, Matt Carver als Laenor Velaryon, Sonoya Mizuno als Mysaria, Fabien Frankel als Ser Criston Cole, Milly Alcock als Princess Rhaenyra Targaryen, Emily Carey als Lady Alicent Hightower, Graham McTavish als Ser Harrold Westerling, Sian Brooke als Aemma Arryn, David Horovitch als Grand Maester Mellos, Bill Paterson als Lord Lyman Beesbury, Gavin Spokes als Lord Lyonel Strong u.a.

Kurzinhalt: Seit Jahren hofft Viserys Targaryen der Erste, König von Westeros, auf einen männlichen Erben. Bislang hat ihm seine Frau jedoch, trotz mehrmaliger Versuche, nur eine Tochter geschenkt; die anderen Kinder sind erst gar nicht zur Welt gekommen. Nun ist sie wieder – und laut ihrer eigenen Aussage zum letzten Mal, denn noch einmal will sie sich diese Tortur nicht antun – schwanger, und wird in Kürze ein hoffentlich gesundes Kind zur Welt bringen. Viserys ist davon überzeugt, dass es sich diesmal um einen Sohn handelt, und lässt dieses Ereignis mit einem großen Turnier feiern, zu dem alle Häuser von Westeros eingeladen sind. Auch sein Bruder Daemon, dem die Leitung der Nachtwache übertragen wurde, nimmt an diesem Teil – während Viserys Tochter Rhaenyra und Lady Alycent das blutige Spektakel von der Loge aus betrachten. Dann jedoch erhält der König schreckliche Nachrichten: Bei der Geburt kommt es zu einer Komplikation. Man hätte vielleicht eine Chance, entweder seinen Sohn oder seine Frau zu retten – aber nicht beide. Schweren Herzens entscheidet sich Viserys für das Kind – jedoch vergeblich, verstirbt dieser doch schon nach wenigen Stunden. Nun drängt sein Rat darauf, dass er im Hinblick auf die Erbfolge eine Entscheidung fällt…


Review: Episodenbild (c) HBO Wie letztes Jahr in meinem ersten Review zu "Die Ringe der Macht" erwähnt, war meine Vorfreude auf "House of the Dragon" nicht allzu groß – weshalb ich mir auch recht lange damit Zeit gelassen habe, mir die erste Staffel vorzuknöpfen. Auch wenn die Folgen der letzten beiden "Game of Thrones"-Staffeln grundsätzlich solide Wertungen von mir erhalten haben, hinterließ das Ende der Geschichte – zumindest im Fernsehen (bei den Büchern werden wir es ja aller Voraussicht nach ohnehin nie erfahren) – einen überaus bitteren Nachgeschmack, der für mich eine der bis dahin besten Serien aller Zeiten im Nachhinein doch ordentlich ruiniert hat. Weshalb ich nach wie vor eigentlich kein Interesse daran habe, sie mir nochmal anzusehen. Dabei sei nochmal erwähnt, dass es weniger um das "was" geht, als das "wie". Man kann Daenerys schon verrückt werden und Kings Landing und alle Bewohner niederbrennen lassen – aber dann muss man das einfach besser vorbereiten. So hingegen kam es aus dem Nichts, und wirkte aufgesetzt und erzwungen. Die zweite Hälfte von "Der Eiserne Thron", inklusive der für mich nicht nachvollziehbaren Entscheidung, Bran auf den Thron zu setzen, machte es dann um nichts besser.

Aber lassen wir's gut sein, und konzentrieren uns auf den Auftakt zur Ableger- bzw. Prequel-Serie "House of the Dragon", die auf dem Buch "Fire and Blood" von J.R.R. Martin basiert. Dabei handelt es sich nicht um einen Roman, sondern einen historischen Text (ein bisschen so wie die Anhänge von "Der Herr der Ringe"), der die Geschichte der Targaryen-Dynastie über mehrere Generationen und Jahrhunderte aufrollt. Insofern wird sich natürlich auch die darauf basierende Serie vom Zugang und der Erzählweise her stark von "Game of Thrones" unterscheiden. Das zeigt sich dann sogleich auch schon zu Beginn, wo wir zum ersten Mal einen Voice Over-Kommentar – in diesem Fall von der erwachsenen Rhaenyra – hören; ein Stilmittel, welches es beim Vorgänger/Original nicht gegeben hat. Im ersten Moment hat mich dies ebenso ein bisschen irritiert, wie das Fehlen eines klassischen Intros – welches bei "Game of Thrones" ja schon irgendwie immer ein besonderes Highlight war. Andererseits spielt das Geschehen hier – zumindest vorerst – ja ausschließlich in King's Landing, insofern wäre man mit einer solchen Karte nicht weit gekommen. Generell muss ich sagen, bin ich nach diesem Auftakt erstmal noch ein bisschen skeptisch, ob es dem Ableger gewinnen wird, den großartigen ersten sechs Staffeln des Originals das Wasser zu reichen. Trotz der teils euphorischen Reaktionen im Netz (aber auch meinem Freundeskreis), bleibe ich nach dem Auftakt diesbezüglich erstmal noch etwas skeptisch. Irgendwie fehlen mir hier (noch?) ein bisschen die unterschiedlichen Fraktionen mit ihren individuellen Zielen und Intrigen. Generell war "Game of Thrones" gleich zum Auftakt um einiges "weiter", als das im direkten Vergleich sehr fokussiert wirkende "Die Erben der Drachen". Mit dem Mord der Hand des Königs hatte "Der Winter naht" zudem gleich zu Beginn einen effektiven Köder zu bieten, mit dem mich die Serie praktisch von der ersten Minute an am Haken hatte – und steigerte sich daraufhin zum Herzschlagfinale mit der Offenbarung des inzestösen Verhältnisses von Cersei und Jamie Lannister, sowie Brans Fenstersturz. Ähnlich hervorstechende Momente ließ "Die Erben der Drachen" erstmal noch vermissen.

Episodenbild (c) HBO Darüber hinaus fehlt mir momentan leider auch noch eine Identifikationsfigur und/oder ein Sympathieträger. In "Game of Thrones" war man eigentlich sofort auf Seite der Starks, und hatten es mir insbesondere Ned und Arya rasch angetan. Aber auch Tyrion hinterließ bei mir sofort Eindruck. In negativer Hinsicht war das dort wiederum ziemlich rasch mit Joffrey der Fall. Ähnliche Gefühle, egal ob nun positiver oder negativer Natur, wollte mir die Figurenriege aus "Die Erben der Drachen" leider vorerst noch nicht entlocken. Wohl nicht zuletzt auch deshalb ließ mich das Geschehen hier leider erstmals noch ziemlich kalt, und konnten selbst so offenkundig schockierend gedachte Momente wie die Geburtsszene die gewünschte Wirkung bei mir leider nicht entfalten. Die Produktionsqualität ist zwar grundsätzlich sehr hoch – nicht zuletzt das Turnier zeigt im direkten Vergleich mit "Krüppel, Bastarde und Zerbrochenes", wie viel sich in den dazwischenliegenden zehn(+) Jahren im TV-Bereich getan hat (und wirkte auf mich fast wie die direkte Antwort auf die damaligen Kritiker, welche die betreffende Umsetzung dort belächelt hatten) – steht für mich aber definitiv nicht auf einer Stufe mit "Die Ringe der Macht". (Auch) diesbezüglich hat der direkte Konkurrent für mich, zumindest im direkten Vergleich der ersten beiden Episoden, die Nase vorn.

Nun klingt das insgesamt schon wieder negativer als es war – soll aber halt verdeutlichen, dass es "House of the Dragon" vorerst noch nicht gelingen wollte, in mir ähnliche Begeisterung zu wecken wie "Die Ringe der Macht" (und das nicht nur im Hinblick auf die Produktionsqualität). Trotzdem wurde ich von "Die Erben der Drachen" soweit gut unterhalten. Einen großen Anteil daran hat sicherlich die wieder hochkarätige Besetzung. Vor allem Matt Smith in der Rolle von Daemon halte ich geradezu für einen Geniestreich. Aber auch Paddy Considine und Rhys Ifans stachen hervor. Von Milly Alcock bin ich indes vorerst noch nicht ganz so begeistert, was aber wohl der Tatsache geschuldet sein dürfte, dass man sie optisch stark an Daenerys angelehnt hat, und sie im Vergleich mit Emilia Clarke aus meiner Sicht (vorerst noch?) den Kürzeren zieht. Das Turnier hat mich zwar, so groß es auch gewesen sein mag, jetzt nicht wirklich mitgerissen, die betreffenden Szenen bestachen aber nicht zuletzt mit der aus "Game of Thrones" ja wohlbekannten Brutalität (bei der man aus meiner Sicht im Vergleich zum Vorgänger sogar nochmal eins draufsetzte). Generell gab es durchaus ein paar starke Momente, wobei diesbezüglich insbesondere die Geburt hervorstach. Aber auch einzelne Anspielungen auf die "Nachfolgeserie" stachen mir positiv ins Auge (bzw. im Falle des zarten Anspielens des Hauptthemas, auch ins Ohr). Und nicht zuletzt die Erwähnung der Bedrohung, die im Norden lauert, fand ich interessant; da es deutlich macht, dass die Targaryens – auch wenn dies später offensichtlich zunehmend in Vergessenheit geriet (siehe ja auch Dany, die von Jon erst von der Existenz der White Walker überzeugt werden musste) – nicht nur aus reiner Machtgier an den Thron festhielten, sondern weil sie es fürs Überleben der Zivilisation von Westeros als notwendig erachten, dass alle Länder vereint sind, um sich dieser Gefahr zu stellen. Hätte man dieses Element in "Game of Thrones" übernommen und die Handlung umgestellt (sprich, zuerst King's Landing einnehmen, und dann in Richtung Mauer ziehen), hätte Dany genau jene nachvollziehbare Motivation – durchaus auch für ihren "Auszucker" – gehabt, dessen Fehlen mir die Serie so verdorben hat. Ewig schade.

Fazit: Episodenbild (c) HBO Sowohl im Vergleich zum direkten Konkurrenten "Die Ringe der Macht" als auch dem Original "Game of Thrones" zieht der Serienauftakt zum Prequel/Ableger "House of the Dragon" für mich leider doch recht deutlich den Kürzeren. Wo es "Der Winter naht" mit dem Mord an der Hand des Königs praktisch auf Anhieb gelang, mein Interesse zu wecken, ich binnen der ersten Stunde bereits eine enge Bindung zu einigen Figuren aufbaute, und die Erzählung dann schließlich mit Brans Fenstersturz in einer denkwürdigen Szene mündete, plätscherte die Handlung bei "Die Erben der Drachen" doch erstmal recht gemächlich vor sich hin. Zwar war das alles nett anzusehen, ist vor allem im Vergleich der beiden Turniere die höhere Produktionsqualität im Vergleich zu den ersten Staffeln des "Vorgängers" unverkennbar, macht die Besetzung einen sehr guten bis großartigen Eindruck, und gab es einzelne hervorstechende, starke Momente (insbesondere die Geburt). Und zugegebenermaßen ist die Ausgangssituation – mit dem geschassten Bruder, der dies zweifellos nicht einfach so akzeptieren wird – nicht unspannend. So richtig mitgerissen hat mich die erste "House of the Dragon"-Stunde aber (erstmal noch?) nicht.

Wertung: 3 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2022 HBO)








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