The Last of Us - 1x03: Liebe mich, wie ich es will
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Episodenbild (c) HBO

Originaltitel: Long, Long Time
Episodennummer: 1x03
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 29. Januar 2003 (HBO)
Erstausstrahlung D: 30. Januar 2003 (Sky)
Drehbuch: Craig Mazin
Regie: Peter Hoar
Besetzung: Pedro Pascal als Joel Miller, Anna Torv als Theresa 'Tess' Servopoulos, Nick Offerman als Bill, Murray Bartlett als Frank, Kevin Sateri als Infected in Cellar, Marcus Aurelio als Infected at Fence, Rumbie Muzofa als Mother u.a.

Kurzinhalt: Joel ist es gelungen, Ellie sicher aus Boston zu schaffen – hat dabei aber Tess verloren. Ein Verlust, der offensichtlich an ihm nagt. Trotzdem setzen die beiden ihre Reise fort. Joel hofft, sich von einem Bekannten ein Auto leihen zu können, um die Reise schneller – und sicherer – als zu Fuß zu bewältigen. Besagter Bekannter ist der Überlebenskünstler Bill. Diesem gelang es zwanzig Jahre zuvor, sich vor den Truppen des Militärs zu verstecken, die ausnahmslos alle Bewohner des Orts evakuieren – obwohl für alle Nicht-Infizierten in der Quarantänezone nicht genug Platz war, weshalb einige von ihnen auf dem Weg dorthin kaltblütig erschossen wurden. Bill hingegen richtet sich in den darauffolgenden Jahren ein sicheres und halbwegs gemütliches Heim ein. Bis eines Tages ein umherwandernder Überlebender, Frank, in eine seiner Fallen tappt. Widerwillig – fürchtet er doch, es könnte sich um einen Plünderer handeln – lädt er Frank zu sich nach Hause ein. Aus dem geplanten eintägigen Aufenthalt entwickelt sich schließlich eine tiefempfundene Liebe. Doch wie lange kann diese in einer derart gefährlichen und trostlosen Welt andauern?


Review: Episodenbild (c) HBO Die ersten Momente von "Liebe mich, wie ich es will" sind Joels Trauer um Tess gewidmet. Grundsätzlich gelungen, ich fand es aber etwas schade, dass diese Szene letztendlich mehr dafür tat, uns die Liebe der beiden zueinander zu zeigen, als die beiden Folgen davor zusammengenommen. Ganz stark fand ich aber in jedem Fall Ellies "Don't blame me for something that isn't my fault". Sehr Ehrlich – aber auch mutig, dies ihrem Retter so kurz nach diesem schweren Verlust so direkt zu sagen. Durchaus nahe ging mir dann auch die Offenbarung der Leichen auf dem Weg zu Bills Haus. Dass man vor zwanzig Jahren nicht genug Platz in den Quarantänezonen hatten, und deshalb auch gesunde, nicht infizierte Personen kaltblütig erschossen wurden – in der Hoffnung, die Pandemie so eindämmen zu können – war wirklich finster. Ein Moment, dessen Wirkung durch die großartige Überblendung zum Flashback, wo wir die Frau mit ihrem Baby auf den Armen dabei sehen, wie sie in den Militärtruck steigt, noch einmal deutlich gesteigert wurde.

Das – im wahrsten Sinne des Wortes – Herzstück von "Liebe mich, wie ich es will" war aber natürlich der darauffolgende, ausgedehnte Flashback rund um Bill und Frank (wo die Episode meine anfängliche Skepsis – meinte ich doch erst im Review zu "Infiziert", dass ich jetzt eigentlich nicht hoffe, dass bei "The Last of Us" diese Rückblenden zur Gewohnheit werden, Lügen strafte). Was sich hier in der darauffolgenden knappen Stunde entspinnt, war stellenweise wirklich herausragend – und begeisterte mich nicht zuletzt auch insofern, als ich so eine Geschichte bei einer Serie wie "The Last of Us" nie im Leben erwartet hätte. Dabei beginnt es noch relativ verhalten, und auf meiner Seite auch abseits des Flashbacks insofern mit Skepsis, als ich Bill zu Beginn nicht wirklich einordnen konnte. Sein Keller offenbart ihn als Waffennarr, und vermeintlich schwurbelnden "Survivalist" – was jetzt im ersten Moment nicht gerade meine Sympathien weckte (man möge mir den Exkurs verzeihen: Tatsächlich hatte ich hier im ersten Moment einen Flashback zum ersten COVID-Lockdown, und wie in den Supermärkten Klopapier und Mineralwasser geplündert wurden – und erinnerte mich noch gut daran, wie ich das auf der einen Seite belächelte, mir jedoch zugleich dachte: Wäre es nicht absolut kacke, wenn sich herausstellt, dass diese Spinner Recht haben, und dann als einzige von der Menschheit überbleiben?!). In den darauffolgenden Minuten sollte sich dieser erste Eindruck dann aber erfreulicherweise um 180° drehen. Zuerst einmal besticht "Liebe mich, wie ich es will" damit, wie es ihr gelang, dass sich Bills eigenes Misstrauen im Hinblick auf Frank auch auf mich als Zuschauer übertrug. Letztendlich entsteht aus dieser noch sehr vorsichtigen ersten Begegnung jedoch eine wunderschöne Liebesgeschichte vor dem Hintergrund der Apokalypse.

Episodenbild (c) HBO Getragen von phänomenalen schauspielerischen Leistungen von Murray Bartlett und (mehr noch) Nick Offerman, schaffte es "Liebe mich, wie ich es will" somit rasch, mich mit diesem Paar mitfühlen, mitfiebern (insbesondere beim Angriff der Plünderer) und in weiterer Folge dann auch mitleiden zu lassen. Denn: Diese wunderschöne, zärtliche Liebesgeschichte zwischen den beiden mündet letztendlich in einem tragischen Finale, als Frank, von seiner Krankheit (ALS?) schwer gezeichnet, Bill um einen letzten schönen Tag bittet – an dessen Ende er von ihm mit Schlafmitteln im Wein für immer in den Armen seines Geliebten einschlafen will. Die betreffende Montage ist mit Max Richters "On the Nature of Daylight" hinterlegt, was zugleich insofern so ziemlich mein einziger Kritikpunkt an "Liebe mich, wie ich es will" ist, als dieses besondere (wenn auch in der Tat wunderschöne und sehr gefühlvolle) Stück Musik in den letzten Jahren doch etwas gar inflationär eingesetzt wurde ("Arrival", "Castle Rock" – und ursprünglich natürlich "Shutter Island"). Trotz dieses kleinen Mankos waren der letzte Tag und der letzte Abend aber ungemein berührend; und auch der nachfolgende Epilog mit Joel und Ellie war wunderbar; insbesondere natürlich das Lied auf der Kassette, welche die Episode auf wunderbare Art und Weise abschloss.

Fazit: Ich gebe zu, mit einer Episode wie "Liebe mich, wie ich es will" hätte ich bei "The Last of Us" nie gerechnet – und in diesem Fall ist das absolut als Kompliment gemeint. Als nach einem noch relativ gewöhnlichen (wenn auch ebenfalls schon gelungenen) Beginn auf einmal in die Vergangenheit geschwenkt wurde, verdrehte ich zwar kurz die Augen – bin ich doch eigentlich kein Freund (mehr) von solchen ständigen Flashbacks. Mit der dort dann erzählten Geschichte belehrte mich "Liebe mich, wie ich es will" dann jedoch rasch eines Besseren. Wie man hier vor dem Hintergrund des Weltuntergangs eine ungemein gefühlvolle Liebesgeschichte erzählt, war einfach nur meisterlich, angefangen bei der Art und Weise, wie es gelang, mich bei ihrem Kennenlernen Bills Skepsis und Misstrauen nachfühlen zu lassen, über die fantastischen Performances von Nick Offerman und Murray Bartlett, bis hin zum tragisch-emotionalen Ausgang des Geschehens. Der abschließende Besuch von Joel und Ellie rundete die Story dann auf wunderbare Art und Weise ab. Einzig: Für die Montage ihres letzten gemeinsamen Tages hätte ich eine andere Musikauswahl vorgezogen; nicht etwa, weil es nicht gepasst hätte, sondern weil dieses spezifische Stück in den letzten Jahren schon etwas gar oft verwendet wurde. Trotz dieses kleinen Schönheitsfehlers war "Liebe mich, wie ich es will" aber eine großartige Folge, die für mich im Hinblick auf die Serie ein Potential offenbarte, welches ich im Vorfeld bei ihr – allen Lobeshymnen zum Trotz – nie und nimmer vermutet hätte.

Wertung: 4.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2023 HBO)








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