Star Trek: Picard - 3x02: Abgezogen
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Episodenbild (c) Amazon

Originaltitel: Disengage
Episodennummer: 3x02
Bewertung:
Erstausstahlung USA: 23. Februar 2023 (Paramount+)
Erstausstahlung D: 24. Februar 2023 (Amazon Prime/Paramount+)
Drehbuch: Christopher Monfette & Sean Tretta
Regie: Doug Aarniokoski
Besetzung: Patrick Stewart als Jean-Luc Picard, Jonathan Frakes als William T. Riker, Gates McFadden als Beverly Crusher, Jeri Ryan als Seven of Nine, Michelle Hurd als Raffaela Musiker, Ed Speleers als Jack Crusher, Michael Dorn als Worf.
Gastdarsteller: Todd Stashwick als Liam Shaw, Amanda Plummer als Vadic, Aaron Stanford als Sneed, Ashlei Sharpe Chestnut als Sidney La Forge, Randy J. Goodwin als Jae Hwang, Robert G. Morgan als Fenris Ranger, Stephanie Czajkowski als Lt. T'Veen, Joseph Lee als Lt. Mura, Chad Lindberg als Ensign Foster, Jin Maley als Ensign Esmar, Tiffany Shepis als Dr. Ohk, Amy Earhart als Eleos/Titan Computer, Adam Hunter als Security Officer, Naymon Frank als Guard, Grace Lee als La Sirena Computer u.a.


Kurzinhalt: Jean-Luc Picard und Will Riker haben das Schiff von Beverly Crusher ausfindig gemacht – und wurden von einem jungen Mann empfangen, der sich als ihr Sohn Jack vorstellt. Beverly selbst befindet sich nach ihren schweren Verletzungen im Kälteschlaf. Man ist gerade dabei, sie auf das Shuttle zu schaffen, als ein fremdes Schiff angreift. Nur mit Hilfe der U.S.S. Titan gelingt es, zu verhindern, dass sie in die Hände der Piratin Captain Vadic fallen. Diese ist – für alle überraschenderweise – eigentlich nur an Jack Crusher interessiert. Captain Shaw, der in der Rettung von Picard & Co. eh schon über seinen Schatten gesprungen ist, sieht keinen Grund, den Jungen nicht an Vadic auszuliefern. Schon gar nicht, als falls er sich weigert die Zerstörung seines Schiffes und der Tod seiner Crew droht – ist Vadics Schiff der Titan doch deutlich überlegen. Nachdem Vadic eine Stunde Bedenkzeit gegeben hat, gibt er nun dementsprechend Jean-Luc Picard eine halbe Stunde Zeit, um einen Grund zu finden, warum er Jack Crusher nicht ausliefern sollte. Währenddessen setzt sich Raffi über den Befehl ihres Kontaktmanns hinweg, und setzt ihre Untersuchung bezüglich des terroristischen Angriffs auf eine Einrichtung der Sternenflotte fort…

Review (kann Spoiler enthalten): Episodenbild (c) Amazon Ha! Als hätte ich's nicht schon geahnt. "Abgezogen" fand ich leider deutlich schlechter als den Staffelauftakt, wobei sich meine Enttäuschung zumindest insofern in Grenzen hielt, als ich wie gesagt trotz meiner vorsichtigen Begeisterung mit "Die nächste Generation" meine Erwartungshaltung angesichts meiner Erfahrung mit den ersten beiden "Picard"-Staffeln ganz bewusst in Schach hielt – was sich hier nun bezahlt machte. Das beginnt schon bei der Gegenspielerin. Auf dem Papier gefällt mir die Idee, Amanda Plummer hier in die Fußstapfen ihres Vaters treten zu lassen, ja eigentlich ausgesprochen gut. Dieser lieferte einst als General Chang den Gegenspieler für das letzte große Abenteuer der Original-Crew, sie soll nun für die nächste Generation die gleiche Funktion erfüllen. Leider aber konnte ich mit der Umsetzung nicht wirklich etwas anfangen, denn an Captain Vadic hat für mich bedauerlicherweise so gut wie gar nichts funktioniert. Ich fühlte mich auf unangenehme Art an Andrew Scotts Moriarty aus "Sherlock" erinnert. Nicht, dass die beiden Figuren viel miteinander gemein hätten, aber auch dort setzte man auf eine eher unkonventionelle Interpretation eines Bösewichts. Und da wie dort hat es für mich einfach nicht funktioniert. Ich fand sie in keinster Weise bedrohlich, vielmehr hat sie mich genervt.

Aber auch alles rund um ihr superfortschrittliches, wahnsinnig mächtiges und mit experimentellen Superwaffen ausgestattetes Schiff überzeugte mich nicht wirklich. Man sollte meinen, dass die glorreiche Föderation mit ihren vielen Welten, ihrem Wissen und ihren -schaftlern eigentlich so ziemlich in allen technologischen Belangen an vorderster Front dabei wären, stattdessen werden sie hier von einer Piratin ausgestochen. Ja, klar. Bei einem mächtigen, feindlichen Reich oder einem komplett neuen Volk könnte ich das deutlich leichter akzeptieren, als in diesem Fall. Weiters: Kann mir bitte jemand erklären, warum diese Kapitänin mit ihrem überlegenen Schiff ihnen eine ganze Stunde Bedenkzeit geben sollte?! Damit sie sich einen Weg einfallen lassen können, sie auszutricksen? Sorry, aber das ist doch lächerlich. Apropos lächerlich: Waren die echt unfähig, einem langsam auf sie zutrudelnden Schiff auszuweichen? Ein Kompliment für die am Steuer sitzende Sidney La Forge war das ja nicht gerade. Sehr einfallslos war natürlich auch die Lösung am Ende, wo sich die Titan in den nächstgelegenen Nebel flüchtet. "Der Zorn des Khan" lässt grüßen – wobei man das Manöver auch schon bei TNG angebracht hat, nämlich als die Enterprise (D) in "In den Händen der Borg" vor den Borg flüchtete. Einfallsreich ist das ja nun wirklich nicht. Und natürlich, die Ähnlichkeiten der Jack-Handlung im Vergleich zur David/Kirk-Situation – auch wenn dieser von seinem Sohn wusste – hilft auch nicht gerade. Wobei ich auch gleich sagen muss, von diesem Kritikpunkt abgesehen war alles rund um Jack Crusher noch mit das Beste an "Abgezogen". So gefällt mir, dass man das Spielchen rund um seine Identität nicht lange aufrecht erhielt; immerhin hatten wir wohl alle am Ende der letzten Folge im Hinblick auf die Identität seines Vaters einen starken Verdacht. Statt das ewig hinauszuzögern, darf Will diesen teilen, Jean-Luc darauf ansprechen – und wird das Rätsel hier auch gleich gelöst. Dies noch dazu in der mit Abstand stärksten Szene der Folge, als sich Beverly und Jean-Luc stumm verstehen. Das war von beiden phantastisch gespielt.

Episodenbild (c) Amazon Leider gibt es dann aber auch noch einen entscheidenden letzten Kritikpunkt, und das ist die Raffi-Storyline, die sich für mich bislang echt wie ein Fremdkörper anfühlt (auch wenn ich mir sicher bin, dass sich in weiterer Folge ein Bezug zwischen beiden Handlungssträngen ergeben wird). Ich fand alles rund um ihre Ermittlungen leider nicht im Geringsten interessant, und hoffte einfach immer nur, dass wir möglichst bald wieder zu Picard und Riker rüberschwenken. Was der Storyline auch überhaupt nicht half, war die dämliche Szene mit ihrem Exmann, wo dieser sie zu einer Entscheidung zwingt. Das war einfach nur lächerlich und konstruiert. Sehr schockiert war ich zudem, zu erfahren, dass Raffi – so man Sneed glauben kann – nicht einfach nur für den Geheimdienst arbeitet, sondern vielmehr gleich für Sektion 31. Waren die bislang nicht die Bösen? Versucht man hier nun echt verkrampft, sie zu Helden zu stilisieren, möglicherweise, um der schon lange gerüchteweise herumschwirrenden "Sektion 31"-Serie den Weg zu ebnen? Und dann ist scheinbar nicht einfach nur Raffi Teil dieser Organisation, sondern auch Worf?! Sorry, aber das ist für mich so, als würde James Bond auf einmal für Spectre arbeiten. So schön konnte das (hier erstmal noch überaus kurze) Wiedersehen mit Michael Dorn (welches aber ohnehin von der unnötig brutalen Einlage rund um die Enthauptung noch einmal zusätzlich getrübt wurde) gar nicht sein, als dass es meine Enttäuschung darüber hätte mildern können.

Fazit: Als hätte ich es nicht schon geahnt, hat "Abgezogen" leider meine im Review zu "Die nächste Generation" geäußerte Befürchtung, dass auch die dritte Staffel dem Muster der ersten beiden folgen und nach einem starken und vielversprechenden Auftritt deutlich abzufallen, erstmal bestätigt. Zwar gab es auch hier wieder durchaus positive Elemente. So gefiel mir, dass man im Hinblick auf Jack Crusher nicht lange um den heißen Brei herumredet. Wunderschön war vor allem der Moment, wo diese Vermutung in einer stillen Szene zwischen Beverly und Jean-Luc, nur dank ihrer Mimik, bestätigt wurde. Begeistert bin ich zudem nach wie vor von Stephen Bensons Musik (diesmal u.a. mit starkem "Nemesis"-Einschlag, sowie der Reaktivierung von Goldsmiths Klingonen-Thema). Und auf effekttechnischer Ebene gibt es auch nichts zu mäkeln. Auf dem Papier hätte ich mich zudem über die Idee gefreut, Amanda Plummer in die Fußstapfen ihres Vaters treten und eine "Star Trek"-Bösewichtin spielen zu lassen. Leider aber konnte ich mit ihrer Darstellung hier überhaupt nichts anfangen. Sehr einfallslos war natürlich auch die Flucht in den Nebel, die einen unweigerlich (auch; ich sag nur Jack/David) an "Der Zorn des Khan" denken lässt. Sehr seltsam – und konstruiert – fand ich auch alles rund um das mächtige Schiff der Piratin. Und warum die ihnen ein einstündiges Ultimatum stellt, wollte mir auch nicht einleuchten. Mit die größte Schwäche von "Abgezogen" war aber der Raffi-Plot, der mich einfach überhaupt nicht interessierte. Erschwerend kam dann noch die grauenhaft-konstruierte Szene mit ihrem Exmann (und der Entscheidung, vor der dieser sie stellt) hinzu. Und so schön der Auftritt von Worf am Ende auch grundsätzlich gewesen sein mag, aber einerseits war mir die Enthauptung für "Star Trek"-Verhältnisse wieder einmal zu (und unnötig) brutal, vor allem aber gefällt mir die Idee nicht, dass beide tatsächlich für Sektion 31 – und damit ja eigentlich für den Feind – arbeiten sollen (wobei ich nicht ausschließe, dass dieser Kritikpunkt durch die Offenbarung, dass sie Undercover sind, um die Organisation auffliegen zu lassen, vielleicht noch entkräftet wird). Dank der wirklich starken Picard-Beverly-Szene reicht es aber immerhin gerade noch so für eine "nur" leicht unterdurchschnittliche Wertung.

Wertung: 2 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2023 Amazon Prime/Paramount+)







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