Outer Limits - 1x12: Die zweite Chance
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Episodenbild (c) 20th Century Fox

Originaltitel: The Conversion
Episodennummer: 1x12
Bewertung:
Erstausstrahlung US: 09. Juni 1995
Erstausstrahlung D: 14. August 1997
Drehbuch: Brad Wright, nach einer Kurzgeschichte von Richard Barton Lewis
Regie: Rebecca De Mornay
Besetzung: Frank Whaley als Henry Marshall, John Savage als Lucas, Rebecca De Mornay als Woman, Kerry Sandomirsky als Mary, Beau Starr als Jack, Roger Cross als Bartender, Tom Butler als Mr. Evans, Kamilyn Kaneko als Receptionist, Ric Reid als Coroner, Ken Tremblett als Businessman, Brent Chapman als Officer, Michael Cram als Father, Nicole Spinola als Daughter, William B. Davis als Ed, Angela Gann als Ed's Wife u.a.

Kurzinhalt: Henry Marshall hat eine Haftstrafe für Veruntreuung abgebüßt. Zwar war er dieses Verbrechens auch tatsächlich schuldig, es ärgert ihn aber, dass sein mindestens ebenso schuldiger Boss ungestraft davongekommen ist, während er als Sündenbock herhalten musste. Eben dafür möchte er sich rächen: Mit einer Pistole bewaffnet möchte er in den obersten Stock des Hotels fahren, wo gerade die Firmenweihnachtsfeier stattfindet. Dann spricht ihn jedoch eine schöne Frau an. Diese begleitet ihn im Fahrstuhl, und auch wenn sie ihn nicht von seiner Tat abbringt, trifft Henry zwar mehrere Personen, verpasst jedoch sein eigentliches Ziel. Dafür wurde auch er selbst getroffen. Er flüchtet sich in ein nahegelegenes Pub, wo er hofft, untertauchen zu können. Dort spricht ihn ein geheimnisvoller Mann an, der sich ihm als Lucas vorstellt. Dieser konfrontiert ihn mit den Folgen seines Handelns – und bietet ihm eine zweite Chance…


Review (kann Spoiler enthalten): Episodenbild (c) 20th Century Fox Sowohl am Anfang als auch am Ende bescherte mir "Die zweite Chance" mit dem Einsatz von "Return to Innocence" einen ordentlichen 90er-Jahre-Flashback (und in den letzten zwei Tagen, seitdem ich die Folge angeschaut habe, auch einen gehörigen Ohrwurm). 1994 war das Lied des auf Michael Cretu zurückgehende Musikprojekts Enigma einer der Hits überhaupt; im Gegensatz zu anderen Songs aus der damaligen Zeit könnte ich mich aber nicht erinnern, es in den letzten 10-20 Jahren bewusst irgendwo (sei es in Film- und Fernsehen, oder auch im Radio) gehört zu haben. Gerade auch deshalb ist es mir hier so eingefahren, und war ich auf einmal mitten in den 90ern, und wieder vierzehn Jahre alt. Schon cool, wenn sowas ganz unerwartet auf einmal passiert. Aber auch abseits der Songauswahl konnte mir "Die zweite Chance" wirklich gut gefallen. Ihr habt es vielleicht in der Vergangenheit schon mal mitbekommen: Ich liebe solche Geschichten, wo jemand die Gelegenheit dazu bekommt, für irgendetwas Wiedergutmachung zu leisten. Insofern war ich von vornherein prädestiniert dafür, "Die zweite Chance" zu mögen.

Gleich zu Beginn sehen wir, wie Henry Marshall sich die nächsten paar Minuten vorstellt: Er wird den Aufzug bis zu jenem Stock nehmen, wo die Firmenfeier stattfindet, seine Waffe ziehen, und seinen ehemaligen Boss erschießen. Dann jedoch wird er von einer geheimnisvollen Frau angesprochen (Rebecca de Mornay, die hier zusätzlich zu ihrem – ersten und einzigen; warum eigentlich? – Einsatz als Regisseurin auch einen kleinen Gastauftritt absolviert). Diese hält ihn jedoch nicht davon ab, sondern begleitet ihn lediglich – nur um sich unmittelbar nach dem Schusswechsel (wo er zwar drei Personen traf, jedoch nicht sein eigentliches Ziel – und zudem selbst verwundet wurde) vor seinen Augen in Luft aufzulösen. Man sollte meinen, dass es von dieser Wahnsinnstat eigentlich keinen Weg zurück geben sollte. Zumal ihm seine spätere Bekanntschaft Lucas nicht nur mit dieser – misslungenen – Racheaktion konfrontiert, sondern auch seinen Taten zuvor. Henry ist davon überzeugt, niemandem geschadet zu haben – muss jedoch aufgrund der Informationen des geheimnisvollen Fremden umdenken. Insbesondere, wie dieser ihm schildert, dass er unter anderem die Zukunft eines kleinen Mädchens gestohlen hat, und diese nun in jungen Jahren sterben wird. Nicht zuletzt aufgrund des weihnachtlichen Settings (witziger Zufall, dass dieser Feiertag in Kürze bevorsteht; sowohl die deutsche als auch die US-Erstausstrahlung erfolgten ja jeweils – doch eher kontra-saisonal – mitten im Sommer) denkt man dabei zweifellos an Charles Dickens Klassiker "Eine Weihnachtsgeschichte" (oder alternativ auch den an ihn angelehnte "Ist das Leben nicht schön?"); auch dort wurden Menschen, zu Weihnachten, mit den Folgen ihres Handels konfrontiert, und bekamen eine letzte Chance auf Wiedergutmachung. Henry erfährt zudem, dass er zwar mit seinem Handeln Leute geschädigt und ihre Zukunft bedroht, aber zumindest bei der Firmenfeier nicht direkt jemanden ermordet hat – da es sich bei jenen, welche die Schüsse abfingen, quasi um Dummies handelte.

Episodenbild (c) 20th Century Fox Das ist dann zugleich einer meiner Kritikpunkte an der Episode; ich fand dieses zusätzliche Element entbehrlich. Hätte die unbekannte Frau nicht einfach dafür sorgen können, dass er seinen Boss – und auch sonst niemanden – trifft, und halt "nur" selbst verletzt ist? Weil irgendwie war mir das dann doch zu schräg. Zudem hätte man sich dann die Erzählebene rund um den Cop schenken und sich rein auf Henry konzentrieren können. Und auch wenn man sich bemüht, eine allzu deutliche christlich-religiöse Symbolik zu vermeiden, und die genaue Natur der Henry hier zur Hilfe kommenden Wesen der Fantasie und Interpretation des Zuschauers überlässt, ist "Die zweite Chance" jedenfalls eher in der Fantasy als der Science Fiction zu Hause. Davon abgesehen war ich von dieser Episode sehr angetan, und würde sie zu den bisherigen Highlights der Serie zählen. Was nicht nur an der herzerwärmenden Story und dem berührenden Finale lag, sondern auch an der sehr guten Besetzung, wobei neben Frank Whaley – der seiner Figur eine so überraschende wie essentielle menschlich-sympathische Note gibt – insbesondere John Savage als "Engel" Lucas mit einer großartigen Performance voller Mitgefühl, Besonnenheit und fast schon kindlicher Begeisterung besticht.

Fazit: "Die zweite Chance" ist definitiv eine ungewöhnliche "Outer Limits"-Episode. Doch auch wenn ich im Allgemeinen Science Fiction-Thematiken gegenüber Erzählungen die stärker in Richtung Fantasy gehen vorziehe, hat mich diese Folge rasch für sich gewonnen. Ich liebe nun einmal solche Geschichten, wo jemand die Chance bekommt, für etwas dass er getan hat Buße zu tun, und so Wiedergutmachung zu leisten. Die Episode besteht dabei größtenteils aus zwei Personen, die miteinander reden – eben diese Unterhaltung fand ich jedoch wunderbar geschrieben, fantastisch gespielt, und in weiterer Folge mit einigen sehr schönen und zunehmend berührenden Momenten gespickt. Und das Ende war dann mit seiner hoffnungsvollen Message einfach nur herzerwärmend. So ziemlich das größte Kompliment, dass ich der Episode machen kann: Ich bin absolut kein religiöser Mensch (wobei sich die Folge erfreulicherweise mit allzu deutlicher christlicher Symbolik zurückhält), und glaube demnach natürlich auch nicht an Engel – aber nach der Sichtung von "Die zweite Chance" wünschte ich, es gebe sie, und sie würden so eingreifen (und helfen), wie sie es hier tun. Unsere Welt wäre ein besserer Ort.

Wertung: 4 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 20th Century Fox)







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