Sandman - 1x06: Das Rauschen ihrer Flügel
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Episodenbild (c) Netflix

Originaltitel: The Sound of Her Wings
Episodennummer: 1x05
Bewertung:
Weltweiter Internet-Release: 05. August 2022(Netflix)
Drehbuch: Lauren Bello
Regie: Mairzee Almas
Besetzung: Tom Sturridge als Dream, Kirby Howell-Baptiste als Death, Jenna Coleman als Johanna Constantine, Mason Alexander Park als Desire, Ferdinand Kingsley als Hob Gadling, Samuel Blenkin als Will Shakespeare, Ian McNeice als Bartender, Angus Yellowlees als Kit Marlowe, Sarah Twomey als Lushing Lou, Curtis Kantsa als Franklin, Kieron Moore als Crispin, Mark Field als Roland, Sia Alipour als Aiden, Jon Rumney als Harry, Rebecca Night als Esme, Leemore Marrett Jr. als Tourist Husband Sam, Liberty Buckland als Tourist Wife Tabitha, Stanley Morgan als Charlie, Harry Burton als Geoffrey Chaucer, William Chubb als Edmund u.a.


Kurzinhalt: Eigentlich hätte Morpheus jeden Grund, zufrieden sein. Nach jahrzehntelanger Gefangenschaft ist er endlich wieder frei, zudem ist es ihm gelungen, seine Talismane wieder zu beschaffen. Und doch fühlt sich Traum irgendwie verloren – weshalb er seiner Schwester Tod einen Besuch abstattet. Die beiden treffen sich in einem Park, und Morpheus beschließt, sie ein bisschen bei der Arbeit zu begleiten. Seine trotz ihrer Aufgabe immer gut aufgelegte Schwester schafft es schließlich, ihn etwas aufzumuntern, und ihm vor allem auch die Wichtigkeit seiner Funktion für die Menschheit vor Augen zu führen. Zudem erinnert sie ihn an einen alten Freund: Im Jahr 1389 suchten Tod und er ein Pub auf, wo sie hörten, wie Hob Gadling seinen Begleitern gegenüber erzählte, dass er nicht vor habe, jemals zu sterben. Als Traum meinte, dass dies ein unüberlegter Wunsch sei, und es nicht lange dauern würde, ehe er den Tod herbeisehnt, erklärte sich seine Schwester dazu bereit, Hob erst dann zu holen, wenn dieser des Lebens müde ist. Seither trafen sich Traum und Hob alle hundert Jahre im gleichen Pub – doch aufgrund seiner Gefangenschaft hat Traum ihre jüngste Verabredung verpasst…

Review: Episodenbild (c) Netflix "The Sound of Her Wings" ist eine der herausragendsten Comic-Geschichten, die ich bislang in meinem Leben gelesen habe. Dementsprechend gespannt – und voller Vorfreude – war ich schon auf die Umsetzung. Und eben diese ist hier, soweit es die Adaption eben dieses Comics betrifft, wirklich phantastisch gelungen. Ich fand die Geschichte hier in dieser Form mindestens so emotional wie damals, als ich sie gelesen habe; tendenziell sogar eher nochmal eine ganze Ecke mehr, weil hier eben neben dem Text und den Bildern auch noch die schauspielerischen Leistungen, die Inszenierung, und nicht zuletzt die Musik hinzukommen. In der ersten Hälfte musste ich gleich mehrere Male mit den Tränen kämpfen, und fand viele Szenen enorm bewegend. Was "Das Rauschen ihrer Flügel" dabei aber so auszeichnet, dass das Geschehen trotz des ja eigentlich tragischen Inhalts nie deprimierend oder gar trostlos wird, sondern all dies von einem ungemein positiven und lebensbejahenden Gefühl begleitet wird. Besser hätte man die Vorlage gar nicht umsetzen können.

Dieses Lob schließt übrigens dezidiert auch Kirby Howell-Baptiste mit ein, die ich als Tod einfach nur wunderbar fand, da sie die extrem mitfühlend-sanfte und erstaunlich fröhliche Natur ihres Charakters perfekt einfängt. Auch das Zusammenspiel mit Tom Sturridge ist großartig. Insofern war dieser Teil der Episode einfach nur phantastisch. Aber, und das ist die Krux: Es war eben nur ein Teil der Episode. Denn entgegen meiner Erwartung besteht "Das Rauschen ihrer Flügel" nicht nur aus der Geschichte jenes Comics, dessen Titel man für die Folge übernommen hat, sondern beschäftigt sich in der zweiten Hälfte mit der Freundschaft zwischen Traum und Hob – eine Story, die dem zweiten Sammelband "Das Puppenhaus" (den man sich nun wohl als nächstes vorknöpfen wird, wie der Titel der nächste Episode bereits verrät) entstammt. Nun ist es nicht so, dass die Geschichte schlecht wäre. Ist sie nicht! Im Gegenteil, sie gefiel mir sowohl in der Vorlage als auch hier in der Umsetzung, nicht zuletzt, als sie mit der in Erzählungen vorherrschenden Meinung von Unsterblichkeit als Fluch aufräumt. Ich sag's euch ganz ehrlich: Ich finde mich in Hob definitiv wieder. Natürlich wäre es schmerzhaft, Freunde, Familie, geliebte Menschen und so weiter zu verlieren – aber das ist es in einem "normal" langen Leben doch auch. Sterblichkeit bedeutet ja nicht, dass man keine Verluste erleiden und verkraften muss. Insofern wäre ich, wenn Tod und Traum mir so ein Angebot machen würden, sofort dabei. Davon abgesehen bieten diese Treffen im 100-Jahres-Rhythmus einen spannenden Einblick, wie sich die Welt in den letzten 600+ Jahren verändert hat. Es gibt den einen oder anderen "Cameo"-Auftritt, wie von William Shakespeare, oder auch Johanna Constantine. Vor allem aber kommt die sich zwischen ihnen im Verlauf der Jahrhunderte entstehende Freundschaft sehr schön zur Geltung. Und nicht zuletzt die abschließende Szene, wo Traum ihn aufsucht und sich für seine Verspätung entschuldigt, war wunderbar, und wärmte mir das Herz. Aber: Im Vergleich zur ungemein emotionalen ersten Hälfte fiel diese Story, so nett sie auch war, nichtsdestotrotz recht deutlich ab. Weshalb es mir lieber gewesen wäre, Neil Gaiman und Lauren Bello hätten einen Weg gefunden, um auf die Vorlage rund um die Begegnung mit Tod aufzubauen, und sie auf eine komplette (dafür gerne auch etwas kürzere) Episode auszuweiten.

Fazit: Episodenbild (c) Netflix "Das Rauschen ihrer Flügel" hätte das Potential besessen, eine der besten Episoden zu sein, die mir heuer im Fernsehen untergekommen sind. Und zwanzig Minuten lang war sie das auch. Die Adaption der titelspendenden Comic-Vorlage ist wirklich herausragend gelungen, angefangen beim Drehbuch von Lauren Bello, über die Interpretation der Figur durch Kirby Howell-Baptiste, bis hin zur Regie von Mairzee Almas (wenn diese auch optisch nicht mehr ganz so hervorstechend waren, wie die letzten, von Jamie Childs inszenierten Episoden). Und, natürlich: Viel von dieser Wirkung ist auch der phänomenalen Vorlage von Neil Gaiman zu verdanken. In jedem Fall standen mir in der ersten Hälfte der Folge gleich mehrmals die Tränen in den Augen – nur um mich, trotz aller Trauer, letztendlich dennoch mit einem tröstlichen Gefühl zurückzulassen. Die zweite Hälfte, wo es um die Freundschaft zwischen Traum und Hob Gadling konnte daran einfach unmöglich anknüpfen. Die Story ist lieb und nett, und trumpfte ebenfalls mit der einen oder anderen Stärke – wie der Betrachtung der Entwicklung unserer Zivilisation – auf. An die emotionale Wirkung der ersten zwanzig Minuten kam "Das Rauschen ihrer Flügel" dort dann aber leider bei weitem nicht mehr heran.

Wertung: 4.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2022 Netflix)








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