The Orville - 3x09: Domino
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Episodenbild (c) Hulu/Disney+

Originaltitel: Domino
Episodennummer: 3x09
Bewertung:
Internet-Release USA: 28. Juli 2022 (Hulu)
Internet-Release D: 29. Juli 2022 (VOD, OmU)
Drehbuch: Brannon Braga & André Bormanis
Regie: Jon Cassar
Hauptdarsteller: Seth MacFarlane als Captain Ed Mercer, Adrianne Palicki als Commander Kelly Grayson, Penny Johnson Jerald als Dr. Claire Finn, Scott Grimes als Lieutenant Gordon Malloy, Peter Macon als Lieutenant Commander Bortus, Jessica Szohr als Chief Security Officer Talla Keyali, J. Lee als Lieutenant John Lamarr, Mark Jackson als Isaac, Anne Winters als Ensign Charly Burke.
Gastdarsteller: Chad L. Coleman als Klyden, Victor Garber als Admiral Halsey, Ted Danson als Admiral Perry, Bruce Boxleitner als President Alcuzan, BJ Tanner als Marcus Finn, Kai Wener als Ty Finn, Michaela McManus als Teleya, Andy Milder als Ensign Bolobar, Kelly Hu als Admiral Ozawa, Graham Hamilton als Kaylon, Regi Davis als Dr. Kalba, Wren T. Brown als Captain Rechik, Nick Chinlund als Captain Dalak, Imani Pullum als Topa u.a.


Kurzinhalt: Die Moclans wurden von der Union ausgeschlossen. Ihre Anführer fliegen daher zum Heimatplaneten der Krill, und Teleya eine Allianz vorzuschlagen. Zwar müssen für diese beide Seiten über ihren Schatten springen, die Bedrohung durch die Kaylon lässt ihnen aber letztendlich keine andere Wahl, da weder die Moclans noch die Krill für sich allein gestellt gegen diese Übermacht bestehen könnte. Vor eben diesem Problem steht nun die Union. Doch als eine Kaylon-Flotte in den Orbit von Xeleya springt, gelingt es mit Hilfe der von Isaac und Charly entwickelten Waffe, sie mit einem Schlag zu vernichten. Nun muss die Union entscheiden, welche weiteren Schritte man unternehmen will. Einige sprechen sich dafür aus, diesen taktischen Vorteil sofort zu nutzen, und die Bedrohung durch die Kaylon auszuschalten, bevor es diesen gelingt, zu reagieren und eine Verteidigung gegen die Waffe zu entwickeln. Letztendlich setzen sich jedoch die gemäßigteren Stimmen durch, die vorschlagen, den Anführer der Kaylon mit ihrer neu gewonnenen Schlagkraft zu konfrontieren, und ihn so dazu zu zwingen, einem Waffenstillstand zuzustimmen. Der Plan gelingt, und das Ende des Krieges wird von der Crew der Orville, die entscheidenden Anteil daran hatte, ausgelassen gefeiert. Dann jedoch wird die Waffe, von der bislang nur ein funktionstüchtiges Exemplar existiert, gestohlen…

Spoiler-Warnung! Leider werde ich auch bei dieser Episode auf den genauen Ablauf, inklusive dem Ausgang des Geschehens, eingehen müssen. Ich empfehle daher, erst weiterzulesen, nachdem ihr die Gelegenheit hattet, euch die Episode anzusehen.

Review : Episodenbild (c) Hulu/Disney+ "Die Geschichte von zwei Topas" ist für mich ja ganz knapp an der Höchstwertung vorbeigeschrammt – hier jedoch gibt es keine Diskussion. "Domino" ist für mich sogar nochmal besser als der "Identität"-Zweiteiler, und übernimmt von diesem somit nun für mich den Titel der bislang besten "Orville"-Episode. Mehr noch: Sie war die beste Stunde TV-Unterhaltung, die mir in letzter Zeit untergekommen ist (und ja, das schließt die gesamte vierte "Stranger Things"-Staffel mit ein). Was dabei unter anderem besticht: Eigentlich begann "The Orville" ja als Serie nach dem klassischen "Star Trek"-Muster, sprich mit voneinander weitgehend unabhängigen Einzelgeschichten. Und auch wenn man diesen Weg nach wie vor nicht verlassen hat, zeichnen sich – wie bei einem Mosaik – mit jeder zusätzlichen Folge doch zunehmend ein Gesamtbild ab. "Domino" ist hier wohl das perfekte Beispiel: Auch wenn jede Episode der dritten Staffel für sich steht, merkt man doch, wie man hierauf praktisch die komplette Staffel hingearbeitet hat, angefangen bei der Vorstellung von Charly, über die gescheiterten Verhandlungen mit den Krill, bis hin zum Bruch mit den Moclans.

Das Paradoxe daran ist: Wie diese Entwicklungen hier aufeinander aufbauen, und eines das andere bedingt (eben wie bei einer Kette aus Dominosteinen), ist schlüssiger und kongruenter erzählt als z.B. bei der ja eigentlich als eine Geschichte pro Staffel konzipierten "Star Trek"-Konkurrenzserien "Discovery" und "Picard". Zugleich gelang es "Domino" jedoch aber in meinem Fall, so stimmig das alles auch sein mag, mich trotzdem zu überraschen. So hätte ich z.B. nie mit einem Bündnis zwischen Krill und Moclans gerechnet, da man meinen sollte, dass die verschrobenen Ansichten der Beiden – hier religiöser Fanatismus, nachdem nur die Krill von Avis geschaffen wurden und damit ein Recht auf Leben haben, und dort Sexismus, der Frauen als schwach und Anomalien der Natur ansieht – einem solchen von vornherein im Weg stehen. Andererseits ist das eben in gewisser Weise wieder eine Gemeinsamkeit, und eint sie zudem der Hass auf die Union. Der Feind meines Feindes ist halt eben mein Freund – oder zumindest mein Verbündeter. Jedenfalls erfüllte mich diese Entwicklung mit großer Sorge, schien die Union doch nun gegen die Kaylon allein dazustehen. Doch nach dem Intro überraschte mich die Episode zum zweiten Mal, denn auf die erwartete Abwehrschlacht folgte dank der von Isaac und Charly entwickelten Waffe eine völlige Umkehr der Machtverhältnisse im Kampf gegen die Kaylon. Auf einmal ist man nicht mehr der Bedrohte, sondern vielmehr die Bedrohung, und hätte die Macht, nun vielmehr die Kaylon auszulöschen. Das sich daraus entwickelnde moralische Dilemma fand ich fantastisch, und mir gefiel dabei nicht zuletzt, dass die beiden Seiten in der Diskussion nicht als gut oder böse dargestellt werden. Charly, Gordon und Admiral Perry, die zu jenen gehören, die dafür eintreten, diesen taktischen Vorteil zu nutzen und die Bedrohung durch die Kaylon – die wären die Seiten vertauscht keine Sekunde lang zögern würden, uns auszulöschen – zu beenden, haben grundsätzlich nicht Unrecht. Es besteht definitiv die Gefahr, dass es den Kaylon gelingt, eine Verteidigung gegen die Waffe zu finden, und daraufhin ihren Feldzug gegen die Union fortzusetzen.

Episodenbild (c) Hulu/Disney+ Letztendlich setzt sich aber die moralische Position durch, die u.a. Ed Mercer vertritt: Nämlich, dass man nur dann ein anderes Leben nimmt, wenn man keine andere Wahl hat. Und in diesem Fall ist es eben vermeidbar. Kaylon Primary sieht letztendlich angesichts der Entscheidung, vor dem man sie stellt – der Union vertrauen oder sofort ausgelöscht werden – logischerweise keine andere Wahl, als zuzustimmen. Und doch ist uns klar, dass dies ein sehr unsicherer Frieden ist, da es eben nicht grundsätzlich gelungen ist, die Kaylon umzustimmen und von ihrem Vorhaben abzubringen. Sie stimmen zu, weil sie mit im wahrsten Sinne des Wortes vorgehaltener Waffe dazu gezwungen werden. Insofern fällt es einem als Zuschauer auch schwer, voll und ganz einzustimmen, wenn die Orville-Crew auf der Erde das Ende des Krieges feiert – wirkt es doch eher wie eine Pause, als wirklich schon das definitive Ende. Was sich dann auch gleich am nächsten Tag bestätigt, als die Waffe gestohlen wird. Doch auch hier: Ich hätte erwartet, dass es den Kaylon gelungen ist, einen menschlichen "Nachbau" einzuschleusen und die Waffe zu stehlen. Stattdessen wird sie – da sie ja auch wirklich nur gegen die Kaylon effektiv ist – auf Initiative von Admiral Perry hin gestohlen, und der Moclan-Krill-Allianz übergeben, damit diese tun, was aus seiner Sicht notwendig ist, und wozu die Union nicht bereit ist.

Eben dies führt uns dann schließlich zur – vorläufigen – Allianz zwischen der Union und den Kaylon, die sich hier zusammentun, um die Waffe entweder zu erobern oder wenn es keine andere Möglichkeit gibt zu zerstören. Letzteres erfüllte mich wie ich gestehen muss mit nicht gerade wenig Sorge; Die Kaylon haben nach wie vor keine Emotionen und denken in rein logisch-binären Bahnen. Warum sollten sie also, sobald die Union ihren Vorteil verliert, nicht gleich wieder angreifen. Die Antwort auf diese Frage war dann schließlich die letzte große Überraschung, und zugleich der größte Clou von Domino. Natürlich war mir, so wie vielen, von Anfang an klar, dass Charlys Figur im Verlauf der Staffel eine Entwicklung durchmachen wird. Generell war sie mir, im Gegensatz zu vielen anderen, von vornherein sympathisch, einfach, da ich wenn schon nicht ihre Meinung so doch zumindest ihren Grund dafür nachvollziehen konnte: Trauer, Schmerz und daraus resultierenden Hass zu überwinden, ist vermutlich die schwerste Herausforderung, der wir uns als Menschen stellen müssen. Ich hatte verschiedene Szenarien durchgespielt, wohin sich das entwickeln würde, und als sie dann in "Aus unbekannten Gräbern" auf Isaac zugeht und sich für ihr Verhalten entschuldigt, dachte ich eigentlich, damit wäre die Entwicklung auch schon soweit abgeschlossen. Die Szene war dort für mich das absolute Highlight, und mir gefiel, dass es eben nicht auf eine große Geste seitens Isaac zurückzuführen war, der zuerst ihr Leben – oder das der gesamten Orville-Crew – rettete. Stattdessen kommt die große Geste hier nun von Charly, als sie ihr Leben gibt, um die Kaylon – jene Wesen, die sie im Universum wohl am meisten hasst, zu retten. Nicht nur hätte ich das im Leben nie kommen sehen, es ist auch eine derart wunderschöne Wendung – noch dazu, als ihr Opfer nun den Krieg mit den Kaylon eben nicht durch Zwang, sondern dauerhaft beendet, da Kaylon Primary seinen Fehler erkennt – dass es mir echt die Sprache verschlug. Ihre Verabschiedung war dann enorm emotional, und eine der berührendsten Szenen, die mir in letzter Zeit untergekommen sind.

Episodenbild (c) Hulu/Disney+ Trotz dieses alles überschattenden Ereignisses sollen aber auch die weiteren Stärken der Folge nicht vergessen werden. So war die komplette Schlacht am Ende wieder mal enorm spektakulär. Als wir die Flotte der Union sahen, stand mir echt kurz der Mund offen. Zugegeben: Ganz den Wow-Effekt wie damals bei "Identität" hatte es insofern nicht mehr, als es dort echt so unerwartet kam, und man "The Orville" ein solches Spektakel damals einfach nicht zugetraut hätte, während man es nun insbesondere im Verlauf der dritten Staffel (wo man eindeutig mehr Budget zur Verfügung hatte) vielmehr richtiggehend zu erwarten gelernt hat. Zudem war die Action sehr abwechslungsreich, einerseits mit der Schlacht der großen Schiffe im Orbit, dem Einsatz der kleineren Kampfjäger (endlich!) in einer abgewandelten Form des Flugs durch den Todessterngrabens aus "Star Wars", sowie dem Sturm auf die Einrichtung, wo es dann auch zum "Battle of the Exes" kommt. Ebenfalls erwähnt werden soll der nette Moment, als zuerst Primary die ohnehin nur fliehenden Moclans ohne Not erschießt, während Isaac den angreifenden Moclan nur entwaffnet – was das Unterschied zwischen den beiden sehr schön veranschaulichte. Und generell war "Domino" einfach von vorne bis hinten absolut großartig, und eine Sternstunde von "The Orville". Umso mehr hoffe ich, dass es (das anstehende Staffelfinale jetzt mal außen vor gelassen) nicht die letzte gewesen sein, und Disney+ eine vierte Staffel in Auftrag geben wird.

Fazit: "Domino" war für mich die bisher beste Episode der Serie, die für mich sogar noch knapp den "Identität"-Zweiteiler sowie "Die Zeitkapsel" schlagen konnte. Die Episode war voller Wendungen, die mich auf der einen Seite überraschen konnten, und die dennoch immer logisch und schlüssig geblieben sind. Generell ist es absolut meisterlich, wie es gelungen ist, einerseits dem Konzept von weitgehend unabhängigen Einzelgeschichten treu zu bleiben, und dennoch hier nun deutlich zu machen, dass man über den Verlauf der Staffel eben hierauf hingearbeitet hat. Mir gefiel auch, wie die Union – und damit auch wir als Zuschauer – vor ein moralisches Dilemma gestellt wird, und man dabei stets darauf achtete, dass beide Seiten nachvollziehbar bleiben. Man muss mit Charly nicht übereinstimmen, um ihren Standpunkt zu verstehen, und einzugestehen, dass durchaus sein kann, dass sie recht hat. Wie sich die Geschichte dann aber in weiterer Folge entwickelt, war einfach nur wunderbar, und die entscheidende Wendung am Ende ließ mich dann echt sprachlos zurück. Das war einfach so wunderschön, so bewegend, so perfekt. "Domino" hat für mich wieder einmal gezeigt, dass "The Orville" ganz klar die aktuell beste "Star Trek"-Serie ist, auch wenn sie diesen Namen nicht im Titel tragen mag. Bleibt einerseits zu hoffen, dass Disney+ dafür sorgen wird, dass die Abenteuer der Orville nach dieser Staffel noch nicht vorbei sind, und andererseits, dass sich "New Trek" an Seth MacFarlane und seinem Team noch mehr als schon bei "Strange New Worlds" ein Beispiel nimmt.

Wertung: 5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2022 Hulu/Disney+)







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