Stranger Things - 4x04: Lieber Billy
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Episodenbild (c) Netflix

Originaltitel: Dear Billy
Episodennummer: 4x04
Bewertung:
Weltweite Internet-VÖ: 27. Mai 2022 (Netflix)
Drehbuch: Paul Dichter
Regie: Shawn Levy
Besetzung: Winona Ryder als Joyce Byers, David Harbour als Jim Hopper, Millie Bobby Brown als Eleven, Finn Wolfhard als Mike Wheeler, Gaten Matarazzo als Dustin Henderson, Caleb McLaughlin als Lucas Sinclair, Noah Schnapp als Will Byers, Sadie Sink als Max Mayfield, Natalia Dyer als Nancy Wheeler, Charlie Heaton als Jonathan Byers, Joe Keery als Steve Harrington, Maya Hawke als Robin Buckleyn, Brett Gelman als Murray Bauman, Priah Ferguson als Erica Sinclair, Matthew Modine als Martin Brenner, Jamie Campbell Bower als Orderly, Robert Englund als Victor Creel, Eduardo Franco als Argyle, Ed Amatrudo als Director Hatch, Nikola Djuricko als Yuri, Mason Dye als Jason Carver, Dacre Montgomery als Billy Hargrove, Myles Truitt als Patrick McKinney, Tom Wlaschiha als Dmitri Antonov, Ira Amyx als Agent Harmon u.a.

Kurzinhalt: Es ist gelungen, über die ersten beiden Opfer von Vecna ein bisschen etwas herauszufinden. Beiden haben kürzlich ein schweres Trauma erlitten. Rund eine Woche vor ihrem Tod traten die ersten Symptome – Kopfschmerzen, Alpträume – auf. Die erste Vision dürften sie dann in etwa einen Tag gehabt haben, bevor sie durch Vecna ums Leben kamen. Dies zu wissen ist insofern wichtig, als Max erkennt, dass sie in den letzten Tagen unter ähnlichen Symptomen litt – und nun auch ihre erste Vision hatte. Offensichtlich hat Vecna sie als sein nächstes Opfer ausgewählt; es bleiben nur wenige Stunden, um einen Weg zu finden, um den Fluch zu brechen und sie zu retten. Während Dustin, Lucas und Steve bei ihr bleiben, verfolgen Nancy und Robin die in den Zeitungsartikeln gefundenen Hinweise. Sie glauben, dass die Morde, die Victor Creel angelastet werden, irgendwie in Zusammenhang mit Vecnas Fluch stehen. Sie geben sich als Studentinnen aus, und setzen alles daran, um ihn befragen zu können. Währenddessen unternimmt Hopper seinen Fluchtversuch. Doch als sich Joyce und Murray mit dem angeheuerten Piloten treffen, der ihn abholen soll, wird deutlich, dass man Yuri nicht trauen kann…


Review (kann Spoiler enthalten): Episodenbild (c) Netflix Bei "Lieber Billy" fühlte ich mich insofern ein bisschen an die erste Staffel zurückerinnert, als es dort in etwa nach einem Drittel ein echtes – auch emotionales – Highlight gab, als am Ende der dritten Folge vermeintlich die Leiche von Will Byers aus dem See geborgen wurde. Hier ist es ähnlich: Die unmittelbare Bedrohung für Max, sowie die knappe Deadline (im wahrsten Sinne des Wortes) sorgen dafür, dass "Lieber Billy" von Beginn an mordsmäßig spannend ist, und die Ermittlungen von Robin und Nancy umso größere Bedeutung und Dringlichkeit erhalten. Eben dort gibt es dann zudem mit dem Besuch von Victor Creel den nächsten Clou. Ich hatte ja darauf gehofft, dass man für diese Rolle einen bekannten Gaststar verpflichten würde, und war dann echt aus dem Häuschen, als ich Robert Englund erkannte. Nicht zuletzt aufgrund der offenkundigen Parallelen zur "Nightmare on Elm Street"-Reihe – da Vecna seine Opfer ja quasi in einer Art Wachtraum umbringt – war das echt Stunt-Casting der besten Sorte, da man so auf sehr offene Art und Weise der offenkundigen Inspirationsquelle Tribut zollt. Der Besuch selbst wiederum ließ mich an "Das Schweigen der Lämmer" denken; tatsächlich hatte ich als sie den Bereich betraten unweigerlich Hannibal's "Hello, Clarice" im Ohr.

Vor allem aber fiebert man natürlich mit Max mit. Seit ihrem ersten Auftritt – mit Beginn der zweiten Staffel – hat sich diese wohl nicht nur bei mir zu einer der Favoritinnen aus der Figurenriege gemausert. Und auch wenn man jetzt zugegebenermaßen in der Mitte der Staffel nicht unbedingt mit ihrem Ableben rechnet, gab es bei "Stranger Things" durchaus auch schon prominente Todesfälle, weshalb man es eben auch nicht 100%ig ausschließen kann. Dass sich Max für alle Fälle vorbereitet, und für alle von ihnen im Falle des Falles einen Brief schreibt, tut das übrige, damit sich die Bedrohung "real" anfühlt. Dementsprechend mitreißend ist das Finale hier dann. Darüber hinaus sind die Szenen in Vecnas Traumwelt zugleich wunderschön und schrecklich gestaltet, und haben einen herrlichen alptraumhaften Charakter. Und wenn sie dann schließlich wissen, was sie tun müssen, ihr den Walkman aufsetzen, "Running up that Hill" anwerfen, und Kate Bush Max das Leben rettet, gehört das zweifellos zu den besten Momenten, die uns "Stranger Things" bisher geliefert hat. Das war einfach nur fantastisch. So dramatisch dies auch war, möchte ich dennoch auch auf die herrliche emotionale Szene unmittelbar davor eingehen. Ich finde es sehr schön, wie die Serie hier Billys Tod – und Opfer – aufgreift, und zeigt, wie sehr Max in den Monaten seither darunter gelitten hat, nicht zuletzt auch, als sie sich Schuldgefühle machte. Immerhin hat sie nur tatenlos zugesehen und tat nichts. Wie sie in ihrem titelspendenden Brief quasi Beichte ablegt, und ihrem verstorbenen Bruder das Herz ausschüttet, war ungemein bewegend. Neben dem Drehbuch von Paul Dichter ist hier auch insbesondere Sadie Sink lobend hervorzuheben, die hier wieder einmal eine phänomenale Leistung zeigt. Wie das generell eine sehr gute Gelegenheit ist, um ganz allgemein mal das grandiose Casting – insbesondere auch bei den Kinderrollen – zu loben, welches die Serie von Beginn an ungemein aufwertet. Alle daran beteiligten Personen haben jedenfalls echt ausgezeichnete Arbeit geleistet.

Episodenbild (c) Netflix So sehr die Episode von der Storyline rund um Max und dort insbesondere dem packenden und emotionalen Finale dominiert wird, war doch auch noch ein bisschen etwas anderes los. Der Handlungsstrang rund um Mike, Will & Co. profitierte dabei insbesondere von einer saucoolen Actionszene ohne erkennbaren Schnitt, als das (vermeintliche) Safehouse angegriffen wird. Das war echt klasse; davon abgesehen tat sich in diesem Handlungsstrang aber erstmal nicht viel. Eleven hatte generell hier Pause, wobei ich es beachtlich fand, wie gut es der Serie gelang, ihre Abwesenheit mit den anderen Handlungssträngen zu kompensieren; insbesondere alles rund um Max war derart mitreißend, dass ich sie wie ich gestehen muss tatsächlich keine Sekunde lang vermisst habe. Und dann ist da noch alles rund um Hopper bzw. Joyce und Murray – womit wir nun leider auch den Bogen zu meinem einzigen Kritikpunkt geschlagen hätten, der auch knapp die Höchstwertung verhindert. Denn: Ich hatte mich echt so gefreut bzw. derart gehofft, dass die Rettung gelingen und man diesen Handlungsstrang demnach möglichst rasch abschließen würde. Stattdessen stellt sich Yuri als Verräter heraus, der Joyce und Murray betäubt, während Hopper wieder eingefangen wird. Mir fehlen die Worte, um auszudrücken, wie sehr mich das geärgert und frustriert hat. Schade!

Fazit: Ich wünschte wirklich, ich könnte "Lieber Billy" die Höchstwertung geben; die letzten 15 Minuten hätten es sich echt mehr als nur verdient, angefangen bei der emotionalen Szene, in der Max an Billys Grab seinen Brief an ihn vorliest, über die ungeheure Spannung dieses Herzschlagfinales, bis hin zum ungemein erhebenden Moment, als es Max mit Hilfe von Kate Bush – und den Erinnerungen an ihre Freunde – gelingt, sich aus Vecnas Griff zu befreien. Gänsehaut! Diese Sequenz zählt für mich ganz klar zum Besten, dass uns "Stranger Things" bisher geliefert hat. Und es liegt auch nicht am Handlungsstrang rund um Nancy und Robin, der nicht nur aufgrund des engen Zeitfensters ebenfalls sehr mitreißend war, und darüber hinaus mit einem kongenialen Gastauftritt aufwarten konnte. Und auch nicht an jenem rund um Mike, Will & Co., der hier zwar wenig auffällig war, aber immerhin mit einer saucoolen "one shot"-Actionsequenz auftrumpfte. Ja es liegt nicht einmal daran, dass Eleven hier mit Abwesenheit glänzt, weil das hätte "Lieber Billy" eigentlich locker verkraften können. Aber den Verlauf der Geschichte rund um Hoppers Flucht – ein Handlungsstrang, der mich von vornherein nicht wirklich interessiert – war einfach nur ungemein frustrierend. Schade; hätte man diese Entwicklung um eine Folge nach vorne oder hinten verschoben, wäre "Lieber Billy" die Höchstwertung sicher gewesen. Eine grandiose Episode war sie jedoch (eben abseits dieser mich ärgernden Entwicklung) aber auch so.

Wertung: 4.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2022 Netflix)







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