The Orville - 3x07: Aus unbekannten Gräbern
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Episodenbild (c) Hulu/Disney+

Originaltitel: From Unknown Graves
Episodennummer: 3x07
Bewertung:
Internet-Release USA: 14. Juli 2022 (Hulu)
Internet-Release D: 15. Juli 2022 (VOD, OmU)
Drehbuch: David A. Goodman
Regie: Seth MacFarlane
Hauptdarsteller: Seth MacFarlane als Captain Ed Mercer, Adrianne Palicki als Commander Kelly Grayson, Penny Johnson Jerald als Dr. Claire Finn, Scott Grimes als Lieutenant Gordon Malloy, Peter Macon als Lieutenant Commander Bortus, Jessica Szohr als Chief Security Officer Talla Keyali, J. Lee als Lieutenant John Lamarr, Mark Jackson als Isaac, Anne Winters als Ensign Charly Burke.
Gastdarsteller: Victor Garber als Admiral Halsey, Jim Mahoney als Brosk, Eliza Taylor als Doctor Villka, Sophina Brown als Captain Losha, Christopher Larkin als Timmis, Graham Hamilton als K-1, William R. Moses als Yan, Scott Speiser als Verell, Elyse Levesque als Wenda, Norm MacDonald als Yaphit, Paige Herschell als First Lt. Hodell, Aidan McGraw als Avim, Sarah Jane MacKay als Nurse Hopkins, Staci Lawrence als Junior Executive, Chad Davis als Waiter, Sara Gazarek als Jazz Singer, Kyra Santoro als Lt. Turco, Stephanie Drapeau als First Officer Kava, Frances McGill als Keena u.a.


Kurzinhalt: Die Orville wird dazu auserkoren, sich mit einer Delegation der Janisi zu treffen. Ein idealer Kandidat für eine Partnerschaft sind sie zwar nicht; tatsächlich erinnern sie in der Art und Weise, wie diese rein matriarchalische Gesellschaft ihre Männer unterdrückt, in ihrem engstirnig-rückständigen Denken frappant an die Moclans. Doch nachdem der Versuch, mit den Krill eine Allianz zu schmieden, gescheitert ist – und angesichts des angespannten Verhältnisses zu den Moclan – kann es sich die Union nicht erlauben, auf der Suche nach weiteren Verbündeten allzu wählerisch zu sein. Und so macht man gute Miene zum bösen Spiel: Kelly gibt sich als Captain aus, und stellt einen Stab an Führungsoffizierinnen zusammen, während die Männer – angeblich – nur niedere Dienste an Bord verrichten. Dann jedoch kommt der Zeitpunkt, wo man es für notwendig erachtet, den Janisi die Wahrheit zu erzählen. Zeitgleich entdeckt man auf dem vermeintlich unbewohnten Planeten dessen Orbit für das Treffen mit den Janisi auserwählt wurde, auf einmal ein Lebenszeichen. Als man diesem auf den Grund geht, stößt man auf die Kybernetik-Forscherin Dr. Villka – sowie Timmis, einem Kaylon mit Gefühlen. Diese gehen auf ein spezielles Verfahren zurück – das sich theoretisch auch bei Isaac anwenden ließe. Im Hinblick auf die sich wieder vertiefende Beziehung zwischen ihm und Claire, muss Isaac entscheiden, ob er sich der Prozedur unterziehen will…

Spoiler-Warnung! Leider werde ich auch bei dieser Episode auf den genauen Ablauf, inklusive dem Ausgang des Geschehens, eingehen müssen. Ich empfehle daher, bis ihr Gelegenheit hattet euch die Folge anzusehen nur das (spoilerfreie) Fazit zu lesen.

Review: Episodenbild (c) Hulu/Disney+ In "Aus unbekannten Gräbern" ist einiges los (Langeweile kommt in den wieder fast 75 Minuten jedenfalls keine auf) – was bis zu einem gewissen Grad auch das Problem ist. Es gibt vier parallel laufende Handlungsstränge, die teilweise mehr, teilweise aber auch überhaupt nichts miteinander zu tun haben. Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier zwei Episoden – möglicherweise aufgrund der verkürzten Staffel – zusammengestoppelt wurden, nämlich rund um die Janisi auf der einen Seite, mit der (aufgrund der Geschlechterdynamik noch ganz gut dazu passenden) zum Scheitern verurteilten Romanze zwischen Talla und John als B-Story, und andererseits allen rund um die Kaylon, angefangen beim Fund von Timmis, der Aufrollung der Geschichte der Kaylon, bis hin zur Weiterführung der Beziehung zwischen Claire und Isaac. Gut, ok, was letzteres betrifft gibt es wiederum ein paar interessante Überschneidungen zu John und Talla. Trotzdem, ein wirklich stimmiges Ganzes wollten all diese in einen Topf geworfenen Handlungsstränge nicht ergeben; und irgendwie war alles rund um die Janisi der größte Störfaktor.

Ich gebe allerdings zu, dass dieser Eindruck durchaus auch damit zu tun haben könnte, dass das im Allgemeinen mein unliebster der hier zusammengewürfelten Handlungsstränge war. Dabei waren die Ansätze nicht einmal ganz uninteressant. Man muss sich nur in unserer eigenen Welt umsehen, um dem Argument der Janisi, dass Männern mit Macht nicht zu trauen ist, etwas abgewinnen zu können. Die Umsetzung war dann aber halt doch etwas zu plakativ und irgendwie auch naiv, und macht es – trotz dieses nicht ungerechtfertigten Arguments – zu leicht, sie dafür wie sie die Männer in ihrer Gesellschaft unterdrücken zu verurteilen. Und wenn es in diesem Handlungsstrang darum gegangen sein sollte, durch diese plakative Genderumkehrung die Unterdrückung der Frauen an den Pranger zu stellen, ist "Aus unbekannten Gräbern" in meinen Augen damit leider ziemlich kapital gescheitert. Aber auch davon abgesehen agiert man hier von vornherein irgendwie ziemlich dämlich, angefangen dabei, ursprünglich so zu tun als würde die Union die Einstellung der Janisi teilen (was von vornherein unglaubwürdig erschien), bis hin zur ungeschickten Art und Weise, wie man ihnen dann die Wahrheit sagte. So bleibt es in diesem Handlungsstrang bei einer halben guten Idee, sowie einzelnen amüsanten (Bortus' Kommentar) bis richtiggehend komischen (Mercer und Malloy mühen sich mit dem Gepäck der Janisi-Delegation ab – eine herrliche Slapstick-Einlage) Momenten. Wirklich Eindruck hinterlässt es aber halt leider nicht. Was John und Talla betrifft: Über weite Strecken war das ganz amüsant, am Ende schoss man dann aber leider ordentlich übers Ziel hinaus. Ich finde, ihre Trennung hätte man auf ernst und traurig umsetzen sollen, stattdessen macht das Ausspucken der Zähne deutlich, dass wir das eigentlich lustig finden sollen. Und das fand ich leider sehr verkehrt.

Episodenbild (c) Hulu/Disney+ Demgegenüber fand ich die Handlungsstränge rund um die Kaylon durch die Bank fantastisch. Das beginnt schon bei den Flashbacks. Von den Kaylon erzählt zu bekommen, dass sie einst von ihren Schöpfern versklavt wurden, ist das eine. Hier nun Zeuge eben davon zu werden, aber halt eben etwas ganz anderes. Der Anfang erinnerte dabei wohl absichtlich an den Film "Der 200-Jahre-Mann", mit dem Familienvater, der K-1 als Geschenk in einem Karton verpackt nach Hause bringt. Allzu respektvoll geht man mit dem neuen Spielzeug/Diener dabei von Beginn an nicht gerade um. Aber spätestens dann, als sich die Meldungen über aufsässige Roboter mehren, und der Firmenboss beschließt, ein Upgrade auszurollen, dass die von vornherein in den Kaylons verbauten Schmerzrezeptoren mit einer Art Fernbedienung aktiviert, kommt man nicht umhin, mit diesen Maschinen Mitleid zu empfinden, und jenes Volk dass sie erschuf für die Art und Weise wie sie mit ihnen umgeht zu verachten. Letztendlich lassen diese Flashbacks den Aufstand der Kaylons unvermeidlich erscheinen, jedoch ohne ihre Reaktion zu verharmlosen oder gar zu entschuldigen.

Ganz besonders deutlich wird das beim Schicksal der Kinder. Genau genommen kann man natürlich selbst beim Mord an den Erwachsenen argumentieren, dass dies eigentlich keine angemessene Reaktion war. Das irgendwie von selbst eingebaute Upgrade (im Übrigen eines der Logiklöcher, von der die Episode hofft, dass man sie nicht zu sehr hinterfragt; warum man Isaacs Erinnerungen nicht einfach irgendwo zwischenspeichern könnte, wäre – um vorzugreifen – ein weiteres) dreht die Machtverhältnisse nämlich zugunsten der Kaylon um, und wäre letztendlich schon genug gewesen, um ihre Unterdrückung zu beenden. Damit gab es letztendlich aber eben auch am Massenmord an ihren Schöpfern keine Rechtfertigung mehr. Jedenfalls wird es wohl niemanden geben, der – trotz der von ihnen zuvor zur Schau gestellten Grausamkeit – das Schicksal der Kinder für angemessen hält. Und so ist die Aussage hinter diesen Flashbacks letztendlich, dass manchmal Ungerechtigkeit und Gewalt nur zu noch mehr (und größerer?) Ungerechtigkeit und Gewalt führt. Soweit die Makro-Ebene. Für Isaac – und Claire – ergeben sich durch den Fund von Timmis aber auch sehr persönliche Auswirkungen. Dieser wurde nämlich von Doctor Villlka ("The 100"-Star Eliza Taylor, unter der Maske versteckt, in einer Nebenrolle) mit Emotionen versehen. Eben dies könnte sie nun auch für Isaac tun. Dieser sieht ursprünglich keinen Grund dafür, erkennt er doch nicht, inwiefern solche seine Funktionsweise verbessern würden. Als ihn Claire dann jedoch ausdrücklich darum bittet, stimmt er doch zu. Die nachfolgende Szene im Holodeck, wo er ihr seine Gefühle gesteht, ist einfach nur wunderschön – und erhält insofern von vornherein eine wunderschöne, bittersüße Note, als einem irgendwie von Anfang an bewusst ist, dass dieses Glück nicht von Dauer sein kann (was irgendwie auch viel über uns aussagt, dass wir solch einem Happy End von vornherein nicht trauen, oder?). Und so kommt es dann auch – schneller, als ich erwartet hatte. Die darauffolgende Szene, wo Isaac schließlich Claire die Entscheidung überlässt, wie sie weiter vorgehen wollen, ist (eben sofern man die erwähnte Logikschwäche ausblenden kann) wieder einmal herzzerreißend.

Episodenbild (c) Hulu/Disney+ Mein Lieblingsmoment der Episode gehört jedoch nicht etwa Isaac und Claire, sondern vielmehr Isaac und Charly. Es war eigentlich von Anfang an, dass die Staffel auf eine solche Szene hinarbeitet, in der Charly ihren Fehler erkennt, und sich bei Isaac entschuldigt. Allerdings hatte ich eher damit gerechnet, dass dem eine Art große Geste Isaacs vorhergehen würde – wie z.B., dass er Charly das Leben rettet. Letztendlich habe ich mich aber enorm darüber gefreut, damit falsch gelesen zu haben, wäre das doch irgendwie sehr klischeehaft gewesen. Stattdessen folgt Charlys Erkenntnis hier nicht etwas auf etwas, dass Isaac getan hätte, sondern kommt quasi von ihr. Denn ihr Gespräch mit Timmis zwingt sie dazu, anzuerkennen, dass die Handlungen der Kaylon nicht aus dem Nichts kamen. Was weder ihren Völkermord damals entschuldigt, noch ihren Krieg gegen organische Wesen jeglicher Art. Aber es zwingt Charly dazu, ihre eigene Einstellung zu hinterfragen, und zu erkennen, dass die Situation eben nicht so schwarz und weiß ist, wie sie es sah. Und natürlich auch, dass eine pauschale Verurteilung einer gesamten Spezies ungerecht (und rassistisch) ist. Diese Szene fand ich jedenfalls wirklich fantastisch.

Fazit: "Aus unbekannten Gräbern" wirft vier unterschiedliche Geschichten in einen Topf. Die einzelnen Zutaten passen dabei leider nur teilweise zueinander, und ergeben dadurch ein nicht ganz stimmig wirkendes Gericht. Am wenigsten konnte ich dabei mit der Story rund um die Janisi anfangen. Einzelne ganz nette Ansätze mag es zwar ebenso gegeben haben, wie gelungene – und insbesondere humorvolle – Momente, insgesamt war ich aber mit der Umsetzung nicht wirklich glücklich. Die Geschichte rund um die Romanze zwischen Talla und John fand ich lange Zeit ok, ehe man sich am Ende dann leider einen ziemlichen Misston leistete. Beide Handlungsstränge zusammen wirkten auf mich irgendwie wie eine von zwei Episoden, die hier mutwillig zusammengewürfelt wurden. Die zweite diesbezügliche Folge, die sich um die Kaylon dreht, fand ich dabei ungleich besser. Angefangen von der Aufrollung ihrer Vorgeschichte – die zwar Sympathie für sie weckt, ihren Völkermord aber keineswegs entschuldigt – über den Fund von Timmis, den emotionalen Verlauf der Beziehung zwischen Claire und Isaac, bis hin zur wunderbaren abschließenden Szene mit Isaac und Charly. "Aus unbekannten Gräbern" auf zwei unterschiedliche Folgen aufzuteilen, hätte aber wie ich finde letztendlich beiden (bzw. allein vier) Geschichten gut getan.

Wertung: 3.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2022 Hulu/Disney+)







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