Star Trek: Picard - 2x04: Wächter
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Episodenbild (c) Amazon

Originaltitel: Watcher
Episodennummer: 2x04
Bewertung:
Erstausstahlung USA: 24. März 2022 (CBS)
Erstausstahlung D: 25. März 2022 (Amazon Prime)
Drehbuch: Juliana James & Jane Maggs
Regie: Lea Thompson
Hauptdarsteller: Patrick Stewart als Jean-Luc Picard, Alison Pill als Agnes Jurati, Jeri Ryan als Seven of Nine, Michelle Hurd als Raffaela Musiker, Santiago Cabrera als Cristóbal Rios.
Gastdarsteller: John de Lancie als Q, Annie Wersching als Borg Queen, Madeline Wise als Yvette Picard, Ito Aghayere als Guinan, Leif Gantvoort als Officer Morris, Penelope Mitchell als Renee Picard, Sol Rodriguez als Teresa Ramirez, Chloé Wepper als Gabi, Karl T. Wright als Francis Puga, Oscar Camacho als Pedro, Sean Freeland als Tall Man, Kelli Dawn Hancock als Officer Stauss, Isabella Meneses als Small Girl, Brian Quinn als Dale, Kirk Randolph Thatcher als Mohawk Punk, Danielle Thorpe als Officer Johnson, Dylan Von Halle als Young Picard u.a.


Kurzinhalt: Bei einem kurzen Abstecher ins – zu diesem Zeitpunkt der Menschheitsgeschichte verlassene – Chateau Picard meldet sich Agnes' Unterbewusstsein zu Wort. Die sich daraus ergebenden Koordinaten führen Jean-Luc Picard dann schließlich vor die Türe einer alten – bzw. jungen – Bekannten. Zuerst glaubt er, in Guinan überhaupt die gesuchte Wächterin gefunden zu haben. Stattdessen stellt sich heraus, dass sie weiß, um wen es sich dabei handelt, und JL zu ihr führen könnte. Doch dafür muss er sie erst davon überzeugen, ihm zu helfen. Raffi und Seven suchen indes nach Cristobal – und erfahren, dass dieser verhaftet wurde. Ehe sie die Polizeistation erreichen, wurde er bereits in ein Lager für illegale Einwanderer gebracht. Um ihn zu befreien, brauchen sie die Hilfe von Agnes – bzw. der Borg-Königin, die ihnen dabei helfen soll, den Transporter rechtzeitig zu reparieren…

Review (kann Spoiler enthalten): Episodenbild (c) Amazon Nach drei sehr guten bis zumindest guten Folgen legt die zweite "Picard"-Staffel mit "Wächter" leider einen ziemlichen Bauchklatscher hin. Wieder einmal zeigt sich einmal: Diese staffelübergreifende Handlung, die auf Teufel komm raus auf zehn Folgen (oder bei "Discovery" sogar mehr) gestreckt wird, liegt ihnen nicht. Das kannst du bei epischen Geschichten mit zig Fraktionen machen wie z.B. einem "Game of Thrones". Bei "Star Trek" könnte es zwar theoretisch auch funktionieren – das sah man u.a. an den letzten zehn Folgen von "Deep Space Nine" – dann müsste man sich aber "Babylon 5" oder "The Expanse"-mäßig auf mehrere Fraktionen und Schauplätze verlegen, um die gleiche Story aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Bislang waren "Discovery" oder "Picard" aber, so wie die Serien zuvor, immer auf die Besatzung eines Schiffes fokussiert. Und mit dieser Konstellation funktionieren solche staffelübergreifende Handlungsbögen in meinen Augen einfach nicht. Und schon gar nicht, wenn eine Story, die sich in einem Spielfilm oder maximal einer 5-6 Episoden umfassenden Miniserie hätte erzählen lassen, auf eine zeitgenössische Staffellänge aufgeblasen wird. Dann ist nämlich nicht nur das Erzähltempo insgesamt recht gemächlich, man bekommt zudem zwischendurch immer wieder mal Episoden wie "Wächter", die letztendlich – von wenigen kurzen Momenten abgesehen – nur aus erzählerisch überflüssigem Füllstoff bestehen.

Die Storyline von Seven, Raffi und Rios ist ein perfektes Beispiel dafür: Wäre Rios am Ende der letzten Episode nicht verhaftet worden, wäre all dies nicht nötig gewesen. Ergo: Er wurde in erster Linie aus Drehbuchgründen verhaftet, um Laufzeit zu füllen. Für den Besuch bei Guinan gilt ähnliches: Wenn die Koordinaten Picard direkt zum Wächter geführt hätten, wäre all das nicht nötig gewesen. Nur wäre die Episode dann halt statt ohnehin schon recht ökonomischen 45 (für "New Trek"-Verhältnisse; früher war diese Laufzeit ja gang und gebe) nur 5 Minuten lang gewesen. In diesem Fall hätte ich das aber nicht nur vorgezogen, weil sich das alles künstlich in die Länge gezogen anfühlte, und sich generell ziemlich gezogen hat. Ich hätte vor allen Dingen auch auf den Auftritt der jungen Guinan lieber verzichtet. Zuerst einmal: Ihr junges Aussehen ergibt keinen Sinn, denn im Jahr 1893 sah sie schon so aus, wie wir sie auch aus "The Next Generation" (und "Treffen der Generationen") kennen (dass sie sich an Picard nicht erinnert, passt hingegen, weil noch ist er ja nicht in die Vergangenheit gereist, und ob dies überhaupt geschieht, hängt davon ab, ob es ihnen gelingt, in drei Tagen was auch immer in weiterer Folge zur Bildung der Konföderation führte – und ich würde viel Geld darauf verwetten, dass es einen Zusammenhang zur Europa-Mission gibt – zu verhindern). In der ersten Folge der Staffel wurde zwar etabliert, dass sie langsam altern, bzw. den Alterungsprozess aufhalten können – davon, dass sie sich Benjamin Button-mäßig verjüngen können, war dort allerdings nicht die Rede ("El-Aurians age so very slowly." "Yes, but only if we choose to."). Und überhaupt, warum heißt ihre Bar Zehn Vorne? In der "Gegenwart" konnte ich es als nette Anspielung auf die Enterprise-D akzeptieren, aber dass der Gesellschaftsraum dort so hieß, lag ja daran, dass er sich auf dem zehnten Vorderdeck befand. Das hatte nichts mit Guinan zu tun.

Episodenbild (c) Amazon Vor allem aber fand ich Ito Aghayere als junge Guinan furchtbar gewählt. Mal abgesehen davon, dass die Luke Skywalker-Szenen bei "The Book of Boba Fett gezeigt haben, dass sich solche digitalen Verjüngungen mittlerweile gut hinbekommen lassen, und ich es daher vorgezogen hätte, wenn man schon meinte, Guinan hier zeigen zu müssen, auch das nötige Geld für eben diesen Prozess in die Hand zu nehmen. Aber wenn schon, dann doch bitte eine Schauspielerin, die der jungen Whoopi Goldberg ähnlich sieht. So hingegen sah ich zu keinem Zeitpunkt Guinan vor mir, was mich aus der Illusion riss, und mir die Folge doch ziemlich verdarb. Und auch mit den Szenen zwischen Agnes und der Borg-Königin konnte ich nicht so recht was anfangen. Damit bleiben letztendlich nur vier kleine Highlights: Die abschließende kurze Szene mit Q. Die Familiengeschichte der Picards rund um ihre Flucht nach England, als Nazis das Chateau als Operationsbasis verwendeten. Der Gastauftritt des Punks aus "Zurück in die Gegenwart". Sowie das Portal am Ende, welches offenbart, dass es sich bei der Wächterin um einen Teil jener Organisation handelt, der auch Gary Seven angehörte. Dass sie just die Gestalt von Laris angenommen hat, erschien mir hingegen wieder sehr beliebig; aber mal schauen, was für eine Erklärung (bzw. Ausrede) sie sich dafür wieder haben einfallen lassen.

Fazit: Nach drei gelungenen Episoden war "Wächter" leider ein ziemlicher Reinfall. Narrativ war die Episode zu 95% überflüssig; sowohl Cristobals Verhaftung, die dann wiederum zur Rettungsaktion von Raffi und Seven führte, sowie JLs Besuch bei Guinan hätte man sich sparen können, und waren nur dafür da, um die Laufzeit zu strecken. Generell konnte ich mit der jungen Guinan leider überhaupt nichts anfangen, weshalb ich mir in doppelter Hinsicht wünschte, man hätte sich das gespart; ich halte Ito Aghayere in der Rolle leider für eine absolute Fehlbesetzung, und da sie anno 1893 bereits wie Whoopi Goldberg (zu TNG-Zeiten) aussah, macht diese jüngere Version auch kontinuitätsmäßig keinen Sinn. Und auch ihr verlorener Glaube an die Menschheit wirkte auf mich aufgesetzt (man sollte meinen, dass wenn überhaupt eher der zweite Weltkrieg dazu geführt hätte, dass Guinan die Geduld mit uns verliert und der Erde desillusioniert den Rücken kehrt); wie auch die hier mit dem Zaunpfahl vermittelte Gesellschaftskritik. Das konnte "Star Trek" in der Vergangenheit (Wortspiel nicht beabsichtigt) definitiv schon besser. Zwar gab es vereinzelt auch positive Aspekte, aber, ganz ehrlich: Wenn der maximal einminütige Gastauftritt des Punks aus "Zurück in die Gegenwart" der einzige nennenswerte Höhepunkt in fünfundvierzig Minuten ist, dann hast du als Episode halt schon ein ziemliches Problem.

Wertung: 1.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2022 Amazon Prime)







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