Loki - 1x06: Für alle Zeit. Immer.
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Episodenbild (c) Disney+

Originaltitel: For All Time. Always.
Episodennummer: 1x06
Bewertung:
Weltweite Internet-VÖ: 14. Juli 2021
Drehbuch: Michael Waldron & Eric Martin
Regie: Kate Herron
Besetzung: Tom Hiddleston als Loki, Sophia Di Martino als Sylvie, Owen Wilson als Mobius, Gugu Mbatha-Raw als Ravonna Renslayer, Wunmi Mosaku als Hunter B-15, Jonathan Majors als He Who Remains, Tara Strong als Miss Minutes, Neil Ellice als Hunter D-90, Eugene Cordero als Hunter K-5E, Sarafina King als Minuteman #9, Ilan Muallem als Minuteman #11 u.a.

Kurzinhalt: Loki und Sylvie haben das Monster überwunden, und stehen nun vor einer Zitadelle am Ende der Zeit. Nachdem sie diese betreten haben, offenbart sich ihnen endlich jene Person, die für die Schaffung der Zeit-Autorität verantwortlich war. Sie erfahren, was es mit dieser auf sich hatte, warum sie geschaffen wurde – und damit auch, warum sie selbst durch die Hände der TVA leiden mussten. Nachdem ihnen all dies offenbart wurde, müssen sie dann schließlich eine Entscheidung treffen: Sich der TVA selbst anschließen und den von ihm begangenen Weg fortsetzen, oder aber sein Werk vernichten, und so dem Multiversum freien Lauf lassen…


Review: Episodenbild (c) Disney+ Öhm, ja. Das war's also vorerst mit "Loki", und ihr seht wohl schon an der Wertung, dass ich mich im Hinblick aufs Staffelfinale doch eher den kritischeren Stimmen anschließen muss. Was nicht heißen soll, dass ich "Für alle Zeit. Immer." abgrundtief schlecht fand. Optisch war die Episode, wie die ganze Serie, wieder einmal eine Wucht. Was das betrifft, hat Regisseurin Kate Herron wieder einmal ganze Arbeit geleistet. Die Musik von Natalie Holt hatte es mir ebenfalls wieder angetan. Und im Großen und Ganzen (dazu gleich) waren die schauspielerischen Leistungen ebenfalls wieder klasse. Wie ich generell die Besetzung (wieder: Mit einer Ausnahme) als eine der größten Stärken der Serie sehe. Tom Hiddleston war als Loki natürlich schon gesetzt, und bestätigte hier, dass er damals als man ihn für "Thor" castete ein absoluter Glücksgriff war. Aber auch Owen Wilson, Richard E. Grant, Gugu Mbatha-Raw und insbesondere Sophia Di Martino waren in ihren jeweiligen Rollen absolut wunderbar. Und auch was Sets, Ausstattung, Effekte usw. betrifft gibt es an "Loki" nichts zu bemängeln; wie es der Serie, so wie zuvor auch "WandaVision" und "The Falcon and the Winter Soldier" problemlos gelang, das aus dem Kino vom MCU gewohnte Niveau auch auf dem kleineren Fernsehschirm zu halten.

Aber: Nach diesem ganzen Aufbau hat mich "He Who Remains" (bei dem es sich offensichtlich um Kang handeln soll; nicht, dass mir das mehr sagen würde) dann leider doch ziemlich enttäuscht. Hier rächt es sich aus meiner Sicht, dass alles spätestens seit der Offenbarung der falschen Zeitwächter in "Der Nexus-Vorfall" auf eine große und großartige Offenbarung hinauszulaufen schien. Die letzte Folge diente dann noch einmal dazu, die entsprechende Erwartungshaltung aufzubauen, und ließ ja ebenfalls bis zuletzt noch alle Fragen offen. Und auch hier dauert es erstmal rund fünf Minuten, ehe Loki und Lady Loki hinter das Tor am Ende der Zeit treten, und dann noch fünf weitere, ehe sich endlich die Aufzugstür öffnet. Und alles, was ich in dem Moment dann denken konnte, war: "Hä? Soll man den kennen?" Statt eines großen Aha-Erlebnisses, eines Schocks oder gar freudiger Verzückung über das unerwartete Wiedersehen mit einer zuvor schon etablierten Figur (vielleicht ja sogar aus den Filmen) war ich da erstmal nur verwirrt. Möglicherweise liegt das daran, dass ich die Comics nicht kenne, aber das ist schon der nächste Punkt: Ich schließe nicht aus, dass ich auch schon bislang im MCU mangels Kenntnis der Vorlage das eine oder andere verpasst habe, oder vielleicht auch bestimmte Momente nicht ganz die gleiche Wirkung hatte, als wenn man eine solche Szene, die man schon seit zwanzig Jahren aus den Comics kennt, plötzlich auf der großen Leinwand erlebt, und sich denkt: Yeah, geil! Bislang hatte ich allerdings nie den Eindruck, dass ich aufgrund meines Unwissens irgendetwas verpasst hätte. In jedem Fall war immer alles verständlich. Hier hingegen stand ich völlig ahnungslos da, und wusste mit dieser Offenbarung erstmal überhaupt nichts anzufangen.

Episodenbild (c) Disney+ Und, ganz ehrlich: Es wurde in weiterer Folge nicht wirklich besser. Ich habe ja vorhin gerade die schauspielerischen Leistungen quer durch die Bank gelobt, aber Jonathan Majors ist hier leider die eine Ausnahme, welche die Regel bestätigt. Wobei ich es nicht einmal ihm persönlich anlasten würde. Er spielt einfach das, was ihm aufgetragen wurde. Aber: Ähnlich wie mit Andrew Scotts Interpretation von Moriarty in "Sherlock" konnte ich mit Jonathan Majors leider überhaupt rein gar nichts anfangen. "Unerwartet"/"ungewöhnlich" ist halt eben doch nicht immer gleichbedeutend mit "besser", oder zumindest "gut". Soll das etwa wirklich der große neue Bösewicht des MCU werden? Wenn ja, wäre es nach all den namhaften DarstellerInnen die uns darin schon ihre Aufwartung machten, doch ein bisschen ein Abstieg. Weil bei allem nötigen Respekt, aber von Kalibern wie Denzel Washington, Jamie Foxx und/oder Will Smith (Idris Elba haben sie ja leider schon als Heimdall verbraten) ist man da weit entfernt. Mit dem unerwarteten Auftritt eines derart bekannten Stars hätte sich auch, selbst wenn einem die Figur an sich trotzdem nichts sagt (und man sie bisher noch nirgends im MCU gesehen hat), auch der von mir vermisste Wow-Effekt erzielen lassen. Jedenfalls: Was den Aufbau betrifft, fand ich das ganz schlecht umgesetzt (man vergleiche das mal z.B. mit Thanos!).

Es hilft auch nicht, dass ich im ersten Moment, nachdem sich das Tor geöffnet hatte, noch mit einer ganz anderen Offenbarung rechnete, die mir persönlich besser gefallen hätte. Denn als wir unmittelbar darauf die Uhr erblickten, dachte ich echt für eine Minute, dass vielmehr diese für all dies verantwortlich war, und ganz ehrlich: Das hätte ich cool gefunden. Die Idee, dass hier ein Computer, ein Programm, eine K.I. wie auch immer dahintersteckt – jedenfalls aber etwas, dass rein nur nach kühler Logik und einem kalten Algorithmus handelt, ohne menschliche Komponente – hätte für mich definitiv einen Reiz gehabt. Dies reduzierte in meinem Fall die Wirkung der Offenbarung des tatsächlichen Manns hinter dem Vorhang dann noch einmal zusätzlich. Doch es ist nicht nur das: Ich fand auch dieses ganze Gerede derart uninteressant. Auch hier hatte ich den Eindruck, dass die ganze Serie soooooo viel hinauszögert, um die sechs Folgen voll zu bekommen. Rückblickend denke ich jedenfalls, dass bei "Loki", wie zuvor auch schon bei "The Falcon and the Winter Soldier" (wobei dort die zusätzliche Laufzeit immerhin genutzt wurde, um sich in mehrere thematische Richtungen zu strecken; dass genau dies in meinen Augen ein bisschen zu viel des Guten war, und dabei auch so manche Themenpunkte auf der Strecke geblieben sind, steht wieder auf einem anderen Blatt), den Eindruck hatte, dass der Geschichte mit einem zwei- bis zweieinhalbstündigen Film besser gedient gewesen wäre, als einer fünf- bis sechsstündigen Miniserie (im Übrigen ist bislang "WandaVision" die einzige, positive, Ausnahme von dieser Regel; da war jede Folge anders, und stand daher gut für sich). Letztendlich hättest du wohl jeweils immer zwei Folgen problemlos zu einer zusammenkürzen können, ohne wichtiges zu verlieren (und insbesondere die letzten beiden Episoden hätten eben davon in meinen Augen definitiv profitiert, weil dann erstens die Offenbarung früher gekommen –und somit der Aufbau, nachdem man sich eben etwas ganz besonders tolles erwartet, nicht so groß/lang gewesen wäre – und andererseits die Begegnung mit ihm wesentlich kürzer ausgefallen wäre) – was dann einen klassischen Dreiakter mit MCU-typischer Laufzeit (sprich, etwas über zwei Stunden) ergeben hätte.

Episodenbild (c) Disney+ In den Kommentaren des von mir überaus geschätzten "Wortvogels" Torsten Dewi verglich jemand die Szene in der Zitadelle mit dem langen Dialog mit dem Architekten aus "Matrix: Reloaded". Und ja, grundsätzlich sehe ich hier durchaus Parallelen. Zugleich finde ich aber, dass man damit "Matrix: Reloaded" insofern etwas Unrecht tut, als man sich im ersten Moment zwar auch denkt "Hä?!", wenn man dann aber Informationen hernimmt, nachdenkt, und den Film nochmal Revue passieren lässt, geht einem ein sprichwörtliches Licht auf (und erscheinen auch auf einmal viele Szenen davor in einem neuen Licht). Hier hingegen wollte sich eben dieser Aha-Effekt aber auch zwei Tage nachdem ich die Folge gesehen habe noch nicht einstellen. Und das ist dann schließlich der letzte wesentliche Punkt: Es geht in "Für alle Zeit. Immer." letzten Endes einfach nur darum, dass Sylvie ihren Rachegelüsten nachgibt, und damit zugleich dem Multiversum freien Lauf lässt. Nicht einfach nur diese Episode (die sich aus meiner Sicht eben mit dem ewig langen und nie wirklich interessanten Gespräch mit He Who Remains einfach viel zu lange Zeit ließ, um dieses Ziel zu erreichen), sondern die ganze Serie an sich, steuerte letztendlich auf dieses eine, entscheidende Ereignis zu. Und mir kann bitte schön niemand erzählen, dass es dafür diese fünfstündige Miniserie gebraucht hat. Das hätte sich nun wahrlich auch wesentlich effizienter erzählen und umsetzen lassen.

Fazit: Da sitz ich nun, ich armer Thor, und bin so ratlos als wie zuvor. Statt der von mir erhofften – und nach diesem Aufbau eigentlich auch erwarteten – großen Offenbarung schwebten über meinen Kopf in erster Linie Fragezeichen. Wer ist dieser Kerl da? Sollte man den kennen? Wieso plappert der so lange, und warum soll mich das, was er sagt, interessieren? Hätte mich seine ungewöhnliche Darstellung der Figur etwa ansprechen sollen? Und ging es in der ganzen Serie jetzt echt nur darum, dass Sylvie die Büchse der Multiversums-Pandora öffnet, und wenn ja, hätte sich das echt nicht effizienter erzählen lassen? Ich weiß ja nicht, wie es euch ging, aber mir war das als das große Finale, auf das man jetzt fünf Episoden lang hingearbeitet hat, entschieden zu wenig. Was nicht heißt, dass "Loki" im Allgemeinen und "Für alle Zeit. Immer" im Speziellen ein völliger Reinfall gewesen wäre. Mit Jonathan Majors Darstellung seiner Figur konnte ich zwar ähnlich wenig anfangen wie damals mit Andrew Scotts Moriarty, und angesichts der wohl großen Rolle die ihm in weiterer Folge im MCU zukommen würde hätte das ruhig ein namhafterer Darsteller sein dürfen. Davon abgesehen war die Besetzung aber über jeden Zweifel erhaben. Auch optisch waren Serie und Staffelfinale teilweise wieder eine Wucht, und auch an der restlichen Produktionsqualität – inklusive der Musik – gibt es nicht das Geringste zu beanstanden. Inhaltlich war mir "Loki" in seiner Gesamtheit, und insbesondere eben auch "Für alle Zeit. Immer." aber entschieden zu dürftig.

Wertung: 2 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2021 Disney+)







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