The Leftovers - 1x06: Gast
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Episodenbild (c) HBO

Originaltitel: Guest
Episodennummer: 1x06
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 03. August 2014 (HBO)
Erstausstrahlung D: 21. November 2014 (Sky)
Drehbuch: Damon Lindelof & Kath Lingenfelter
Regie: Carl Franklin
Besetzung: Justin Theroux als Kevin Garvey, Carrie Coon als Nora Durst, Paterson Joseph als Wayne Gilchrest, Billy Magnussen als Marcus, Tom Noonan als Casper, David Aaron Baker als Ron Bickel, Max Baker als Prophet's Dilemma Academic, Liza J. Bennett als Angel / Denise, Daniel Bielinski als Hotel Front Desk Clerk, Hannah Cabell als Margery Rasmussen, Sebastian Arcelus als Doug Durst, Anthony Cieslak als Jeremy Durst, Molly Crowley als Conference Organizer, Ross Degraw als Joey DeLorangus, Brandon Espinoza als Ray, Craig Fox als Pope Guy, Julian Gamble als Gus Hickey, Mary Ann Hay als Gale Sawicki, Curtiss Cook als Patrick Johansen, Sean Kenin als Cornell Guy, Chris McKinney als Jeffrey Stewart, Tarikk Mudu als Grocery Store Cashier, Mel Nieves als Business Suit, Jennifer Onvie als Kylie, Ellen Parker als A-F Check-In Aide, Marisa Ryan als Imposter u.a.

Kurzinhalt: Nora Durst fliegt für ihre Abteilung zur zweiten jährlichen Konferenz aller Berufe, die in Verbindung mit dem Verschwinden stehen, nach New York. Dort soll sie am zweiten Tag der Konferenz auch an einem Panel teilnehmen. Ihr Chef bläut ihr ein, bei der offiziellen Linie – dass man die Daten, die Nora und die anderen Betreuer bei ihren Befragungen einheben, selbst nicht auswertet, und daher auch die Ergebnisse nicht kennt – zu bleiben. Nach ihrer Ankunft hat sie aber ohnehin erstmal andere Sorgen: Denn ihr Badge ist verschwunden. Mit dem Ersatz, der sie einfach nur als Gast ausweist, ist sie nicht wirklich zufrieden, und so wandert sie auf der Suche nach jener Person, die sich für sie ausgibt und ihren Ausweis gestohlen hat, durch die Hotelräumlichkeiten. Dabei läuft sie u.a. dem Unternehmer Marcus über den Weg, der sie schließlich zu einer Party schleppt. Am nächsten Morgen klopft das Hotelmanagement an die Tür, um sie des Hotels zu verweisen – soll sie doch angeblich den Spiegel an der Bar zerstört haben. Ihren Beteuerungen, dass es sich dabei um die Hochstaplerin gehandelt haben muss, will niemand Glauben schenken. Und so findet sie sich, wenige Stunden bevor sie am Panel teilnehmen soll, auf der Straße wieder…


Review: Episodenbild (c) HBO Schön langsam beginnt sich bei "The Leftovers" für mich ein Muster abzuzeichnen. Wann immer es eher um das große Ganze geht, wollen mich die Folgen nicht so recht ansprechen – was natürlich in erster Linie daran liegt, dass ich die Welt, so wie man sie uns hier zeigt, und die Auswirkungen dieses Verschwindens, für nicht glaubwürdig halte, und auch nach wie vor vieles nicht wirklich verstehe. Steht hingegen eine individuelle, persönliche Geschichte im Vordergrund, funktioniert die Serie für mich ganz gut. So gesehen bei "Zwei Boote und ein Hubschrauber" – und nun auch wieder hier bei "Gast". Letztere hatte darüber hinaus den Vorteil, dass mich die Story rund um Nora auf eine Art und Weise emotional angesprochen hat, wie das jener rund um den Priester nicht vergönnt war. Zwar folgte ich seiner Geschichte dort durchaus mit Interesse, letztendlich war mir aber ziemlich egal, ob er mit seiner Mission, binnen 24 Stunden das nötige Geld aufzutreiben, Erfolg hat oder nicht. Nora fühle ich mich aber nun schon seit einigen Episoden verbunden; und "Gast" hat nicht einfach nur davon profitiert, sondern dies noch dazu ums Vielfache gesteigert.

Der größte Vorteil der hier erzählten Geschichte ist: Es ist letztendlich schnurzpiepegal, ob ich der Serie diese Entwicklung nachdem zwei Prozent der Weltbevölkerung verschwunden sind abkaufe, oder nicht. Trotz der Konferenz, die mit dem größeren Ganzen befasst ist, steht hier in erster Linie Nora und ihr sehr persönlicher Verlust im Mittelpunkt – und damit kann ich mich jedenfalls und ohne Probleme identifizieren. Sie hat in diesem einen Augenblick alle Menschen verloren, die ihr wirklich etwas bedeutet haben. Ob dies nun in einem mysteriösen Verschwinden geschehen ist, oder bei einem schnöden Autounfall (oder so etwas), ist letztendlich ja egal. Und so fühlte ich von Anfang an mit ihr mit; da war es letztendlich auch egal, ob ich persönlich die Bedeutung des Badges, und warum es sie gar so stört, dass sie mit einem "Gast"-Ausweis herumlaufen muss, nachvollziehen konnte oder nicht. Es hilft auch, dass Marcus Geschäftsmodell vermutlich das erste an dieser Welt ist, das für mich plausibel klingt und Sinn ergibt. Und die Umarmung am Ende – auch wenn ich mit der Szene aus anderen Gründen ein bisschen Probleme gehabt haben mag – war der bislang emotionalste Moment der Serie. Das ging mir wirklich nahe. Das Mysterium rund um die Befragung, und ob die die Zettel nun tatsächlich verbrennen wie von der Hochstaplerin behauptet, hat mich allerdings (wieder einmal) überhaupt nicht angesprochen. Etwas seltsam fand ich zudem, dass Nora scheinbar keine (andere) Möglichkeit hat, sich auszuweisen (Führerschein? Personalausweis? Reisepass? Büchereikarte? Waffenschein?). Und wie gerade erwähnt: So emotional ansprechend die Begegnung zwischen Nora und Wayne auch gewesen sein mag, aber da ich den nach wie vor für einen Hochstapler halte, hatte ich mit der Art und Weise, wie hier vermeintlich Scharlatanerie propagiert wird, schon ein bisschen Bauchweh.

Episodenbild (c) HBO Klar kann man jetzt sagen, ist ja egal, ob er sie nun wirklich heilt, oder es sich dabei nur um eine Art Placebo-Effekt handelt. Es geht ihr in jedem Fall (zumindest vorläufig) danach besser (wobei zugleich recht spannend war, dass sie bei ihrer Befragung nun das erste "Nein" auf die Frage 121 bekommt). Aber wenn ich daran denke, dass dieses Beispiel in der realen Welt Schule machen und jetzt tatsächlich alle 1.000 Euro abheben und zum nächstbesten "Holy Wayne" laufen, dreht sich mir der Magen um (andererseits, vielleicht sollte ich genau einen solchen Umarmungs-Service – gern auch "nur" um 100 Euro – ins Leben rufen, sobald ich endlich geimpft bin? Können wir jetzt dann, nach diesem Jahr voller – notwendiger – Einschränkungen und mangelnder Körperkontakte, wohl alle gut gebrauchen). Insofern war das eine Szene, wo sich mein Kopf und mein Herz nicht ganz einig waren. Ersterer hatte damit nämlich schon so seine Probleme, während letzteres von der ruhigen Inszenierung, der wunderschönen, berührenden Musik (Max Richter, du Teufel!) und der eindringlichen Performance von Carrie Coon völlig in Beschlag genommen wurde, und meine Tränendrüsen antrieb, aktiv zu werden.

Fazit: Bislang funktioniert "The Leftovers" für mich immer dann am besten (oder eher: überhaupt), wenn man sich auf eine individuelle Geschichte konzentriert, mit der ich mich identifizieren kann. "Gast" ist da ein gutes Beispiel. Es ist letztendlich egal, ob das ganze Drumherum für mich funktioniert, glaubwürdig ist, und so weiter. Hier steht letztendlich eine Frau im Mittelpunkt, die einen tragischen persönlichen Verlust erlitten hat – und eben das ist etwas, wo ich emotional "andocken" kann. Egal ob man das mit dem gestohlenen Badge nun vergleichsweise unwichtig findet, oder ihren Ärger nachvollziehen kann, wünscht man ihr einfach, dass sie zumindest dieses Problem bewältigen wird. Die Story mündete dann schließlich in der bislang emotionalsten Szene der Serie (wenn ich auch zugebe, dass mir die mitschwingende Unterstützung von Wunderheilern – statt zur Bewältigung des Traumas richtige psychologische Betreuung zu suchen – doch etwas Bauchweh beschert hat), wo ich wirklich mit den Tränen zu kämpfen hatte. Das Drumherum hingegen, ist für mich nach wie vor in weiten Teilen unglaubwürdig und/oder uninteressant (wie z.B. die Frage, ob die Hochstaplerin mit ihrem Vorwurf, die Fragebögen würden einfach verbrannt werden, recht hat). Insofern würde ich mir wünschen, dass sich die Serie nun vermehrt auf solche persönliche Geschichten konzentriert – weil dann wird’s mit mir und "Leftovers" ja vielleicht doch noch etwas.

Wertung: 3.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2014 HBO)








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