Castle Rock - 1x03: Lokale Farben
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Episodenbild (c) Hulu

Originaltitel: Local Color
Episodennummer: 1x03
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 25. Juli 2018 (Hulu)
Erstausstrahlung D: 08. Februar 2019 (StarzPlay)
Drehbuch: Gina Welch
Regie: Daniel Attias
Besetzung: André Holland als Henry Deaver, Melanie Lynskey als Molly Strand, Bill Skarsgård als The Kid, Jane Levy als Jackie Torrance, Sissy Spacek als Ruth Deaver, Noel Fisher als Dennis Zalewski, Ann Cusack als Warden Porter, Caleel Harris als Young Henry Deaver, Cassady McClincy als Young Molly Strand, Charlie Tahan als Dean Merrill, Russell Posner als Derek, Burke Moses als Local Color Host, Mark Zeisler als Cal, Alexander W. Pollock als Pierre, Nada Despotovich als Bartender, Thomas Kee als Cop, Harper Pilat als Doodler, Jack Brunault als Bailiff, Reese Grande als Coroner, Colton Osorio als Nose Picker, Trip Case als Prosecutor, James DeFilippi als Defendant u.a.

Kurzinhalt: Henry Deaver sucht Molly Strand auf, seine Freundin aus Kindheitstagen, die mittlerweile als Maklerin arbeitet. Er will, dass sie das Haus seiner Mutter zum Verkauf ausschreibt. Anfangs lehnt Molly ab. Diese ist Empathin, und wie sie selbst meint, "senden" einige Personen stärker als andere. Und zu Henry verspürt sie schon seit ihrer Kindheit eine ganz besonders enge Verbindung. Allerdings will es ihr nicht so recht gelingen, ihm fernzubleiben. Als sie versucht, sich – um ihre Kräfte zu unterdrücken, da sie am kommenden Abend ein Fernsehinterview hat, und diese Ablenkung nicht gebrauchen kann – Drogen zu beschaffen, wird sie von der Polizei verhaftet. Tags darauf findet sie Henry im Review, und übernimmt ihre Kaution. Erst jetzt ist Molly ihm gegenüber offen, woraufhin er sie zu ihrem Interview begleitet – wo sie dann jedoch ihre eigentliche Message zugunsten Henrys Wunsch, dem in Shawshank gefundenen Jungen zu helfen, hintanstellt. Was sie Henry jedoch nicht offenbart: Sie hat während er damals tagelang verschwunden war eine Tat begangen, die sie bis zum heutigen Tag verfolgt…


Review: Episodenbild (c) Hulu In "Lokale Farben" rückt Molly Strand, gespielt von der wunderbaren Melanie Lynskey, in den Mittelpunkt. Dabei überrascht die Episode gleich zu Beginn mit einer Offenbarung, die ich so definitiv nicht am Schirm hatte. Denn nachdem Henrys Vater gefunden wurde, lag er, komatös und an ein Atemgerät angeschlossen, in seinem Haus – wo er schließlich eines Nachts Besuch von Molly erhielt, die, noch als kleines Kind, den Schlauch rauszog und ihn so ermordete. Das war nun wirklich eine harte, starke Szene – die dann letztendlich auch die komplette restliche Folge bestimmte, wird doch deutlich, dass Molly diese Tat nach wie vor verfolgt. Was wohl auch – neben Henrys starken Emanationen – auch der Hauptgrund gewesen sein dürfte, warum sie ihn ursprünglich abweisen sollte. Die Szene mit dem seltsamen Gerichtssaal-Spielchen der Kinder zwingt sie dann ebenfalls, sich ihrer damaligen Tat zu stellen. Vielleicht mit am Spannendsten war für mich aber ihre Überzeugung, damals zum Wohle und im Interesse Henrys gehandelt zu haben – und in der Tat deuten die späteren Flashbacks zu ihm und seinem (Zieh-)Vater ein missbräuchliches Verhältnis an. Jedenfalls gefällt mir diese moralische Ambivalenz, die man der Figur hier zugesteht, ausgesprochen gut.

Darüber hinaus thematisiert man in dieser Folge unter anderem auch die starke Verbindung, die insbesondere in ihrer Kindheit zwischen Molly und Henry bestand. Diese wird in einigen Szenen wirklich gut vermittelt, nicht zuletzt auch, wenn Molly, zu Hause im warmen Bett liegend, auf einmal einen kalten Atem aushaucht – da Henry von seinem Vater mitten in der Nacht in den Wald gezerrt wurde. Auch die Alpträume – die nicht zuletzt auf Molly Schuldgefühle zurückgehen – fand ich sehr atmosphärisch und stellenweise wirklich gruselig umgesetzt. Und auch das Finale, wo Molly glaubt, dass sich jemand in ihr Haus geschlichen hat, war überaus spannend. Der einzige Teil dieses Plots, der für mich irgendwie nicht so recht funktionieren wollte, war das "Kinder-Gericht". Das war mir dann doch etwas zu skurril, und – da das alles ja scheinbar doch nur ein harmloses Spiel war – in seiner Bedeutung für Molly etwas zu aufgesetzt. Zudem hat der starke Fokus auf Molly – so interessant ich die Offenbarungen rund um sie auch gefunden haben mag – den Nachteil, dass der eigentliche Plot hier wieder nur sehr zaghafte Schritte nach vorne macht; nämlich mit ihrem Interview, mit dem sie Henry dann schließlich den Zugang zum Jungen sichert. Die erste Begegnung zwischen Henry und ihm am Ende war zwar dann durchaus wieder interessant. Und natürlich war die Episode insbesondere im Hinblick auf die Charaktertiefe von Molly essentiell. Dennoch habe ich – wie bei vielen modernen Serien, die eine fortlaufende Handlung erzählen – wieder mal den Eindruck, dass es eventuell mit ein bis zwei Folgen weniger auch gegangen wäre, und das Pendel zwischen Handlungstiefe und Erzähltempo auch bei "Castle Rock" wieder eine Spur zu stark in Richtung ersterem ausschlägt. Aber mal schauen, vielleicht kommt ja nun, wo Henry und "Nick Cage" ihre erste Begegnung hatten, etwas mehr Schwung rein.

Fazit: Episodenbild (c) Hulu "Lokale Farben" besticht in erster Linie mit der schockierenden Offenbarung rund um Molly Strand, die als sie noch ein Kind war – zum Wohle von Henry, mit dem sie empathisch verbunden war – dessen Vater ermordete, in dem sie den Schlauch mit der Sauerstoffzufuhr herauszog. Das war schon eine arge und starke Szene, die dann auch den Rest der Folge bestimmt – verfolgt Molly diese Tat doch bis in die Gegenwart. Interessant fand ich zudem die starke Verbindung, die zwischen ihr und Henry besteht (bzw. in der Kindheit bestand). Und mit der ersten Begegnung zwischen Henry und dem jungen Mann macht die Geschichte zumindest einen kleinen, wenn auch entscheidenden, Schritt nach vorn. Insgesamt ging mir allerdings auch in "Lokale Farben" wieder mal die Spur zu wenig weiter. Und vor allem auch das "Kinder-Gericht" hat mich nicht wirklich überzeugt, war mir das doch etwas zu skurril, und wirkte in der Art und Weise, wie dieses auf Mollys Schuldgefühle abzielt, auch etwas aufgesetzt. Insgesamt gelang es "Castle Rock" mit "Lokale Farben" aber – nicht zuletzt dank der starken Performance von Melanie Lynskey – an den gelungenen und vielversprechenden Serienauftakt anzuknüpfen.

Wertung: 3.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2018 Hulu)








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