The Stand - 1x05: Angst und Schrecken in New Vegas
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Episodenbild (c) CBS All Access

Originaltitel: Fear and Loathing in New Vegas
Episodennummer: 1x05
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 14. Januar 2021 (CBS All Access)
Erstausstrahlung D: 31. Januar 2021 (StarzPlay)
Drehbuch: Jill Killington & Knate Lee
Regie: Chris Fisher
Besetzung: James Marsden als Stu Redman, Amber Heard als Nadine Cross, Jovan Adepo als Larry Underwood, Odessa Young als Frannie Goldsmith, Owen Teague als Harold Lauder, Henry Zaga als Nick Andros, Brad William Henke als Tom Cullen, Nat Wolff als Lloyd Henreid, Irene Bedard als Ray Brentner, Alexander Skarsgård als Randall Flagg, Whoopi Goldberg als Mother Abagail Freemantle, Natalie Martinez als Dayna Jurgens, Katherine McNamara als Julie Lawry, Fiona Dourif als Rat Woman, Eion Bailey als Teddy Weizak, Nicholas Lea als Norris u.a.

Kurzinhalt: Dayna ist eine der aus Boulder nach New Vegas entsandten Spione, die mehr über die Stadt und deren Anführer Randall Flagg in Erfahrung bringen soll. Doch ihre Neugier ist nicht unbemerkt geblieben, hat sie doch damit die Aufmerksamkeit von Flaggs engsten Vertrauten auf sich gezogen. Diese nehmen sie nun unter ihre Fittiche, und kurz darauf steht Dayna tatsächlich dem dunklen Mann höchstpersönlich gegenüber. Währenddessen nimmt Harolds finsterer Plan immer konkretere Formen an. Frannie kommt sein Verhalten jedoch zunehmend verdächtig vor. Sie lädt ihn deshalb zu sich und Stu zum Abendessen ein – um so Larry die Gelegenheit zu geben, ungestört dessen Haus zu untersuchen. Dieser ist gerade dabei, aufzubrechen, als unvermittelt Nadine vor seiner Tür steht…


Review: Episodenbild (c) CBS All Access Schon irgendwie interessant: In meinen bisherigen Reviews habe ich ja deutlich gemacht, dass ich die zeitlichen Sprünge für eines der größten Probleme dieser Neuverfilmung halte. Nun gibt es mit "Angst und Schrecken in New Vegas" die erste Folge, die ohne Flashbacks auskommt und somit wirklich nur in einer Zeitebene angesiedelt ist – bedeutend besser fand ich sie aber dennoch nicht. Was aber natürlich dennoch zumindest teilweise der nicht-chronologischen Erzählweise geschuldet sein mag. Zwar haben wir Dayna in den Rückblenden letzte Woche kurz kennengelernt, sie ist aber halt eben keine Hauptfigur, der wir ähnlich verbunden wären wie Stu, Harold, oder Larry. Nun galt dies zugegebenermaßen durchaus auch schon für den Roman sowie die erste Miniserie. Beide hatten das Problem, dass sie Dayna zu wenig beleuchteten, weshalb ihre Begegnung mit Randall Flagg – und die Entscheidung, die sie dort dann trifft – nicht das volle darin enthaltene dramaturgische Potential entfalten konnte. Statt unnötig in der Zeit hin- und herzuspringen, hätte man vielmehr dabei ansetzen können und sollen. Hätte man sie in den Status einer Hauptfigur erkoren und ihre Vorgeschichte ähnlich ausführlich aufgerollt wie bei Stu, Harold, Larry, Frannie und/oder Nadine, hätte man daran etwas ändern können. So war die Szene zwar für sich genommen dennoch stark – was nicht zuletzt an Alexander Skarsgard liegt, der nach wie vor das mit Abstand beste an dieser Neuverfilmung ist – aber halt längst nicht so emotional, wie sie dies im Falle einer stärkeren Bindung zu ihrer Figur hätte sein können.

Schwer tat ich mir auch mit der extrem klischeehaften Umsetzung des Sündenpfuhls New Vegas. Wobei ich auch gleich sagen muss: Wenn wir mal von diesen Gladiatorenkämpfen absehen (die oftmals auch seinen sehr blutigen und tödlichen Ausgang nehmen), an deren Gewalt sich das Publikum aufgeilt, macht New Vegas eigentlich einen durchaus kommoden Eindruck. Ganz ehrlich: Abgesehen von eben dieser exzessiven Gewalt würde meine Wahl, müsste ich mich für das launig-zügellose Leben in New Vegas, oder eine züchtig-gottesfürchtige Existenz in Boulder entscheiden, wohl eher auf ersteres fallen. Und generell war mir die Darstellung halt einfach zu klischeehaft, und mir die gewünschte Schockwirkung zu sehr auf die vermeintliche Prüderie der Zuschauer zu setzen (Seht mal, wie zügellos die es alle im Hintergrund treiben! Und die eine hat sogar einen Nasenring! Abscheulich!!1!!1!). Wie gesagt, die Gladiatorenkämpfe sind ein anderes Thema, aber davon abgesehen sah ich jetzt nichts, was mich irgendwie in Angst und/oder Abscheu versetzt hätte. Nicht glücklich bin ich auch nach wie vor mit der Umsetzung von Harold. Ich fand den insbesondere in der 90er-Miniserie, wo er von Corin Nemec gespielt wurde, wesentlich ambivalenter und damit interessanter dargestellt. Dort hatte er fast schon etwas von einer tragischen Figur. Hier hingegen war er ab der ersten Minute ein Arschloch, und bestätigt diesen Eindruck seither einfach nur beständig – weshalb mein Mitgefühl meinerseits ihm gegenüber gegen Null tendiert. Fast noch schlimmer finde ich aber, was man aus Nadine gemacht hat. Die alte Miniserie stellte ihren Konflikt viel besser, überzeugender und eindringlicher dar. Ihr kurzes Gespräch mit Mother Abagail war mir hier leider zu wenig, zu spät. Und, natürlich: Dass Larry hier da er ein zu guter Kerl ist und Nadines Verzweiflung und Notlage nicht ausnutzen will, letztendlich eine Katastrophe auslöst, kann man angesichts der mitschwingenden Message (Leute, wenn euch eine Frau Sex anbietet, egal aus welchem Grund: Unbedingt annehmen!) in der heutigen Zeit auch durchaus problematisch finden. Last but not least: "Goodbye" von "Soap & Skin" gehört bitte schön auf immer und ewig "Dark". Zumal es ja nicht einfach nur dort vorkam, sondern die Titelmelodie war. Insofern muss ich da als Serienmacher damit rechnen, dass in dem Moment meine ZuschauerInnen dann an eine andere (weitaus bessere) Serie denken, was halt auch eher ungünstig ist – während man "Don't fear the Reaper", welches wiederum in der alten miniserie durchaus prominent vertreten war, hier in die Endcredits verbannt wird. Da hätten sie es sich in meinen Augen (bzw. Ohren) auch gleich schenken können.

Fazit: Episodenbild (c) CBS All Access Die Szene zwischen Dayna Jurgens und Randall Flagg war wirklich stark, und vermutlich sogar für mich das bisherige Highlight der Serie. Von beiden großartig gespielt, mitreißend inszeniert, und mit einem auch wenn man schon weiß was passieren wird dennoch schockierend umgesetzten Schlusspunkt. Und auch Randalls Augen fand ich wunderbar gespenstisch-eindringlich umgesetzt. Darüber hinaus hatte es mir in erster Linie noch das kurze Gespräch zwischen Mother Abagail und Nadine Cross angetan – welches letztendlich für mich aber wenn es darum geht, ihren inneren Zwiespalt darzustellen, zu wenig war. Die Szene, wo sie von Larry entjungfert werden will, und dieser mit seiner Zurückweisung letztendlich eine Katastrophe auslöst, ist ebenfalls nicht gut gealtert; das wäre ein Punkt gewesen, wo man bei der Neuadaption hätte ansetzen können (statt die beliebigen – wenn auch hier erstmals ausgesetzten – Zeitsprünge). Gleiches gilt übrigens für Dayna, die man auch hier wieder viel zu wenig kennenlernt, um mit ihr am Ende so richtig mitzufühlen. Und vor allem mit ihrer Behandlung von Harold bin ich nach wie vor extrem unzufrieden, wirkt dieser doch einfach nur wie ein furchtbarer, unmöglicher Mensch – und das eigentlich schon von Anfang an. Eine ambivalentere Darstellung hätte ich hier weitaus interessanter gefunden. Zuletzt muss dann auch noch die in ihrer Klischeehaftigkeit fast schon unfreiwillig komische Umsetzung von New Vegas kritisiert werden, die bei mir zudem – abseits der blutigen Gladiatorenkämpfe – den gewünschten abstoßenden Effekt verfehlte, sondern (was jedoch teilweise auch Corona und den damit einhergehenden Lebenseinschränkungen geschuldet sein mag) eher das Gegenteil bewirkte. Und so setzte "The Stand" für mich leider den bislang dominierenden, enttäuschenden Eindruck leider ungehindert fort.

Wertung: 2 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2020 CBS All Access)








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