Discovery - 3x13: Ein Zeichen der Hoffnung (2)
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Episodenbild (c) Netflix

Originaltitel: That Hope Is You (2)
Episodennummer: 3x13
Bewertung:
Erstausstahlung USA: 07. Januar 2021 (CBS All Access)
Erstausstahlung D: 08. Januar 2021 (Netflix)
Drehbuch: Michelle Paradise
Regie: Olatunde Osunsanmi​
Hauptdarsteller: Sonequa Martin-Green als Michael Burnham, Doug Jones als Saru, Anthony Rapp als Paul Stamets, Mary Wiseman als Sylvia Tilly, Wilson Cruz als Hugh Culber, David Ajala als Cleveland 'Book' Booker.
Gastdarsteller: Oded Fehr als Charles Vance, Ian Alexander als Gray Tal, Blu del Barrio als Adira Tal, David Cronenberg als Kovich, Adil Hussain als Aditya Sahil, Bill Irwin als Su'Kal, Janet Kidder als Osyraa, Kenneth Mitchell als Aurellio, Tig Notaro als Jett Reno, Annabelle Wallis als Zora, Jake Weber als Zareh, Emily Coutts als Lt. Keyla Detmer, Patrick Kwok-Choon als Lt. Gen Rhys, Oyin Oladejo als Lt. Joann Owosekun, Ronnie Rowe Jr. als Lt. R.A. Bryce, Sara Mitich als Lt. Nilsson, Julianne Grossman als Discovery Computer voice u.a.


Kurzinhalt: Nachdem es Michael Burnham gelungen ist, Paul Stamets von Bord zu schaffen, kann Osyraa nicht mehr auf den Sporenantrieb der Discovery zurückgreifen. Zudem gerät sie nach den gescheiterten Verhandlungen nun unter Beschuss der restlichen Flotte. Mit Hilfe ihres außerhalb des Schildes lauernden Schiffes gelingt ihr zwar die Flucht, doch sie braucht noch die Koordinaten des Dilithium-Planeten. Um diese zu erhalten, foltert sie Book, während Michael tatenlos danebenstehen muss. Dann jedoch gelingt es Michael, sie auszutricksen, und zusammen mit Book zu fliehen. Zugleich ersinnt sie einen Plan, damit die Discovery aus dem Warp fällt, und die Flotte der Föderation so zu ihnen aufschließen kann. Für die Umsetzung ist sie jedoch auf die Hilfe von Tilly und dem Rest der Brückenbesatzung angewiesen – und diese werden dafür möglicherweise ihr Leben geben müssen. Währenddessen tun Saru, Hugh Culber und Adira – denen sich auch Gray Tal anschießt – ihr Möglichstes, um Su'Kal dabei zu helfen, sein Trauma zu überwinden, und sich dem Schrecken, der sich hinter der verschlossenen Türe auf ihn lauert, zu stellen…

Review: Episodenbild (c) Netflix Beginnen wir mit meinem größten (wenn auch beileibe nicht einzigen) Kritikpunkt: Mann, war das alles wieder mal völlig überdramatisiert. Natürlich gehört ein bestimmtes Maß an Pathos bei "Star Trek" seit jeher zum guten Ton. Und richtig dosiert kann das auch ganz wundervoll sein. Hier war es mir aber einfach viel zu viel. Das war nicht mehr das Salz in der Suppe, sondern vielmehr die Suppe im Salz. Für mich war das hier schon so übertrieben, dass es teilweise echt schon zur Selbstparodie verkam, weshalb ich diese ganzen Szenen, wo hochdramatisch voneinander Abschied genommen oder theatralisch der vermeintliche Heldentod gestorben wurde, einfach nicht ernst nehmen konnte. Zumal – und das ist eine weitere wesentliche Krux an der Sache – man der Serie ja ohnehin nicht zutraut, dass die fast die komplette Brückenbesatzung krepieren lassen. Hätte man nur Owosekun losgeschickt, hätte ev. die Möglichkeit bestanden, dass sie tatsächlich draufgeht. Dann hätte man zwar noch das Problem gehabt, dass man die Figur bislang derart stiefmütterlich behandelte, dass mich das nicht gekratzt hätte, aber es hätte zumindest ein bisschen Spannung reingebracht. So war das hingegen leider ein völlig sinn- und seelenloses Schauspiel.

Der nächste wesentliche Kritikpunkt sind die hier wieder einmal enthaltenen Blödsinnigkeiten. Hier sticht nicht zuletzt der riesengroße Turboliftschacht hervor. Ich war ja schon von der Bierbrauerei – sorry, dem Maschinenraum – bei J.J.-Trek irritiert, aber diese TARDIS-Einlage setzte dem ganzen echt die Krone auf. Bitte schön, wo genau in diesem Schiff soll für einen solch riesigen Hohlraum Platz sein? Vergessen wir jetzt mal, dass Platz gerade auch zu TOS-Zeiten (und in der wurde die "Discovery" ja gebaut) auf Raumschiffen durchaus ein wertvolles Gut und Mangelware war; man muss sich nur mal die Aufnahmen aus der letzten Folge anschauen, wo Michael und Book mit dem Shuttle auf dem Hangardeck gelandet sind, welches recht schön die Höhe des Schiffes erahnen lässt, um deutlich zu machen, dass für solch ein ausgeklügeltes Turboliftsystem einfach nirgends Platz ist. Und ja, ich weiß, "Star Trek V" hat sich mit den mehr als 78 Decks einen ähnlichen Holler geleistet, aber dort war's zumindest nur ein – blöder – Gag. Hier hingegen wurde wieder einmal deutlich, dass sie die Macher einfach keinerlei Respekt vor den Regeln ihres eigenen Universums – oder auch dem Genre an sich – haben. Sie glauben, bloß weil das eine Science Fiction-Serie ist, ist alles möglich; oder, wie ich es immer gerne ausdrücke: Sie machen einen auf Pipi Langstrumpf, und sich die Welt, widde widde wie sie ihnen gefällt. Ohne Rücksicht auf Logik und Glaubwürdigkeit. Und da kommt dann eben so ein Blödsinn bei raus. Apropos Blödsinn: Das Holodeck des Kelpianer-Schiffes erkennt Adiras imaginären Freund als eigene Persönlichkeit und spendiert ihm (oder ist er auch nicht-binär und damit ein "ihnen"?) einen Körper? Echt jetzt? Ehrlich, Leute: Was auch immer die "Discovery"-Macher für Drogen für sich nehmen, ich will auch was davon haben! Das würde den Lockdown zumindest ein bisschen spaßiger machen.

Episodenbild (c) Netflix Überrascht war ich auch davon, dass Tillys Wiedergutmachung ausgeblieben ist. Weil nachdem sie in "Su'Kal" ohne rechte Gegenwehr die Discovery verloren hat, hätte ich eigentlich fix damit gerechnet, dass sich diese damit, dass sie das Schiff wieder zurückerobert, rehabilitieren wird – und die Autoren damit auch beweisen, dass Saru in ihr natürlich die völlig richtige Entscheidung getroffen hat. Davon kann aber keine Rede sein. Zuerst einmal: Hat sie nicht in der letzten Folge gesagt, sie hätte einen Plan, und man solle ihr vertrauen? Wenn ja, wie genau sah der bitte schön aus? Zur Brücke vorpreschen? Echt jetzt? Nicht etwa, zum Transporterraum gehen und die Besatzer in Arrestzellen beamen? Oder die Ersatzbrücke erobern und die Kontrolle über das Schiff dorthin umleiten? Das Diskussegment – so dies bei der Discovery überhaupt möglich ist – abtrennen? Nichts dergleichen. Stattdessen erhielt sie zuerst schon mal von diesen iDroiden unerwartete Hilfe. Und der eigentliche Plan zur "Rettung" der Discovery, nämlich die Warpgondel abzukoppeln, kam dann erst recht wieder vorn Burnham. Weil, natürlich, die muss nach wie vor die Heilsbringerin schlechthin sein; nicht zuletzt auch, um sich trotz all ihrer Subordination ihr Kapitänsabzeichen zu verdienen.

Was Neues war's ja eh nicht mehr, weil's in "Su'Kal" bereits klar war, aber es sei dennoch nochmal erwähnt: Die Aufklärung hinter dem Brand ist mit Abstand das Dümmste, was mir bei "Star Trek" je untergekommen ist. Davon, dass sich die Welle hier wieder einmal längst nicht so schnell ausbreitete, wie sie das angeblich getan haben soll (nämlich in Sekundenbruchteilen in der ganzen Galaxis), ganz zu schweigen. Nicht unerwähnt bleiben soll auch die neuerliche Foltereinlage; sowas brauche ich persönlich bei "Star Trek" halt auch nicht (wie so vieles aus "Discovery"). Und das mit Book, der aufgrund seiner Empathie mal schnell den Sporenantrieb steuern kann, war ebenso eine klassische Deus Ex Machina-Lösung, wie Gray, dem – da er ja nur ein Bewusstsein ist und keinen Körper hat – die Strahlung nichts ausmacht. Das ist alles so billig und bequem zusammengeschustert. Am Ende kam es dann schließlich so, wie es wohl früher oder später kommen musste: Burnham wird für was auch immer mit dem Kommando der Discovery belohnt. Wenn ich den Eindruck hätte, das wäre verdient gewesen, wäre dies ein guter Abschluss einer Entwicklung, die mir ihrer (für mich ja – ihr erinnert euch vielleicht noch – ebenfalls schon nicht nachvollziehbaren) Verurteilung begann. So hingegen wirkt es einfach nur aufgesetzt. Wie übrigens auch der zwar lieb gemeinte, aber viel zu kitschige Voice Over-Kommentar, der uns die Moral von der Geschichte erklärt, statt dass sich diese natürlich aus der Geschichte selbst heraus ergeben würde (nicht zuletzt auch, als der Inhalt wieder mal überhaupt nicht zur hier vermittelten Message passte; man denke nur an die letztendlich völlig überflüssige Zerstörung des feindlichen Schiffes – inklusive allfälliger Sklaven an Bord – obwohl man auch einfach so hätte wegspringen können. Aber: Es passt halt nichts besser zu einer Predigt über Toleranz und Nächstenliebe als ein kleiner Massenmord!). Und so empfand ich letztendlich sowohl das Roddenberry-Zitat als auch die Interpretation von Alexander Courages wunderbarem TOS-Team weniger als wundervolle Hommage, sondern vielmehr als ziemlichen Schlag ins Gesicht.

Fazit: Episodenbild (c) Netflix "Ein Zeichen der Hoffnung – Teil 2" hat sich leider nicht etwa als versöhnlicher, sondern vielmehr als überaus passender Abschluss der Staffel erwiesen. So wie die Episode war nämlich für mich leider die ganze Season jenseits von Gut und Böse. Wenn ich so viel Kopfschütteln würde, wie es sich diese Folge verdient hätte, würde ich mit einem Schleudertrauma im Krankenhaus landen. Es gab einfach wieder viel zu viele Blödsinnigkeiten, viel zu viel aufgesetzte Emotionen, viel zu viel sinnlose Action, und vor allem viel zu viel Pathos. Mich wollte das alles wieder einmal überhaupt nicht ansprechen. Am Ende wird dann noch eine Moral von der Geschicht, die sich inhaltlich in dieser leider kaum wiederfindet (nicht zuletzt, als die Discovery zuvor ohne Not Osyraas Schiff – inklusive allfälliger darauf befindlichen Sklaven an Bord – vernichtet hat), draufgepappt, und mit dem Zitat von Gene Roddenberry sowie einer Neueinspielung der wunderbaren klassischen Titelmelodie von Alexander Courage versucht, auf den Nostalgienerv zu drücken. Ich fand das jedoch als Schlusspunkt einer derart katastrophalen Folge vielmehr als Affront.

Insgesamt empfand ich die dritte Staffel von "Discovery" leider als absolut katastrophal. Eine einzige Folge brachte es auf eine zumindest durchschnittliche Wertung, der Rest lag konsequent darunter, fünf der dreizehn Folgen bekamen eine Wertung von 0,5 oder 1. Mit einem Wertungsschnitt von 1,42 liegt Season drei nicht einfach nur nochmal deutlich unter den Staffeln eins (2,17) und zwei (2,04), sie ist auch mit Abstand die bisher schlechteste Serienstaffel, die ich jemals für die fictionBOX besprochen habe. Und ich würde ja wirklich hoffen, dass sie dies auch für alle Zeiten bleiben wird. Leider aber war bislang jede neue "Discovery"-Season – trotz einer meist eigentlich vielversprechenden interessanten Ausgangssituation am Ende ("Ein gemeinsames Abenteuer der Discovery mit der Enterprise? Klingt interessant!" "Sie landen nun weit in der Zukunft und haben somit alle Altlasten hinter sich gelassen, womit sich ihnen eine gänzlich leere Leinwand voller Möglichkeiten bietet? Das könnte was werden!) – noch einmal schlechter, als das, was davor kam. Weshalb es mir auch nicht gelingen will, ob der neuerlich eigentlich ganz vielversprechenden Ausgangssituation am Ende mit neuer Hoffnung auf die leider ja schon bestätigte vierte Staffel zu blicken. Auch wenn ich eigentlich schwer vorstellen kann, wie man das noch einmal unterbieten soll (was bitte, liebe Discovery-Macher – dezidiert nicht als Herausforderung gemeint ist!). Jedenfalls: In meinem Review zu "Fern der Heimat" habe ich ja ausführlich meine Gründe dargelegt, warum ich trotz meiner ablehnenden Haltung der Serie gegenüber dranbleibe. Ich muss jedoch gestehen, dass die dritte Staffel mich diesbezüglich auf eine nie dagewesene Probe gestellt hat. Für mich ist "Discovery" einfach nur mehr Verschwendung wertvoller Lebenszeit. Eine letzte Chance wird die Serie mit der vierten Staffel nun noch bekommen, falls diese aber ähnlich schwach abschneidet wie die ersten beiden (von Season 3 ganz zu schweigen), werde ich ernsthaft darüber nachdenken müssen, der Serie trotz allem doch noch den Rücken zu kehren. Und ich kann euch gar nicht sagen, wie sehr es mich als lebenslanger Trekkie schmerzt, diese Zeilen schreiben zu müssen.

Wertung: 1 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2021 Netflix)




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