His Dark Materials - 2x05: Der sprechende Bildschirm
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Episodenbild (c) HBO

Originaltitel: The Scholar
Episodennummer: 2x05
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 14. Dezember 2020 (HBO)
Erstausstrahlung D: 04. Januar 2021 (Sky)
Drehbuch: Francesca Gardiner
Regie: Leanne Welham
Besetzung: Dafne Keen als Lyra Silvertongue, Amir Wilson als Will Parry, Ruth Wilson als Mrs. Coulter, Ariyon Bakare als Carlo Boreal, Simone Kirby als Dr. Mary Malone, Will Keen als Cardinal MacPhail, Frank Bourke als Fra Pavel, David Langham als Father Garrett, Sean Gilder als Father Graves, Bella Ramsey als Angelica, Ella Schrey-Yeats als Paola, Lewis MacDougall als Tullio, Julie Hale als Zoe, John Macneill als Security Guard, Kit Connor als Pantalaimon, Sophie Okonedo als Xaphania u.a.

Kurzinhalt: Marisa Coulter wird von Carlo Boreal in unsere Welt gebracht. Dort trifft sie sich schließlich mit jener Wissenschaftlerin, die Lyra zuvor aufsuchte. Die Begegnung mit Dr. Malone erschüttert sie nicht nur wegen der Dinge, die sie dabei über Staub erfährt; vor allem auch schockiert sie die Tatsache, dass es in dieser Welt möglich ist, dass Frauen eine solche Position erlangen. Und sie ist enttäuscht darüber, wie wenig Boreal aus dem Potential der dortigen Welt gemacht hat. Lyra und Will schmieden indes in der Zwischenwelt einen Plan, wie sie den goldenen Kompass zurückstehlen wollen. Dafür soll Will mit Hilfe des magischen Messers ein Fenster zwischen den beiden Welten öffnen, welches direkt in Carlos Haus führt. Während Lyra in ablenkt, soll Will dieses durchschreiten, und den Alethiometer stehlen. Doch damit, dass sie dort nicht nur von Boreal, sondern auch von Mrs. Coulter erwartet werden, haben sie nicht gerechnet…


Review (kann Spoiler enthalten): Episodenbild (c) HBO In der ersten Staffel hatte ich ja – ohne zu wissen, wie es im Buch ist (das hatte ich damals ja noch nicht gelesen; außerdem kamen in "Der goldene Kompass" ja noch keine Szenen in unserer Welt vor) – kritisiert, dass die Szenen in unserer Welt in der Gegenwart angesiedelt ist; hatte ich doch eher damit gerechnet, dass wir hier einen ähnlichen Fall hätten wie bei Narnia. Und generell schienen beide Entwicklungsstände nicht so recht zusammenzupassen. Nach "The Scholar" muss ich diese frühere Kritik meinerseits aber revidieren, weil: Wäre das in den 40ern oder 50ern angesiedelt gewesen, wäre der Kontrast zwischen beiden Welten nicht so groß – und eben diesen spielt die Episode nun voll aus. Marisa Coulter muss hier nämlich gleich mehrere – für sie – schockierende Offenbarungen hinnehmen. Angefangen dabei, dass es Staub auch in dieser Welt gibt, und er genauso erforscht wird. Über die Erkenntnis, dass Lyra die Fähigkeit hat, direkt mit dem Alethiometer zu sprechen. Bis hin zur Tatsache, dass es mit Dr. Mary Malone eine Frau in dieser Position geschafft hat – was in Marisas von Männern dominierten, theokratischen Welt undenkbar wäre. All dies war von Ruth Wilson wieder mal phantastisch gespielt – und trug generell viel dazu bei, die Figur wieder ambivalenter und damit interessanter zu machen. Wer weiß, vielleicht wäre sie in unserer Welt ja kein so manipulatives, unter mangelndem Mitgefühl leidendes Biest geworden?

Auch die parallele Handlung rund um besagte Dr. Malone war wieder voller interessanter Andeutungen und potentiell spannender Entwicklungen. Angefangen bei der letzten Nachricht der schwarzen Materie an sie – zumindest in dieser Welt – bis hin zum Ende, wo sie vor dem Portal steht, und dieses schließlich durchschreitet. Man darf gespannt sein, welche Rolle sie im weiteren Geschehen zu spielen hat. In der Zwischenwelt wiederum ist man lange Zeit mit Vorbereitungsarbeit beschäftigt, planen Lyra und Will doch, das magische Messer einzusetzen, um den goldenen Kompass zu stehlen. Wie sie ein Fenster nach dem anderen öffnen um die genauen Standorte herauszufinden, war zwar für sich genommen noch nicht sonderlich spannend. Und, natürlich: Es war halt aus Marisas Sicht schon ein glücklicher Zufall – und aus Sicht von Lyra und Will blöd gelaufen – dass sie beim Blick durchs Fenster just nicht zu sehen war. Letzteres will ich der Folge aber insofern nicht vorwerfen, als gerade auch deshalb der Einbruch ungemein spannend war. Und vor allem auch die Begegnung zwischen Marisa und Lyra war dann für mich ganz klar die bisher stärkste Szene der Staffel. Wunderbar geschrieben, grandios gespielt, und packend inszeniert. Und, nicht zuletzt: Die Begegnung ließ mich im Hinblick auf Lyra doch ein bisschen mit Sorge zurück. Sie mag ihrer Mutter zwar wütend entgegenrufen, dass sie überhaupt nicht wie sie sei, ihre Taten zeigen jedoch ein ganz anderes Bild – scheint doch der Moment, wo sie Pan auf den Daemon ihrer Mutter hetzt, jenen aus der zweiten Folge von Season 1 widerzuspiegeln, wo der Affe wiederum ihren Daemon angriff. Ich hoffe jedenfalls, Lyra wird selbst erkennen, wie sie aufgrund des Hasses, den sie empfindet, zu genau jener Person werden droht, die sie am meisten verabscheut (wobei ihr Vater auf der Liste wohl nicht weit hinter Marisa steht).

Fazit: Episodenbild (c) HBO Vor allem die Begegnung zwischen Lyra und ihrer Mutter war ungemein stark. Nicht zuletzt, als ich hier als Zuschauer trotz Lyras Bekundung zum Gegenteil das Gefühl hatte, dass sie aktuell – leider – auf dem besten Weg ist, genau wie Mrs. Coulter zu werden. Generell war das Finale, mit dem Einbruch in Carlo Boreals Haus, packend umgesetzt. Sehr gut gefiel mir zudem Marisas schockierte Reaktion auf unsere Welt, und der damit einhergehende feministische Einschlag der Folge. Wie in ihren Gesprächen mit Carlo Boreal generell ein paar nette Dialogzeilen enthalten waren ("If you actually got me, you wouldn't begin to know what to do with me"). Und die Geschichte rund um Dr. Malone entwickelte sich ebenfalls spannend weiter – nicht zuletzt mit der letzten Nachricht der dunklen Materie an sie, sowie ihrem Fund des Fensters zwischen den Welten am Ende. Einzig die Vorbereitungen von Will und Lyra in der Zwischenwelt mögen jetzt noch nicht übermäßig mitreißend gewesen sein. Davon abgesehen war "The Scholar" aber wirklich stark, und das bisherige Highlight der Staffel. Mal schauen, ob es den letzten beiden Folgen gelingen wird, da nochmal eins draufzusetzen.

Wertung: 4 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2020 HBO)







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