Watchmen - 1x09: Sieh, wie sie fliegen
< Vorherige Episode | Nächste Episode >

Episodenbild (c) FOX

Originaltitel: See How They Fly
Episodennummer: 1x09
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 15. Dezember 2019
Erstausstrahlung D: 30. Dezember 2019 (Sky)
Drehbuch: Nick Cuse & Damon Lindelof
Regie: Frederick E.O. Toye
Besetzung: Regina King als Angela Abar / Sister Night, Jean Smart als Laurie Blake, Tim Blake Nelson als Wade Tillman, Hong Chau als Lady Trieu, Yahya Abdul-Mateen II als Cal Abar, Andrew Howard als Red Scare, Tom Mison als Mr. Phillips, Sara Vickers als Ms. Crookshanks, Dylan Schombing als Topher Abar, Louis Gossett Jr. als Will Reeves, Jeremy Irons als Adrian Veidt, Frances Fisher als Jane Crawford, James Wolk als Joe Keene, Robert Wisdom als Seymour, Jolie Hoang-Rappaport als Bian, Elyse Dinh als Cleaning Woman, Jessica Camacho als Pirate Jenny, Lily Rose Smith als Rosie, Adelynn Spoon als Emma, Jovan Adepo als Will Reeves, Ted Johnson als Senator Keene Sr., Nicholas Logan als 7K Spokesman, Bobby Jordan als Mike Schach, Jesse O'Neill als Radio-Schach, Trey Butler als Rorschach, Danny Boyd Jr. als Young Will Reeves, Jamal Akakpo als Bass Reeves, Alexis Louder als Ruth Williams u.a.

Kurzinhalt: Lady Trieu stellt sich als Adrian Veidts Tochter heraus. Diese besuchte ihn vor rund zehn Jahren in seinem Versteck in Karnak, schmeichelte seinem Ego, und weihte ihn in ihren Plan ein, Dr. Manhattan seine Kräfte zu entnehmen und auf sich zu übertragen. Während seines Exils nutzte er das von Dr. Manhattan geschaffene Leben, um einen Hilferuf mit den Leichen zu schreiben, von der er wusste, dass sie von einem von Trieu geschickten Satelliten gefunden werden wird. Trieu schickt daraufhin ein Raumschiff, um ihn zu befreien, und zur Erde zurückzubringen. Er soll Zeuge ihres großen Triumphs werden. Veidt hat jedoch kein Interesse daran, zuzusehen, wie sich seine machtgeile Tochter Dr. Manhattans gottgleiche Kräfte einverleibt, droht sie doch damit seinen Plan aus 1985, die Welt zu retten – und den hohen Preis, der dafür zu zahlen war – ad absurdum zu führen, in dem nun vielmehr sie für das Ende der Welt sorgt. Um sie aufzuhalten, kommen jedoch neben Ozymandias auch noch Angela Abar, Laurie Blake und Dr. Manhattan selbst entscheidende Rollen zu…


Review (kann Spoiler enthalten): Episodenbild (c) FOX Zwar war auch "Sieh, wie sie fliegen" wieder sehr gut, an die großartige Folge zuvor konnte man jedoch beim Serienfinale (zumindest vermeintlich, war das doch von Damon Lindelof eigentlich als einmalige Miniserie gedacht) in meinen Augen nicht ganz anknüpfen. Mein größter Kritikpunkt ist dabei die Offenbarung, dass Lady Trieu die Tochter von Adrian Veidt ist. Solche familiäre Verbindungen sind halt doch ein ziemliches Klischee, mittlerweile im Genre auch schon ordentlich verbraucht, und ja selbst in der Vorlage zu finden, mit der Offenbarung, dass es sich bei Laurie um die Tochter des Comedian handelt. Ich für meinen Teil hätte es jedenfalls wesentlich spannender und interessanter gewesen, wenn man sich das gespart hätte, und Trieu einfach nur ein Fangirl gewesen wäre, dass aufgrund ihrer Faszination Nachforschungen über ihn anstellte, und so eben auch auf die Wahrheit im Hinblick auf die Ereignisse 1985 stieß. Das wäre im direkten Vergleich mit dem Comic nämlich auch wirklich etwas Neues gewesen, und hätte die Erzählung der TV-Serie um einen innovativen, dort nicht enthaltenen Punkt bereichert. So hingegen wirkt es einfach nur wie "mehr vom selben".

Zudem muss ich leider festhalten, dass ich den großen Showdown irgendwie nur bedingt spannend fand. Zu offensichtlich ist, dass diesmal zu viel auf dem Spiel steht, als dass die Helden tatsächlich scheitern könnten. Auch hier wieder: Kein Vergleich zum Wahnsinnstwist aus dem Comic, dass die Katastrophe bereits eingetreten ist, und nicht mehr verhindert werden kann. Die TV-Serie ist hier wesentlich konventioneller unterwegs, und präsentiert ein fast schon klassisches Weltuntergangsszenario, dass dann doch noch in letzter Sekunde verhindert werden soll. Hier fehlte mir im Vergleich zur Vorlage das Untergraben der gängigen Klischees. Sieht man von diesen Punkten ab, ist "Sieh, wie sie fliegen" aber ein gelungener Abschluss der TV-Serie. Besonders gut gefiel mir dabei, dass Dr. Manhattans Vorhersage auch wirklich eintritt; alles andere wäre nämlich nicht nur enttäuschend, sondern auch unlogisch gewesen (angesichts der Tatsache, wie er die Zeit wahrnimmt – das muss natürlich zwangsläufig bedeuten, dass er auch schon immer wusste, wie er einst sterben wird). Vor allem aber war die Szene wirklich fantastisch und ansatzweise berührend umgesetzt ("I'm in every moment we were together. All at once" – Oooooooh), und damit für mich eben ganz klar das Highlight der Folge. Die Idee, dass Angela Abar seine Kräfte (oder zumindest einen Teil davon) quasi geerbt hat, fand ich ebenfalls nett. Wie das generell ein cooles Ende war, mit Angela, die gerade dabei ist, auf das Wasser zu treten. Was genau dabei passiert, bleibt jedoch dem Zuschauer überlassen. Schön fand ich zudem, dass man diesmal den in früheren Episoden oftmals zum Vorschein kommenden Hang zum Übererklären erfolgreich überwinden konnte; weil eigentlich hätte ich sowohl beim Ei und dem Omelett sowie dann am Ende mit dem Wasser mit Flashbacks zu den entsprechenden Szenen gerechnet, auf die diese Momente aufbauten.

Episodenbild (c) FOX Gut gefiel mir zudem, wie Adrian Veidts Flucht von Europa dargestellt wurde. Die Erklärung rund um Trieus Besuch in seinem Versteck in der Arktis, dass er eben deswegen vom Satelliten wusste, und diesem die angeordneten Leichen galten. Wie er seinen Widersacher – auch nur ein weiterer Klon (allerdings immerhin der erste) – problemlos ausschaltet (und dabei noch einmal eine schnellen Reflexe, mit denen er selbst eine Kugel mit der Hand abfangen kann, unter Beweis stellt), und diesen dann zwar durchaus mitfühlend verabschiedet, es aber dennoch nicht schafft, zu lügen, und ihn als würdigen Gegner zu bezeichnen. Dass sich die zuvor gezeigte Statue hier nun als "lebendig" herausstellt. Und natürlich auch, wie Veidt hier ein weiteres Mal die Welt retten muss – und als Dank dann von Laurie verhaftet wird, um sich rund 35 Jahre später nun eben doch noch für sein damaliges Verbrechen an der Menschheit zu verantworten. Weitere starke Momente beinhalteten u.a., wie Laurie Dr. Manhattan wiedersieht, oder auch das abschließende Gespräch zwischen Angela und ihrem Großvater im Kino, wo rund 100 Jahre zuvor quasi alles begann. Die Dialoge waren generell teilweise wieder sehr fein geschrieben, und wussten mit dem einen oder anderen Schmankerl (oder auch direkten Referenz auf den Comic) aufzuwarten. Und produktionstechnisch gab es an "Sieh, wie sie fliegen" auch wieder nichts auszusetzen.

Fazit: "Sieh, wie sie fliegen" war ein gelungener Abschluss für diese, an den unvergleichlichen Comic anknüpfende, Miniserie. Enttäuscht war ich in erster Linie davon, dass es hier nun erst recht auf ein klischeehaftes "Die Welt retten" hinausläuft; ein ähnliches Untergraben der typischen Genremuster sucht man hier vergeblich. Auch die Offenbarung rund um Lady Trieu fand ich sehr abgedroschen; als reines obsessives Fangirl hätte sie mir besser gefallen. Dafür bot die Episode aber gute Unterhaltung, beantwortete die meisten der noch offenen Fragen, rollte Veidts Rettung von Europa auf, und steigerte sich dann vor allem auch zu einem großartigen emotionalen Höhepunkt. Aber auch der Epilog im Kino, sowie insbesondere die letzte Szene am Pool, konnten mir gefallen. Insgesamt bin ich mir zwar – mit Ausnahme der phänomenalen Episode "Kommt ein Gott in eine Bar" – nach wie vor nicht sicher, ob ich diese Fortsetzung zum Comic unbedingt gebraucht habe, und sehe jetzt auch nicht unbedingt, dass die Miniserie den Comic irgendwie aufwerten würde (was halt der Idealfall gewesen wäre). Und generell ist die TV-Serie aus meiner Sicht, trotz einiger interessanter Ansätze und sehr starker Momente bzw. einer wirklich herausragenden Folge, sowohl dem Comic als auch dem Film klar unterlegen. Dennoch bereue ich es aber (im Gegensatz zu so manch anderem Sequel, wo man sich wünschen würde, es wieder aus dem Gedächtnis streichen zu können) keineswegs, sie mir angesehen zu haben. Am ehesten lässt sich mein Eindruck wohl mit "2010" oder "Blade Runner 2049" vergleichen. Beide hatten die undankbare Aufgabe, absoluten Ausnahme-Filmen zu folgen, und waren diesen zwar nicht ebenbürtig, aber doch interessante und würdige Fortsetzungen (und jedenfalls längst nicht so schlimm, wie sie hätten sein können). Genau so würde ich letztendlich auch die "Watchmen"-Miniserie bewerten.

Wertung: 4 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2019 HBO)







Artikel kommentieren
RSS Kommentare

Kommentar schreiben
  • Bitte orientiere Deinen Kommentar am Thema des Beitrages.
  • Persönliche Angriffe und/oder Diffamierungen werden gelöscht.
  • Das Benutzen der Kommentarfunktion für Werbezwecke ist nicht gestattet. Entsprechende Kommentare werden gelöscht.
  • Bei Fehleingaben lade diese Seite bitte neu, damit ein neuer Sicherheitscode generiert werden kann. Erst dann klicke bitte auf den 'Senden' Button.
  • Der vorgenannte Schritt ist nur erforderlich, wenn Sie einen falschen Sicherheitscode eingegeben haben.
Name:
eMail:
Homepage:
Titel:
BBCode:Web AddressEmail AddressBold TextItalic TextUnderlined TextQuoteCodeOpen ListList ItemClose List
Kommentar: