Westworld - 3x06: Decoherence
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Episodenbild (c) HBO

Originaltitel: Decoherence
Episodennummer: 3x06
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 19. April 2020 (HBO)
Erstausstrahlung D: 04. Mai 2020 (Sky)
Drehbuch: Suzanne Wrubel & Lisa Joy
Regie: Jennifer Getzinger
Hauptdarsteller: Evan Rachel Wood als Dolores Abernathy, Thandie Newton als Maeve Millay, Jeffrey Wright als Bernard Lowe, Tessa Thompson als Charlotte Hale, Aaron Paul als Caleb Nichols, Luke Hemsworth als Ashley Stubbs, Vincent Cassel als Serac, Ed Harris als Man in Black,
Gastdarsteller: Rodrigo Santoro als Hector Escaton, Jimmi Simpson als William, Peter Mullan als James Delos, Katja Herbers als Grace, Michael Ealy als Jake Reed, Jonathan Tucker als Major Craddock, Jaxon Williams als Nathan, Russell Wong als Brompton, Payman Maadi als Elliot, Iddo Goldberg als Sebastian, Charmin Lee als Joanna, Zayd Kiszonak als Child William, Siena Goines als Dr. Natasha Lang, Louis Ferreira als Dr. Alpert, Christian Stamm als Sauer, Jason McBeth als Father, Sadie Stratton als Mother, Troy Ian Hall als Levon, Solomon Brende als Orderly, Joseph Salazar als Worker, Eddie Perez als Nurse, Geri-Nikole Love als Nurse, Gregory Zarian als Reed Phillips, Annie Karstens als Female Tech, Dillan Howard Ostrom als QA Officer, Kimberly Woods als Hysterical Woman, Scott Alexander Lang als Lead Delos Guard, Steven Allerick als Delos Guard, Angela Leib als Sobbing Patient, Jasmyn Rae als Maeve's Daughter u.a.


Kurzinhalt: Charlotte versucht verzweifelt, Seracs Übernahme von Delos doch noch zu verhindern, doch als dieser das von Dolores durch die Veröffentlichung der Incite-Daten ausgelöste Chaos nutzt, um ihre rechte Hand auf offener Straße zu ermorden, scheint es keinen Weg mehr zu geben, die feindliche Übernahme doch noch abzuwenden. Nun gilt es für Charlotte, so weit als möglich Schadensbegrenzung zu betreiben. Als Serac anweist, sämtliche Host-Daten zu löschen, begibt sie sich in den betreffenden Raum, um diese zu retten. Danach will sie einfach nur mehr Delos hinter sich lassen und zu ihrer Familie zurückkehren. Doch ihr Handeln ist nicht unbemerkt geblieben. Maeve ist indes, bis Serac einen neuen Host-Körper für sie erstellen kann, wieder zurück in der Kriegssimulation. Dort tritt sie zusammen mit Lee und dem wiederhergestellten Hector einer früheren Version von Dolores gegenüber. Von ihr erhofft sie, mehr über deren Pläne in Erfahrung zu bringen, und so auch einen Weg zu finden, um sie aufzuhalten. Und in der Psychiatrie wird an William eine neue, experimentelle Behandlung ausprobiert, die dafür sorgt, dass er mit anderen, früheren Versionen von sich selbst konfrontiert wird…

Review (kann Spoiler enthalten): Episodenbild (c) HBO In "Decoherence" kehren wir unter anderem zu William zurück. Dessen Handlungsstrang fand ich allerdings letztendlich am Schwächsten. Es beginnt sehr interessant und vielversprechend, mit seinem Aufenthalt in der Psychiatrie, und seiner köstlich-zynischen Aussage in der Selbsthilfegruppe ("We're maggots eating a corpse.") – dicht gefolgt vom Selbstmord seiner Therapeutin, wohl ausgelöst durch Dolores Incite-Datenleak (womit man auch die düstere Seite dieser Entscheidung beleuchtet). Mit der nachfolgenden Zusammenkunft mit seinen früheren, alternativen Ichs konnte ich hingegen leider nur bedingt etwas anfangen. Möglicherweise liegt es daran, dass mich das in weiterer Folge stark einen ganz bestimmten Film Anfang der 0er-Jahre erinnert hat (ich erwähne den Titel ganz bewusst nicht, für alle, die ihn noch nicht gesehen haben – immerhin ist die entsprechende Offenbarung dort als Twist angelegt). In erster Linie fand ich diesen Seelenstrip aber leider nicht sonderlich aufschlussreich. Unklar war mir auch, wie William dann schließlich an jene Erkenntnis gelangt, mit der er die Sitzung verlässt ("I'm the good guy."). Und generell fand ich diese Selbstgespräche leider nicht so recht interessant. Immerhin: Dass William von Bernard und Ashley befreit wird, um Dolores aufzuhalten, droht spannend zu werden.

Der zweite große Handlungsstrang von "Decoherence" betraf Charlotte Hale – bzw. deren Host, in dem sich Dolores' Bewusstsein befindet. Jedoch, wie in "The Absense of Field" klar wurde, hat sich diese Dolores aufgrund der Erinnerungen, die sie in sich aufgenommen hat, verändert. Spannend fand ich dabei vor allem, dass sich diese Charlotte nun scheinbar ihrer Familie weitaus verbundener fühlt als das Original. Generell wird deutlich, dass sie mit der kalten Dolores, wie wir sie ja auch wieder in "Genre" gesehen haben, nichts gemein hat. Sie ist dazu gezwungen, Dolores' Auftrag auszuführen, deutlich lieber wäre es ihr aber eigentlich, zu ihrer Familie zurückzukehren und mit dieser zu verschwinden. Eben dieser Wunsch ist es dann auch, der Charlotte antreibt. Ich fand diesen gesamten Handlungsstrang überaus gelungen, und aufgrund der Tatsache, dass man sich bei "Westworld" eben nie sicher sein kann, wer überlebt und wer stirbt (vielleicht mit Ausnahme von Dolores), auch überaus packend. Egal, ob man sie dabei erwischt, wie sie die Daten stiehlt, wie Serac offenbart dass er sie durchschaut hat und weiß, wer sie in Wirklichkeit ist, oder auch Charlotte daraufhin dann versucht, das Delos-Gebäude zu verlassen, was zu einigen netten Actioneinlagen (wobei für mich insbesondere der Kampf im Fahrstuhl hervorstach) führte. Als es ihr dann tatsächlich gelang, zu entkommen, war ich kurz überrascht, hätte ich doch schwören können, dass ihr Wunsch, ihre Familie noch einmal zu sehen, nicht mehr in Erfüllung gehen wird. Letztendlich nimmt ihr Handlungsstrang hier jedoch einen überaus tragischen Ausgleich, der zwar in dem Moment, wo sie meint "I will keep you safe" nicht mehr allzu überraschend war (damit forderte sie es ja geradezu heraus), aber dennoch die gewünschte emotionale Wirkung nicht verfehlte.

Episodenbild (c) HBO Spannend fand ich diese Wendung auch insofern, als sie für mich einer von zwei sehr großen taktischen Fehlern war, welche die Figuren hier begehen. Serac hatte keinen Grund für seinen Angriff. Charlotte war dabei, abzuhauen, die Chancen standen gut, dass sie ihn in Ruhe gelassen hätte – wohingegen sie nun nicht eher ruhen wird, ehe er tot ist. Spannenderweise hat Charlotte kurz davor einen ähnlichen Fehler gemacht. Maeve wurde zwar von Serac angeheuert, hat jedoch abseits ihres Wunschs, mit ihrer Tochter vereint zu werden, keinen Grund, Dolores zu töten – und den hätte diese ihr ja genauso erfüllen können. Mit Hectors Tod hat sich Dolores Maeve aber zur Feindin gemacht. Womit wir auch schon beim letzten Handlungsstrang wären: Maeves Kampf in der Kriegswelt wirkte ein bisschen aufgesetzt und doch eher unnötig, ihr Gespräch mit Dolores – das dann eben auch zu Hectors Tod führte – war dafür aber umso mitreißender. Vor allem aber bekommt man als Zuschauer den Eindruck, dass es für Dolores – nun, wo neben Bernard, Ashley und natürlich Serac auch Maeve und der Mann in Schwarz Jagd auf sie machen – doch eng werden könnte.

Fazit: Von den drei Handlungssträngen aus "Decoherence" hatte es mir vor allem jener von Charlotte Hope angetan. Sehr interessant, dass deren Host-Variante, in der ja eigentlich Dolores drinsteckt, ihrer Familie verbundener fühlt, als damals das Original. Generell fühlte ich mit ihr durchaus mit und wünschte ihr, dass sie es schafft, ihren Auftrag für Dolores erfolgreich auszuführen und danach von Delos zu entkommen – dementsprechend mitreißend fand ich ihre Storyline, und dementsprechend erschütternd auch den tragischen Ausgang. Die Maeve-Story machte zu Beginn noch einen etwas beliebigen Eindruck, mit dem überflüssigen Kampf gegen die Nazis, drehte dann aber spätestens wenn sie Dolores gegenübersitzt auf. Alles rund um William wiederum begann zwar stark, mit der aus anderen Varianten seiner selbst bestehenden Selbsthilfegruppe konnte ich dann aber leider nicht wirklich viel anfangen. Mit Maeve und William, die nun neben Bernard, Ashley und natürlich Serac auf Dolores Jagd machen, ist aber zweifellos eine spannende Ausgangssituation für die letzten beiden Folgen der Staffel gegeben.

Wertung: 3.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2020 HBO)







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