Picard - 1x10: Et in Arcadia Ego (Teil 2)
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Episodenbild (c) Amazon

Originaltitel: Et in Arcadia Ego - Part 2
Episodennummer: 1x10
Bewertung:
Erstausstahlung USA: 26. März 2020 (CBS)
Erstausstahlung D: 27. März 2020 (Amazon Prime)
Drehbuch: Michael Chabon & Akiva Goldsman
Regie: Akiva Goldsman
Hauptdarsteller: Patrick Stewart als Jean-Luc Picard, Isa Briones als Soji Asha/Sutra, Michelle Hurd als Raffi Musiker, Alison Pill als Dr. Agnes Jurati, Evan Evagora als Elnor, Santiago Cabrera als Cristobal 'Chris' Rios, Harry Treadaway als Narek.
Gastdarsteller: Jonathan Frakes als Captain William T. Riker, Jeri Ryan als Seven of Nine, Brent Spiner als Dr. Altan Inigo Soong / Data, Peyton List als Narissa Rizzo, Tamlyn Tomita als Commodore Oh, Brian DeRozan als Romulan Officer, Matt Perfetuo als Rune, Mike Perfetuo als Codex, Jade Ramsey als Arcana, Nikita Ramsey als Saga, Kay Bess als La Sirena computer u.a.


Kurzinhalt: Soji und Sutra bereiten sich darauf vor, die Signalbarke zu aktivieren und die Maschinenwesen aus einer anderen Galaxis um Hilfe zu bitten – auch wenn das bedeutet, sämtliches organisches Leben in der Galaxis auszulöschen. Angesichts der herannahenden romulanischen Flotte sehen sie jedoch keinen anderen Weg, um ihr eigenes Volk zu retten. Picard und seine Crew wiederum setzen alles daran, um die beiden aufzuhalten. Dafür tun sich Raffi und Rios sogar mit Narek zusammen. Gemeinsam schleichen sie sich ins Dorf, wo sie Dr. Altan Soong als weiteren Verbündeten vorfinden. Dieser hat nämlich zwischenzeitlich herausgefunden, dass die Androidin nicht etwa von Narek, sondern vielmehr von Sutra selbst, zerstört wurde – und sie somit versucht, die Androiden gegen die Organischen aufzuwiegeln. Auf dem Borg-Kubus kommt es indes zum Showdown zwischen Seven und Narissa. Währenddessen wird Jean-Luc von Agnes aus dem Hausarrest befreit. Gemeinsam flieht man aus der Siedlung der Androiden, und fliegt mit der La Sirena los, um sich der romulanischen Flotte entgegenzustellen. Picard hofft, mit diesem Beispiel – und seinem Willen, sein eigenes Leben für die Androiden zu opfern – Soji davon überzeugen zu können, dass der von ihr eingeschlagene Weg der falsche ist…

Denkwürdige Zitate: "Fear is an incompetent teacher."
(Da hat JL absolut recht.)

"Turns out, you're no better than we are."
(Soong, nachdem er Sutra ausgeschaltet hat.)

Spoiler-Warnung! Achtung! Sowohl das nachfolgende Review als auch das Fazit enthalten - teils große - Spoiler zur letzten Folgen der ersten Staffel von "Star Trek: Picard"! Wir empfehlen euch, unsere Kritik erst zu lesen, nachdem ihr die Episode gesehen habt.

Review (Achtung, enthält Spoiler!): Episodenbild (c) Amazon Der zweite Teil des Staffelfinales kam bei mir zwar etwas besser an als der katastrophale erste, ein wirkliches Highlight war aber auch er – leider – nicht. Die Episode litt dabei in meinen Augen unter drei Hauptproblemen. Das erste ist der noch sehr uninteressante Einstieg. Selbst zum Finale lässt es "Star Trek: Picard" am nötigen Erzähltempo vermissen. Nun habe ich grundsätzlich kein Problem mit einer langsameren Erzählweise, aber es kommt halt immer auf die Situation an. Die ewigen, recht ruhig geführten Gespräche wie z.B. zwischen Raffi und Rios an Bord der La Sirena, oder später dann auch die Lagerfeuergeschichte mit Narek, sorgen jedoch dafür, dass sämtliches Gefühl der Dringlichkeit sowie generell für die lauernde Gefahr flöten geht. Weil das wirkt eher wie eine entspannte Klassenfahrt, denn so, dass in Kürze im schlimmsten Fall die Auslöschung jeglichen organischen Lebens in der Galaxis bevorsteht. Generell vermochten mich die ersten zwanzig Minuten leider noch überhaupt nicht zu packen – und litten unter anderem auch darunter, dass die Titelfigur in diesem Teil der Folge kaum zur Geltung kam. So ziemlich das einzig Positive an der ersten Hälfte: Wie schnell man sich Sutras entledigte. Ich hatte im Vorfeld eher erwartet, dass es auf einen Kampf zwischen Soji und ihrer bösen Zwillingsschwester hinausläuft, und eben nicht, dass diese vielmehr mit sich selbst ringen wird. Zumindest das hat mich angenehm überrascht (wenn es auch zugleich die Frage aufwarf, warum Soong Soji nicht genauso ausschalten konnte, wie Sutra).

Der zweite große Problempunkt war die Raumschlacht. Die Orchideen bescherten uns zwar das eine oder andere imposante Bild, aber der gesamte Verlauf ließ es wieder einmal an Spannung vermissen, und irgendwie führte das ja auch letztendlich nicht wirklich was zu nichts. Die Idee mit den Sensorschatten war zudem nun wahrlich nicht originell und/oder genial genug, um als Picard-Manöver Nr. 2 in die Geschichte von "Star Trek" einzugehen. Vor allem aber war ich vom Auftritt der Sternenflotten-Flotte enorm enttäuscht. Dass diese von Captain Riker angeführt wird, war natürlich grundsätzlich cool, und das Wiedersehen mit Jonathan Frakes hat mich sehr gefreut. Aber wie einfalls- und lieblos ist man bei der Flotte selbst bitte schön vorgegangen? Einfach die gleiche – uns bislang unbekannte – Schiffsklasse hernehmen, und 100x auf "Kopieren und einfügen" gehen? Sorry, aber das war absolut peinlich, und "Star Trek" unwürdig. Da denkt man mit Wehmut an die tollen Raumschlachten aus "Deep Space Nine" mit unterschiedlichsten Schiffsklassen zurück. Und überhaupt, seit wann ist die USS Zheng He das Flaggschiff der Sternenflotte? Was ist mit der Enterprise passiert? Womit wir auch beim letzten großen Punkt in dieser Hinsicht wären: Wo zum Teufel war die Enterprise hier eigentlich? Angesichts der Tatsache, wie oft die Serie bislang auf den Nostalgienerv drückte, überraschte (und enttäuschte) das jedenfalls schon, dass diese optimale Gelegenheit für ein Wiedersehen mit der Enterprise-E (und anderen beliebten Schiffsdesigns wie der Galaxy-Klasse) nicht genutzt wurde.

Episodenbild (c) Amazon Das größte Problem von "Ex in Arcadio Ego – Teil 2" war aber zweifellos der Tod von Picard, der im Wissen ob seiner bevorstehenden Wiederauferstehung jegliche emotionale Wirkung verfehlte, und daher ungemein hohl und oberflächlich rüberkam. Die fünf Minuten hätte man sich echt schenken können, kann ich mir doch echt nicht vorstellen, dass nur irgendein Zuschauer darauf hereingefallen ist. Einerseits, da die zweite Staffel ja bereits angekündigt wurde und die Serie nun mal eben "Picard" heißt (mit einem nicht so spezifischen Namen wie z.B. dem damals gerüchteweise ins Spiel gebrachte "Destiny" wäre es was vielleicht was anderes gewesen), und andererseits, da die Methode seiner Rettung einfach zu offensichtlich war. Was das betrifft, weckte die Episode unliebsame Erinnerungen an "Star Trek Into Darkness", wo wir wussten, dass der Tribble mit dem rettenden Blut nur zwei Zimmer weiter herumliegt. Generell ging mir das irgendwie viel zu schnell. Zumindest ich hätte die Diagnose in "Das Ende ist der Anfang" nicht so verstanden, dass sein Tod unmittelbar bevorsteht. Es passt auch nicht wirklich zur Darstellung aus "Gestern, Heute, Morgen", wo uns die Krankheit eher als geistiger Verfall, als Demenz, gezeigt wurde, denn als todbringende Kopfschmerzen.

Klingt alles in der Tat nicht so gut, und war es auch nicht. Wobei es dennoch alles doch zumindest die Spur besser war als der erste Teil. Nicht zuletzt aufgrund der schon erwähnten Pluspunkte wie dem neuerlichen Auftritt von Jonathan Frakes, oder auch, dass Sutra schnell ausgeschaltet war und es dann wirklich an Soji lag, die richtige Entscheidung zu treffen – und sie das (nur) mit sich selbst ausmachen musste. Nachdem die lahmen ersten 15-20 überstanden waren bot der zweite Teil zumindest auch kurzweilige Unterhaltung. Und der Angriff der Orchideen war nett anzusehen. Dennoch wäre die Folge nicht über eine schwache 1.5/5-Wertung hinausgekommen – wäre da nicht das Ende gewesen. Dieses bescherte uns nämlich nochmal ein echtes, richtiges Wiedersehen mit Data – oder zumindest seinem Bewusstsein. Und eben diese Szene war absolut großartig, und bescherte mir eine Gänsehaut. Einerseits war es generell sehr schön geschrieben und gespielt, allerdings auch durchaus nett inszeniert. Vor allem aber, weil man hier einen meiner größten Kritikpunkte an "Nemesis" nachträglich korrigierte. Dort störte ich mich ja u.a. daran, dass man nicht einfach nur Spocks Tod aus "Der Zorn des Khan" kopiert hat, sondern vor allem auch schlecht kopiert hat. Denn wo dort Spock und Kirk Zeit hatten, um sich voneinander zu verabschieden – was eben auch dem Zuschauer die nötige Zeit gab, um emotional in die Szene einzutauchen – bot Nemesis dies mit der halsbrecherischen Geschwindigkeit, mit der Datas Tod vonstattenging (Kommunikator an Picard anheften, ein kurzes "Goodbye, Captain", und fertig) dem Zuschauer keine Gelegenheit, diese Wendung emotional zu verarbeiten. Dies wurde hier nun nachgeholt, zuerst mit dieser wunderschönen Szene am Kamin, und danach, als Jean-Luc Datas letzten Wunsch erfüllt und die Simulation in der sein Bewusstsein läuft ausschaltet. Schade, dass man diesen wirklich starken Momenten keinen besseren Rahmen verpasst hat!

Fazit: Episodenbild (c) Amazon Wie heißt es so schön: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Und eine einzige gute Szene eben leider auch noch lange keine gute Folge. Ja nicht einmal, wenn sie so großartig ist wie jene zwischen Picard und Data, wo man einen großen Fehler aus "Nemesis" nachträglich korrigierte und damit sowohl Jean-Luc als auch uns Zuschauern die Möglichkeit gab, vom Androiden Abschied zu nehmen. Leider aber war der Rest der Folge weniger gelungen, und leistete sich zudem drei markante Fehler, welche den Gesamteindruck für mich noch einmal deutlich nach unten zogen: Die noch sehr lahme, gemächliche und uninteressante erste Hälfte (die absolut kein Gefühl der Gefahr und/oder Dringlichkeit aufkommen ließ), die enttäuschend-lieblose "copy & paste"-Flotte (da konnte selbst der ansonsten überaus nette Gastauftritt von Will Riker nicht mehr viel rausreißen), vor allem aber der ungeschickte umgesetzte und die gewünschte emotionale Wirkung völlig verfehlende Tod von Jean-Luc Picard. Das war einfach gänzlich ineffektiv, da sowohl die Tatsache, dass er zurückkehren würde (angesichts der bereits angekündigten zweiten Staffel – wieso macht man sowas?), als auch die Art seiner Rückkehr, schrecklich offensichtlich waren. Und so wünschte ich, dass man für die beiden starken Szenen mit Data, gleich zu Beginn der Serie, und hier nun zum Finale der ersten Staffel – die somit quasi den Buchrücken bildeten – ein besseres Drumherum gefunden, um sie einzubetten. Ich für meinen Teil muss jedenfalls leider festhalten, dass "New Trek" auch im Falle von "Star Trek: Picard" – trotz Nostalgie- und Picard-Bonus – für mich nach wie vor nicht wirklich funktioniert. Aber, natürlich: Auch wenn man bei "Picard" leider nicht mehr viel davon gemerkt hat, steht bei "Star Trek" ja bekanntlich die Hoffnung auf eine bessere Zukunft im Mittelpunkt. Und so will eben auch ich die Hoffnung nicht aufgeben, dass mich die zweite Staffel "Picard" und/oder die dritte Staffel "Discovery" vielleicht doch endlich überzeugen werden.

Wertung: 2 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2020 Amazon Prime)







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