Picard - 1x03: Das Ende ist der Anfang
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Episodenbild (c) Amazon

Originaltitel: The End is the Beginning
Episodennummer: 1x03
Bewertung:
Erstausstahlung USA: 06. Februar 2020 (CBS)
Erstausstahlung D: 07. Februar 2020 (Amazon Prime)
Drehbuch: Michael Chabon & James Duff
Regie: Hanelle M. Culpepper
Hauptdarsteller: Patrick Stewart als Jean-Luc Picard, Isa Briones als Soji Asha, Michelle Hurd als Raffi Musiker, Alison Pill als Agnes Jurati, Santiago Cabrera als Cristobal 'Chris' Rios, Harry Treadaway als Narek.
Gastdarsteller: Jonathan Del Arco als Hugh, Peyton List als Narissa Rizzo, Jamie McShane als Zhaban, Tamlyn Tomita als Commodore Oh, Orla Brady als Laris, Rebecca Wisocky als Ramdha, Sumalee Montano als Soji's Mother, Graham Shiels als Tal Shiar Operative, Son of Lee als Guard u.a.


Kurzinhalt: Auf seiner Suche nach einer neuen Crew hat sich Jean Luc-Picard zu Raffi Musiker – seiner früheren ersten Offizierin, begeben, auch wenn er aufgrund ihrer problematischen Vorgeschichte nicht erwartet, von ihr mit offenen Armen empfangen zu werden. Tatsächlich zeigt sie keinerlei Bereitschaft, sich JLs Mission anzuschließen – gibt ihm aber immerhin eine Empfehlung für einen Piloten ab, dessen Schiff er anheuern könnte. Nach einem ersten Besuch auf dessen Schiff gilt es nun noch, sich von seinen Freunden auf dem Weingut zu verabschieden – ehe auf einmal der Tal Shiar hereinplatzt. Währenddessen erhält Soji auf dem von den Romulanern besetzten Borg-Kubus die Erlaubnis, sich mit assimilierten und daraufhin geistig verwirrten Romulanern zu treffen. Vor allem Ramdha zieht ihre Aufmerksamkeit auf sich – und verstört sie mit einigen unheilverkündenden Aussagen über die Zukunft…

Denkwürdige Zitate: "Mars is burning. Tens of thousands are dead. And nobody is thinking, nobody is listening. They're just reacting."
(Jean-Luc zu Raffi, nach dem Angriff der Synthetics auf den Mars.)

"I never dreamed that Starfleet would give in to intolerance and fear."
(Ein enttäuscht-desillusionierter Jean-Luc zu Raffi, nachdem die Sternenflotte seinen Rücktritt akzeptierte.)

"I tried my best to belong to this place. But I don't think I ever truly felt at home here."
(Picard zu seinen beiden romulanischen Helfern, ehe er Chauteau Picard zum vielleicht letzten Mal den Rücken kehrt.)

"Engage!"
(Die Rückkehr von Jean-Lucs charakteristischem Spruch ist mir schon eine Erwähnung wert.)

Review (Achtung, enthält Spoiler!): Episodenbild (c) Amazon Zu Beginn gibt es wieder einen Flashback, zuerst nochmal zum Angriff der Synthetics auf den Mars, und danach von den Nachwehen auf der Erde, als Admiral Picard die Sternenflotte vor die Wahl stellte, entweder eine neue Flotte zur Rettung der Romulaner aufzustellen, oder aber seinen Rücktritt anzunehmen. Die Szene war grundsätzlich sehr gut und wieder mit einigen schönen, moralischen, Picard-typischen Sätzen gespickt – aber: Dass Raffi wegen Jean-Lucs Entscheidung dann ebenfalls gefeuert wurde, wollte mir nicht einleuchten. Das fühlt sich auf mich sehr konstruiert an, um Musiker einen Grund zu geben, auf Picard sauer zu sein. Kein Freund bin ich auch von der Offenbarung, dass Jean-Luc nach seinem Rücktritt scheinbar nie wieder mit ihr Kontakt aufgenommen hat – und erst jetzt, wo er ihre Hilfe braucht, auf einmal vor der Tür steht. Ich meine, echt jetzt? Kein einziger Anruf? Keine Weihnachtskarte? Kein einziger Geburtstagsglückwunsch, nicht mal bei dem mindestens einen runden, den es in den vierzehn Jahren gegeben haben muss? Ehrlich: (Nur) Damit Raffi einen guten Grund hat, auf Picard sauer zu sein, lassen sie den guten Captain echt wie ein komplettes Arschloch rüberkommen. Gut, ok, ich vermute mal, in ein paar Folgen wird Jean-Luc dann ihr und uns erklären, dass er das tat, um sie irgendwie zu beschützen, oder so. Aber ehrlich: Das wirkt schon ziemlich arschig.

Raffi ist zudem eine Figur, die mich noch nicht so recht überzeugt. Sowohl in der Art und Weise, wie sie vom Drehbuch her angelegt ist, als auch von Michelle Hurd gespielt wird (z.B. wenn sie sich eine E-Zigarette Marken Eigen-Anbau reindampft) schien sie mir verkrampft auf cool getrimmt zu sein. Fast noch stärker gilt dies für Jean-Lucs neuen Piloten Rios, den wir kennenlernen, als er lässig mit Schrapnell in der Schulter auf der Brücke hockt. Ich weiß nicht, mir war das alles zu aufgesetzt. Man kann Coolness und Kultstatus weder kalkulieren, noch erzwingen, entweder es kommt von ganz alleine und passiert natürlich – oder eben nicht. Mir war das jedenfalls zu sehr auf hip und modern getrimmt. Da wünscht man sich ja fast Captain Okona zurück! (Keine Sorge, ich sagte fast.). Ich bin auch immer noch kein Freund dieser ausgelutschten Verschwörungsgeschichte (sowohl in der Gegenwart als auch Vergangenheit – mit dem Verdacht, dass Teile der Sternenflotte vom Angriff der Synthetics auf dem Mars wussten, und ihn bewusst nicht aufhielten, um die Rettungsmission rund um die Romulaner zu sabotieren) – aber schauen wir mal, wo sich das noch hinentwickelt. Um nicht immer nur zu meckern: Ich freue mich sehr darüber, mit meiner zum Beginn des Angriffs auf Chateau Picard geäußerten Prognose, dass jetzt sicherlich mindestens einer seiner beiden romulanischen Schützlinge draufgehen wird, falsch gelegen zu haben. Und auch wenn's natürlich extrem kalkuliert war, aber… Picards "Engage" am Ende, in Verbindung mit der guten alten Musik (wenn die Art und Weise, wie positiv diese Momente ins Ohr stachen, aber halt zugleich auch wieder offensichtlich machen, wie wenig einprägsam und denkwürdig Jeff Russos Eigenkompositionen sind), verfehlte auch bei mir die gewollte nostalgisch-gänsehauterzeugende Wirkung nicht. Das war schon ein sehr cooler Moment.

Episodenbild (c) Amazon In der Nebenhandlung – die übrigens teilweise sehr seltsam zusammengeschnitten war (da dort teilweise nur Sekunden zu vergehen schienen, während sich auf der Erde wohl Stunden zugetragen haben) – war das größte Highlight zweifellos die Rückkehr von Hugh, der umso schöner war, als die Macher tatsächlich nicht für notwendig erachteten, uns mit der Nase draufzustoßen. Wer's erkennt, schön, aber wenn nicht, dann nicht. Sehr erfrischend! Die Story selbst war allerdings nichts Besonderes, und durfte in meinen Augen auch wieder mal nicht groß hinterfragt werden (was für einen Sinn hat Sojis Projekt, und warum sollte man ihr die entsprechende Freigabe erteilen?). Gerade auch das Ganze "Ich kenne sie von morgen" war mir, nicht zuletzt in Verbindung mit dem Karten legen, für eine Science Fiction-Serie zu mysteriös, ja fast schon esoterisch. Von der x-ten Prophezeiungs-Story rund um die "Zerstörerin der Welten" (© "Agents of S.H.I.E.L.D.") ganz zu schweigen. Vor allem aber hoffe ich, dass die Story nicht in genau jene Richtung geht, wie im Internet von nicht wenigen nach der letzten Folge spekuliert wurde: Nämlich, dass die Zhat Vash deshalb künstliche Lebensformen so verachten, weil die Romulaner einst selbst die Borg schufen. Weil das wäre mir dann echt einen picardschen Doppel-Facepalm wert.

Fazit (Spoilerfrei): Mit "Das Ende ist der Anfang" scheint nun endlich der Ende des Anfangs gekommen zu sein. Aus meiner Sicht hat man sich jedenfalls dann doch etwas zu viel Zeit genommen, um in die Serie zu starten. War die erste Folge noch eine sehr schöne Mischung als Nostalgie und Neuem, hätte man die ganzen Hintergrundinformationen aus den Folgen 2 und 3 wohl leicht runterkürzen können, ohne Wesentliches zu verlieren, und damit insgesamt auch eine Episode einsparen können. Kein Fan bin ich auch – noch – von Raffi und Rios, die mir beide zu verkrampft auf lässig und cool getrimmt sind – womit man bei mir, wenn's so kalkuliert rüberkommt, genau das Gegenteil erreicht. Zudem musste man sich bei der Vorgeschichte doch ziemlich anstrengen, um die gewünschte Dynamik zwischen JL und Raffi zu erhalten, weil weder überzeugt mich, dass diese nach Picards Rücktritt quasi sofort gekündigt wurde, noch, dass es Jean-Luc Picard in vierzehn verfickten Jahren (wenn Admiral Clancy ausfällig werden darf, dann ich ja wohl auch) scheinbar echt nicht für nötig erachtete, auch nur ein einziges Mal mit ihr Kontakt aufzunehmen. Und die Story mit ihren ganzen Verschwörungen auf der einen und mythologischem Prophezeihungsgequargel auf der anderen Seite, erfüllt mich auch eher mit Sorge. Aber, immerhin: Das Wiedersehen mit Vasquez Rock war cool, gleiches gilt für Hugh (aus dessen Anwesenheit man noch dazu so erfrischender- wie erfreulicherweise hier erstmal noch kein großes Aufhebens machte). Einige Zitate von Jean-Luc fingen den Geist von "Star Trek" wieder einmal sehr schön ein. Und sowohl die Zitate von Jerry Goldsmiths unvergesslichem "Star Trek"-Thema, als auch Picards "Engage", verfehlten die gewünscht-nostalgische Wirkung bei mir nicht. Da wurde mir wirklich warm ums Herz. Zusammengefasst, um es mit den Worten von Captain Rios zu sagen: "Can we go already?"

Wertung: 2 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2020 Amazon Prime)




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Kommentare (2)
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1. 09.02.2020 10:33
 
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Ich muss zugeben, auch ich habe mich beim Einsetzen des guten alten „Star Trek-Theme“ zunächst gefreut! Aber dann ist man an Bord eines generischen Raumschiffs ohne jeden Wiedererkennungswert. Und es ist nur ein ganz schlechter Versuch nostalgische Gefühle zu wecken. Aber dafür braucht es mehr als einen Schauspieler und eine Melodie! Mich beschleicht langsam das Gefühl, dass nicht nur die Weltanschauung der Sternenflotte weg ist, sondern auch die eigentliche Flotte. Bislang war mit Ausnahme des Traums und einiger Projektionen nichts zu sehen. Und die seltsamen Angreifer auf den Mars sind auch sowas von lieblos und 08/15!
 
2. 18.02.2020 10:04
 
Einspruch!
Du hast nicht unrecht, aber für mich hat das mit der Nostalgie in dieser Szene - auch wenn's nur Picard, die Musik und "Engage" war (ohne Enterprise oder alte Crew) funktioniert. Dass ich froh war, dass es nun endlich zurück ins All geht, half sicher auch. ;)
 

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