24: Legacy - 1x01: 12:00 – 13:00
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Episodenbild (c) FOX

Originaltitel: 12:00 P.M. - 1:00 P.M.
Episodennummer: 1x01
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 05. Februar 2017
Erstausstrahlung D: 13. Februar 2017 (Sky)
Drehbuch: Evan Katz & Manny Coto
Regie: Stephen Hopkins
Hauptdarsteller: Corey Hawkins als Eric Carter, Miranda Otto als Rebecca Ingram, Anna Diop als Nicole Carter, Teddy Sears als Keith Mullins, Ashley Thomas als Isaac Carter, Dan Bucatinsky als Andy Shalowitz, Coral Peña als Mariana Stiles, Charlie Hofheimer als Ben Grimes, Sheila Vand als Nilaa Mizrani, Jimmy Smits als Senator John Donovan.
Gastdarsteller: Kevin Christy als David Harris, Kathryn Prescott als Amira Dudayev, Zayne Emory als Drew Phelps, Saad Siddiqui als Malik Al-Sabi, Dylan Ramsey als Rashid Al-Sabi, Tiffany Hines als Aisha, Aynsley Bubbico als Amy Grimes, Clyde Kusatsu als U.S. Senator u.a.

Kurzinhalt: Vor rund sechs Monaten ist es einer geheimen Militäreinheit gelungen, den Terroristen Bin Khalid zu töten. Nun ist es einigen seiner Anhänger gelungen, in die USA zu gelangen, und zudem die Identität der Soldaten dieser Sondereinheit in Erfahrung zu bringen. Nun suchen sie einem nach dem anderen auf, um sie und ihre Familien zu ermorden. Doch sie sich nicht nur darauf aus, bittere Rache zu üben, sondern suchen zudem nach einer Schatulle, die aus Bin Khalids Haus gestohlen wurde. Darin befindet sich nämlich unter einem doppelten Boden ein USB-Stick, der die Daten aller Schläferzellen in den USA enthält – inklusive der Codes, um diese zu aktivieren. Vier der sechs Soldaten werden von den Terroristen hingerichtet – doch Ben Grimes, der die Schatulle damals gestohlen hat, war zu diesem Zeitpunkt nicht zu Hause, und ist dem Angriff daher entgangen. Nun warnt er seinen Kameraden Eric Carter, dem es mit letzter Not – und mit Hilfe seiner Frau – gelingt, den Terroristen zu entkommen. Nun versucht er mit Hilfe der scheidenden CTU-Leiterin Rebecca Ingram, Ben aufzuspüren, ehe ihn die Terroristen erwischen…


Review: Episodenbild (c) FOX Ich gebe zu: Mein Interesse an "24: Legacy" hielt sich in sehr argen Grenzen. Nachdem ich aber bereits die kompletten 8-1/2 Jack Bauer-Staffeln besprochen hatte, wollte ich nun doch auch noch den kurzlebigen Ableger "Legacy" auch aufrollen. Zumindest die erste Folge bestätigte dabei aber leider meinen Eindruck einer lieblosen Neuauflage nach dem Muster, mit dem geringstmöglichen Aufwand den größtmöglichen Profit zu erzielen. Als "24" im November 2001 in den USA bzw. dann ab September 2003 auch endlich in Deutschland startete, verdankte die Serie ihren Reiz und ihr Kultpotential vor allem vier Aspekten: Einerseits der Tatsache, wie zeitgemäß sie damals wirkte; ich tue mir zwar schwer, angesichts der Anschläge vom 11. September 2001 von einem glücklichen Zufall zu sprechen, aber sie sorgten definitiv dafür, dass der (islamische) Terrorismus damals in aller Munde war. Zudem zählte "24" damals zu den Vorreitern, was Serien mit fortlaufender Handlung betrifft. Mit Kiefer Sutherland hatte man zudem einen Hollywood-Star am Start, einige Jahre, ehe sich das TV auch diesbezüglich zu profilieren begann, und von DarstellerInnen nicht mehr als Karriereabstieg betrachtet wurde. Vor allem aber war es natürlich das Echtzeitkonzept, welches hervorstach.

Letzteres nutzte sich dann allerdings im Verlauf der folgenden 8-1/2 Staffeln doch schnell ab, und ist somit auch kein Pluspunkt mehr, den "Legacy" für sich beanspruchen kann. Zudem hat sich die Welt in der Zwischenzeit weiterbewegt, und der islamische Terrorismus ist – Gott sei Dank – nicht mehr das Thema, dass er damals zu Beginn des neuen Jahrtausends war. Mittlerweile haben wir, dank der Zunahme des Rechtsextremismus, so manchem Populisten im höchsten Amt, dem drohenden Zusammenbruch so mancher Errungenschaften wie der Europäischen Union, und vor allem auch der Klimakrise, im Moment ganz andere Sorgen. Heutzutage sind zudem Serien mit fortlaufender Handlung nicht mehr die Ausnahme, sondern vielmehr die Norm. Vor allem aber lässt "Legacy" ein ähnliches Zugpferd wie Kiefer Sutherland in der Hauptrolle vermissen. Es ist vor allem dieser Aspekt, der mir doch ordentlich sauer aufstößt. FOX verlassen sich hier wirklich rein auf die Popularität der Marke, erachten es aber nicht für notwendig, das erforderliche Geld in die Hand zu nehmen, um die Fans für den Wegfall von Kiefer Sutherland mit einem ähnlich profilierten Darsteller (oder – ein ganz ein radikaler Gedanken – vielleicht sogar eine Darstellerin?) zu entschädigen. Wenn man z.B. unbedingt "woke" sein und einen afroamerikanischen Hauptdarsteller präsentierten wollte (wogegen ich grundsätzlich nicht das Geringste habe), warum nicht einen Idris Elba engagieren? Stattdessen scheinen sich die Verantwortlichen gedacht zu haben: Das ist "24", das hat seine Fanbase, da müssen wir uns nicht groß Mühe geben, die Leute werden eh einschalten. Und, ganz ehrlich: Diese Einstellung kotzt mich an. (Wenn auch nicht ganz so sehr wie sie Tatsache, dass sie ja – wie man an meinem Beispiel sieht – damit tatsächlich auch noch recht hatten! Wenn auch nicht im erforderlichen Ausmaß, um eine zweite Staffel zu rechtfertigen.)

Episodenbild (c) FOX Diese fragwürdige Einstellung zeigt sich dann u.a. auch in einem Flüchtigkeitsfehler, über den man ansonsten wohlwollend hinwegsehen könnte, der in diesem Fall aber halt leider genau ins Bild passt: Denn nach rund einer halben Stunde Laufzeit wird auf einmal 12:30:42 eingeblendet, obwohl wir zehn Laufzeit-Minuten zuvor bereits bei 12:40:07 waren. So viel zum Thema "Was sie sehen, geschieht in Echtzeit". Generell finde ich es schade, dass die Macher bei "Legacy" nicht auf die Idee gekommen sind, z.B. durch zwei Handlungsstränge in unterschiedlichen Zeitzonen (Washington und London?) dem Echtzeitkonzept neue Aspekte abzugewinnen. Vor allem aber ärgert mich die Tatsache, dass man es – abseits von Lippenbekenntnissen, wie eben der Rückkehr der CTU, oder der Cousine von Edgar Stiles – nicht für notwendig erachtet, dem Zuschauer irgendeine Verbindung zur Vergangenheit zu bieten. Zumindest in der ersten Folge fehlt nämlich von Veteranen der Ur-Serie "24" jegliche Spur. Hätte man Kiefer Sutherland zumindest für die erste Folge engagiert (um quasi das Zepter weiterzureichen), oder zumindest irgendein aus der Serie bekanntes Gesicht engagiert, wäre meine Meinung zur Folge ev. wohlwollender. Aber so hat das Ganze teilweise den Eindruck einer hochwertigen Fanproduktion.

Es hilft auch nicht, dass die Ausgangssituation allzu offensichtlich von der Ermordung von Osama Bin Laden inspiriert ist, und sich bereits bei der ersten Folge von "Legacy" einige Elemente wiederfinden, die in den 8-1/2 Staffeln der Ur-Serie doch schon etwas zu oft bedient wurden – wie der Verdacht gegen den Chef, der es notwendig macht, im Verborgenen zu operieren – und man auch wieder auf den einen oder anderen gar großen Zufall angewiesen ist (wie z.B. dass sich Drew just an jenen Lehrer wendet, der mit Amira unter einer Decke steckt). Aber auch die neue Hauptfigur bleibt bisher doch noch eher blass. Ich weiß auch nicht, aber bei der ersten "24"-Folge hat man es mit der kurzen Szene zu Hause sofort geschafft, mich zu Jack Bauer eine Verbindung aufbauen zu lassen. Ähnliches gelingt hier leider nicht. Wie man dort generell cleverer vorgegangen ist. Die ersten Folgen waren noch sehr auf Jack Bauer und David Palmer fokussiert; mit dem Ultimatum war man zudem als Zuschauer gleich an der Angel, und interessiert daran, wie es weitergeht. Danach hatte man das ausreichend Zeit, um über den Verlauf der Staffel auch die Nebenfiguren besser vorzustellen. Ein ähnlicher Haken fehlt hier leider; weil zumindest ich fand die Geschichte rund um die Schläferzellen leider nicht wirklich spannend. Nun klingt das zugegebenermaßen alles zusammen wesentlich schlimmer und dramatischer, als es eigentlich ist. Auch wenn man vor der Kamera vollständig auf bekannte Gesichter verzichten muss, aber hinter der Kamera haben sich dennoch einige Veteranen eingefunden, wie Regisseur Stephen Hopkins (der die allererste Folge bzw. die Hälfte der ersten Staffel gedreht hat, und damit zu den Urvätern der Serie gehört), die Drehbuchautoren Manny Coto und Evan Katz, sowie Komponist Sean Callery, die allesamt ihr Handwerk verstehen, und nach wie vor nicht verlernt haben.

Episodenbild (c) FOX Womit wir dann auch schon beim Knackpunkt angelangt wären, muss ich doch gestehen: Würde da nicht "24" draufstehen, würde ich die erste Folge dieser Serie vielleicht wohlwollender bewerten. Weil für sich genommen war sie schon ok. Zwar fehlt noch die ganz große Spannung, aber zumindest war die Episode nicht zuletzt aufgrund der vielen verschiedenen Handlungsstränge sowie des hohen Erzähltempos auch nie langweilig. Die Besetzung mag zwar nicht so hochkarätig sein wie bei der Ur-Serie, bietet mit u.a. Miranda Otto (Eowyn aus "Der Herr der Ringe"), Jimmy Smits (Senator Bail Organa aus "Star Wars – Episode III: Die Rache der Sith") und Sheila Vand (das titelspendende Mädchen aus "A Girl Walks Home Alone At Night") aber doch das eine oder andere bekannte Gesicht (und zudem mit der überaus attraktiven Kathryn Prescott für alle heterosexuellen Männer auch ordentlich was fürs Auge). Zudem gab es dann doch einzelne nette Einfälle, wie die Verfolgung mit der Drohne. Und auch die Action am Ende mit der rollenden Röhre war dann durchaus nett. Für sich genommen war die erste Folge von "24: Legacy" somit grundsätzlich schon ok; als Ableger von "24" ist sie aber halt, zumindest nach der ersten Stunde mal, eine herbe Enttäuschung.

Fazit: "24" war lange Zeit die wohl beste Thriller-Serie im Fernsehen, baute aber selbst schon in den späteren Staffeln ein wenig ab; einerseits, da das Echtzeitkonzept zunehmend an Reiz verlor, und andererseits, da nach einigen tragischen Wendungen klar war, dass in der Serie mit Ausnahme von Jack Bauer niemand sicher ist und alles passieren kann, und damit die Twists in weiterer Folge einfach nicht mehr überraschen und/oder schockieren konnten. Bis "Live Another Day" hatte sie aber eine wesentliche Stärke, die viel herausgerissen hat: Jack Bauer. "Legacy" tut sich ohne dieses Zugpferd schwer, in die Fußstapfen der Ur-Serie zu treten – wobei man es sich aus meiner Sicht teilweise auch unnötig selber schwer gemacht hat. So verzichtet man, zumindest in der ersten Folge, gänzlich auf die Rückkehr altbekannter Gesichter, weshalb sich das ganze trotz der Erwähnung der CTU und der altbekannten (wenn auch neuerdings blau eingefärbten) Uhr irgendwie nicht mehr wie "24" anfühlt. Zudem mangelt es leider an neuen Ideen und/oder Ansätzen. Und nicht zuletzt auch, da man Kiefer Sutherland nicht durch einen ähnlich hochkarätigen Darsteller (oder gar eine Darstellerin?!) ersetzt, wirkt zumindest die erste Folge mal so, als wollten FOX den Ableger mit so wenig Mühe und auch (finanziellen) Aufwand wie möglich umsetzen. Man verlässt sich einzig und allein auf die Popularität der Marke "24", unterschätzt dabei aber in meinen Augen völlig, wie viel davon auf Jack Bauer bzw. Kiefer Sutherland zurückzuführen war. Das Ergebnis ist jetzt nicht grundsätzlich schlecht, wirkt aber leider wie eine schwache, billige Kopie einer Serie, die einst im TV neue Maßstäbe setzte. Und das darf man als Fan der ersten Stunde dann doch bedauerlich finden.

Wertung: 2.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2017 20th Century Fox)




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