Stranger Things - 1x01: Das Verschwinden von Will Byers
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Episodenbild (c) Netflix

Originaltitel: The Vanishing of Will Byers
Episodennummer: 1x01
Bewertung:
Weltweite Internet-VÖ: 25. Juli 2016 (Netflix)
Drehbuch: The Duffer Brothers
Regie: The Duffer Brothers
Hauptdarsteller: Winona Ryder als Joyce Byers, David Harbour als Jim Hopper, Finn Wolfhard als Mike Wheeler, Millie Bobby Brown als Eleven, Gaten Matarazzo als Dustin Henderson, Caleb McLaughlin als Lucas Sinclair, Natalia Dyer als Nancy Wheeler, Charlie Heaton als Jonathan Byers, Matthew Modine als Dr. Martin Brenner.
Gastdarsteller: Cara Buono als Karen Wheeler, Joe Chrest als Ted Wheeler, Joe Keery als Steve Harrington, Rob Morgan als Officer Powell, Ross Partridge als Lonnie Byers, Shannon Purser als Barbara Holland, John Reynolds als Officer Callahan, Noah Schnapp als Will Byers u.a.

Kurzinhalt: Hawkins, Indiana am 06. November 1983: Will Byers, Mike Wheeler, Dustin Henderson und Lucas Sinclair spielen eine Partie Dungeons & Dragons. Auf dem Heimweg beschleicht Will dann zunehmend das Gefühl, verfolgt zu werden. Er sieht einen Schatten im Wald, und flüchtet sich zuerst nach Hause – wo jedoch von seiner Mutter und seinem Bruder jede Spur fehlt – und danach in einen Schuppen, in der Hoffnung, sich dort verstecken zu können. Plötzlich wird das Licht extrem hell – und danach ist Will spurlos verschwunden. Am nächsten Morgen wendet sich Joyce hilfesuchend an die Polizei, doch Chief Hopper versucht sie zu beruhigen – sind Gewaltverbrechen in der verschlafenen Kleinstadt doch quasi unbekannt. Dennoch ist sie zunehmend besorgt – wie auch Wills Freunde, die auf eigene Faust nach ihm suchen. Zur gleichen Zeit taucht in Hawkins auf einmal ein unbekanntes Mädchen mit kurzgeschorenem Haar auf. Es schleicht sich in ein Diner, wo das verstört-hungrige Mädchen ein paar Pommes verschlingt. Der Besitzer hat Mitleid mit ihr, und versucht auf sanft-vorsichtige Art und Weise, mehr über "Eleven" – so das Tattoo auf ihrem Arm – herauszufinden. Noch ahnt niemand in Hawkins, Indiana, dass das Verschwinden von Will Byers und das Auftauchen von Eleven unmittelbar miteinander in Zusammenhang stehen…


Review (kann Spoiler enthalten): Episodenbild (c) Netflix Vor knapp drei Jahren feierte "Stranger Things" auf Netflix Premiere. Aufgrund der Vorberichte und Trailer war ich auf diese Serie schon sehr gespannt. Tatsächlich gab es bislang nur zwei Netflix-Serien, denen es gelang, mich dazu zu animieren, die kompletten Staffeln gleich am ersten Wochenende zu bingen: "Sense8" und eben "Stranger Things" (mit "Good Omens" gesellte sich kürzlich auch eine Serie der Konkurrenz von Amazon Prime auf diese Liste). Leider hatte ich damals nicht die Zeit, mich der Serie in Episodenbesprechungen zu widmen – was ich ab heute, pünktlich zum Start der dritten Staffel, ändern will. Und so bin ich wieder an den Anfang zurückgekehrt, und habe mir knappe drei Jahre später den Serienauftakt "Das Verschwinden des Will Byers" nochmal angeschaut – und war ebenso angetan, wie damals schon. Teilweise liegt das sicherlich an der herrlichen Nostalgie, die "Stranger Things" heraufbeschwört – ein damals bereits bestehender Trend, von dem sie einerseits profitierte, den sie zugleich aber auch noch einmal verstärkte.

Ich denke, die meisten Film- und Serienfans – vor allem auch meiner Generation – sind sich darüber einig, dass die 80er in dieser Hinsicht die beste Dekade aller Zeiten waren. In diesen zehn Jahren sind so viele großartige Kultfilme und Klassiker erschienen. Insofern war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis eine 80s-Nostalgiewelle über uns hereinbricht. J.J. Abrams von mir überaus geschätzte "Super 8" war ein erster Schritt in diese Richtung, und kopierte die klassischen Spielberg- und/oder Jugend-Filme der Zeit perfekt, mit den geekigen Jungs (plus ein Quotenmädel; so viel Anpassung an die moderne Zeit darf dann schon sein), die sich in ein Abenteuer stürzen ("E.T.", "Die Goonies", "Es", "Stand By Me", "The Monster Squad", "Explorers" usw.). "Stranger Things" folgt nun dem gleichen Muster, geht jedoch, zumindest in dieser ersten Folge, doch noch etwas stärker in die Horror-Richtung – und dürfte für die Altersklasse, die im Mittelpunkt steht, doch vielleicht schon die Spur zu gruselig sein (ähnlich übrigens wie auch das "Es"-Remake). Was deutlich macht, dass sich die Serie doch eher an jene richtet, die in den 80ern – oder zumindest mit den entsprechenden, erwähnten Abenteuern – aufgewachsen sind. So oder so, den Duffer-Brothers gelingt es praktisch von der ersten Sekunde an, "Stranger Things" die Atmosphäre eines klassischen Jugendabenteuers dieser Dekade zu vermitteln. Angefangen bei der optischen Gestaltung, über die Figuren, die kultige Songauswahl (wobei es mir vor allem der Einsatz von "White Rabbit" angetan hatte) bis hin zum lässigen Synthie-Score befindet sich alles hier in bester 80er-Jahre-Tradition. Und doch wirkt die Serie dabei immer zwar sehr nostalgisch, jedoch nie altmodisch, oder gar veraltet.

Episodenbild (c) Netflix Eine gewisse Affinität zu den zuvor genannten Filmen, dieser Art der 80er-Jugendabenteuer, bzw. auch dem Stil und Flair der Filme aus der Dekade, sollte man dabei schon mitbringen. Die hilft nicht zuletzt auch dabei, die klischeehaften Elemente wie die Zusammenstellung der Freunde – inklusive eines geringfügig beleibteren sowie eines afroamerikanischen Jungen – runterzuschlucken, bzw. als Verbeugung vor dem Genre zu verstehen. Zumal wir hier auch noch (auch das ergibt sich aus den Vorbildern) auf ein Mädchen verzichten müssen (Eleven zähle ich hier insofern nicht, als diese zumindest hier noch nicht zur Clique zählt, und ihr generell eher die E.T.-Rolle zukommt). In jedem Fall sind die vier Jungs aber sehr gut gecastet, machen einen tollen Job, und scheint vor allem auch die Chemie zwischen ihnen zu stimmen. Die herausragende Figur aus der Besetzung ist aber ganz klar Millie Bobby Brown als Eleven; dass die mal groß rauskommen wird, war im Prinzip schon im ersten Moment klar, als sie im Bild zu sehen war. Aber auch Finn Wolfhard, Gaten Matarazzo, Caleb McLaughlin und Noah Schnapp sind zweifellos super gecastet – wie auch ihre etwas älteren Geschwister Natalia Dyer (die wie Emmy Rossums jüngere Schwester aussieht) und Charlie Heaton (der wiederum an den jungen Benicio del Toro erinnert, finde ich).

Diese damals noch weitestgehend bis gänzlich unbekannten Newcomer erhalten jedoch tatkräftige Unterstützung von so manchem bekannten Gesicht. Der größte Fang war dabei zweifellos Winona Ryder als Wills Mutter, die hier zudem – nach ein paar Jahren Bildschirmpause – ihr Comeback feiert; und das in einer in weiterer Folge herausragenden Rolle, der sie mit ihrer Leistung auch voll und ganz gerecht mit. Ebenfalls noch mit von der Partie sind u.a. David Harbour und Matthew Modine (in der zweiten Staffel werden sich ihnen weitere Genre-bekannte Gesichter anschließen). Doch so gut das Casting auch sein mag, die wahren Stars von "Stranger Things" sind das 80s-Flair, die gesamte audiovisuelle Gestaltung, sowie generell die hochwertige Inszenierung. Letztere fängt nicht nur den typischen Stil der 80er perfekt ein, sondern zeichnet sich auch durch nette Einfälle ein, wie z.B. die VHS-typischen Bildverunreinigungen im Intro, oder auch die sehr gute und interessante Umsetzung von Will Byers Verschwinden (das Licht wird plötzlich heller, und als es wieder normal leuchtet, fehlt von ihm jede Spur). Wenn man unbedingt ein Härchen in der Suppe finden würde, dann ist es wohl die Story, der man durchaus mangelnde Originalität vorwerfen kann. Der Gast mit übernatürlichen Fähigkeiten, die verschwörerische Geheimorganisation, die Parallelwelt, und so weiter... wirklich innovativ ist das, was "Stranger Things" hier präsentiert, nicht unbedingt. Jedoch behaupte ich: In der Art und Weise, wie die Duffer-Brothers diese grundsätzlich wohlbekannten Einzelelemente verbinden, entsteht dann doch irgendwie wieder etwas Neues. Vor allem aber schafft es "Stranger Things" mit dem frühen Verschwinden von Will Byers, rasch die Aufmerksamkeit des Zuschauers zu gewinnen, und ihn dazu zu bringen, dranzubleiben. Das ist vor allem auch bei Streaming-Serien (die manchmal etwas Zeit brauchen, um so richtig zu zünden; was übrigens durchaus auch für mein geliebtes "Sense8" gilt) nicht selbstverständlich.

Fazit: Episodenbild (c) Netflix Kinder der 80er werden sich bei "Stranger Things" wohl von der ersten Minute an wie zu Hause fühlen. Den Duffer Brothers gelingt es auf großartige Art und Weise, Stil und Atmosphäre der damaligen Zeit zu imitieren, und ein Jugendabenteuer in bester 80s-Tradition zu präsentieren. Einen entscheidenden Beitrag zum Gelingen der Serie leistet dabei zweifellos auch das Casting; die Newcomer füllen ihre Rollen perfekt aus, wobei vor allem Millie Bobby Brown hervorsticht, aber auch der Rest macht seine oder ihre Sache wirklich gut. Aber auch der Clou, Winona Ryder für die zentrale Rolle von Wills Mutter zu gewinnen, sticht heraus – und macht sich auch bereits ab der ersten Folge positiv bemerkbar. Inhaltlich mag man – mit der Parallelwelt, dem Mädchen mit übernatürlichen Kräften, sowie insbesondere der verschwörerischen Geheimorganisation – zwar auf so manch ausgelutschtes Klischee zurückgreifen; allerdings spielt "Stranger Things" ab dem ersten Ton derart perfekt auf der Nostalgie-Klaviatur, dass es kaum negativ auffällt. Zumal man mit dem titelspendenden Verschwinden des Will Byers den geneigten Zuschauer praktisch sofort an der Angel hat. Insgesamt ein toller Auftakt zu Netflix' wohl bisher größtem Serien-Hit!

Wertung: 4 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2016 Netflix)




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