Discovery - 2x12: Tal der Schatten
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Episodenbild (c) Netflix

Originaltitel: Through the Valley of Shadows
Episodennummer: 2x12
Bewertung:
Erstausstahlung USA: 04. April 2019 (CBS)
Erstausstahlung D: 05. April 2019 (Netflix)
Drehbuch: Bo Yeon Kim & Erika Lippoldt
Regie: Doug Aarniokoski
Hauptdarsteller: Sonequa Martin-Green als Michael Burnham, Doug Jones als Saru, Anthony Rapp als Paul Stamets, Mary Wiseman als Sylvia Tilly, Shazad Latif als Ash Tyler, Wilson Cruz als Hugh Culber, Christopher Pike als Christopher Pike.
Gastdarsteller: Mia Kirshner als Amanda Grayson, Mary Chieffo als L'Rell, Ethan Peck als Spock, Tig Notaro als Jett Reno, Kenneth Mitchell als Tenavik, Rachael Ancheril als Nhan, Emily Coutts als Lt. Keyla Detmer, Patrick Kwok-Choon als Lt. Gen Rhys, Oyin Oladejo als Lt. Joann Owosekun, Ronnie Rowe Jr. als Lt. R.A. Bryce, Sara Mitich als Lt. Nilsson, Ali Momen als Specialist Kamran Gant, Julianne Grossman als Discovery Computer u.a.


Kurzinhalt: Ein weiteres der mysteriösen Signale erscheint, diesmal im Orbit des klingonischen Planeten Boreth. Auf diesem befindet sich nicht nur jenes Kloster, in dem man Kahless verehrt, und wo der Sohn von M'Rell und Voq/Ash hingebracht wurde, weil er auf Qo'noS nicht mehr sicher war, sondern auch just jene Zeitkristalle, die für die Forschung von Gabrielle Burnham und ihrem Ehemann von so essentieller Bedeutung war. Captain Pike sieht in eben diesen Zeitkristallen die einzige Möglichkeit, um das in der Discovery gespeicherte Sphärenwissen in die Zukunft zu schicken, und es damit dem Einflussbereich von Control zu entziehen – weshalb er sich hinunterbeamt, um sich mit den dortigen Mönchen zu treffen. Doch um den Zeitkristall zu erhalten, muss Pike einen Blick auf jenes furchtbare Schicksal werfen, dass ihn erwartet. In der Zwischenzeit hat Ash den Notruf eines Sektion 31-Schiffes erhalten. Michael und Spock beschließen, diesem auf den Grund zu gehen. Dort angekommen müssen sie erkennen, dass die gesamte Besatzung ins Vakuum geschleudert wurde. Lediglich ein Crewmitglied hat es noch geschafft, sich in einen Schutzanzug zu begeben, und ist gerade noch so am Leben. Dabei handelt es sich just um einen von Michaels alten Kameraden von der U.S.S. Shenzhou. Zusammen beschließt man, auf das Schiff zurückzukehren, um herauszufinden, was genau vorgefallen ist, bzw. was Control mit der Ermordung der Crew beabsichtigte…

Denkwürdige Zitate: "The present is a veil between anticipation and horror. Lift the veil, and madness may follow."
(Na zumindest eine halbwegs gute Dialogzeile haben die Drehbuchautoren zustande gebracht.)

Review: Episodenbild (c) Netflix Wie man an der Wertung schon erkennt, hat mir "Tal der Schatten" zumindest eine Spur besser gefallen als die letzten drei Episoden. Hauptverantwortlich dafür ist in erster Linie eine einzige, wirklich starke Szene. Blenden wir mal kurz die dämliche Art und Weise aus, wie es dazu kam (weil... Zeitkristalle? Echt jetzt? Das ist mir für "Star Trek" entschieden zu mystisch): Pikes Blick in die Zukunft war die möglicherweise beste Szene der gesamten Staffel, wenn nicht gar Serie (bisher). Nicht nur, weil man damit eine kleine Lücke in der Kontinuität schließt, und uns genau zeigt, wie es zum Unfall kam, sondern vor allem auch wegen dem, was dies für Pikes weiteres Schicksal bedeutet. Sich ohne Nachzudenken, um anderen das Leben zu retten, in eine gefährliche Situation zu stürzen, und dann mit dem Konsequenzen leben zu müssen, ist das eine. Aber in dem Moment schon zu wissen, welches Schicksal dies für einen bedeutet, und es trotzdem zu tun, etwas ganz anderes. Und so lässt diese Szene hier Pikes entsprechende Rettungsaktion noch einmal um einiges heldenhafter erscheinen, als sie auch so schon war. Und generell war dies einfach ein bedrückender Moment, dem es auch endlich wieder mal gelang, mich emotional zu berühren.

Davon abgesehen hatte "Tal der Schatten" aber leider nicht viel Positives zu bieten. Ja, Jett Reno macht immer Laune, und die Offenbarung, dass sie eine außerirdische Frau hat, gefiel mir ebenfalls. Der Blick auf den fertig gebauten D7-Kreuzer war schon nett. Boreth war optisch ansprechend umgesetzt. Und auch wenn ich noch nicht wirklich dran glaube (weil dann müssten sie die Serie entweder ab der dritten Staffel umbenennen – vielleicht ja in "Die Leiden der Michael Burnham?" – oder ein neues Schiff mit dem gleichen Namen finden), aber eine sich hier abzeichnende Lösung für das Sphärendatenproblem würde perfekt in die "Short Treks"-Episode "Calypso" überleiten. Eine Möglichkeit, die ich durchaus reizvoll finde. Dennoch überwiegen leider auch bei "Tal der Schatten" wieder die negativen Aspekte. Gleich zu Beginn erleben wir die Rückkehr jener Michael Burnham, die sich für alles, was im Universum schief läuft, verantwortlich fühlt. Oh, wie ich sie nicht vermisst habe! Kurz darauf unterbricht sie einfach mal so den fucking Captain, ohne dafür auch nur einen Rüffel zu kassieren. Weiland Burnham hat halt Narrenfreiheit, die darf das. Seltsam auch, dass "Kahless" nun mittlerweile scheinbar "Kahlesch" ausgesprochen wird. Wobei das auch einfach nur daran liegen könnte, dass die Klingonen – insbesondere L'Rell – wieder einmal so sprechen, als hätten sie den Mund voller Murmeln. Dieser komische Kopfschmuck, den Tenavik trägt, wurde schamlos von den Minbari aus "Babylon 5" geklaut. Die Dialoge waren teilweise wieder mal absolut grauenhaft, angefangen beim ach-so-witzig doppeldeutigen "Time will tell" bis hin zu Michaels "I'm not angry. I'm enraged!" Generell gab es diesmal vieles, das ich unfreiwillig komisch fand, wie z.B. die Szene wo Tenavik Pike die Säulen der Zeit zeigt ("The pillar of the past. The pillar of the present!"). Oder auch, wie Michael Burnham Gant, den sie seit dem Pilotfilm nicht mehr gesehen hat, überschwänglich umarmt, weil sie ihn ja soooooo vermisst hat! Auch die Offenbarung rund um Tenaviks Identität war lachhaft (wie ich die Szenen zwischen L'Rell und Ash generell furchtbar langweilig fand). Und so sehr ich mich grundsätzlich über Renos Auftritt freute, aber Hugh ins Gewissen reden, dass er doch bitte wieder zu Paul zurückkehren soll, damit dieser im Maschinenraum seine volle Leistung bringt, war ja wohl mal sowas von daneben.

Episodenbild (c) Netflix Und natürlich gab es auch diesmal wieder so manche Szene/Aussage, wo man echt nicht lang drüber nachdenken darf, da man die Episode sonst nicht mehr genießen (?) kann. Wie z.B. die Frage, warum sich Gant so lange damit Zeit lässt, Michael zu übernehmen (statt dafür gleich die Umarmung zu benutzen; davon abgesehen, dass sich somit nun auch hier wieder mal alles um Michael dreht, da Control aus irgendwelchen Gründen nicht einfach nur ein x-beliebiges Crewmitglied der Discovery, sondern unbedingt sie benötigt). Oder auch, dass Ash/Voq aus unerfindlichen Gründen nichts über die Zeitkristalle auf Boreth weiß – oder aber es in der letzten Folge warum auch immer nicht für notwendig erachtete, es zu erwähnen. Den großen Vogel der Galaxis schoss dann aber das Ende ab, wo man den Plan fasst, die Discovery zu zerstören. Nicht einfach als allerletzte Option, sondern als die angeblich einzige, die ihnen noch verblieben ist. Öhm, Leute… ihr habt einen verfickten Sporenantrieb?! Der es euch erlaubt, binnen weniger Sekunden an jeden beliebigen Punkt in der Galaxis zu springen?! Was bedeutet, dass euch die mit konventionellem Warpantrieb dahinkriechenden Sektion 31-Schiffe bis zum Sankt Nimmerleinstag verfolgen könnten, ohne euch jemals einzuholen?! Andererseits – wenn die Zerstörung des Schiffes zugleich das Ende der Serie bedeutet, sag ich: Macht's nur! Dann hat dieser Schwachsinn wenigstens ein Ende.

Fazit: "Tal der Schatten" hat mich immerhin nicht mehr ganz so geärgert wie die Episoden davor – was auch daran liegt, dass ich "Discovery" langsam aber sicher echt nicht mehr ernst nehmen kann, und ich mich somit teilweise über den hier zur Schau gestellten Schwachsinn köstlich amüsierte. Ernsthaft, mit dem von den Drehbuchautoren Woche für Woche zur Schau gestellte Dilettantismus macht "Star Trek: Discovery" "The Orville" den Titel der lustigsten aktuellen Science Fiction-Serie zunehmend streitig. Nur halt leider unfreiwillig. Angefangen von den wieder einmal fürchterlichen Dialogen, über hirnrissige Entwicklungen, bis hin zum völlig bescheuerten Plan am Ende, wo man wieder einmal eine wesentlich einfachere (und deutlich weniger drastische) Lösung fürs Problem übersieht (siehe auch Airiams Tod, wo niemand an den Transporter dachte), konnte ich gar nicht anders, als während der Sichtung der Folge gleich mehrmals in schallendes Gelächter auszubrechen. Was die Episode somit auf trashig-unfreiwillige Art und Weise zumindest einen gewissen Unterhaltungswert verlieh. Der Hauptgrund für die höhere Wertung liegt aber an der einen wirklich gelungenen Szenen, die wohl auch den bislang stärksten Moment der gesamten Serie darstellt, nämlich Pikes Vision des tragischen Schicksals, dass ihn in der Zukunft erwartet. Ein den roten Signalen ähnelndes strahlendes Leuchtfeuer – das nur halt leider die ihn umgebende Finsternis aus Schwachsinn und Dilettantismus nur umso augenscheinlicher machte.

Wertung: 2 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2019 Netflix)




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