Discovery - 2x08: Gedächtniskraft
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Episodenbild (c) Netflix

Originaltitel: If Memory Serves
Episodennummer: 2x08
Bewertung:
Erstausstahlung USA: 07. März 2019 (CBS)
Erstausstahlung D: 08. März 2019 (Netflix)
Drehbuch: Dan Dworkin & Jay Beattie
Regie: TJ Scott
Hauptdarsteller: Sonequa Martin-Green als Michael Burnham, Doug Jones als Saru, Anthony Rapp als Paul Stamets, Mary Wiseman als Sylvia Tilly, Shazad Latif als Ash Tyler, Wilson Cruz als Hugh Culber, Christopher Pike als Christopher Pike,
Gastdarsteller: Michelle Yeoh als Philippa Georgiou, Melissa George als Vina, Ethan Peck als Spock, Alan van Sprang als Leland, Rachael Ancheril als Nhan, Rob Brownstein als The Keeper, Dee Pelletier als Talosian, Hannah Cheesman als Lt. Cmdr. Airiam, Emily Coutts als Lt. Keyla Detmer, Patrick Kwok-Choon als Lt. Gen Rhys, Oyin Oladejo als Lt. Joann Owosekun, Ronnie Rowe Jr. als Lt. R.A. Bryce, Arista Arhin als Young Burnham, Liam Hughes als Young Spock, Riley Gilchrist als Andorian Admiral, Harry Judge als Tellarite Admiral, Jon De Leon als Section 31 Engineer, Sara Mitich als Lt. Nilsson, Tara Nicodemo als Admiral Patar, Julianne Grossman als Discovery Computer u.a.


Kurzinhalt: Die Koordinaten, die Michael Burnham aus Spocks Geist abgelesen hat, führen sie nach Talos IV. Als sie dort ankommen, glaubt Michael, dass ihr Bruder sie zu einem Schwarzen Loch geführt haben könnte – stattdessen stellt sich dies als mentale Täuschung der Talosianer heraus. Nach der Landung macht sie zuerst die Bekanntschaft von Vina, die einst von den Bewohnern des Planeten gerettet wurde. Von ihr erfährt sie auch, dass es nicht Spocks erster Besuch auf Talos IV ist, sondern ihn eine gemeinsame Mission der Enterprise unter dem Kommando von Captain Christopher Pike vor ein paar Jahren dort hinführte. Daraufhin bringen sie Spock zu den Talosianern, in der Hoffnung, dass deren starke mentale Fähigkeiten dabei helfen können, seinen Geist wieder zu beruhigen. Dafür wollen sie Michael direkten Zugang zu Spocks Erinnerungen verschaffen. Als Gegenleistung verlangen sie jedoch von Michael, sie an ihren eigenen Erinnerungen jenes Ereignisses teilhaben zu lassen, dass zum Bruch zwischen den beiden (Adoptiv-)Geschwistern führte. Währenddessen tut Paul Stamets sein Möglichstes, um seinem wiederbelebten Freund Hugh Culber die Rückkehr in sein altes Leben zu erleichtern – doch dieser scheint dafür noch nicht bereit zu sein. Und als Pike einen Hinweis auf den Aufenthaltsort von Spock und Michael erhält, stellt sich heraus, dass sich an Bord der Discovery ein Saboteur befindet…

Denkwürdige Zitate: "Who are you?"
"Where I come from, the one holding the phaser asks the questions."
(Da hat Michael nicht ganz Unrecht.)

"Do you actually think the beard is working?"
(Michael spricht mir aus der Seele!)

"Do not attempt to psychoanalyze me, Michael. Better minds than yours have tried and failed."
(Klare Worte von Spock.)

Review: Episodenbild (c) Netflix Die befürchtete Katastrophe ist zwar ausgeblieben, dennoch hinterließ mich "Gedächtniskraft" mit eher gemischten Gefühlen. Das gilt übrigens nicht nur für die Episode in ihrer Gesamtheit, sondern oftmals auch einzelne Teilbereiche. Nehmt nur den Einstieg, wo uns alte Ausschnitte von "Der Käfig", dem allerersten "Star Trek"-Pilotfilm, gezeigt werden (übrigens ein absolutes Novum bei "Star Trek"). Auf der einen Seite war das herrlich nostalgisch, und eine nette Verbeugung vor jenem (damals abgelehnten und erst Jahre später ausgestrahlten) Pilotfilm, mit dem alles begann. Andererseits war es wohl in erster Linie deshalb notwendig, da "The Cage" nicht auf CBS All Access zum Abruf bereit steht (außerhalb der USA hat man dank Netflix dieses Problem nicht) – und da stellt sich mir halt gleich die Frage: Warum eigentlich nicht? Vor allem aber: So schön dieser kurze Ausflug in die Vergangenheit auch gewesen sein mag, machte er halt auch den optischen Bruch, den "Discovery" darstellt, nur umso augenscheinlicher. Insofern bin ich mir nicht sicher, ob die Macher sowohl sich als auch den Fans damit wirklich einen Gefallen getan haben.

Gleiches gilt übrigens auch für die Rückkehr von Talos IV generell. Auf der einen Seite habe ich mir über die Rückkehr, und so Details wie die blauen Blumen mit ihren einprägsamen Geräuschen (die dann später bei TOS für den Beameffekt recycelt wurden), einen Haxn ausgefreut. Wie ich es generell schön finde, dass der damals verworfene Pilotfilm hier nun spät aber doch jene Anerkennung erhält, die ihm aus meiner Sicht damals schon zugestanden wäre. Und auch wenn das Redesign der Talosianer für mich nicht ans kultige Original herankam (vor allem die blau leuchtenden Venen waren für mich kein würdiger Ersatz für den damaligen Pump-Effekt), und es teilweise doch ein bisschen eigenwillig war (gerade auch bei den Kostümen), so war es doch längst nicht die Katastrophe, die ich – gerade auch nach dem Klingonen-Debakel – befürchtet hatte. Andererseits wirkte der Besuch aber schon auch sehr willkürlich, bzw. wollte mir nicht einleuchten, warum man das Ganze nicht mit einer gewöhnlichen vulkanischen Gedankenverschmelzung genauso gut hätte hinbekommen können. Enttäuscht war ich zudem, dass – wie im Vorfeld schon vermutet – General Order 7 bzw. die Todesstrafe nicht erwähnt werden. Es bleibt bei einem vagen "der Planet ist verboten", jedoch ohne Hinweis auf irgendwelche Strafen – und auch für Spock, Michael, Pike & Co. scheint der Anflug (wie ja auch fürs Sektion 31-Schiff) ohne Folgen zu bleiben. Letztendlich sind meine größten Kritikpunkte an "Gedächtniskraft" aber ganz wo anders verortet, und haben mit dem Besuch von Talos IV nur am Rande zu tun. Einerseits ist das die Auflösung dazu, was Michael Spock denn nun gar so schlimmes angetan hat. Weil, ganz ehrlich: Nachdem man das in "Lichtpunkt" angeteasert hat, und uns danach wochenlang auf die Antwort warten ließ (was halt doch auch eine gewisse Erwartungshaltung aufgebaut hat), war das doch eher enttäuschend, da fürchterlich banal (zudem, als Randnotiz: Seit wann hat Vulkan bitte schön einen WALD?!). Am schwersten wiegt für mich aber, dass sich die zweite "Discovery"-Staffel, nachdem ich nach "Bruder" noch der Ansicht war, es würde endlich wieder um Erforschung gehen, erst recht wieder auf das x-te Bedrohungsszenario verlegt – und das auch gleich in einem derart übertriebenem, galaktischen Ausmaß, dass man ein Scheitern von vornherein ausschließen kann.

Episodenbild (c) Netflix Ich behaupte jetzt einfach mal, das ist auf Alex Kurtzmans Mist gewachsen; zumindest ist auffällig, dass sämtliche Kelvin-Filme an denen er mitgewirkt hat auch immer auf ein eben solches hinausliefen (wobei der Fairness halber darauf hingewiesen werden muss, dass diese bei den "Star Trek"-Filmen schon immer dominierten), und dort auch wirklich immer die Erde oder ein entsprechendes Äquivalent zu retten waren. Hier ist es also nun überhaupt gleich die gesamte Galaxis. Ernsthaft: Geht es noch klischeehafter und einfallsloser? Diese Entwicklung fand ich jedenfalls enorm enttäuschend. Kein Freund bin ich auch von dem ganzen Stamets-Culber-Tyler-Geplänkel. Auf der einen Seite ja verständlich – und nur konsequent – dass der nicht gleich wieder der alte ist. Andererseits wirkt es auch ein bisschen wie ein retcon vom retcon, bzw. ist halt ein weiteres düsteres Element einer Serie, die mir ohnehin schon zu düster ist, und den positiv-optimistischen Grundton, den "Star Trek" für mich bislang immer auszeichnete, vermissen lässt. Ein weiterer Kritikpunkt: Ich hoffe wirklich, die Macher hatten nicht wirklich gedacht, dass ihnen die Zuschauer auf den roten Ash-Hering hereinfallen würden – weil ganz ehrlich, dass vielmehr die infizierte Airiam hinter der Sabotage steckt, war viel zu offensichtlich.

Zuletzt muss ich auch an der Inszenierung wieder ein bisschen Kritik üben. Denn vor allem was die Lens Flares und Reflexionen betrifft, hat es TJ Scott aus meiner Sicht hier leider völlig übertrieben. Gleiches gilt für die Linsenverzerrungen und die dutch angels. Vor allem aber schien mir das alles sehr willkürlich eingesetzt zu sein, statt mit Bedacht – so als würde man so die Folge optisch auflockern wollen. Hätte man diese Spielereien z.B. auf die Flashback-Szenen beschränkt, hätten diese den entsprechenden Charakter verdeutlichen können. So wirkte es aber völlig beliebig – und die teils starken Reflexionen versperrten teilweise richtiggehend den Blick (z.B. wenn Vina ihr wahres Aussehen offenbart). Trotzdem war "Gedächtniskraft" wieder besser als die letzten fünf (!) Episoden, und damit auch endlich wieder ein Schritt in die richtige Richtung. Wie gesagt, zwar stehe ich dem Besuch auf Talos IV mit gemischten Gefühlen entgegen, und habe ich im Hinblick auf die Kontinuität durchaus ein paar Bedenken, insgesamt war das aber ein schöner Rückgriff auf die klassische Serie. Mir gefiel dabei vor allem sehr gut, dass man sich näher mit den mentalen Fähigkeiten der Talosianer auseinandergesetzt hat – wie z.B. der Illusion des Schwarzen Lochs. Zudem fand ich wie gesagt, dass das Update der Talosianer, vor allem aber von Talos IV, sehr gut gelungen ist. Vor allem der nachträglich farblich verfärbte Himmel – nachdem zuvor offensichtlich an einer coolen Location gedreht wurde – hatte es mir angetan. So etwas würde ich in Zukunft bei "Discovery" gern öfter sehen, weil die andersfarbigen Himmel bei den Studio-Planeten waren ein netter inszenatorischer Kniff, der in weiterer Folge bei "Star Trek" doch irgendwie außer Mode geraten ist. Die größte Stärke von "Gedächtniskraft" war für mich aber die wirklich wunderschöne Szene zwischen Vina und Pike, die einerseits wunderbar auf das aufbaute, was sie in "The Cage" erlebt hatten, zugleich jedoch auch schon der weiteren Entwicklung aus "Talos IV – Tabu" den Weg ebnete. Jedenfalls brachte diese Szene allein "Gedächtniskraft" nochmal einen halben Punkt ein.

Fazit: Episodenbild (c) Netflix Da bereitet man sich geistig schon darauf vor, das Wortspiel anzubringen, dass sich die Macher besser mal an den deutschen Titel "Talos IV – Tabu" gehalten und den Planeten in Ruhe gelassen hätte – und dann bleibt die befürchtete Katastrophe aus. Tragisch! Aber, ernsthaft: Es freut mich, dass die Macher bei diesem Wiedersehen respektvoll mit der Vorlage umgegangen sind. Die anfänglichen Szenen von "The Cage" machten die optischen Unterschiede zwar offensichtlicher, als sie hätten sein müssen, insgesamt ist man hier aber angenehm behutsam vorgegangen, wobei es mir vor allem die Umsetzung des Planeten selbst angetan hatte (während ich die alten Talosianer, mit ihren pulsierenden Venen, nach wie vor kultiger finde). Generell baute "Gedächtniskraft" sehr schön auf "Der Käfig" auf, und zollten die Macher damit der Geburtsstunde von "Star Trek" auf gelungene Art und Weise Tribut. Vor allem aber hatte es mir die Szene zwischen Vina und Pike angetan; die fand ich nämlich nicht nur für sich genommen großartig, sie ebnete zudem der Doppelfolge "Talos IV – Tabu" den Weg, wo Pike dann schließlich von Spock zum Planeten zurückgebracht wird, um den Rest seines Lebens mit Vina verbringen zu können.

Doch trotz dieser positiven Aspekte war "Gedächtniskraft" für mich eine durchwachsene Angelegenheit. So kamen alle Beteiligten für den Bruch von General Order 7 zu leicht davon. Die Inszenierung war mir wieder viel zu sehr auf hip und modern getrimmt, wobei mir die ganzen Kameraspielereien viel zu willkürlich eingesetzt wurden, und die ständigen Reflexionen und Lens Flares teilweise sogar den Blick des Zuschauers auf etwas eigentlich interessantes (wie Vinas wahres Aussehen) verdeckten. Mit Culbers weiterer Entwicklung bin ich leider auch nicht wirklich glücklich; die Serie ist auch ohne das schon düster genug, und zögert zudem das Happy End zwischen ihm und Paul – auf das seine Rettung ja wohl abzielte – nur unnötig hinaus. In erster Linie waren es aber zwei Kritikpunkte, die mir die Laune an "Gedächtniskraft" doch ordentlich verdarben. Auf der einen Seite die Antwort auf die Frage, was Michael Spock denn nun so fürchterliches angetan hat, die ich in ihrer Banalität fast schon lächerlich fand. Und auf der anderen das x-te abgedroschene und uninspirierte Bedrohungsszenario. Da freute ich mich nach "Bruder" noch so darüber, dass "Star Trek" nach einer Ewigkeit endlich wieder mal ein Mysterium in den Mittelpunkt stellt, und jetzt ist erst recht wieder gleich die ganze Galaxis zu retten. Klischeehafter und einfallsloser geht's ja wohl wirklich nicht mehr.

Wertung: 2.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2019 Netflix)




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