Discovery - 1x03: Lakaien und Könige
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Episodenbild (c) Netflix

Originaltitel: Context is for Kings
Episodennummer: 1x03
Bewertung:
Erstausstahlung USA: 01. Oktober 2017 (CBS)
Erstausstahlung D: 02. Oktober 2017 (Netflix)
Drehbuch: Gretchen J. Berg, Aaron Harberts & Craig Sweeny
Regie: Akiva Goldsman
Hauptdarsteller: Sonequa Martin-Green als Commander Michael Burnham, Jason Isaacs als Captain Gabriel Lorca, Doug Jones als Saru, Shazad Latif als Ash Tyler, Anthony Rapp als Paul Stamets, Mary Wiseman als Sylvia Tilly.
Gastdarsteller: Rekha Sharma als Commander Landry, Emily Coutts als Keyla Detmer, Julianne Grossman als Discovery Computer u.a.


Kurzinhalt: Zusammen mit anderen Verurteilten befindet sich Michael Burnham auf einem Shuttle, dass sie zur Gefangenenkolonie bringen soll. Dann jedoch kommt es zu einer Fehlfunktion, und das Shuttle wird von der U.S.S. Discovery aufgegriffen und gerettet. Captain Gabriel Lorca, der Burnhams Geschichte kennt, teilt ihr nicht nur ein Quartier, sondern auch Arbeit zu. Er möchte ihre Erfahrung bei der Sternenflotte nutzen, und meint, auf seinem Schiff gebe es keine Freifahrtscheine. Durch ihre Codierungsarbeit erhält Michael einen kleinen Einblick in die streng geheime Forschungsarbeit, die an Bord der Discovery durchgeführt wird, und die in Verbindung mit dem Krieg gegen die Klingonen steht. Als es auf dem Schwesterschiff der Discovery, der U.S.S. Glenn, zu einer verheerenden Fehlfunktion kommt, welche die gesamte Crew das Leben kostet, wird Burnham dem Außenteam zugeteilt. Dort angekommen, macht der Landegrupp eine grauenhafte Entdeckung…

Denkwürdige Zitate: "Universal law is for lackeys. Context is for kings."
(Lorcas Worte an Burnham, die auch den Titel der Folge liefern.)

"You helped start a war. Don't you want to help me end it?"
(Lorcas Angebot an Burnham.)

"When I was a kid, after my parents were killed my foster mother on Vulcan used to read it to me and her son. She and I were the only humans in the house. That's how I learned that the real world doesn't always adhere to logic. Sometimes down is up. Sometimes up is down. Sometimes, when you're lost, you're found."
(Burnham erinnert sich an Amanda – und Alice im Wunderland – zurück.)

Review: Episodenbild (c) Netflix Mein Urteil zu den ersten beiden Folgen von "Discovery" ist ja doch recht harsch ausgefallen. Und auch wenn ich von der Serie auch nach "Context is for Kings" noch nicht begeistert bin (und "The Orville" weiterhin für die bessere "Star Trek"-Serie halte), so hat sich zumindest meine Hoffnung erfüllt, dass die Serie mit dem Sprung auf die U.S.S. Discovery einen Schritt nach vorne macht. Und bevor wir zur Folge an sich kommen, mal kurz ein paar Worte zum Schiff: Ich zähle ja zu den (gefühlt) Wenigen, denen das Design eigentlich von Anfang an gefallen hat. Es erinnerte mich an ein altes Bild von Ralph McQuarrie (der eher für seine "Star Wars"-Konzeptzeichnungen bekannt ist) für die Refit-Enterprise für den ersten Kinofilm, welches dann verworfen wurde. Das sperrige, eckigere Aussehen stört mich persönlich nicht, und stellt vor allem auch zu den letzten, immer runder und eleganter werdenden Schiffen eine klare Abwechslung dar. Und auch die Idee mit der Lücke in der Untertassensektion finde ich nett. Insgesamt finde ich das Schiff jedenfalls wirklich schön – zumal es beim ersten Auftritt (zumindest auf visueller und tricktechnischer Ebene) schön majestätisch in Szene gesetzt wird. Einzig die Musik spielt da nach wie vor nicht so recht mit.

Doch kommen wir zur Folge an sich. Mit "Context is for Kings" wird nun endlich nicht nur das eigentliche Schiff und jene Crew, die uns zumindest diese eine Staffel mal begleiten wird, vorgestellt, sondern auch die grundsätzliche Mission: Forschungsarbeiten in halbwegs gesicherter Umgebung, mit denen man sich im – scheinbar nicht gerade gut verlaufendem – Krieg mit den Klingonen einen Vorteil zu verschaffen erhofft. Mit dem Setup – dass sich noch dazu deutlich von den bisherigen "Star Trek"-Serien unterscheidet – kann ich definitiv leben. Auch die deutlich ambivalenteren Figuren als man das aus der Vergangenheit im Franchise gewohnt war stören mich nicht. Das ist eine "Modernisierung", mit der ich definitiv und absolut leben kann. Vor allem der zwielichtige Captain Lorca sticht dabei hervor. Erstmal klingt alles was er von sich gibt soweit gut und harmlos, aber es gibt auch Anzeichen, dass dies eben nicht die ganze Wahrheit gewesen ist – wie z.B. die letzte Szene. Auch das mit dem Antrieb kommt mir seltsam vor (Randnotiz: Woher wissen die, wie Romulus aussieht, wenn sie ja nicht mal wissen, wie Romulaner aussehen?). Ist natürlich möglich, dass sich dieser in weiterer Folge als nicht erfolgreich und damit inpraktikabel erweist (wie der Transwarp-Antrieb in der Film-Ära), und man deshalb bei "Star Trek" nie wieder was davon gehört hat (weil z.B. für die "Voyager" wär so ein Antrieb schon praktisch gewesen). Fast noch wahrscheinlicher erscheint mir jedoch, dass er dabei schlicht und ergreifend geflunkert hat. Diesen und ein paar weiteren Aussagen, Details und Andeutungen ist jedenfalls das gelungen, was den beiden Pilotfolgen verwehrt geblieben ist: Nämlich mein Interesse daran zu wecken, wie die Handlung weitergeht. Generell erweisen sich die Auftakt-Episoden rückwirkend betrachtet als völlig überflüssiger Prolog. Alles, was wir von Burnham wissen müssen, erfahren wir zu Beginn im Shuttle. Und wenn sie unbedingt meinten, uns das Geschehen zeigen zu müssen, hätte man ja ev. nach dem Schema von "Lost" oder "Arrow" mit laufenden Flashbacks arbeiten können, die über die Staffel hinweg verteilt werden. Insgesamt halte ich aber "Context is for Kings" eindeutig für den besseren Start in die Serie.

Episodenbild (c) Netflix Ok, zugegebenermaßen gibt es einen Punkt, der durch die beiden Auftaktfolgen an Gewicht gewinnt, und das sind die Wiedersehen von Michael mit zuerst Keyla (die ihr ihre Taten scheinbar immer noch überaus übel nimmt) und später dann Saru. Vor allem letztere Szenen fand ich sehr schön, da er (ev. mit Ausnahme von Lorca) so ziemlich der Einzige ist, der Michael nicht verdammt und verteufelt (und warum ich das für absolut bescheuert bzw. auch unlogisch halte, kommt dann gleich noch). Das war sehr erfrischend. Generell kommt mit "Context is for Kings" bei aller Düsternis hier auch endlich mal ein bisschen Humor auf, den ich zwischendurch bei "Star Trek" dennoch auch für wichtig halte (und der seit TOS einfach dazugehört; man nehme nur die Sticheleien zwischen Spock und McCoy). Bei dieser Folge war dafür in erster Linie Michaels Zimmergenossin Tilly verantwortlich – zugleich ebenfalls eine Figur, die man so bei "Star Trek" bislang noch nicht gesehen hat. Sie bringt einerseits frischen Schwung und andererseits eine angenehme Leichtigkeit in die Serie hinein. Jedenfalls sorgten all diese einzelnen Elemente dafür, dass mich "Context is for Kings" schon deutlich mehr ansprechen konnte, als die beiden Auftaktfolgen.

Völlig an Bord bin ich jedoch was "Discovery" betrifft noch nicht. Das – und hier meine ich in erster Linie das innere – Design der Discovery mag zwar besser sein als bei der Shenzhou, und die Belichtung ist (vom Anfang abgesehen; als sich Lorca bei Burnham für die Finsternis entschuldigt fragte ich mich unweigerlich, ob das als Meta-Anspielung in Richtung Zuschauer gemeint war) ebenfalls wesentlich angenehmer und nicht mehr so verkrampft auf dunkel getrimmt. Zudem war die Folge traditioneller inszeniert, und sparte sich sowohl die ständigen dutch angles als auch die Lens Flares. Insofern fühlte ich mich hier gleich mal weniger bei J.J. Abrams und zumindest eine Spur mehr beim alten "Prime"-Trek (dass keine Holokommunikation vorkam half dabei sicher ebenfalls). Dennoch ändert dies natürlich nichts am grundsätzlichen Problem, dass sich DIS als Prequel zu TOS etwas schwer schlucken lässt. Zwar hätte eine Verlagerung in die Zukunft für mich ebenfalls Probleme geborgen (ich liebe die "offiziellen" Romane von Pocket Books/Cross Cult, die an den Serien und Filmen anknüpfe; eine Serie die in der Zukunft spielt hätte sich an diese aber sicher nicht gebunden gefühlt, weshalb ein "Legends"-Szenario gedroht hätte), dennoch frage ich mich nach wie vor, warum man die Serie nicht einfach nach dem Fall des romulanischen Imperiums (der "Prolog"-Teil aus J.J. Abrams "Star Trek"-Reboot) angesiedelt hat, wo die Klingonen die Chance erkennen, ihre von zu viel Frieden und Harmonie mit der Föderation gebeutelte Kriegerseele wieder auszupacken, um auf Eroberungsfeldzug zu gehen. Dann hätte man all diese Probleme mit dem zu modernen Aussehen von Anfang an nicht gehabt, und sich generell kein unnötige Kontinuitäts-Korsett auferlegt. Weil wie gesagt, das mit dem Antrieb kann von vornherein schon mal nichts mehr werden. Generell meine ich, nach "Context is for Kings" schon einen etwas gar eindeutigen Eindruck zu haben, wo die Reise hingeht. Nämlich, dass Michael ein weiteres Mal meutern werden wird.

Episodenbild (c) Netflix Womit wir zu meinem mit Abstand größten Kritikpunkt kommen: DER zentrale innere und äußere Konflikt der Serie, nämlich rund um Burnham (also sowohl Selbst- als auch Vorwürfe), ergibt überhaupt keinen Sinn, da ihr (gescheiterter!) MeutereiVERSUCH (!) mit dem Ausbruch des Krieges NICHT DAS GERINGSTE zu tun hat. Damit fällt das zentrale Konstrukt, auf dem das Drama der Serie (bislang) aufgebaut ist, schneller in sich zusammen als ein Kartenhaus bei Windstärke zehn. Selbst Vorwürfe wegen des Todes ihres Captains sind nicht angebracht (weil lediglich zu zweit da rüberzubeamen, ohne Sicherheitsteam war deren depperte Entscheidung). Wenn überhaupt, könnte man ihr die emotionale Reaktion vorwerfen, den Klingonen-Chef zu ermorden statt ihn wie geplant zu betäuben und gefangen zu nehmen. Aber das verdient – so wie auch der Meutereiversuch – keine lebenslange Haftstrafe (und ist eben auch nicht, worauf man sich bei all diesen Dialogen beruft). Und das ist nun mal ein riesiges logisches Loch im zentralen Handlungskonstrukt der Serie, über dass ich nicht einfach so wohlwollend hinwegsehen kann.

Fazit: "Context is for Kings" konnte mir schon wesentlich besser gefallen, als die beiden Pilotfolgen (die sich rückwirkend betrachtet als ziemlich unnötiger Prolog erweisen). Mit dem Schwenk hin zum eigentlichen Raumschiff der Serie – welches mir übrigens sehr gut gefällt – lernen wir nicht nur die wichtigsten Player (abseits von Michael und Saru) kennen, sondern bekommen auch endlich einen Eindruck davon, worum's in der Serie denn überhaupt gehen soll. Und so sehr ich auch Alt-Trekker bin welcher der guten alten Zeit nachtrauert und Neuerungen immer skeptisch beäugt, finde ich das Setup thematisch nicht uninteressant. Auch der zwielichtige Captain gefällt mir. Und nicht zuletzt mit ihrer Mitbewohnerin Tilly kommt endlich auch etwas Humor und Lockerheit in das Ganze hinein. Trotzdem tue ich mir mit dem Setting in der Vergangenheit (und dem damit einhergehenden optischen Bruch zur Originalserie) nach wie vor schwer, und sprach mich auch diese Folge inhaltlich noch nicht übermäßig an. Ja, sie bietet einiges an Potential für die Zukunft, die hier erzählte Geschichte war für sich genommen aber noch nicht sonderlich interessant. Mein größter Kritikpunkt ist jedoch, dass der zentrale Konflikt rund um Burnham – sprich, dass man ihr für den Ausbruch des Krieges mit den Klingonen die Schuld gibt – überhaupt nicht funktioniert. Das ist einfach nur völlig unlogisch und konstruiert – und was bei anderen Episoden nach der einen Folge erledigt gewesen wäre, dürfte sie hier nun über die ganze Staffel hinweg (über die sich Burnham wohl rehabilitieren wird – was sie aber nun mal genau genommen gar nicht nötig hat) ziehen, weshalb ich trotz der Steigerung auch weiterhin eher skeptisch bleibe. Insgesamt war "Context is for Kings" allerdings, im Vergleich zu den beiden Auftaktepisoden, schon wesentlich stimmiger, interessanter, unterhaltsamer und vor allem vielversprechender.

Wertung: 3 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2017 Netflix)




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