Discovery - 1x02: Das Urteil
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Episodenbild (c) Netflix

Originaltitel: Battle at the Binary Stars
Episodennummer: 1x02
Bewertung:
Erstausstahlung USA: 24. September 2017 (CBS)
Erstausstahlung D: 25. September 2017 (Netflix)
Drehbuch: Gretchen J. Berg and Aaron Harberts
Regie: Adam Kane
Hauptdarsteller: Sonequa Martin-Green als Commander Michael Burnham, Doug Jones als Saru, Jason Isaacs als Captain Gabriel Lorca, Shazad Latif als Ash Tyler, Anthony Rapp als Paul Stamets, Mary Wiseman als Sylvia Tilly.
Gastdarsteller: Michelle Yeoh als Captain Phillipa Georgiou, James Frain als Sarek, Mary Chieffo als L'Rell, Kenneth Mitchell als Kol, Chris Obi als T'Kuvma, Terry Serpico als Brett Anderson, Sam Vartholomeos als Danby Connor u.a.


Kurzinhalt: Commander Burnham, deren Eltern einst bei einem Terroranschlag der Klingonen auf Vulcan ums Leben kamen, ist davon überzeugt, dass die U.S.S. Shenzhou den ersten Schuss abgeben und sich so von den Klingonen Respekt abverlangen sollte. Als ihr Captain, Philippa Georgiou, diese Vorgehensweise ablehnt, schaltet sie diese mit einem Nervengriff auf und gibt den Befehl zum Angriff. Doch ihre Meuterei scheitert, und sie findet sich in einer Zelle wieder. Währenddessen treffen sowohl die Verstärkungen der Klingonen als auch der Föderation ein, und kurz darauf kommt es zu einer Raumschlacht, bei der sich die Sternenflotte als unterlegen erweist. Burnham gelingt es mit einem gewagten Manöver, aus der beschädigten Zelle zu entkommen. Zusammen mit Captain Georgiou sucht sie nach einem Weg, die Niederlage doch noch in einen Teilsieg zu verwandeln, und dadurch einen Krieg mit dem klingonischen Reich zu verhindern…

Denkwürdige Zitate: "I wanted to protect them from war. From the enemy. And now we are at war. And I am the enemy."
(Michael Burnham bei ihrem Kriegsgericht.)

Achtung! Das nachfolgende Review beinhaltet Spoiler für die Episode!

Review: Episodenbild (c) Netflix Ein Aspekt, auf den ich in meinem – ohnehin schon sehr langen – Review zu "Das vulkanische Hallo" noch gar nicht eingegangen bin, ist die neue Intro-Sequenz. Öhm, ja. Ich war absolut kein Freund von "Faith of the Heart" und wünschte nach wie vor, man hätte damals einfach Dennis McCarthys wunderschönes "Archer's Theme" als Titelmelodie genommen, aber wenigstens verströmten die Bilder richtige Aufbruchsstimmung. Und die früheren Titelsequenzen sind – selbst die schlichte aus TOS – ohnehin über jeden Zweifel erhaben. Aber das soll DAS denn bitte schön sein? Eine schlichte Aneinanderreihung von Konzeptzeichnungen, optisch völlig uninteressant und unspektakulär. Ich will den Weltraum und/oder das Schiff sehen! Auch Jeff Russos Titelmelodie reißt mich nicht gerade vom Hocker. Ja, an Anfang und Ende zitiert er schön das klassische Thema, aber alles was dazwischenkommt ist derart austauschbar und unauffällig, dass es nicht im Geringsten im Ohr bleibt. (was übrigens leider auch für seine restliche Musik für die Serie – zumindest bislang – gilt. Auch da hat "The Orville" aber sowas von die Nase vorn). Insgesamt musste ich bei der Sequenz sowohl musikalisch als auch von der Animation her stark an die Marvel-Netflix-Serien denken, wobei die immerhin noch wesentlich stylischer geraten sind. Ne, sorry, aber insgesamt leider auch absolut nicht meins.

Was "Kampf beim Doppelstern" an sich betrifft, so konnte mir die Episode aber immerhin eine Spur besser gefallen als die Auftaktfolge. So war hier immerhin etwas mehr los. Die Raumschlacht, wenn auch nicht sonderlich dynamisch, bot dennoch einiges fürs Auge. Mir gefielen auch die Flashbacks zu Michaels Ankunft an Bord der Shenzhou – wobei ich dabei bleibe, dass sowohl die Meuterei als auch Georgious Tod am Ende darunter litten, dass wir die Figuren gerade erst kennenlernten und wir daher noch keine Zeit hatten, eine Bindung zu ihnen aufzubauen. Trotzdem fand ich ihre Gespräche auch diesmal wieder recht gelungen. Und auch die schauspielerische Leistung von Martin-Green hat mir wieder einmal sehr gut gefallen; sie ist bis jetzt mit Abstand das Beste an der Serie. Ziemlich hirnrissig fand ich dafür die abschließende Mission, auf die sie sich begeben. Warum nehmen die bitte keine Sicherheitsleute mit? Warum begeben sich just Captain und Erster Offizier auf dieses Himmelfahrtskommando? Und warum tötet Michael den Klingonen-Anführer dann erst recht, nachdem sie zuvor meinte, sie müssten ihn unbedingt lebend gefangen nehmen, wenn sie den Krieg verhindern wollen? Weil damit macht sie das Opfer ihres Captains ja erst recht sinnlos. Überhaupt fand ich sowohl das Schicksal von Georgiou (ich sag nur "Special Guest Star") als auch des Schiffes (immerhin heißt die Serie Discovery, nicht Shenzhou) extrem vorhersehbar, was die emotionale Wirkung dieser Momente zusätzlich reduzierte. Gleiches gilt übrigens für den Prozess und das Urteil am Ende. Mir ist offen gestanden völlig unklar, was die Macher damit bezwecken – weil für so blöd, dass wir ihnen das tatsächlich abkaufen, können sie uns doch bitte schön nicht halten. Ist ja eh klar, dass Burnham im Verlauf des Krieges auf die Discovery kommen und somit nicht lang in dieser Zelle hocken wird.

Episodenbild (c) Netflix Und überhaupt, wo ist die Discovery eigentlich? Wie die ersten zwei Folgen als reiner Prolog dienen, der fast ausschließlich dazu da ist, uns die Hauptfigur vorzustellen, fand ich schon ziemlich schräg – und noch wirkt es auch eher unnötig. Wie bei "Das vulkanische Hallo" schon erwähnt, hat sich zudem spätestens hier nun die potentielle Erklärung für das veränderte Aussehen der Klingonen, wo auch die Klingonen anderer Häuser genauso aussehen, erledigt. Auch die Schiffe sehen völlig anders aus – und sind längst nicht so ikonisch wie die Designs, die sie ablösen. Auch das hat mich gestört. Gleiches gilt für den Kontinuitätsfehler, dass der Klingonen-Anführer die Tarnvorrichtung erfunden haben soll. Da haben die – bezahlten! – Kontinuitätswächter scheinbar geschlafen (oder, was ich eher glaube, die Produzenten setzten sich einfach über sie hinweg). Und auch mit der geistigen Kommunikation zwischen Sarek und Michael über Lichtjahre hinweg tat ich mir eher schwer (von seiner Behauptung, der Doppelstern hätte den ganzen Quadranten beleuchtet, ganz zu schweigen. Wo ist der wissenschaftliche Berater, wenn man ihn braucht?).

Die Inszenierung ist ebenfalls nach wie vor nicht meins und setzte den Trend zur geneigten Kamera und massig Lens Flares fort. Überaus kritisch sehe ich zudem, dass der Pazifismus, den "Star Trek" seit jeher verinnerlichte, hier als Schwäche dargestellt wird. Mit Roddenberrys Vision lässt sich das in meinen Augen nur bedingt vereinbaren. Zugegebenermaßen nicht mein größter Kritikpunkt – immerhin ging zumindest diesbezüglich "Deep Space Nine" ja schon voran, und kann ich dem Argument, immer nur "Friede Freude Eierkuchen" ist auch zu wenig, durchaus etwas abgewinnen. Dennoch bin ich davon überzeugt: Könnte Roddenberry die ersten beiden Folgen von "Discovery" sehen, würde er sich im Grab umdrehen. Und generell war mir auch die zweite Episode an Handlung wieder einmal viel zu arm. Frühere "Star Trek"-Serien hatten uns etwas zu sagen – bei "Discovery" kann ich dies noch überhaupt nicht erkennen. Bislang scheint sie sich jedoch in erster Linie an Fans der JJ-Reboots zu richten, und setzt in erster Linie auf Action und Spektakel – was eben genau NICHT die Dinge sind, wegen denen ich zu einem Trekkie wurde. Meine einzige Hoffnung ist nun, dass der – nun wohl bevorstehende – Schwenk zur Discovery sowohl hier als auch generell bei so manchem vorgebrachten Kritikpunkt Abhilfe schaffen wird. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Insgesamt konnte "Kampf beim Doppelstern" an meiner Enttäuschung bezüglich der jüngsten "Star Trek"-Inkarnation aber nicht wirklich etwas ändern – was unter anderem auch daran liegt, wie diese das Fandom wieder einmal spaltet. Denn das war eine meiner großen Hoffnungen bezüglich "Discovery": Dass es ihr gelingen würde, den Riss, der spätestens mit dem JJ-Reboot durch das Fandom ging, wieder zu kitten, und die Fans hinter dieser neuen Serie zu vereinen. Eine Hoffnung, die bislang nicht nur nicht erfüllt, sondern vielmehr richtiggehend zerquetscht wurde. Mehr als den überaus holprigen Serienstart an sich finde ich vor allem dies an "Discovery" ungemein bedauerlich.

Fazit: Episodenbild (c) Netflix Die ersten beiden Folgen von "Discovery" erweisen sich als ausgedehnter Prolog, der einzig und allein dazu dient, dem Krieg mit den Klingonen den Weg zu ebnen, sowie die Hauptfigur vorzustellen. Ob man dafür unbedingt achtzig – noch dazu überwiegend inhaltsarme – Minuten gebraucht hat, da bin ich eher skeptisch. Generell ist die Serie bislang noch völlig substanzlos, und erfordert nicht wirklich viel Aufmerksamkeit vom Zuschauer. Aber vielleicht geht es ja darum, und passt sich "Discovery" bewusst den modernen Sehgewohnheiten an – sprich nebenbei am Handy surfen, auf Instagram posten etc. – statt sich konsequent dagegenzustellen und die Aufmerksamkeit des Zuschauers vielmehr zu fordern und ihn zum Nachdenken anzuregen? Wie gesagt, noch habe ich ja die Hoffnung, dass alles mit dem nun wohl bevorstehenden Schwenk zur Discovery besser wird, und sich die Serie doch noch findet, nicht ganz aufgegeben. Bislang spricht mich das alles aber leider kaum an – wenn auch "Kampf beim Doppelstern" zugegebenermaßen schon etwas besser bei mir abschnitt, als die Auftaktfolge, was vor allem an der tollen Leistung von Sonequa Martin-Green sowie einzelnen guten Momenten liegt. Insgesamt bot mir aber auch die zweite Folge wieder einmal zu viel (wenn auch in der Tat gelungenes) Spektakel für zu wenig Handlung. Noch bleibe ich jedenfalls dabei, dass "The Orville" – trotz des teils sehr platten Humors – aktuell die mit Abstand bessere "Star Trek"-Serie ist.

Wertung: 2 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2017 Netflix)




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