Sense8 - 2x03: Obligater Mutualismus
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Episodenbild (c) Netflix

Originaltitel: Obligate Mutualisms
Episodennummer: 2x03
Bewertung:
Weltweite Internet-VÖ: 05. Mai 2017 (Netflix)
Drehbuch: Lana Wachowski & J. Michael Straczynski
Regie: Lana Wachoswki
Hauptdarsteller: Doona Bae als Sun Bak, Jamie Clayton als Nomi Marks, Tina Desai als Kala Dandekar, Tuppence Middleton als Riley Blue, Toby Onwumere als Capheus van Damnne, Max Riemelt als Wolfgang Bogdanow, Miguel Ángel Silvestre als Lito Rodriguez, Brian J. Smith als Will Gorski.
Gastdarsteller: Terrence Mann als Mr. Whispers, Naveen Andrews als Jonas Maliki, Freema Agyeman als Amanita, Alfonso Herrera als Hernando, Eréndira Ibarra als Daniela, Purab Kohli als Rajan Rasal, Paul Ogola als Jela, Max Mauff als Felix, Valeria Bilello als Lila Facchini, Mark Williams (?) als Mr. Kroom, Daryl Hannah als Angelica u.a.

Kurzinhalt: Mit Hilfe des Clusters gelingt es Will, dafür zu sorgen, dass Whispers bei BPO in Ungnade fällt und vorläufig aus dem Verkehr gezogen wird. Damit kann Will zum ersten Mal seit Monaten unbeschwert ihr Versteck in Amsterdam verlassen – was nicht nur er und Riley, sondern auch der Rest des Clusters gebührend feiert. Der Jubel währt jedoch nur kurz, denn kurz darauf ist Suns Leben in Gefahr: Ihr Bruder hat ihr Auftragskiller ins Gefängnis gehetzt. Der ganze Cluster muss zusammenarbeiten, um sie zu retten, und verhilft ihr daraufhin auch gleich zur Flucht. Wolfgang macht indes in Berlin eine interessante neue Bekanntschaft: Lila Facing, die Bekannte eines Gangsterbosses mit dem er sich trifft. Bei ihr handelt es sich um eine Sensate aus einem anderen Cluster. Diese verschwendet keine Zeit und versucht Wolfgang gleich bei ihrer ersten Begegnung zu verführen. Lito und Hernando müssen sich indes, nachdem ein Filmdeal aufgrund der Gerüchte wegen seiner Homosexualität platzt, nach einer neuen Wohnung umsehen, und beschließen, mit Dani zusammenzuziehen. Und über Jonas stellt BPO mit Will in Amsterdam Kontakt her, um ein persönliches Treffen zu vereinbaren…


Review: Episodenbild (c) Netflix So wie die meisten Sensates hatte auch ich die Hoffnung, dass sich Will nicht die ganze zweite Staffel über verstecken würde müssen. Insofern habe ich mich über die Entwicklung gleich zu Beginn, wo es gelingt, Whispers auszutricksen und ihn vorläufig mal aus der Gleichung zu nehmen, sehr gefreut. Jener Moment, wo Will zum ersten Mal nach langer Zeit wieder unbeschwert das Versteck verlassen kann und Sonnenstrahlen auf seiner Haut spürt, war wieder einmal sehr erhebend, und einer jener emotionalen Höhepunkte, die "Sense8" so gut drauf hat, und für mich zu ihren größten Stärken zählen. Diese ganze Sequenz, und wie sich die anderen Sensates ihm anschließen, war wunderbar – und gewann in meinem Fall vermutlich auch noch dadurch, dass ich selbst erst letztes Jahr Amsterdam zum ersten (aber bestimmt nicht letzten) Mal einen Besuch abgestattet hatte. Besondere Bedeutung hatte dieser "Ausflug" dabei natürlich auch für Sun, die zu diesem Zeitpunkt noch im Gefängnis festsitzt. Und auch die Musik stach in dieser Szene wieder mal hervor (wie ich generell bei "Sense8" wieder mal fleißig am Shazamen bin).

Jedoch: Die Erleichterung hielt nicht lange an. Nach einem netten Gespräch mit Jonas am Hauptbahnhof von Amsterdam, das wieder einiges an interessanten Hintergrundinformationen bot (u.a. auch zum Cluster von Jonas und Angelica) trifft sich Will mit Mr. Kroom im Rijksmuseum vor Rembrandts Nachtwache-Gemälde – und nachdem ich mich während des Gesprächs noch fragte, ob man ihm wirklich trauen kann, oder ob das nicht zu schön ist um wahr zu sein, wurden beide Fragen unmittelbar darauf mit einem "Ja" beantwortet, als Whispers die Kontrolle über eine andere Sensate übernimmt, Kroom ermordet, und Will als Hauptverdächtigen zurücklässt. Ein heftiger Cliffhanger, der die gewünschte schockierte Wendung bei mir nicht verfehlte, mich zugleich aber ein bisschen mit Sorge erfüllte. Einerseits, dass die Serie damit nun erst recht wieder einen Schritt zurück macht, und andererseits, da ich nichts dagegen gehabt hätte, wenn die Bedrohung rund um Whispers mal für ein paar Folgen in den Hintergrund gerückt wäre (da ich die Mythologie bzw. die fortlaufende Handlung rund um BPO, wie in meinem Review zu "Wer bin ich?" erwähnt, für den unoriginellsten und uninteressantesten Teil von "Sense8" halte). Ehe es soweit war, bekamen aber auch die anderen Sensates noch ein bisschen was zu tun, wobei die Folge neben Will und der BPO in erster Linie noch sehr auf Wolfgang und Sun konzentriert war (was insofern nicht als Kritikpunkt gemeint ist, als ich angesichts der Fülle an Figuren jene Folgen, die sich auf einzelne wenige von ihnen fokussieren, meist eh für besser halte als jene wo man versucht, jedem von ihnen gerecht zu werden bzw. gleich viel Aufmerksamkeit zu schenken – weil die wirken dann oftmals etwas zerfahren). Was Wolfgang betrifft, sticht hier vor allem seine Begegnung mit der so geheimnisvollen Lila hervor, ebenfalls eine Sensate, aber aus einem anderen Cluster. Valeria Bilello spielt die Femme Fatale absolut perfekt, und mindestens so verführerisch wie ambivalent. Nett (wenn auch eher belangloses Füllmaterial) war auch alles rund um Lito, Hernando und Daniela, die beschließen, zusammenzuziehen. Im kleinen spiegelt sich hier auch eines der zentralen Themen der Serien wider: Nämlich, dass wir zusammen stärker sind als allein (da sich Lito und Hernando die Wohnung alleine nicht hätten leisten können). Und beim Drehbuch meinte ich da und dort wieder einmal JMS' Stimme zu hören (wie z.B. bei " We forget so much more than we remember.").

Episodenbild (c) Netflix Neben der BPO-Story lag der Schwerpunkt bei "Obligater Mutualismus" aber in erster Linie auf Sun, die so wie Will – und auch hier, genau wie von mir erhofft (weil ihr die ganze Staffel lang beim in der Zelle hocken und gelegentlich den anderen Sensates helfen zuzuschauen wäre nur bedingt spannend gewesen) – aus ihrem Gefängnis ausbricht. Unmittelbar davor gab es mit dem Mordversuch bereits eine Szene, die wieder einmal hervorstach, und zeigte, wie sehr die Sensates miteinander verbunden sind – fanden sie sich doch abwechselnd in jener Schlinge wieder, in der Sun baumelte. Sowohl in dieser Situation als dann auch bei der Flucht ist Sun, die in der Vergangenheit ihre Kampfkünste schon mehrmals verborgt hat, nun wiederum auf die Hilfe ihrer Cluster-Mitglieder angewiesen. Capheus fährt, Lito setzt seine Fähigkeiten als Schauspieler ein, Will informiert sie über das übliche Polizeivorgehen, Nomi (und ihr Kumpel Bug) hacken, und so weiter. Jedenfalls gelang es "sense8" bei ihrer Flucht wieder einmal, die Adrenalinproduktion anzuregen, und packende Action zu liefern. Bleibt nur zu hoffen, dass es Sun sich bei der Freundin ihrer Zellengenossin nicht (zu lang) zu gemütlich macht – darf man doch davon ausgehen, dass die Polizei dort als erstes suchen wird.

Fazit: "Obligater Mutualismus" bot wieder einmal eine Achterbahn der Gefühle: Zu Beginn freute ich mit Will und dem Cluster über den Sieg gegen Whispers, und dass Will endlich aus dem Versteck kriechen und die Sonne in Amsterdam genießen konnte. Doch die Freude währte nicht lang, denn am Ende kam dann auch schon wieder der nächste Tiefschlag, als Whispers jenem BPO-Vertreter, der den Sensates scheinbar noch vergleichsweise freundlich gesinnt war, ermordet. Eine Entwicklung, die zwar einerseits die gewünschte schockierende Wirkung nicht verfehlte, die ich jedoch trotzdem etwas skeptisch und auch ein bisschen als ein Rückschritt betrachte. Aber mal schauen, wie es damit nun weitergeht. Jedenfalls war Wills "Befreiung" für mich das Highlight der Folge. Davon abgesehen fand ich es auch noch sehr interessant, mit Lila eine andere Sensate kennenzulernen, die sich noch dazu als klassische, undurchschaubare Femme Fatale präsentierte. Und Suns Flucht war wirklich packend umgesetzt. Abseits dieser Höhepunkte plätscherte die Handlung aber etwas vor sich hin, und die Geschichte rund um die BPO sowie die Mythologie hinter der Serie finde ich nach wie vor nicht übertrieben interessant – weshalb ich hoffe, dass man sich jetzt im Mittelteil der Staffel eher wieder auf die persönlichen Geschichten und Herausforderungen der Sensates konzentriert. Denn genau darin, sowie der vielbeschworenen Empathie, liegt für mich die eigentliche Stärke der Serie.

Wertung: 3.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2017 Netflix)




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