The Expanse - 1x10: Leviathan erwacht
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Episodenbild (c) SyFy

Originaltitel: Leviathan Wakes
Episodennummer: 1x10
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 02.02.2016
Erstausstrahlung D: -
Drehbuch: Mark Fergus & Hawk Ostby
Regie: Terry McDonough
Hauptdarsteller: Thomas Jane als Detective Josephus Miller, Steven Strait als James Holden, Cas Anvar als Alex Kamal, Dominique Tipper als Naomi Nagata, Wes Chatham als Amos Burton, Paulo Costanzo als Shed Garvey, Florence Faivre als Julie Andromeda Mao, Shawn Doyle als Sadavir Errinwright, Shohreh Aghdashloo als Chrisjen Avasarala.
Gastdarsteller: François Chau als Jules-Pierre Mao, Brian George als Arjun Avasarala, Kevin Hanchard als Inspector Sematimba, Daniel Kasha als Antony Dresden, Elias Toufexis als Kenzo Gabriel, Martin Roach als Admiral Souther, Ted Ludzik als Filat Kothari u.a.


Kurzinhalt: Als das Protomolekül-Experiment die nächste Phase erreicht, bricht Chaos in den Tunneln von Eros aus. Nachdem sie einer tödlichen Dosis radioaktiver Strahlung ausgesetzt waren, rennt Holden und Miller die Zeit davon, die "Rocinante" noch lebend erreichen und von Eros fliehen zu können. Avasarala erkennt, dass sie hereingelegt worden ist…

Review: Das Staffelfinale kann leider nicht das Niveau der letzten beiden Episoden halten. Während in "Critical Mass" endlich die Katze aus dem Sack gelassen wurde, was den oder die Gegenspieler angeht, empfand ich "Leviathan Wakes" hingegen als eine ganze Spur ernüchternder. Die letzte Szene macht zwar einige vielversprechende Andeutungen bezüglich des Protomoleküls und Avasarala muss mit Schrecken feststellen, dass die Verschwörung viel weitreichender ist, als sie sich hätte vorstellen können, der Großteil der Episode besteht aber aus einer überwiegend unspektakulären und für meinen Geschmack viel zu lange dauernden Flucht durch dunkle Tunnel. Da man sich für Eros der Kulissen von Ceres bedient und die Serie hier im Gegensatz zum Anfang der Staffel das Ausmaß der Ereignisse im Vergleich zur Vorlage kräftig zurückgefahren hat, drängt sich mir der Verdacht auf, dass den Machern gegen Ende der Staffel das Geld ausgegangen ist. Vom heruntergekommenen Space-Las Vegas aus der Vorlage ist nur noch ein winzig kleiner Pachinko-Salon übrig. Die Tunnel von Eros sind, statt mit den Opfern des Experiments überzuquellen, oftmals menschenleer und der Body-Horror-Aspekt, der im Buch an dieser Stelle Assoziationen an John Carpenters "The Thing" oder auch an die Videospielreihe "Dead Space" ins Gedächtnis ruft, fällt sehr handzahm aus, so dass das schiere Grauen des Experiments, dem die zahllosen Bewohner von Eros ausgeliefert sind, nur in Ansätzen greifbar wird.

Episodenbild (c) SyFy Das ist meiner Meinung nach etwas enttäuschend, zumal "Leviathan Wakes" für ein Staffelfinale an sich wenig Finalcharakter aufweist. Dafür gibt es aber einen einfachen Grund. Die Macher standen bei der Konzeptionierung der Staffel vor der Herausforderung, eine Möglichkeit zu finden, wie man ein rund 550 Seiten starkes Buch am sinnvollsten in nur zehn Episoden zu adaptieren kann. Die Lösung: Man versucht gar nicht erst, "Leviathan Wakes" vollständig in die kurze Staffel zu quetschen, sondern entlässt den Zuschauern nach den Ereignissen nach rund zwei Dritteln des Buches aus der Staffel und hebt sich den Rest für später auf. Ein Vorteil einer Adaption ist, dass die Autoren zielgerichtet entlang der Blaupause der Vorlage die Handlung und die Figuren entwickeln können. Da eine Produktion aber nie über ideale Bedingungen (Geld und Zeit) verfügt, müssen kleinere und größere Zugeständnisse eingegangen werden. Bei "The Last Kingdom", eine Adaption von Bernard Cornwells "Uthred"-Saga, haben sich die Macher dafür entschieden, die Handlung gleich mehrere Romane in einer, was die Episodenanzahl im Vergleich zu "The Expanse" angeht, noch kürzeren Staffel zusammenzufassen. Diese Vorgehensweise sorgt zwar für ein halsbrecherisches Handlungstempo, geht aber leider auch mit einer sehr gehetzten Szenenfolge und sprunghafter Charakterzeichnung einher. Auch "Game of Thrones" beweist in diesem Punkt nicht immer ein glückliches Händchen und opfert gern nachvollziehbare Charaktermotivation und Handlungstiefe, um mittels narrativer Abkürzungen die Vielzahl der Handlungsstränge innerhalb einer Staffel möglichst bis zu gewissen Höhepunkten voranzutreiben.

Dadurch, dass man in diesen zehn Folgen nicht das gesamte Buch adaptiert hat, wirkt die Staffelhandlung bisweilen wie ein sehr ausführlicher Prolog einer größeren Geschichte. Da sich die Serie für die das Erzählen der Geschichte recht viel Zeit nimmt und handfeste Antworten hinsichtlich des zentral in der Handlung verankerten Mysteriums erst gegen Ende der Staffel geliefert werden, fordert "The Expanse" einiges an Geduld von den Zuschauern ab. Ob diese Geduld in den Finalepisoden auch genügend belohnt, beziehungsweise der Payoff auch in Unkenntnis der Vorlage jeden zufriedenstellen und zum Wiedereinschalten bei der 2. Staffel bewegen wird, vermag ich aus Buchlesersicht nicht einschätzen zu können. Ich denke aber, die Staffel mit den Ereignissen auf dem Asteroiden Eros abzuschließen, die deutlich bessere Variante war. Es gibt durchaus großes Potential für Verbesserungen, insbesondere was die strukturelle Ebene des Spannungsbogens der Staffel und die Figurenzeichnung angeht, auf narrative Abkürzungen wurde zum Glück nur in Ausnahmefällen zurückgegriffen. Im Gegenteil, da die Serie in der ersten Staffel nicht nur die Handlung des ersten Bandes, sondern die Reihe als Ganzes adaptiert und damit auch Ideen aus späteren Bänden sowie den Novellen bereits an dieser Stelle aufgreift, sind die Macher hier eher dabei, das Erzähluniversum der Serie im Vergleich zur Vorlage sogar noch zu erweitern, statt wie sonst bei Adaptionen üblich, vorrangig Handlungselemente zu streichen.

Episodenbild (c) SyFy Dies geht mit einem exzellenten Worldbuilding einher. Der expositionslastige Charakter vieler Dialoge zwingt den Zuschauer zum Aufpassen, zumal oft wichtige Informationen nebenher oder über Visual Cues vermittelt werden, die aber zwischen dem "Belter"-Slang und den stark ausgeprägten Akzenten mancher Darsteller an der ein oder anderen Stelle auch untergehen können. Das eigentliche Highlight der Serie stellt meiner Meinung nach der Umgang mit Schwerkraft bzw. Massenträgheit dar. Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, dass Gravitation ein eigener Charakter in der Serie ist. Die "Rule of Cool" ist natürlich vertreten, aber es wird bis auf wenige Ausnahmen penibel darauf geachtet, ob die Raumschiffe beschleunigen oder abbremsen und somit Schwerkraft vorhanden ist oder die Magnetstiefel zum Einsatz kommen müssen, beziehungsweise die Figuren in Schwerelosigkeit durch die Sets schweben. Newtons Gesetze finden mehr als einmal kreative praktische Anwendung und darüber hinaus wird nebenbei auch noch mit einigen Klischees der weit verbreiteten Hollywood-Science aufgeräumt. Das alles macht "The Expanse" zwar noch lange nicht zu Hard Sci-Fi, aber ein gewisses erfrischendes Maß an wissenschaftlicher Plausibilität hinsichtlich der Technik darf der Serie zugestanden werden.

Fazit: Vom Staffelfinale hatte ich mir mehr erwartet. Während die actionreichen Abschnitte von Holden und Miller, trotz einiger Zugeständnisse was die Wahl der Handlungsorte gegenüber der Vorlage betrifft, überzeugen können, zieht sich das Umherirren von Naomi und dem Rest der "Roci"-Crew in den Tunneln von Eros wie Kaugummi. Die Macher sind zwar bemüht, eine interessante Ausgangslage für die 2. Staffel zu schaffen und auch wenn der Leviathan im übertragenen Sinn am Schluss erwacht, so fehlt es der Folge an definitiven Höhepunkten und neuen Informationen, die über Andeutungen hinausgehen. Trotz dieser teils heftigen Kritik meinerseits, habe ich die erste Staffel von "The Expanse" genossen. Die Serie ist ein willkommener Lichtblick in der qualitativ durchwachsenen und sehr überschaubaren Landschaft der Science-Fiction-Serien. Die Produktionswerte können sich sehen lassen. Einige Szenen haben durchaus Kinoqualität, auch wenn die Serie, was die Ausstattung betrifft, nicht ganz in einer Liga mit den teuren Premiumserien der Marke HBO oder Netflix mitspielen kann. Und während andere Adaptionen qualitativ nicht an ihre Vorlage heranreichen, sind die Macher von "The Expanse" zumindest in der ersten Staffel sogar noch bemüht, einige Probleme der Bücher zu umschiffen und das Erzähluniversum der Serie gegenüber der Vorlage auszubauen. Das funktioniert zwar nicht perfekt, aber die meisten Ideen und Entscheidungen der Serienautoren sind im Geiste der Vorlage und, was viel wichtiger ist, machen innerhalb der Serie Sinn. Im Schreiberstab sitzen nicht nur die beiden Autoren der gleichnamigen Buchreihe, sondern auch Leute, die die Vorlage – zumindest zu diesem Zeitpunkt noch – ernst nehmen, ohne sich dabei sklavisch an den Text der Bücher und die Reihenfolge der Handlung zu halten. Ich hoffe, dieses Engagement wird beibehalten und das die Macher die Gelegenheit bekommen auch den Rest der Reihe zu adaptieren, denn die Geschichte von "The Expanse" hat gerade erst begonnen.

Wertung: 3 von 5 Punkten
Tu Bacco
(Bilder © 2016 SyFy)




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