Continuum - 2x09: Seconds
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Episodenbild (c) SyFy/UFA

Originaltitel: Seconds
Episodennummer: 2x09
Bewertung:
Erstausstrahlung CAN: 07. Juli 2013
Erstausstrahlung D: -
Drehbuch: Raul Sanchez Inglis
Regie: Michael Rohl
Hauptdarsteller: Rachel Nichols als Kiera Cameron, Erik Knudsen als Alec Sadler, Victor Webster als Carlos Fonnegra, Stephen Lobo als Matthew Kellog, Roger Cross als Travis Verta, Lexa Doig als Sonya Valentine, Omari Newton als Lucas Ingram, Luvia Petersen als Jasmine Garza.
Gastdarsteller: Jennifer Spence als Betty Robertson, Richard Harmon als Julian Randol, Adam Greydon Reid als Clayton, Janet Kidder als Ann Sadler, Brian Markinson als Inspector Dillon, Catherine Lough Haggquist als Inspector Nora Harris, Bruce Ramsay als Detective Rosicki, Darcy Laurie als Detective Martinez, Tanaya Beatty als Rebecca, Mark Gash als Larry, Kelly Konno als Nurse, Vincent Tong als Hector u.a.

Kurzinhalt: Nachdem seinem Freispruch wird Julian Randol nun aus der Haft entlassen. Dabei wird ein Attentat auf ihn verübt – doch seine Mutter wirft sich schützend vor ihn, fängt die Kugeln ab, und wird lebensgefährlich verletzt. Im nachfolgenden Tumult tritt Julian – von Kiera und Carlos verfolgt, die damit beauftragt wurden, ihn zu beschatten – die Flucht an, und wird von einer jungen Anhängerin in ihr Versteck gebracht. Dort warten zahlreiche weitere junge Menschen, die sein Thesen gelesen haben darauf, sich Theseus anzuschließen. Auch Travis wartet dort auf ihn, doch Julian möchte mit Liber8 nichts am Hut haben – was er dann auch Sonya sagt, als sich diese mit ihm trifft. Kiera erfährt indes, dass es sich bei Julian um Theseus handelt – jenen zukünftigen Terroristen, der tausende von Menschenleben auf dem Gewissen hat. Um dies zu verhindern, ist sie zu allem entschlossen…


Review: Episodenbild (c) SyFy/UFA Herzstück von "Seconds" ist die im Genre nicht unbekannte "Hitler-Problematik" bei Zeitreisen: Wenn du eine Zeitmaschine hättest, würdest du in die Vergangenheit reisen und Hitler als kleinen Jungen umbringen, um damit den Zweiten Weltkrieg zu verhindern? Ist es gerechtfertigt, einen noch völlig unschuldigen Burschen umzubringen, wenn dadurch Tausende von Leben gerettet werden? Eine ähnliche Frage muss sich Kiera nun in "Seconds" stellen – wenn auch Julian zu diesem Zeitpunkt kein Unschuldiger mehr ist; dennoch wurde er a) freigesprochen und hat zumindest b) noch keine Menschenleben auf dem Gewissen. Kiera weiß allerdings, dass er in der Zukunft für tausende Todesopfer verantwortlich sein wird. Dementsprechend ist sie fest dazu entschlossen, ihn zu töten, und diese ganzen Leben somit – ähnlich wie schon in "Second Truths" beim Serienmörder-Fall – zu retten. Die letzten 10 Minuten der Episode sind ganz klar der Höhepunkt dieser Folge, und zählen generell mit zum Besten, was "Continuum" bis jetzt gezeigt hat. Vor allem die Szene im strömenden Regen war ungemein intensiv.

Schade fand ich an diesen Szenen lediglich, dass ich praktisch von vornherein wusste, dass es Kiera letztendlich nicht durchziehen würde. Dies wurde aber zumindest in meinen Augen wieder dadurch kompensiert, dass sich Kiera ganz am Ende eine Frage stellt, die auch ich mir bereits einige Minuten zuvor gestellt hatte: Was, wenn sie mit ihren Taten hier jenes Monster dass sie töten wollte erst erschaffen hat? Ein quälender, erschreckender Gedanke. Sehr interessant fand ich auch den Zeitsprung ins Jahr 2035; das war wirklich mal etwas Neues! Zudem zeigte der letzte Flashback am Ende, dass die Geschichte nicht gar so schwarz und weiß ist, wie Kiera sie sieht. So wie ihr es von der Firmenregierung der Zukunft erzählt wurde, ist Theseus ein Terrorist, der zahlreiche unschuldige Leben auf dem Gewissen hat. Grundsätzlich natürlich richtig; er lässt die Sklaven/Drohnen am Ende ja tatsächlich töten. Nur: Waren diese zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch wirklich am Leben? Hätten sie wenn man den Chip entfernt hätte wieder ein normales Leben führen können? Oder fand das wahre Verbrechen nicht vielmehr schon zuvor statt, als ihnen der Chip – von Alec Sadlers Firma Sadtech – implantiert wurde? Insofern offenbart sich Kiera zumindest bis zu einem gewissen Grad als unzuverlässige Erzählerin, da sie letztendlich die Geschichte nur so weitergibt, wie sie ihr selbst beigebracht wurde. Auch diese Erkenntnis fand ich interessant und faszinierend. Zudem war der Einstieg wirklich verdammt düster.

Episodenbild (c) SyFy/UFA Neben der Vorhersehbarkeit der entscheidenden Szene dieser Episode, wo "Continuum" die letzte Konsequenz fehlt (wenn man dies auch mit dem Gedanken am Ende überwiegend wieder gut macht), wird eine höhere Wertung für "Seconds" aber in erster Linie dadurch verhindert, dass ich die rund 20 Minuten nach dem Einstieg bis zu Julians Verhör in der abgelegenen Waldhütte nur ok fand. Vor allem die Wendung rund um ihre angeschossene Mutter war etwas klischeehaft, und bliebt insgesamt hinter den dramaturgischen Möglichkeiten zurück. In erster Linie schien es ein bequemer Weg zu sein, damit sich Julian und Alec möglichst rasch versöhnen konnten. Wenig begeisternd fand ich auch die Rekrutierungsszenen durch Liber8, wobei ich jene von Sonya immerhin schon mal um einiges besser fand als die mit Travis. Ziemlich schrägt fand ich auch die Szene mit Lucas – hat Kagame immer noch mit ihm Kontakt, oder ist er einfach verrückt? Und auch das Ende fand ich – dahingehend, dass er nach den Ereignissen dieses Tages zu seinen Anhängern zurückkehrt – leider sehr vorhersehbar. Und so gut die Zukunftsszenen grundsätzlich auch waren, aber – der falsche Bart des alten Julian sah einfach nur scheiße aus.

Interessant fand ich dafür, wie Lucas Ingram hier seine Chefin offen hintergeht; Sonya hat ganz offensichtlich eine Schlange in ihrem Nest. Spannend wird auch sein zu sehen, wie sich die Ereignisse hier auf die Beziehung zwischen Kiera und Alec auswirken wird. Immerhin hat sie ihn ausgenutzt, seinen Bruder vor seinen Augen verschleppt, und dem harten Verhör danach wurde er ja dank des CMRs auch noch Zeuge. Zudem darf man davon ausgehen, dass die Versöhnung zwischen den beiden Brüdern nur von kurzer Dauer war – ist Julian doch davon überzeugt, von Alec verraten worden zu sein. Auch dies ist Kiera anzulasten. Etwas abrupt war hingegen der neuerliche Wechsel in der Führungsetage der Polizei. Dass Mr. Escher die Finanzierung der Sondereinheit übernimmt – und dementsprechend auch entscheiden kann, wer diese anführt – ist zwar grundsätzlich eine interessante Wendung (und zeigt zum ersten Mal eine bedenklich wirkende Verknüpfung zwischen Unternehmen und – im weitesten Sinne – dem Staat; was die spätere Firmenregierung vorzubereiten scheint), aber etwas plötzlich kam das schon. Ich bin jedenfalls schon gespannt, ob wir die abgelöste Chefin nochmal sehen werden, oder es tatsächlich dabei bleibt, dass man sich so unzeremoniell von ihr verabschiedet. Abschließend sei – weil ich es schon länger nicht mehr getan habe – wieder einmal die hohe Produktionsqualität der Serie hervorgehoben. Die Inszenierung besticht jede Woche aufs Neue, wobei für mich diesmal vor allem die Szene im strömenden Regen hervorstach. Jeff Dannas Soundtrack wertet die Serie ebenfalls für mich immer wieder auf. Und Rachel Nichols gelingt es nach wie vor mühelos, die Serie zu tragen, und besticht Woche für Woche mit einer phantastischen schauspielerischen Leistung – insbesondere in den dramatischen Szenen, wie z.B. hier beim "Showdown" mit Julian.

Fazit: Episodenbild (c) SyFy/UFA Ohne den leichten Durchhänger im ersten Drittel, die etwas klischeehafte Handlung rund um die angeschossene Mutter sowie die Vorhersehbarkeit einzelner Szenen und Entwicklungen hätte sich "Seconds" vielleicht sogar zur bisher besten Episode der Serie aufschwingen können – so stellt sie aber immerhin die bisherige Bestleistung ein. Die "Hitler-Thematik" mag im SF-Genre zwar nicht gänzlich neu sein, kann mir aber – vor allem auch, weil sie nichtsdestotrotz auch nicht übermäßig verbraucht ist – immer wieder gefallen. Besonders positiv war im vorliegenden Fall die Härte und die Entschlossenheit, die Kiera an den Tag legen durfte. Und der Gedanke am Ende, dass sie die Ereignisse mit ihrem Wirken hier erst ausgelöst haben könnten, verleihen "Seconds" einen düster-nachdenklichen Ausklang. Von dieser hochdramatischen Schlüsselstelle abgesehen konnte mir vor allem der düstere Einstieg gut gefallen, der uns ins Jahr 2035 führt. Der Ausklang deutet zudem an, dass man nicht alles was Kiera sagt unbedingt für bare Münze nehmen sollte. Insgesamt war "Seconds" jedenfalls eine gelungene – wenn auch nicht makellose – Episode, deren Stärke in erster Linie in grandiosen Einzelszenen lag.

Wertung: 3.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2013 SyFy/Universal)




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