Sherlock - 3x02: Im Zeichen der Drei
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Episodenbild (c) BBC one/Das Erste

Originaltitel: The Sign of Three
Episodennummer: 3x02
Bewertung:
Erstausstrahlung UK: 05. Januar 2014
Erstausstrahlung D: 08. Juni 2014 (Das Erste)
Drehbuch: Steve Thompson
Regie: Colm McCarthy
Hauptdarsteller: Benedict Cumberbatch als Sherlock Holmes, Martin Freeman als Dr. John Watson.
Gastdarsteller: Mark Gatiss als Mycroft Holmes, Rupert Graves als Inspector Greg Lestrade, Una Stubbs als Mrs Hudson, Amanda Abbington als Mary Morstan, Louise Brealey als Molly Hooper, Vinette Robinson als Sgt. Sally Donovan, Lara Pulver als Irene Adler, Alistair Petrie als James Sholto, Alice Lowe als Tessa, Yasmine Akram als Janine, Oliver Lansley als David, Ed Birch als Tom, Jalaal Hartley als Photographer, Adam Greaves-Neal als Archie u.a.

Kurzinhalt: Die Hochzeit von John Watson und … steht unmittelbar bevor, und John hat Sherlock darum gebeten, sein Trauzeuge zu sein. In den Wochen während der Hochzeitsvorbereitungen ereignet sich der eine oder andere interessante Fall – nicht jeden davon kann Holmes lösen. Als es Zeit ist, seine Rede zu halten, beschließt Sherlock Holmes, den anwesenden Hochzeitsgästen von eben diesen zu berichten. Da gab es zum Beispiel den Fall des Bobbys, der sich von jemandem verfolgt fühlte – und just als Sherlock und John loszogen um die Vorfälle zu untersuchen fast einen Mordanschlag zum Opfer gefallen wäre. Oder auch eine Gruppe von Frauen, die behaupten, mit einem Geist ausgegangen zu sein. Während er die Fälle Revue passieren lässt, wird ihm auf einmal eine Verbindung klar – und er kommt zum Schluss, dass jemand auf der Hochzeit einen Mord plant. Doch wer ist der Täter, bzw. das geplante Opfer? Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt…


Review: Episodenbild (c) BBC one/Das Erste "Im Zeichen der Drei" hat mir schon wieder bedeutend besser gefallen als der Staffeleinstieg, der für mich noch unter den Nachwehen des teilweise misslungenen Finales der zweiten Staffel stand. Was unter anderem auffällt, ist die Struktur der Folge, die sich völlig von den bisherigen Episoden der Serie unterscheidet. Es gibt immer wieder Zeitsprünge in die Vergangenheit, und statt einem einzigen Fall berichtet Sherlock den Hochzeitsgästen gleich von mehreren Ermittlungen, die er seit seiner Rückkehr von den Toten gemeinsam mit John Watson in Angriff genommen hat. Erst im letzten Drittel geht es dann um einen aktuellen Fall – der mit den zuvor angesprochenen Ermittlungen in Verbindung steht. Das war zweifellos einmal etwas anderes, und die Tatsache, dass mehrere Fälle auf einmal behandelt – und letztendlich auch gelöst – wurden, machte das Geschehen sehr abwechslungsreich. Generell offenbarte es sich trotz anfänglicher Skepsis meinerseits als gute und interessante Idee, eine Episode rund um die Hochzeit zwischen John Watson und Mary Morstan anzusiedeln – was es ihnen zudem erlaubt, neben der Kriminalfälle vor allem auch wieder die Figuren ins Zentrum des Geschehens zu stellen.

"Im Zeichen der Drei" zeigt sowohl wieder einmal Sherlocks soziale Inkompetenz auf, und macht zugleich deutlich, warum John Watson in ihm seinen besten Freund sieht. Denn trotz aller Kälte, allen Zynismus usw… wenn er will, kann Sherlock wirklich nett und charmant sein. Seine Hochzeitsrede bringt dies auf den Punkt: Zuerst lästert er über die Liebe und die Sinnlosigkeit eines solchen Bundes – und dann macht er sowohl John als auch Mary zwei schöne Komplimente, und schließt den ersten Teil seiner Rede auf wunderbare, emotionale Art und Weise ab. Herrlich auch, seine Anspannung ob der bevorstehenden Rede mitanzusehen. "Im Zeichen der Drei" macht allerdings auch deutlich, welche wichtige Rolle John Watson im Team spielt. Nicht nur, dass er die Fälle in seinem Blog für die Nachwelt festhält, als Arzt bringt er oftmals eine ganz andere Sichtweise in den Fall ein. Veranschaulicht wird dies beim Fall des Wächters vor dem Buckingham Palace. Während Sherlock die Hinweise in sich aufnimmt und zu deduzieren beginnt, ist Watson derjenige, der den Puls des Opfers fühlt und erkennt, dass dieser noch am Leben ist. Seine Priorität liegt darin, Leben zu retten – und nicht, Fälle zu lösen. Aber auch die Fälle an sich – die allesamt zwischen "Der leere Sarg" und "Im Zeichen der Drei" angesiedelt und damit neu für uns sind – wissen durchaus zu gefallen. Besonders amüsant ist dann auch die Sauftour, auf die Holmes Watson für seinen Junggesellenabend nimmt. Wie sie nach wenigen Stunden schon völlig fertig von Mrs. Hudson im Stiegenhaus gefunden werden. Das Spiel mit den Namen an der Stirn (vor allem alles rund um Sherlock Holmes war köstlich). Und natürlich auch, wie sie im betrunkenen Zustand versuchen, den Fall rund um das Date mit dem Geist zu lösen. Und am Ende, als deutlich wird, dass all dies mit der Hochzeit in Verbindung steht und jemand während der Feierlichkeiten einen Mord plant, nehmen dann auch Spannung und Dramatik zu. Vor allem hier dreht die Episode dann so richtig auf – wobei mir vor allem auch gut gefallen hat, dass weder Mary noch John die angestrebten Opfer waren.

Episodenbild (c) BBC one/Das Erste Was neben der Handlung und den wie immer großartigen schauspielerischen Leistungen – wobei sich diesmal in meinen Augen vor allem Benedict Cumberbatch wieder positiv hervortat – vor allem bestach, war wieder einmal die Inszenierung. Seit der ersten Folge der Serie zeichnet sich diese durch eine hohe Qualität auf, und schafft es, durch Einblendungen etc. Sherlocks Deduktionen für den Zuschauer schnell verständlich zu machen. Auch in "Im Zeichen der Drei" wurde dieses Stilmittel wieder erfreulich häufig eingesetzt. Grandios auch seine völlig wirren Deduktionen als er versucht, den Fall des "Mayfly Man" im betrunkenen Zustand zu lösen. Auch die Einblendungen über den Hochzeitsgästen – potentielle Täter und Opfer, und dann einen nach dem anderen rausstreichen – war sehr gut gemacht. Die inszenatorisch interessanteste und hervorstechendste Szene war für mich aber die Art und Weise, wie man den Chat zwischen Sherlock Holmes und den Frauen visualisiert hat. Das war sehr einfallsreich, und einfach nur phantastisch. Und: Wie die Trauzeugin Sherlock dazu benutzt, die anwesenden Männer abzuchecken, war höchst amüsant und unterhaltsam – und mal eine andere Anwendung seiner detektivischen Fähigkeiten.

Leider gab es aber auch ein paar Aspekte, die mir weniger gut gefallen haben. Hier ist vor allem der Einstieg zu nennen. So braucht die Folge schon ihre Zeit, bis sie so richtig in Fahrt kommt. Etwas irritierend fand ich dabei vor allem, dass in der ersten halben Stunde von einem Kriminalfall noch weit und breit nichts zu sehen war. Hier erschien mir die Episode kurzzeitig etwas plan- und ziellos. Auch der Einstiegsgag rund um Lestrade hat bei mir nicht gezündet, da für mich viel zu offensichtlich war, dass Sherlock ihn wegen einer Lappalie zu sich ruft. Und überhaupt: Wozu war das mit den Bankräubern eigentlich gut? Das wurde in weiterer Folge überhaupt nicht mehr aufgegriffen. Wurde hier für das Staffelfinale vorbereitet, oder ging es nur darum, dem Gag den Weg zu bereiten? Jedenfalls fand ich das schon etwas seltsam. Auch mit dem Zeitsprüngen bzw. der Häufigkeit der Rückblenden hat man es meines Erachtens etwas übertrieben. Wenn man zurückblendet und dort dann bleibt, gut, ok, aber allzu oft wechseln Szenen in der Gegenwart mit Szenen aus der Vergangenheit, und wird ständig hin- und her geblendet. Das empfand ich etwas mühsam und störend. Gleiches gilt teilweise übrigens auch für Schauplatzwechsel – exemplarisch sei das Gespräch zwischen Sherlock und Mycroft genannt, wo die Kamera im Sekundentakt zwischen beiden hin- und her hüpft. Ich nehme an, damit wollte man das Geschehen dynamischer machen – ich fand's eher lästig. Last but not least: So packend das Finale auch gewesen sein mag, aber… dass Sherlock Holmes aus all seinen Fällen den Hochzeitsgästen just von jenen beiden ausführlicher berichtet hat, die in unmittelbarer Verbindung nicht nur zueinander, sondern auch zur Hochzeit stehen, ist rückwirkend betrachtet schon ziemlich konstruiert, und überzeugte mich nicht wirklich. Wenn Sherlock die Eingebung gleich zum Beginn der Rede gehabt und die beiden Fälle deshalb herausgepickt hätte – quasi um die Hochzeitsgäste zu beschäftigen während er kombiniert, und die Fälle dabei auch gleich für sich noch einmal Revue passieren zu lassen – ok, aber scheinbar war die Wahl ja völlig beliebig. Insofern war das schon ein ziemlich großer Zufall.

Fazit: Episodenbild (c) BBC one/Das Erste Mit "Im Zeichen der Drei" präsentiert man uns eine ziemlich ungewöhnliche Episode der Serie, die mir nichtsdestotrotz recht gut gefallen konnte. Statt eines einzelnen Kriminalfalls beschäftigt man sich diesmal gleich mit mehreren, die alle auf bestimmte Art und Weise miteinander verbunden sind. Da die einzelnen Fälle der unterschiedlich waren, machte dies das Geschehen sehr abwechslungsreich. Die Hochzeit zwischen John Watson und Mary Morstan bot zudem Sherlock Holmes wieder einmal Gelegenheit, seine menschliche(re) Seite durchblitzen zu lassen. Neben Drehbuch und der Performance der Darsteller stach bei "Im Zeichen der Drei" für mich vor allem die Inszenierung heraus, die sich mit den Einblendungen von Sherlocks Schlüssen an den bisherigen Episoden orientiert, mit der Visualisierung des Chats aber auch eine neue, toll gemachte Idee einbringt. Und vor allem zum Ende hin wurde das Geschehen dann durchaus spannend: Jedoch, es dauert ein bisschen, ehe es soweit ist. In der ersten halben Stunde ist von einem Kriminalfall noch weit und breit nichts zu sehen, was mich schon ein wenig irritierte. Auch die ständigen Szenenwechsel – sei es zu einem anderen Schauplatz oder zu Ereignissen aus der Vergangenheit – hätte man ein wenig eindämmen können. Und so nett die Auflösung am Ende auch sein mag, dass just die von Sherlock erzählten Fälle mit der Hochzeit in Verbindung stehen, wirkte schon ein wenig konstruiert. Insgesamt fand "Sherlock" jedoch nach dem mich etwas enttäuschenden Staffeleinstieg mit "Im Zeichen der Drei" wieder annähernd zu alter, gewohnter Stärke zurück.

Wertung: 3.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2014 BBC one/Das Erste)




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