Sherlock - 3x01: Der leere Sarg |
Episodennummer: 3x01 Bewertung: ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Erstausstrahlung UK: 01. Januar 2014 Erstausstrahlung D: 29. Mai 2014 (Das Erste) Drehbuch: Mark Gatiss Regie: Jeremy Lovering Hauptdarsteller: Benedict Cumberbatch als Sherlock Holmes, Martin Freeman als Dr. John Watson. Gastdarsteller: Amanda Abbington als Mary Morstan, Louise Brealey als Molly Hooper, Una Stubbs als Mrs. Hudson, Rupert Graves als Detective Lestrade, Mark Gatiss als Mycroft Holmes, Andrew Scott als Jim Moriarty u.a. Kurzinhalt: Zwei Jahre nach seinem vermeintlichen Tod wird Sherlock Holmes von seinem Bruder Mycroft nach London zurückgebracht. Eine Terrororganisation soll in Kürze einen großen Anschlag in London planen. Sherlock soll mit seinem System an Spitzeln und menschlichen Markierungen überprüfen, ob wirklich etwas im Busch ist, und das Attentat möglichst verhindern. Doch er möchte sich dieser Herausforderung nicht allein stellen – und so steht er eines Tages plötzlich in einem Restaurant als Kellner verkleidet neben Dr. Watson, der gerade dabei war, seiner Freundin einen Heiratsantrag zu machen. John ist außer sich – vor allem als er erfährt, dass einige andere Personen darin eingeweiht waren und wussten, dass er seinen Tod nur vorgetäuscht hatte. Sein eher öder Job als Arzt und ein Anschlag auf sein Leben überreden ihn aber dann wieder dazu, sich Sherlock Holmes auf seiner Verbrecherjagd anzuschließen. Dieser findet schließlich in den Aufzeichnungen der Londoner U-Bahn eine erste heiße Spur… Review: ![]() Dennoch war ich nach "Der Reichenbachfall" noch vorsichtig, die Episode zu sehr dafür abzustrafen – immerhin war all dies letztendlich nur eine Spekulation von mir. In "Der leere Sarg" wurde all dies jedoch leider voll und ganz bestätigt, weshalb ich mich genötigt sah, das finale der zweiten Staffel nachträglich abzuwerten. Was ich an "Das leere Sarg" besonders frustrierend fand, war die Art und Weise, wie sie mit dem Rätsel rund um Sherlocks Überleben umgegangen sind. Anstatt es gleich zu Beginn zu beantworten und die Sache damit aus der Welt zu schaffen, tut man nur so, als würde man uns gleich zu Beginn die Antwort geben. Stattdessen stellt es sich als ziemlich wilde, abgefahrene Theorie heraus. Und anstatt es wenigstens bei dieser einen Finte zu belassen, machen sie das gleiche wenig später noch einmal (wobei die Theorie dort zugegebenermaßen derart verrückt war, dass wohl die wenigsten in Versuchung geraten sind, sie ernst zu nehmen). Erst just am dramaturgischen Höhepunkt meinen sie dann, einen Blick zurückzuwerfen und uns endlich zu erklären, wie Sherlock Holmes das Ganze überleben konnte. Da er es einem anderen erzählt – und er theoretisch lügen könnte – lassen sie zwar allen denen diese Erklärung nicht wirklich gefällt die Option, sie zu ignorieren, ich bin jedoch geneigt, sie als die Wahrheit zu akzeptieren. Ich müsste mir zwar das Finale der zweiten Staffel nochmal ansehen um zu schauen, ob das wirklich alles zusammenpasst, aber im ersten Moment macht es mal einen ziemlich plausiblen Eindruck. Was das betrifft, habe ich an dieser Auflösung demnach nichts zu beanstanden. Aber: Es ist genau so wie ich es mir gedacht hatte. Es gab mehrere Szenarien, und Sherlock hat allen – Dr. Watson eingeschlossen – nur etwas vorgespielt. ![]() Womit wir schon beim nächsten Punkt sind: Die Art und Weise, wie man Sherlock Holmes hier – zu Ungunsten einer emotionalen Szene – mehrmals als begnadeten Lügner hinstellt, sehe ich sehr sehr sehr sehr skeptisch und kritisch. Dies gilt insbesondere auch für das Finale der Episode, als Holmes und Watson im U-Bahn-Wagon mit der Bombe stehen. Er schüttet John sein herz aus, entschuldigt sich bei ihm – und dann finden wir heraus: Neuerlich alles nur gelogen, ein dummer Scherz. Ha ha. Selten so gelacht. Es tut mir leid, aber ich finde es nicht einmal viertel so interessant (halb wäre schon deutlich zu viel ausgedrückt), mich als Zuschauer hereinlegen zu lassen, als berührt zu werden. Es hätte eine ungemein emotionale Szene sein können – und dann stellt sich alles als reiner Scherz heraus. Was für ein Bullshit. Zumal man damit nicht nur dieser Episode geschadet hat, sondern der Serie generell: Warum sollte ich in Zukunft auch nur ein (emotionales) Wort glauben, dass aus Sherlocks Mund kommt? Auch hier hatte ich wieder den Eindruck, dass sich Gatiss und Moffat zu sehr darauf verlegen, clever sein zu wollen. Aufgrund der Tatsache, dass man dem Wiedersehen zwischen Sherlock und Watson angemessen viel Zeit einräumt und dann auch noch die Auflösung rund um sein Überleben derart in die Länge zieht, gelingt es dem eigentlich Fall zudem nicht wirklich, sonderlich Eindruck zu hinterlassen. Dieser rückte für mich einfach viel zu sehr in den Hintergrund, und schien mir einfach nicht wichtig zu sein – und war dies wohl auch für Gatiss und Moffat nicht. Dementsprechend hielt sich die Spannung doch in ziemlich argen Grenzen. ![]() Insgesamt war ich jedenfalls sowohl inhaltlich als auch dramaturgisch von "Der leere Sarg" ungemein enttäuscht. Wo die Episode jedoch punkten kann, ist – wie gewohnt – bei der Inszenierung (die wieder einmal mit den gewohnten Einblendungen die uns Sherlocks Gedankengänge schildern begeistern; daneben besticht vor allem die großartig inszenierte Jagd mit dem Motorrad), der Musik (für die sich neuerlich David Arnold und Michael Price verantwortlich zeichnen) und bei den schauspielerischen Leistungen. Aufgrund der auffälligeren Rolle konzentriert sich das diesbezügliche Lob ja oftmals auf Benedict Cumberbatch, und ich will seine Leistung keinesfalls schmälern. Dennoch ist es mir ein Anliegen, gerade auch bei "Der leere Sarg" dezidiert auf die phantastische Performance von Martin Freeman hinzuweisen. Gerade auch jenen Moment als Watson Sherlock zum ersten Mal erblickt spielt er absolut perfekt. Aber generell weiß ihr Zusammenspiel nach wie vor überaus zu gefallen. Sehr gut gemacht war auch die clever-amüsante Szene mit den Überblendungen zwischen den "Ordinationen" von Watson und Holmes. Positiv fand ich auch, dass Molly als Dankeschön als Watson-Ersatz einspringen durfte, und Sherlock ihr gegenüber seine Wertschätzung ausspricht. Witzig auch, wie wir seine Eltern kennenlernen. Das Rätsel rund um den Mann, der in die U-Bahn einsteigt und plötzlich verschwindet, war grundsätzlich nett gemacht. Die Anspielung auf Sherlocks "mind palace" fand ich sehr nett. Und die kurze Szene am Ende stellt einen neuen Antagonisten vor, der mich hoffentlich mehr wird überzeugen können als ihre Version von Moriarty. Insgesamt hoffe ich jedenfalls, dass es nun da man sich um die Nachwehen von "Der Reichenbachfall" gekümmert hat, mit der Serie wieder steil bergauf geht. Fazit: ![]() Wertung: 2.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2014 BBC one/Das Erste)
Mitreden! Sagt uns eure Meinung zur Serie im SpacePub!
Kommentar schreiben
|