True Detective - 1x07: Nachdem du weg warst
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Episodenbild (c) HBO

Originaltitel: After You've Gone
Episodennummer: 1x07
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 23. Februar 2014
Erstausstrahlung D: -
Drehbuch: Nic Pizzolatto
Regie: Cary Joji Fukunaga
Besetzung: Matthew McConaughey als Detective Rustin "Rust" Cohle, Woody Harrelson als Detective Martin Hart, Michelle Monaghan als Maggie Hart, Michael Potts als Detective Maynard Gilbough, Tory Kittles als Detective Thomas Papania, Tim Bell als CID Clerk, Dave Davis als Toby, J.D. Evermore als Detective Lutz, Glenn Fleshler als Errol, Michael Harney als Steve Geraci, Jay Huguley als Jimmy Ledoux, Johnny McPhail als Robert Doumain, Kelsey Scott als Fiona Jackson, Carol Sutton als Miss Delores, Madison Wolfe als Audrey Hart u.a.

Kurzinhalt: Rust Cohle hat seinen früheren Partner Martin Hart, mit dem er sich vor zehn Jahren zerstritten hat, nach dessen Befragung durch die Detectives abgefangen, und bittet ihn nun um seine Hilfe. Rust ist nach seiner Kündigung bei der Polizei einige Jahre nach Alaska gezogen und 2010 wieder zurückgekehrt, weil ihm der Fall rund um den Gelben König keine Ruhe gelassen hat. Er begann, auf eigene Faust zu ermitteln, und brach dabei u.a. auch in das Haus von Reverend Tuttle ein – und fand dort Photos von jungen Mädchen, sowie einen Videofilm der eine Sekte mit Masken auf dem Kopf zeigt, wie sie Marie Fontenot – deren Verschwinden die beiden 1995 untersucht hatten – vergewaltigen. Aufgrund seines mangelnden Zugangs zu Polizeiakten sind seine Ermittlungen allerdings ins Stocken geraten. Genau dabei soll ihm Martin, der vor ein paar Jahren ebenfalls der Polizei den Rücken gekehrt und daraufhin eine Privatdetektei gegründet hat, helfen. Und so stürzen sie sich gemeinsam ein weiteres Mal auf den Fall, und versuchen, die Männer im Video ausfindig zu machen. Da diese jedoch Masken trugen, ist ihre einzige Spur ein Mann mit einem vernarbten Gesicht – von dem Rust bereits bei seiner Befragung des von ihnen geretteten Mädchens im Jahr 2002 gehört hat. Zudem nehmen sie jenen Polizisten ins Visier, der damals dabei geholfen hat, die Suche nach Marie Fontenot abzuwürgen. Befolgte er nur Befehle von oben, oder steckt er selbst in der Sache drin? Als ein sanftes Nachfragen von Marti nichts bringt, entschließen sich die beiden zu drastischeren Maßnahmen…

Review: Episodenbild (c) HBO Nach der letzten Episode, die mir doch eher den Eindruck eines Zwischenspiels vermittelt hat, rückt nun zum Finale der ersten Staffel hin der Kriminalfall wieder ins Zentrum des Geschehens. Jedoch, sehr zu meiner Überraschung. Wirklich besser gefallen als die letzte Folge hat mir "After You've Gone" trotzdem nicht. Wo "Haunted Houses" ein bisschen darunter litt, dass man praktisch alle Entwicklungen bereits vorhersehen musste, und das ganze daher teilweise den Eindruck des Abhakens einer Liste und/oder einer Pflichtübung vermittelte, fehlte es mir in "After You've Gone" an den ganz großen Höhepunkten, den wirklich starken Szenen (wie z.B. – um beim Vergleich mit der vorherigen Folge zu bleiben – Rusts Verhör der Babymörderin, oder Maggies Ehebruch-Geständnis an Martin). Das einzige was sich hier anbieten würde, ist wie Martin sich das gestohlene Videoband mit der Massenvergewaltigung von Marie ansah. Martins schockierte Reaktion ist mehr als genug, um abscheuliche, abstoßende Bilder im Kopf des Zuschauers entstehen zu lassen und so Martins Abscheu nachvollziehen zu können. Davon abgesehen plätscherte die Handlung aber doch eher Höhepunkt- und spannungsarm vor sich hin.

So sehr ich die eine oder andere charakterorientierte Folge, wo meinem Gefühl nach beim eigentlich Fall zu wenig weitergegangen ist, auch schon mal gescholten haben mag – weniger, weil ich diese figurenbezogenen Folgen und Momente nicht gut finden würde, als vielmehr, weil einfach das Verhältnis nicht gepasst hat, und das Pendel für mich etwas zu deutlich in eine Richtung ausschlug – bei "After You've Gone" habe ich dementsprechende Charakterszenen wiederum überwiegend vermisst (eventuell von den zwei kurzen, netten Szenen mit Maggie – zuerst das Wiedersehen mit Martin, dann das Wiedersehen mit Rust – abgesehen). Hier schlug mir das Pendel demnach wiederum etwas zu sehr in die andere Richtung aus. Bis auf ein paar Informationen, was Rust in der Zwischenzeit getan hat, und warum Martin den Dienst quittierte, erfahren wir von beiden kaum etwas Neues. Auch die großen philosophischen Gedanken und Diskussionen – die ebenfalls teilweise in der einen oder früheren Folge zwischendurch Überhand zu nehmen drohten – habe ich diesmal vermisst. Und selbst was den Fall selbst betrifft, fehlen – auch wenn dieser im Mittelpunkt des Geschehens steht – die ganz großen, entscheidenden Fortschritte oder Offenbarungen. Natürlich war die letzte Szene, wo uns der vermeintliche Täter endlich präsentiert wurde, grundsätzlich gelungen, und lässt mich auch schon gespannt dem Staffelfinale entgegensehen. Aber da wir die Figur bislang – so ich nichts vergessen/verpasst habe – nicht gesehen haben und somit nicht kennen, war dies jetzt auch kein klassischer "OMG!"-Moment. Allerdings macht das Video ja deutlich, dass es nicht nur einen Täter gibt – demnach ist nicht ausgeschlossen, dass uns dieser vernarbte Mann noch zu einer eben solchen schockierenden Auflösung führen wird.

Episodenbild (c) HBO Trotz dieser Kritikpunkte bot aber auch "After You've Gone" wieder mehr als solide Krimi-Unterhaltung. Dafür sorgen nicht zuletzt allein schon die nach wie vor hochwertige Inszenierung, die uns zahlreiche bestechende Einstellungen und Bilder präsentiert, sowie die sehr guten schauspielerischen Leistungen, insbesondere der beiden Hauptdarsteller Matthew McConaughey und Woody Harrelson. Eine weitere wesentliche Stärke der ersten Staffel, die sich auch in "After You've Gone" wieder deutlich zeigt, ist, wie unterschiedlich die beiden Ermittler von ihren Zugängen und Persönlichkeiten her sind – die Serie aber nicht den einen als besser oder für die Lösung des Falls wichtiger darstellt. Vielmehr bringen beide ihre jeweilige Stärken ein – Rust in erster Linie sein analytisches Denkvermögen, während Martin wiederum besser mit Menschen kann und daher über jene Connections verfügt, die sie benötigen um den Fall zu lösen, während Rust mit seiner misanthropen Lebenseinstellung alle Brücken hinter sich abgebrannt hat. Dementsprechend können sie den Fall des gelben Königs auch nur gemeinsam lösen. Last but not least beschert uns "After You've Gone", mit dem anstehenden Verhör des Sheriffs, eine höchst interessante, spannende und vielversprechende Ausgangssituation fürs Staffelfinale.

Fazit: Zwar rückte bei "After You've Gone" der Kriminalfall wieder stärker ins Zentrum, dafür haben mir diesmal die ganz großen Höhepunkte und die wirklich starken Szenen gefehlt. Litt "Haunted Houses" darunter, dass die meisten Entwicklungen für mich absehbar und damit keine große Überraschung mehr waren, bot die Folge doch wenigstens welche, während ich hier große Wendungen und/oder Offenbarungen doch etwas vermisst habe. Von der vorletzten Episode der Staffel hätte ich mir einfach was Spannung und Dramatik betrifft etwas mehr erwartet. Von diesen Kritikpunkten abgesehen, die eine höhere Wertung verhindern, bot aber auch "After You've Gone" gute Krimi-Unterhaltung. Es war interessant, bezüglich Rust und Martin auf den neuesten Stand gebracht zu werden und zu erfahren, was sie in der Zwischenzeit erlebt haben und wie es ihnen gegangen ist. Zudem durften beide wieder ihre jeweiligen Talente unter Beweis stellen und damit neuerlich zeigen, dass sie diesen Fall nur gemeinsam lösen können. Inszenierung, schauspielerische Leistung sowie die restliche Produktionsqualität befindet sich nach wie vor auf höchstem TV-Niveau, und der Ausklang lässt mich auf ein packendes und hochdramatisches Finale der ersten Staffel hoffen!


Wertung: 3.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2014 HBO)




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