Jack Taylor: Tag der Vergeltung
< Vorherige Episode | Nächste Episode >

Episodenbild (c) ZDF / Edel : Motion

Originaltitel: Priest
Episodennummer: 05
Bewertung:
Erstausstrahlung IRL: 10.03.2013
Erstausstrahlung D: 24.11.2013 (ZDF)
Drehbuch: Marteinn Thorisson
Regie: Stuart Orme
Besetzung: Iain Glen als Jack Taylor, Killian Scott als Cody Farraher, Nora-Jane Noone als Kate Noonan, Ronan Leahy als Michael Clare, John Kavanagh als Father Royce, Paraic Breathnach als Father Malachy, Eithne Ní Enrí als Mrs. Clare, Valerie O'Connor als Nuala Donnolly, Ingrid Craigie als Una Tracey, Gavin Drea als Christian Tracey u.a.

Kurzinhalt: Father Malachy bittet Jack Taylor um seine diskrete Hilfe. Vor kurzem wurde Father Royce in seiner Kirche geköpft. Der Polizei hat Malachy wesentliche Informationen zu den Ermittlungen verschwiegen: Royce hat vor Jahrzehnten Ministranten missbraucht. Eines Tages wurde er selbst Zeuge eines Vorfalls, hat diesen jedoch nicht gleich gemeldet. Nun hat auch er eine Drohung erhalten – offenbar will der Mörder auch ihn für seine Untätigkeit bestrafen. Jack und Cody nehmen die Ermittlungen auf, und vor allem Jack ist schon bald davon überzeugt, den Mörder ausfindig gemacht zu haben. Cody lässt sich jedoch von dessen Schwester bezirzen, und regt an, auch in andere Richtungen zu ermitteln. Kurz darauf wird Malachy Opfer eines Mordanschlags, den er schwer verletzt überlebt. Jack erhöht den Druck auf Michael Clare, doch dann nimmt der Fall eine unerwartete Wendung…

Review: Episodenbild (c) ZDF / Edel : Motion Nachdem ich mich bei den bisherigen Fällen immer so über die Vorhersehbarkeit beschwerte und den Meisterdetektiv raushängen ließ, muss ich "Tag der Vergeltung" jetzt mal ganz besonders loben. Denn diesmal ist es den Machern wirklich mal erfolgreich gelungen, mich auf die falsche Fährte zu führen. So wie Jack meinte auch ich, den Hauptverdächtigen schon früh ausgemacht zu haben – und dachte sogar, dass selbst die Macher diesmal keinen besonderen Hehl draus machen würden und sich eher am "Columbo"-Stil orientieren. Sprich: Dass es weniger darum ginge, wer der Täter ist, als vielmehr, wie der Ermittler ihn drankriegt. Aber dann kam alles ganz anders – und gerade auch nachdem für mich die bisherigen Fälle so durchsichtig waren, hat man mich damit wirklich positiv überrascht. Jedenfalls rechne ich ihnen dies hoch an, und zumindest was das betrifft ist "Tag der Vergeltung" für mich bis jetzt der beste Fall der Reihe. Und auch, dass Jack hier doch tatsächlich einmal Unrecht haben durfte, rechne ich ihnen hoch an. Leider aber leistet sich der Fall auf der anderen Seite auch wieder ein paar Schwächen, die für mich letztendlich verhindern, dass "Tag der Vergeltung" zur (einzig) bisher besten Folge der Serie aufsteigt – weshalb er sich diesen Titel (zumindest vorläufig) mit "Gefallene Mädchen" teilen muss.

Was mir auch sehr gut gefallen hat, waren – erneut – die schauspielerischen Leistungen, wobei ich vor allem das Zusammenspiel zwischen Iain Glen und Rohan Leahy gelungen fand. Auch die Drehorte sind mir diesmal besonders positiv aufgefallen – allen voran die Ruine, wo sich Michael mit seiner Schwester trifft. Die Inszenierung ist auf dem – seitdem man die anfängliche billige Digital-Optik aus "Der Ex-Bulle" hinter sich gelassen hat – gewohnt hohen Niveau, wobei ich die künstlerische Farbgebung aus "Auge um Auge" nach wie vor ein wenig vermisse. Die Thematik hat mir grundsätzlich ebenfalls gut gefallen – wobei ich diesbezüglich "Gefallene Mädchen" vorgezogen habe, einfach, da ich damit noch nicht vertraut und so durch "Jack Taylor" etwas Neues gelernt habe. Im Vergleich dazu ist der Missbrauch von Ministranten durch Priester heutzutage ja leider in aller Munde. Anstatt sich also etwas anzunehmen, das vergleichsweise in Vergessenheit geraten ist (zumindest hierzulande; gut möglich, dass die Magdalenenheime in Irland nach wie vor bekannt sind), springt man hier also vielmehr auf einen bekannten Zug auf, und ist letztendlich nur Mitläufer, statt ein Thema vorzugeben. Da dieses allerdings sehr wichtig und ja leider nur allzu aktuell ist, hat mir die Thematik nichtsdestotrotz gut gefallen. Die letzte wesentliche Stärke ist dann der Cliffhanger. Der kam wirklich völlig unerwartet, und bietet einen sehr spannenden Ausgang, nachdem zumindest ich schon unbedingt wissen wollte, wie es weitergeht. Anderes ist weniger gelungen, und diese Kritikpunkte sammeln sich überwiegend im wieder einmal etwas enttäuschenden letzten Drittel. Oftmals sind es nur Kleinigkeiten, wie das mit Cody und dem Handy. Zuerst habe ich die Macher noch dafür gelobt, dass sie ihn dieses auf lautlos schalten lassen, da auf so etwas in vielen anderen Serien ja oft vergessen wird. Dann stellte sich aber heraus, dass man damit nicht Codys Geistesgegenwart aufzeigen wollte, sondern damit vielmehr eine spätere Entwicklung vorbereitet hat. Statt einfach nur einem netten Detail wurde es auf einmal dieser wichtige, spannungssteigernde Plotpunkt. Meh. (Und überhaupt: Beim lautlos schalten hat es noch vibriert. Warum also nicht auch, wenn Jack anruft? Und warum wählt Jack nicht einfach den Hausanschluss?)

Episodenbild (c) ZDF / Edel : Motion So überraschend die Auflösung des Mörders für mich auch gewesen sein mag, rückwirkend betrachtet hat mich der Fall insgesamt, was die Logik betrifft, leider nicht wirklich überzeugt. Da war vieles dabei, das unplausibel wirkte – allen voran natürlich, wie die Missbrauchsopfer mit dem Killer in Verbindung stehen. Anfangs hatte ich ja überhaupt schon die Befürchtung, man würde uns das echt als blöden Zufall verkaufen. Aber die Begründung die man dann dafür findet, fand ich irgendwie auch nicht sonderlich glaubwürdig. Die Motivation der Täter (ich bleibe hier bewusst vage um Spoiler möglichst zu vermeiden) wollte mir jedenfalls absolut nicht einleuchten. Eher unfreiwillig komisch fand ich auch die Offenbarung, dass Pater Royce nicht mit einer Axt, sondern vielmehr einer Schaufel geköpft wurde. Da dachte ich nur: Respekt! Wohl nicht ganz der Gedanke, der mir an dieser Stelle eigentlich durch den Kopf hätte gehen sollen, wenn es nach den Machern geht, vermute ich mal. Weitere Schwächen: Das Jack schon wieder zum Stich kommt – und noch dazu, wen er sich dafür auswählt. Dass Father Malachy den Anschlag überlebt (ich hätte es einfach dramatischer gefunden, wenn der Killer Erfolg gehabt hätte). Die etwas klischeehafte "Den Bösewicht durch Reden von seiner bösen Tat abbringen"-Szene. Sowie das strunzdumme Verhalten des Jungen am Ende (der doch tatsächlich in einer Ruine die Treppen raufläuft und sich damit in eine Sackgasse begibt).

Fazit: Nachdem mir die bisherigen Fälle von Jack Taylor oftmals viel zu vorhersehbar waren, empfand ich "Tag der Vergeltung" – wo es mal erfolgreich gelungen ist, mich auf eine falsche Fährte zu führen – als Wohltat. Davon abgesehen stachen mir in erster Linie einige hübsche Drehorte, die interessante Thematik, die nette Inszenierung, die guten schauspielerischen Leistungen sowie der packende Cliffhanger ins Auge. Dass es der fünften Folge trotzdem nicht gelingt, sich über die bisher beste Folge der Serie ("Gefallene Mädchen") hinwegzusetzen, sondern mit dieser "nur" gleichzuziehen, liegt in erster Linie an der für meinen Geschmack wenig überzeugenden Art und Weise, wie die einzelnen Figuren zueinander in Verbindung stehen. Vor allem die Motivation der beiden Missbrauchsopfer was eine ganz bestimmte von ihnen begangene Tat betrifft konnte ich überhaupt nicht nachvollziehen. Generell schleichen sich im letzten Drittel dann ein paar bequeme, konstruiert wirkende und mich nicht unbedingt überzeugende Wendungen sowie das eine oder andere klischeehafte Element ein. Trotz dieser Schwächen bot "Tag der Vergeltung" aber solide Krimi-Unterhaltung.


Wertung: 3 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © ZDF / Edel Media & Entertainment)




Mitreden! Sagt uns eure Meinung zur Serie im SpacePub!




Artikel kommentieren
RSS Kommentare

Kommentar schreiben
  • Bitte orientiere Deinen Kommentar am Thema des Beitrages.
  • Persönliche Angriffe und/oder Diffamierungen werden gelöscht.
  • Das Benutzen der Kommentarfunktion für Werbezwecke ist nicht gestattet. Entsprechende Kommentare werden gelöscht.
  • Bei Fehleingaben lade diese Seite bitte neu, damit ein neuer Sicherheitscode generiert werden kann. Erst dann klicke bitte auf den 'Senden' Button.
  • Der vorgenannte Schritt ist nur erforderlich, wenn Sie einen falschen Sicherheitscode eingegeben haben.
Name:
eMail:
Homepage:
Titel:
BBCode:Web AddressEmail AddressBold TextItalic TextUnderlined TextQuoteCodeOpen ListList ItemClose List
Kommentar: