Raumpatrouille Orion - 1x05: Kampf um die Sonne |
Bewertung: ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Erstausstrahlung D: 12.11.1966 Drehbuch: Rolf Honold & W.G. Larsen Regie: Michael Braun Hauptdarsteller: Dietmar Schönherr als Major Cliff McLane, Eva Pflug als Leutnant Tamara Jagellovsk, Claus Holm als Leutnant Hasso Sigbjörnson, Wolfgang Völz als Leutnant Mario de Monti, F. G. Beckhaus als Leutnant Atan Shubashi, Ursula Lillig als Leutnant Helga Legrelle, Benno Sterzenbach als General Wamsler, Friedrich Joloff als Oberst Villa Gastdarsteller: Charlotte Kerr als General Lydia van Dyke, Franz Schafheitlin als Sir Arthur, Hans Cossy als Marschall Kublai Krim, Thomas Reiner als M. Spring-Brauner, Alfons Höckmann als Professor Rott, Margot Trooger als Sie, Herbert Fleischmann als Dr. Schiller, Alexander Hegarth als Dr. Heine, Sigfrit Steiner als Dr. Stass, Vivi Bach als Ordonanz auf Chroma, R. von Schach als Ordonanz auf Chroma, Walter Gnilka als Wissenschaftler, Wilfried von Aacken als Wissenschaftler, Rolf Honold als Gärtner Kurzinhalt: Die Orion entdeckt auf einem unbewohnbaren Planetoiden niedere Vegetation. Darüber verursachen steigende Temperaturen auf der Erde eine Klimakatastrophe. Es stellt sich heraus, dass auf dem Planeten Chroma die Nachkommen von Rebellen leben, die sich vor Jahrhunderten von der Erde abgewandt haben. Da deren eigene Sonne allmählich erkaltet, heizen sie unsere Sonne an, damit ihre Welt überleben kann. McLane beschließt, nach Chroma zu fliegen, um einen Krieg zu verhindern. Dort trifft er auf eine Gesellschaft, die von Frauen geführt wird. Während auf der Erde der Präventivschlag gegen Chroma vorbereitet wird, nimmt er die Verhandlungen mit der Regentin auf… Review von Björn Flügel (12.10.2011): Indem sich die "Raumpatrouille" des Themas globale Erwärmung - in den 1960er Jahren sicher noch als Zukunftsszenario abgetan - annimmt, treten die Autoren abermals den Beweis an, wie fortschrittlich die Serie ihrerzeit war. Bemerkenswerterweise sind es auch nicht die Frogs, die die Erde bedrohen, sondern Menschen, die Nachkommen von Rebellen aus den schon mehrfach erwähnten Galaktischen Kriegen. Diese haben der Erde den Rücken zugekehrt und auf Chroma eine unabhängige Gesellschaft gegründet, die ihre eigene Kultur, Wissenschaft, Technologie und ihre eigenen Gesetze hervorgebracht hat. Eine interessante Idee, die zur Vielfältigkeit der Serie beiträgt. Zum einen erfährt man dadurch einiges über die Vergangenheit des "Orion"-Universums, zum anderen liegt damit ein interessantes Gedankenspiel vor, dem die Frage "Was wäre wenn?" zu Grunde liegt. So hat sich beispielsweise die Rollenverteilung von Mann und Frau grundlegend anders entwickelt: Auf Chroma sind es die Frauen, welche die Verantwortung tragen und die politischen Entscheidungen treffen, während sich die Männer auf Wissenschaft, Handwerk und Technik spezialisiert haben. Die Frau gilt als einzig vernunftbegabt. Dieses Konzept wird McLane, einem Chauvi par excellence, gegenübergestellt. Zwar überwindet er allmählich seine Vorurteile und lernt, die Chroma-Kolonie zu respektieren, jedoch fällt der Umgang mit dem Thema Emanzipation insgesamt aber doch zu drastisch aus. So beschimpft er die Kolonie lautstark als "Weiberkolonie" und "Amazonenzirkus", womit die "Raumpatrouille" an dieser Stelle mehr als deutlich den Zeitgeist ihrer Entstehung spüren lässt. ![]() Noch ein paar Worte zum Design dieser Episode: Die Szenen im Regierungssitz von Chroma entstanden auf Schloss Höhenried am Starnberger See, was sich hier als ausgesprochen einfache, aber wirkungsvolle Kulisse erweist. Auch wenn dadurch die Tricktechnik ein wenig in den Hintergrund gerät, sind die Szenen z.B. auf dem Planetoiden oder auch die Landesequenz der Orion in der Parkanlage verblüffend. Dass man für die kurze Einstellung, in der die Orion von den Chroma-Lancets abgefangen wird, eigens einen neuen Schiffstyp entworfen hat, spricht für den Anspruch der tricktechnischen Abteilung, diese Zukunftswelt möglichst detailliert und realistisch zu gestalten. Fazit: Es ist eine willkommene Abwechslung, den ansonsten so kühnen, tatkräftigen McLane auf seiner diplomatischen Mission auf Chroma zu begleiten. Der Umgang mit dem Thema globale Erwärmung ist gelungen, auch der Konflikt zwischen Wissenschaft und Politik gefällt. Es werden Moralvorstellungen diskutiert und Vorurteile überwunden. Das sind die Vorzüge dieser Episode, jedoch stößt der hier vorherrschende Geschlechterkampf recht sauer auf. Schade, dass die Macher dabei nicht mehr Mut bewiesen haben. Wertung: 3.5 von 5 Punkten
Björn Flügel
Review von Christian Siegel (25.05.2022): ![]() Danach ging es zwar grundsätzlich ebenfalls gut weiter, insbesondere in der zweiten Hälfte gefielen mir allerdings Idee und Ansatz besser als die Umsetzung. Denn: Der Grundgedanke einer Kolonie der Menschheit, wo die Frauen das Sagen haben, mag für die damalige Zeit ja durchaus fortschrittlich gewesen sein; McLanes Fassungslosigkeit ob dieser Wendung ist jedoch hingegen ebenso schlecht gealtert, wie abwertend-sexistische Kommentare wie die "Weiberkolonie". Nun ist es nicht so, als hätte man McLane bislang als unfehlbar dargestellt; leider aber hatte ich in diesen Momenten nicht etwa den Eindruck, dass man an seiner chauvinistischen Einstellung Kritik üben viel, sondern vielmehr das Gefühl, dass der Zuschauer (und das Wort ist in diesem Fall ganz bewusst nicht gegendert) zustimmend nicken soll. Das war schon sehr schade, zumal diese Aussagen letztendlich völlig unnötig waren, und den erkennbaren feministischen Anspruch der Folge völlig unterlaufen. Sieht man davon ab, kann aber auch die zweite Hälfte von "Kampf um die Sonne" definitiv gefallen. Wir sehen hier zwei Parteien, die lernen müssen, sich gegenseitig zu vertrauen, um einen Krieg zu verhindern. Ausgelöst wird der Konflikt wiederum von einem Mangel an Ressourcen, den die Chroma-Menschen beheben wollen, in dem sie ihre Planeten aufwärmen; die Auswirkungen auf die Menschen der Erde sind für sie dabei nicht von Belang. In dieser Hinsicht steckt echt sehr viel Kluges, Wahres und Wichtiges in der Episode. Sieht man von den Misstönen ab, gefielen mir auch die Szenen zwischen McLane und IHR sehr gut, zumal SIE von Margot Trooger sehr charismatisch gespielt wird. Schön auch, dass beim Finale dann auch Tamara wieder eine wichtige Rolle im Geschehen zukommt. Eben deshalb bin ich davon überzeugt, dass die Autoren hier gute Absichten verfolgten. Und da ich die Episode insgesamt ja sehr gelungen fand, wäre auch die Einschätzung "Das Gegenteil von gut ist gut gemeint" zu hart. Ohne die erwähnten Misstöne hätte "Kampf um die Sonne" aber halt eine wirklich tolle Folge sein können; so ist sie eben "nur" sehr gut. Fazit: ![]() Wertung: 3.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © Bavaria Atelier GmbH/WDR)
Kommentar schreiben
|