Terminator: Die Erlösung (Filmroman)
Der Roman zum Film in der Kritik Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Sonntag, 14 Juni 2009
 
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Titel: "Terminator: Die Erlösung"
Originaltitel: "Terminator: Salvation"
Bewertung:
Autor: Alan Dean Foster
Umfang: 362 Seiten
Verlag: Heyne
Veröffentlicht: 2009
ISBN: 3-4535-2603-7
Wo erhältlich? U.a. bei amazon.de.
 

Klappentext: Nach der Apokalypse: Die Menschheit wurde nahezu ausgelöscht. Skynet-Terminatoren haben die Herrschaft übernommen und machen Jagd auf die letzten Überlebenden. Doch John Connor, der verheißene Hoffnungsträger, versammelt bereits eine Armee von Rebellen, um die Menschen in den letzten Krieg gegen die Maschinen zu führen...

Kurzinhalt: Der Tag des jüngsten Gerichts ist eingetreten. Skynet, eine von Menschen geschaffene Intelligenz, hat ein atomares Armageddon ausgelöst, dass den überwiegenden Teil der Menschheit ausgerottet hat. Die wenigen Überlebenden verschanzen sich in unterirdischen Bunkern und zerfallenen Gemäuern, und versuchen verzweifelt, sich gegen die von Skynet gesteuerten Maschinen, die Terminatoren, zur Wehr zu setzen. Eine Entdeckung gibt dem Widerstand, dem auch John Connor angehört, dabei neue Hoffnung: Skynet scheint die Roboter über ein bestimmtes Signal zu steuern. Gelingt es, dieses zu blockieren, könnte Skynet ausgeschaltet und der Krieg gegen die Maschinen gewonnen werden. Während der Widerstand einen entsprechenden Plan ausheckt, kämpft der junge Kyle Reese in den Ruinen Los Angeles ums Überleben. Er trifft auf einen jungen Mann namens Marcus, der sich dem Widerstand anschließen will. Gemeinsam macht man sich auf, um die Zelle in Los Angeles aufzuspüren – doch die Terminatoren sind ihnen dicht auf den Fersen…

Review: In den letzten Jahren ist es zunehmend in Mode gekommen, zu aktuellen Blockbustern auch einen Roman zu veröffentlichen, der die Filmhandlung wiedergibt. "Novelisation" nennt man das im englischen Sprachraum, während es in der deutschen Sprache dafür noch keinen klaren Begriff gibt (ich wäre ja für "Verbuchung"). Alan Dean Foster hat mit dieser ganz speziellen Literaturform, in der sich der Autor zumeist an den Drehbüchern orientiert, bereits vor einigen Jahren Erfahrung gesammelt, als er novelisations für die ersten drei Alien-Filme verfasst hat. Erst kürzlich wurde er zudem für den Roman zum neuesten Star Trek-Film verpflichtet. Nun galt es für ihn, auch das Drehbuch zum neuesten Terminator-Film "Die Erlösung" in einen Roman umzuwandeln. Das Ergebnis ist eher durchwachsen, und kann mit seiner Arbeit bei den Alien-Filmen meines Erachtens nicht mithalten (ob es besser oder schlechter ist als sein "Star Trek"-Roman, werde ich in Kürze beurteilen können).

Eins der Hauptprobleme dieses Romans zum Film ist, dass das Drehbuch selbst sehr viel wert auf Action und verhältnismässig wenig Wert auf Figuren und Handlung legt – was es für einen Autoren natürlich immer sehr schwer macht, da ihm damit eine wichtige Grundlage fehlt. Wo es Peter David mit seinen "Verbuchungen" (© Christian Siegel) dank seines großartigen Schreibstils und seiner Angewohnheit, das Drehbuch nur als Grundlage zu verwenden und es um viele weitere gute Momente zu erweitern und damit die Handlung und die Figuren zu bereichern, laufend gelingt aus einem guten bis sehr guten Film einen noch besseren Roman zu machen (man nehme nur seine Arbeit an den ersten beiden Spiderman-Filmen oder auch dem ersten "Hulk"), hatte Alan Dean Foster entweder keine Zeit oder keine Lust dafür, und liefert so eine eher unmotivierte Wiedergabe des Drehbuchs ab, ohne sich darum zu kümmern, die Figuren aus- oder eine Atmosphäre aufzubauen.

"Terminator: Die Erlösung" liest sich leider wie ein sehr oberflächlicher und wenig anspruchsvoller Roman, der in praktisch allen Belangen nicht mit "richtiger" Literatur mithalten kann. Bei den Dialogen war er natürlich im Großen und Ganzen an die (überwiegend leider nur durchschnittliche) Arbeit von John Brancato und Michael Ferris gebunden, aber dass es ihm nicht gelingt, die zahlreichen Actionszenen packend zu schildern, geht einzig und allein auf sein Konto. Zugegeben, bei einem Actionfilm wie "Terminator: Die Erlösung" hat es eine novelisation ohnehin immer schwer, da solche Szenen und Geschichten auf der großen Leinwand natürlich immer viel besser wirken, als wenn ein Autor erst krampfhaft versuchen muss, die entsprechenden Momente im Kopf des Lesers entstehen zu lassen. Trotzdem, jemand wie Peter David hätte hier definitiv mehr rausgeholt.

Eine der größten Stärken von solchen Romanen zu Filmen, die eben normalerweise nicht auf dem fertigen Film, sondern dem Drehbuch dazu basieren, sind einige Dialoge und Szenen, die aus dem Endprodukt geschnitten werden, und damit quasi "exklusiv" dem Leser des Romans zur Verfügung stehen. Dies gilt auch für "Terminator: Die Erlösung". Es gibt zahlreiche Dialoge, insbesondere zwischen John Connor und seiner Frau Kate, die möglicherweise sogar gedreht wurden (so dürfte z.B. der mittlerweile allseits bekannte Mitschnitt mit Christian Bale's Wutanfall während jener Szene entstanden sein, als John sich von Kate verabschiedet, um zu Skynet aufzubrechen), jedoch nicht ihren Weg in den fertigen Film fanden. Aufmerksame Beobachter des Trailers und des Films werden z.B. John Connor's Hinweis darauf vermissen, dass "das nicht die Zukunft ist vor der mich meine Mutter gewarnt hat. Ich weiß nicht, ob wir den Krieg in dieser Zukunft gewinnen können" (frei aus dem Gedächtnis zitiert). Eine Szene, die ich sehr gerne im Film gesehen hätte; im Roman zum Film ist sie jedenfalls enthalten.

Gegen Ende des Romans offenbart sich beim Lesen von" Terminator: Die Erlösung" allerdings auch, dass die Tatsache, dass er auf dem Drehbuch basiert (das während der Dreharbeiten noch laufend überarbeitet und umgeschrieben wurde), nicht nur eine große Stärke, sondern auch eine große Schwäche sein kann. So ist das Ende des Buchs ganz anders als das, was man auf der Kinoleinwand sehen konnte. Für alle, die den Film bereits gesehen haben und die sich für das Ende des Romans interessieren, hier eine kurze Zusammenfassung: (Achtung, Spoiler!)John Connor wird nicht verletzt und erledigt den T-800 eigenhändig, dafür muss Marcus schwer verletzt geborgen werden, und es ist nicht klar, ob er überleben wird. Zurück im Hubschrauber gibt Star John den Zünder für die Bomben und sagt "Beenden Sie es" (im Film bleibt sie stumm), und danach glaubt Marcus kurz in ihren Augen ein rotes Flackern gesehen zu haben (ist sie etwa ein Terminator?). Und das war's dann. Keine Operation, keine letzte Nachricht von John Connor – gar nichts(Spoiler Ende). Angesichts dieses eklatanten Unterschiedes halte ich die Bezeichnung "Roman zum Film" offen gestanden für Augenauswischerei...

Fazit: Die größte Stärke des Romans - und wohl zugleich der Hauptgrund, über dessen Anschaffung nachzudenken - sind einzelne Dialoge und Szenen, die aus dem Film geschnitten wurden. Schade nur, dass Alan Dean Foster eine vergleichsweise lustlose Arbeit abliefert, und sich wenig bis gar nicht bemüht, auf dem Drehbuch aufzubauen und es durch eigene Ideen zu bereichern. Auch sein Schreibstil lässt, insbesondere was die Actionszenen und die Atmosphäre betrifft, leider sehr zu wünschen übrig. Wer den Film mochte und sich fragt, was wohl so alles im Schneideraum verloren gegangen ist, kann durchaus mit dem Kauf spekulieren, wer jedoch vor der Frage steht, das Geld entweder in den Roman oder in den Film zu investieren, dem kann ich nur raten, sich lieber eine Kinokarte zu kaufen (das sollte sich um die € 8,95 gerade noch ausgehen).

Christian Siegel

Bewertung: 2/5 Punkten


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