Indiana Jones und die Hyänen des Himmels
Indy auf den Spuren einer gewaltigen Verschwörung Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Freitag, 21 März 2008
 
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Titel: "Indiana Jones und die Hyänen des Himmels"
Originaltitel: "Indiana Jones and the Skypirates"
Bewertung:
Autor: Martin Caidin
Übersetzer: Bettina Zeller
Umfang: 348 Seiten (mit Anhang)
Verlag: Goldmann
Veröffentlicht: 1996 (Deutschland) bzw. 1993 (USA)
ISBN: 3-442-43163-8
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Klappentext: Geheimnisvolle Flugobjekte tauchen über dem Mittelmeer auf. Sie beschießen ein deutsches Flugzeug, das gestohlene Diamanten aus südafrikanischen Minen an Bord hat, und können mit der wertvollen Fracht entkommen. Wie aber werden diese mysteriösen Flugzeuge angetrieben? Niemand kann sich ihre ungeheure Überlegenheit erklären, bis Experten eine bestürzende Theorie aufstellen. Kurz darauf nimmt ein gewisser Mr. Treadwell vom britischen Militärabschirmdienst Kontakt zu Indiana Jones auf. Indy soll das Geheimnis der ungekläreten Überfälle lüften und stößt dabei auf archäologische Hinweise, die mehr als viertausend Jahre in die Vergangenheit weisen. Zwischen ihm und seinem scheinbar übermächtigen Gegner kommt es zur entscheidenden Schlacht - in der Indy selbst als Köder für die Unbekannten am Himmel dienen soll.

Kurzinhalt: Als in Europa seltsame Fluggeräte gesichtet werden, die sogar ein deutsches Flugzeug zur Landung zwingen, wird der britische Geheimdienst hellhörig: Was bzw. wer steckt hinter den Angriffen? Handelt es sich bei den unbekannten Flugobjekten gar um Wesen von einer anderen Welt? Eben diese Fragen soll Indiana Jones gemeinsam mit einer kleinen von ihm zusammengestellten Gruppe beantworten. Sein Weg führt ihn dabei quer über die Welt und gleich mehrmals durch die Lüfte - wo es dann zuletzt auch zum großen Showdown kommt.

Review: Und wieder einmal sehe ich die Leser meines Reviews ungläubig auf die Inhaltsangabe starren. Ufos bei Indiana Jones? Nun, ich kann euch insofern beruhigen, als dass die Bedrohung dann doch deutlich weltlicher ist als zuerst angenommen – leider macht es das aber auch nicht mehr wirklich besser. Doch zuerst ein Hinweis: Scheinbar habe ich Max McCoy und Martin Caidin insofern verwechselt, als ich dachte, dass die Romane von ersterem an jene von MacGregor anschließen würden. Stattdessen waren diese ja recht eigenständig und spielten eher in den 30ern, während Caidin’s Romane teilweise auf MacGregors Werke Bezug nehmen und nur wenige Jahre danach zu spielen scheinen. Insofern hätte ich eigentlich, da ich ja so chronologisch wie möglich lesen wollte, Caidin vor McCoy lesen müssen; an meinem eher bescheidenen Eindruck gegenüber dieses Romans hätte das aber bestimmt auch nichts geändert...

Eines der Hauptprobleme von Caidins erstem Ausflug in die Welt von Indiana Jones ist, dass es sich eben nicht wie die Welt von Indiana Jones anfühlt. "Die Hyänen des Himmels" ist eher ein Spionageroman im Stile eines James Bond (wobei das eigentlich auch schon zu viel der Ehre ist, denn mit den Geschichten von 007 kann sich dieser Roman keinesfalls messen) denn ein Indy-Abenteuer. Caidin erzählt eine Geschichte voller Intrigen, Verschwörungen und teils abstrusen Wendungen, in der Indy völlig fehl am Platz wirken würde – wäre er denn wiederzuerkennen. Unser guter Dr. Jones agiert in diesem Roman wie ein waschechter Geheimagent. Er ersinnt zahlreiche Finten, ist dem Leser und auch den anderen Figuren immer mindestens einen Schritt voraus, und ist halt generell ein strahlender, souveräner Superheld. Mit dem sympathischen Indiana Jones so wie wir ihn kennen, der immer wieder in brenzlige Situationen gerät um sich gerade noch so in letzter Sekunde – teilweise mit Geschick, teilweise aber auch einer riesengroßen Portion Glück – retten kann, hat der Indy aus „Die Hyänen des Himmels“ jedenfalls überhaupt nichts mehr gemein.

Um Indy so genial und clever wie möglich zu machen, wendet Caidin einen extrem billigen Trick an: Indiana hat gegenüber dem Leser ständig einen Informationsvorsprung – das heißt, man KANN nicht einmal seine Gedankensprünge und Rückschlüsse nachvollziehen, da dafür wesentliche Details fehlen, die uns Caidin vorenthält. Auf die Dauer wird das allerdings extrem mühsam. Anstatt die Handlung gemeinsam mit Indy zu entdecken und uns dabei in ihn hineinversetzen zu können, verhindert dieser Ansatz eben genau das – denn Indy ist uns in jedem Moment des Romans überlegen und dient damit nicht im geringsten als Identifikationsfigur. Die anderen Personen wiederum sind entweder zu unwichtig oder zu uninteressant – oder beides – um die daraus entstehende große Lücke füllen zu können. Was vor allem deshalb so fatal ist, da diese sehr prominent vertreten ist, und Indy, von dem man meinen sollte dass er die eigentliche Hauptfigur eines Indiana Jones-Romans sei, teilweise sehr in den Hintergrund drängen. So blättert man sich oft durch unzählige Seiten, ohne den Titelhelden zu Gesicht zu bekommen.

Was "Indiana Jones und die Hyänen des Himmels" dann schließlich den Rest gibt, ist Caidins Schreibstil. Die Handlung entwickelt sich in einem Tempo, für das sich selbst Schnecken schämen würden. Zudem fehlt es völlig an Spannung und auch an Dramatik. Der Roman erstickt förmlich in zahlreichen, ellenlangen Dialogen, die schon bald an meinen Nerven zehrten. Wenn diese denn wenigstens noch gut geschrieben und unterhaltsam wären, aber nein. Zudem wirken viele Gespräche ungemein belanglos, oder Caidin hangelt sich wieder mal ewig zum nächsten großen Anfall Jones'scher Genialität. Jedenfalls habe ich dank der ungemein zähen Erzählweise schon sehr bald das Interesse am zugrundeliegenden Mysterium verloren. Danach war es mir völlig egal, ob diese seltsamen Flugobjekten nun von Aliens gesteuert werden oder nicht, und wenn nein, von wem. Ich wollte den Roman einfach nur so schnell als möglich hinter mich bringen...

Womit wir vermutlich schon bei einem weiteren großen Problem des Romans wären: Man weiß nie so genau, was denn nun eigentlich auf dem Spiel steht. Was droht der Welt, wenn es nicht gelingt, diese Leute zu stoppen? Wozu kämpfen Indy & Co. eigentlich? Eben diese Antwort bleibt der Roman schuldig – was wohl neben dem zähen und extrem dialogorientierten Schreibstil auch ein wesentlicher Grund für die akute Spannungsarmut sein dürfte. Bei aller Kritik möchte ich allerdings auch nicht verschweigen, dass der Roman gegen Ende hin eine Spur unterhaltsamer wird. Während des Showdowns gibt es zumindest teilweise spannende oder zumindest interessante Momente, zudem hat man dank Caidins hier sehr bildhaften Sprache einen guten Eindruck davon, was genau passiert, und kann die entsprechenden Szenen quasi im eigenen Kopf abspielen lassen. Trotzdem leidet auch der Showdown aufgrund der Versäumnisse von zuvor – denn keine der Figuren liegt einem sonderlich am Herzen, weshalb mich selbst der eine oder andere Todesfall am Ende nicht im Geringsten berühren konnte.

Wie Max McCoy nach ihm, so bietet auch Martin Caidin dem Leser am Ende einen ausführlichen Anhang, wo er auf einige zuvor geschilderte Personen, Orte, Ereignisse und andere Dinge eingeht. Der historische Einblick, den er dort gewährt, ist durchaus interessant und weiß mit einigen aufschlussreichen Details zu gefallen. Was mich jedoch sehr gestört hat, ist die Art und Weise, wie Caidin diesen verfasst hat. Ich möchte nicht behaupten, dass es von ihm auch so beabsichtigt war oder dass es jeder Leser so auffassen würde, aber zumindest ich hatte den Eindruck, dass sein Anhang – im krassen Gegensatz zu McCoy – recht herablassend verfasst ist. So wie er Punkt um Punkt, deren historische Richtigkeit man als Leser zuvor vielleicht angezweifelt hat, abhandelt und dem Leser seine Unwissenheit vor Augen führt, wirkte auf mich sehr arrogant und oberlehrerhaft, so im Stile von "Ha ha, da habt ihrs. Ihr dachtet, ich spinne nur herum, und dabei seid IHR die ungebildeten Deppen!". Zugegeben, das ist sehr übertrieben ausgedrückt, aber im Großen und Ganzen habe ich genau diesen Eindruck gewonnen. Bei anderen Romanen oder Autoren wäre ich angesichts dessen vielleicht beleidigt gewesen und hätte das Buch wütend in die Ecke gefeuert, aber hier habe ich selbst das recht gleichgültig hingenommen. Denn zu diesem Zeitpunkt war ich einfach nur froh, dass ich es jetzt dann endlich gleich hinter mir habe...

Fazit: Bei einem anderen Roman hätte ich mich vielleicht ewig darüber ausgelassen, wie sehr der Inhalt am eigentlichen Thema vorbeigeht, dass es am klassischen Indy-Feeling mangelt und sich die Hauptfigur zudem völlig untypisch verhält. Bei "Indiana Jones und die Hyänen des Himmels" ist das aber sogar noch das kleinste Problem. Der Roman ist einfach nur sterbenslangweilig, weshalb es mich auch ungewöhnlich viel Zeit gekostet hat, mich hier durchzukämpfen. Unmotiviert blätterte ich von einer Seite auf die Nächste, schon bald sämtliche Hoffnung verlierend, der Roman könnte noch mal spannend und unterhaltsam werden. Dies gelingt ihm dann zwar sogar zumindest ansatzweise noch auf den letzten Seiten – aber wirklich retten kann das dieses Buch auch nicht mehr. Jedenfalls ist dies leider wieder einer jener Romane, wo das beste die letzte Seite ist – wo dann schließlich vier einfache Buchstaben verkünden, dass man es nun endlich hinter sich gebracht hat. Dumm nur, dass nun ein weiteres Caidin-Machwerk auf mich wartet... (Hiiiiiilfeeeee!)

Christian Siegel

Bewertung: 1/5 Punkten




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