Alien 3
Comicadaption von William Gibsons Drehbuch Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Freitag, 31 Mai 2024
 
Titel: "Alien 3"
Originaltitel: "Alien 3"
Bewertung:
Autor: Johnnie Christmas, nach dem Drehbuch von William Gibson
Übersetzung: -
Illustrationen: Johnnie Christmas
Farben: Tamra Bonvillain
Lettering: Nate Piekos (E)
Cover: Johnnie Christmas
Umfang: 136 Seiten
Verlag: Dark Horse Comics (E)
Veröffentlicht: 06. August 2019 (E)
ISBN: 978-1-50670-811-9 (E)
Kaufen: Taschenbuch (E)
 

Kurzinhalt: Auf ihrem Rückflug zur Erde wird die Sulaco zur zum Konzern Weyland-Yutani zugehörigen Raumstation Anchorpoint umgeleitet. Dies führt dazu, dass sie für kurze Zeit den Raumbereich der sogenannten Union of Progressive Peoples – eine sozialistische interstellare Supermacht – durchfliegt. Diese nutzt die Gelegenheit, um ein Raumschiff loszuschicken, um die Sulaco zu untersuchen. Dabei stößt man auf die Überreste des Androiden Bishop – und ein Alien-Ei. Dieses öffnet sich, und ein Crewmitglied wird vom daraus hervorspringenden Facehugger getroffen. Mit Bishop im Gepäck reist die Einsatztruppe wieder zur Raumstation Rodina zurück, während die Sulaco ihren Flug nach Anchorpoint fortsetzt. Dort werden dann schließlich die drei menschlichen Passagiere wiederbelebt: Ellen Ripley, Dwayne Hicks, und Rebecca "Newt" Jorden. Erstere hat jedoch durch einen Defekt der Kühlkapsel körperliche Schäden davongetragen, für die sie in der Krankenstation behandelt wird. Newt wird währenddessen zu ihren Großeltern auf die Erde geschickt. Hicks wiederum bleibt nach dem Debriefing vorerst auf der Station. Nachdem die UPP Bishop an Weyland-Yutani zurückgibt, unterstützt dieser die Wissenschaftler der Anchorpoint-Basis dabei, die Alien-Zellen, die auf dem Schiff gefunden wurden, zu untersuchen. Dabei zeigt sich, dass der Xenomorph auch abseits der Eier der Königin über eine Möglichkeit verfügt, sich fortzupflanzen – in dem sich die Zellen mit anderen biologischen Organismen zu einem Hybriden verbinden…

Review: Die schwierige Produktionshistorie von "Alien³" dürfte in Fan-Kreisen wohlbekannt sein. Diese betrifft nicht nur die Dreharbeiten, den Schnitt und die Post-Produktion (wo David Fincher sein Film schließlich weggenommen wurde); auch der Weg zum Drehbuch war bereits ein recht steiniger. Der in erster Linie für seine Cyberpunk-Romane bekannte Science Fiction-Autor William Gibson war der erste von zehn Autoren, der damit beauftragt wurde, ein Drehbuch für den dritten Film der Reihe zu schreiben. Im Jahr 2019 wurde eben dieses dann schließlich von Dark Horse als Comic-Adaption von Johnnie Christmas (Skript und Illustrationen) und Tamra Bonvillain (Farben) aufgelegt. Vorab sei daran erinnert, dass ich noch nie der größte Kritiker von "Alien³" war; zwar nicht mehr auf dem Niveau der ersten beiden Filme, empfand ich David Finchers Abschluss der Trilogie (also damals halt) vor allem aufgrund der düster-bedrückenden Stimmung schon immer sehr gelungen. Bei jemandem, der den Film schon immer sehr kritisch sah, stehen dementsprechend die Chancen, dass ihn eine alternative Version mehr überzeugen wird, ungleich besser, als in meinem Fall. Davon – und meinem letztendlichen Urteil (welches, wie die Wertung zeigt, doch eher kritisch ausfällt) muss ich sagen, dass ich die Idee, nie verfilmte Drehbücher als Comics umzusetzen (die dem filmischen Medium wohl noch am nächsten kommen) ungemein reizvoll finde, und mir wünschen würde, dass man auf diese Weise noch einige andere legendäre, die umgesetzte Filme (gerade auch aus dem Science Fiction-Genre gäbe es hier viele Kandidaten, wie nicht zuletzt David Hughes' "The Greatest Sci-Fi Movies Never Made" beweist) umsetzen würde.

Aber ja: Im Falle von William Gibsons "Alien 3" bin ich letztendlich froh, dass es bei dieser Comic-Umsetzung geblieben ist, und der Film nie umgesetzt wurde. Johnnie Christmas' Adaption basiert dabei (wie auch die Hörbuch-Fassung, die ich mir als nächstes vorknöpfen werde; ich bin schon gespannt, ob mir die Story in dieser Fassung dann etwas mehr zusagen wird) auf Gibsons zweitem Entwurf (im Gegensatz zu der – ein wenig später erschienenen – Romanadaption von Pat Cadigan, der seinen Erstentwurf als Grundlage hat). Das größte Problem war dabei für mich, wie sein "Alien 3" die zentrale Figur der ersten beiden Filme, Ellen Ripley, aufs Abstellgleis schiebt. Zwar überlebt sie im Gegensatz zum Film die Ereignisse hier, spielt aber letztendlich keine große Rolle; sie liegt die meiste Zeit in einer Kälteschlafkammer, und wird schließlich – so wie auch News – zur Erde verschifft. Die einzige nennenswerte Szene ist dann auch der Abschied zwischen den beiden. Dennoch: Wie jemals irgendjemand denken konnte, dass dies für den dritten Teil der Reihe eine gute Idee sein könnte, übersteigt meine Vorstellungskraft. Der nächste große Unterschied ist, dass im Vergleich zum Film Newt und Hicks die Reise mit der Sucalo überlebt haben. Erstere wird wie gesagt, zur Erde verschifft, wo sie in Zukunft bei ihren Großeltern leben soll. Hicks hingegen bleibt die ganze Geschichte über in der Station, und nimmt hier nun quasi Ripleys Platz als zentraler Kämpfer gegen die Aliens ein. Aber auch Bishop – der hier repariert wird – spielt eine deutlich gewichtigere Rolle. Damit wirkt der Comic letztendlich in erster Linie wie eine Fortsetzung zu "Aliens"; der Film war hier zweifellos eigenständiger, und unterschied sich stärker von seinen Vorgängern.

Jedenfalls konnte ich mit William Gibsons "Alien 3" inhaltlich nicht wirklich viel anfangen. Angefangen beim Kalten Krieg-Setup rund um die nicht näher benannte "westliche" Koalition (in deren Raumbereich die Firma Weyland-Yutani operiert) und die Union of Progressive Peoples, über die Idee mit den Alien-Zellen, die mit anderen Organismen verschmelzen und so Hybriden erschaffen können (womit man mir den in den ersten beiden Filmen vorgestellten Lebenszyklus zu sehr verändert), bis hin zum Handlungsverlauf, den ich als relativ schleppend empfand, und der es vor allem auch überwiegend an Spannung vermissen ließ. Erst der fünfte der hier versammelten Einzelcomics – wo es dann quasi zum Showdown kommt – ist dann recht launig. Bis dahin verfolgte ich das Geschehen aber mir sehr verhaltenem Interesse, und rückblickend erscheint mir vor allem auch das Kalte Kriegs-Setting sehr überflüssig; sich die besagte Thematik zu schenken, und sich nur auf die Ereignisse auf Anchorpoint zu konzentrieren – und dabei zugleich den Figuren mehr Aufmerksamkeit zu schenken – hätte definitiv schon mal geholfen. Das größte Manko ist und bleibt aber die marginale Rolle, die Ripley im Geschehen spielt; sie hier quasi Hicks Rolle im Geschehen übernehmen, und ihn erst beim Showdown stärker in Erscheinung treten zu lassen (damit Ripley dann am Ende im Shuttle zur Rettung eilen kann, was mit ihr am Steuer ein saucooler Moment hätte sein können) wäre definitiv besser gewesen.

Zugleich muss man natürlich festhalten: Dieser Comic basiert gerade mal auf Gibsons zweitem Drehbuchentwurf. Grundsätzlich sähe ich in der Story durchaus das Potential, eine würdige Fortsetzung der ersten beiden Filme darzustellen, man hätte halt nur nochmal daran arbeiten, und eben so Elemente wie den Kalten Krieg, Ripleys minimale Rolle usw. überdenken müssen. Ein paar durchaus interessante Ansätze gibt es aber sehr wohl. Letztendlich lag der Reiz des Comics für mich aber definitiv weniger in der Story an sich, als vielmehr der Möglichkeit, einen nie weiterverfolgten, alternativen Drehbuchentwurf von "Alien 3" zu lesen. Neben den enormen Unterschieden – Comic und der tatsächliche Film haben de facto überhaupt nichts miteinander zu tun – fand ich auch einzelne ganz kleine Parallelen spannend, wie z.B., dass man in beiden Fällen beim Finale ohne Waffen auskommen muss. Noch stärker fühlte ich mich aber teilweise an "Wiedergeburt" erinnert; nicht nur mit dem Setting in einer Raumstation, wo Experimente durchgeführt werden, sondern vor allem auch den Alien-Mensch-Hybriden (den ich hier auch optisch ansprechender umgesetzt fand, als im vierten "Alien"-Film). Womit wir auch schon beim letzten Punkt sind: Die künstlerische Gestaltung von "Alien 3" war definitiv gelungen. Tendenziell hatte es mir dabei zwar die Farbgebung durch Tamra Bonvillain etwas mehr angetan als die Illustrationen von Johnnie Christmas, dennoch konnten sich auch diese durchaus sehen lassen. Inhaltlich hätte sich Christmas in meinen Augen bei der Adaption von Gibsons Drehbuchentwurf aber ruhig noch etwas mehr Freiheiten nehmen dürfen.

Fazit: Die größte Stärke von "Alien 3" liegt definitiv in der Möglichkeit, eine alternative – verworfene – Version des Films erleben zu können. Und dass, obwohl ich vom Inhalt nur bedingt angetan war, und definitiv fand, dass wir es mit dem tatsächlichen Film um einiges besser getroffen haben. Die beiden Hauptgründe hierfür sind für mich einerseits die marginale Rolle, die Ripley im Geschehen spielt, sowie das eher überflüssige und von der Bedrohung durch den Xenomorph ablenkende Kalter Kriegs-Story (auch wenn diese am Ende in eine durchaus gefällige letzte Szene führt). Darüber hinaus präsentierte "Alien 3" einige Ideen – wie die Alien-Zelle, die Organismen befallen und zu Hybriden verwandeln können – die mich nicht wirklich überzeugten. Vor allem aber zog sich "Alien 3" einige Zeit (bzw. Seiten) so ziemlich dahin, und hielt sich auch die Spannung in argen Grenzen. Erst zum drehte hin drehte die Comic-Adaption dann doch nochmal halbwegs auf. Trotz meines überwiegend kritischen Urteils würde ich mir wünschen, dass dieses Beispiel Schule macht, und auch andere verworfene Drehbücher auf diese Weise adaptiert werden.

Bewertung: 2/5 Punkten
Christian Siegel
Coverbild © 2019 Dark Horse Comics






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