James Bond 007 - Operation Seafire
Ein Größenwahnsinniger bedroht die Welt Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 27 November 2023
 
Titel: "James Bond 007: Operation Seafire"
Originaltitel: "James Bond - SeaFire"
Bewertung:
Autor: John Gardner
Übersetzung: Johannes Neubert
Umfang: 355 Seiten
Verlag: Cross Cult
Veröffentlicht: 04. September 2023
ISBN: 978-3-98666-332-2
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Sir Maxwell Tarn ist einer der reichsten Menschen der Welt. James Bond und seine Kollegin und mittlerweile auch feste Freundin Flicka von Grüsse sind zufällig an Bord von einem seiner Kreuzfahrtschiffe, als dieses von Piraten angegriffen wird. Zwar können sie diese in die Flucht schlagen, allerdings wird das Kreuzfahrtschiff von einem Torpedo getroffen, und sinkt. Wieder zurück in London, erfährt 007, dass Sir Tarn längst nicht der Philanthrop ist, als der er sich in der Öffentlichkeit gibt. Vielmehr ist ein Großteil seines Vermögens auf illegale Geschäfte, und hier insbesondere den Waffenhandel, zurückzuführen. Tarn, der einer Familie ehemaliger Nazis entstammt, soll zudem über Verbindungen zur Neonaziszene in Deutschland verfügen – und davon träumen, in Adolf Hitlers Fußstapfen zu treten. Bond soll ihm nun bei einer zufälligen Begegnung in einem Luxushotel eine Warnung zuschieben, dass der MI-6 gegen ihn ermittelt, und so sein Vertrauen gewinnen. Doch der größenwahnsinnige Geschäftsmann ist Bond und von Grüsse einen Schritt vorausgröß…

Review: Nach einem schwachen und einem mittelmäßigen Bond-Roman fand John Gardner mit "Operation Seafire" für mich wieder zu alter Stärke zurück. Ja, als Fan der Ian Fleming-Bücher muss man nach wie vor was das Flair betrifft Abstriche machen (dass er Bond ein bisschen anders anlegt, hat mich wiederum noch nie wirklich gestört, immerhin dürfen sich auch Romanfiguren im Zeitablauf weiterentwickeln). Und die Action ist und bleibt auch hier wieder der größte Schwachpunkt; weder ist diese sonderlich originell, noch übermäßig packend geschildert. Davon abgesehen bietet "Operation Seafire" aber alles, was man sich von einem Bond-Abenteuer erwartet, wobei mir vor allem gefiel, wie filmreif ich den Roman fand. Was auch daran liegen mag, dass die Geschichte rund um einen größenwahnsinnigen Geschäftsmann an zahlreiche Bond-Filme nach der SPECTRE-Ära erinnert. Sir Maxwell Tarn steht dabei einem (noch auf Fleming basierendem) Hugo Drax, Stromberg, Max Zorin oder auch Gustav Graves in nichts nach. Sie alle sind reiche Geschäftsmänner mit einem größenwahnsinnigen und für die Erde/Menschheit verheerenden Plan, den sie verfolgen – wobei es Gardner wiederum gelingt, seinen Tarn von diesen bekannten Bösewichten abheben zu lassen. Einerseits durch seine Persönlichkeit, vor allem aber auch seinen Nazi-Hintergrund. Vor allem die Szenen rund um letztere, insbesondere eine Versammlung in Deutschland, jagte mir insbesondere im Hinblick darauf, wie in unserer Gegenwart (Rechts-)Populisten wieder zunehmenden Aufwind verspüren, einen kalten Schauer über den Rücken.

In einem wesentlichen Aspekt unterscheidet sich "Operation Seafire" aber von allen bisherigen Romanen. Denn sofern ich nichts vergessen habe, wird hier mit Flicka von Grüsse zum ersten Mal ein Bond-Girl von einem Roman in den nächsten übernommen. Mehr noch, das zwischen den beiden ist nicht einfach nur so ein Techtelmechtel und/oder ein sexuelles Abenteuer, vielmehr erleben wir hier, wie die in "Lass niemals Blumen sprechen" begonnene Beziehung immer ernster wird, und schließlich sogar in einer Verlobung mündet. Dies weckt natürlich Erinnerungen an "Im Geheimdienst Ihrer Majestät" – ein früheres 007-Abenteuer, das John Gardner auch mehrmals referenziert. Jedenfalls fand ich, dass diese Beziehung dem Roman nicht nur das gewisse Etwas gab, sondern auch einiges an Spannung verlieh. Denn während einem (und Bond) die meisten Begleiterinnen relativ egal sind, fiebert man hier mit von Grüsse – und damit auch 007 – doch ordentlich mit. Davon abgesehen ist "Operation Seafire" aber ein klassisches Bond-Abenteuer, angefangen beim Bösewicht, über dessen Handlanger, bis hin zum größenwahnsinnigen Plan, den es zu vereiteln gilt. Aber auch den typischen weltenbummelnden Aspekt der 007-Romane und -Filme bindet Gardner hier sehr gut ein. Und auch wenn sich die Action, wie zuvor schon moniert, doch eher in Grenzen hält, wirkt dann insbesondere der Showdown geradezu filmreif. Das Einzige, was ich neben den oben bereits erwähnten Punkten noch kritisieren würde, ist die Länge. Knapp vierhundert Seiten sind für die letztendlich nicht übermäßig komplexe Geschichte doch etwas viel, weshalb sich da und dort ein paar Längen einschleichen. Dennoch halte ich "Operation Seafire" für den besten Gardner-Bond seit (mindestens) "Das Spiel ist aus".

Fazit: Relativ zum Ende seines 007-Laufs (von seiner "Goldeneye"-Adaption abgesehen ist jetzt nur noch "Kalt" offen) legt John Gardner mit "Operation Seafire" nochmal ein kleines Highlight vor. Der Roman wirkte auf mich absolut filmreif, und hätte sich aus meiner Sicht sehr gut in die Bond-Filme der damaligen Zeit eingereiht – wobei einem natürlich vor allem das mit dem größenwahnsinnigen Unternehmen sehr bekannt vorkommt. Zugleich unterscheidet sich "Operation Seafire" aber auch in einem entscheidenden Punkt von früheren Missionen des Doppelnullagenten: Mit Flicka von Grüsse ist zum zweiten Mal die gleiche Partnerin mit von der Partie. Dass sich die beiden lieben, und heiraten wollen, steigert die Spannung vor allem im letzten Drittel des Romans nochmal enorm. Aber auch Bösewicht Maxwell Tarn sowie seine verschiedenen Handlanger(innen) hatten es mir durchaus angetan; zwar einerseits der Tradition der Bond-Schurken verpflichtet, aber doch eigenständig genug, um nicht einfallslos und/oder abgedroschen zu wirken. Zwar hätte "Operation Seafire" eine Spur kürzer sein können. Und packend-spektakuläre Action ist John Gardners Sache auch hier wieder nicht (vielleicht mit Ausnahme des Showdowns). Insgesamt ist "Operation Seafire" aber ein sehr guter Agentenroman, der sich stimmig in die (erweiterte) Bond-Reihe einfügt.

Bewertung: 3.5/5 Punkten
Christian Siegel





Artikel kommentieren
RSS Kommentare

Kommentar schreiben
  • Bitte orientiere Deinen Kommentar am Thema des Beitrages.
  • Persönliche Angriffe und/oder Diffamierungen werden gelöscht.
  • Das Benutzen der Kommentarfunktion für Werbezwecke ist nicht gestattet. Entsprechende Kommentare werden gelöscht.
  • Bei Fehleingaben lade diese Seite bitte neu, damit ein neuer Sicherheitscode generiert werden kann. Erst dann klicke bitte auf den 'Senden' Button.
  • Der vorgenannte Schritt ist nur erforderlich, wenn Sie einen falschen Sicherheitscode eingegeben haben.
Name:
eMail:
Homepage:
Titel:
BBCode:Web AddressEmail AddressBold TextItalic TextUnderlined TextQuoteCodeOpen ListList ItemClose List
Kommentar: