Inseln im All
Ein Jugendlicher besucht eine Raumstation Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 18 März 2024
 
Titel: "Inseln im All"
Originaltitel: "Islands in the Sky"
Bewertung:
Autor: Arthur C. Clarke
Übersetzung: Lothar Heinecke
Umfang: 204 Seiten
Verlag: Heyne (D), Sidgwick & Jackson (E)
Veröffentlicht: 1952 (E, Erstauflage)
ISBN: 978-3-641-11625-5 (D)
Kaufen: Kindle (D), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Der sechzehnjährige Roy Malcolm nimmt an einer Quiz-Sendung über die Luftfahrt teil. Bei einem Gewinn winkt ihm eine Reise an jeden beliebigen Ort der Erde. Nachdem er gewonnen hat, nutzt er ein Schlupfloch in der Formulierung, nach der das Reiseziel ein Teil der Erde, aber nicht auf der Erde sein muss – und wählt die innere Raumstation, welche die Erde in einem engen Orbit umkreist, und damit rechtlich gesehen noch zu Erde zählt. Anstatt sich auf eine lange rechtliche Diskussion einzulassen, die man dann vielleicht ohnehin verlieren würde, gratuliert man ihm zu seinem Einfallsreichtum, und nimmt seinen Vorschlag an. Nach einer kurzen Vorbereitungsphase findet sich Roy dann schließlich auf dem Raumschiff Sirius wieder, welches ihm zur inneren Raumstation bringt. Dort freundet er sich, nachdem er sich an das Leben in Schwerelosigkeit so halbwegs gewöhnt hat, mit den in etwa gleichaltrigen Lehrlingen an. Gemeinsam erforscht man die Station, geht dem Verdacht auf Piraterie nach, und spielt letztendlich eine entscheidende Rolle dabei, eine Person, die an einem medizinischen Notfall leidet, zu einer anderen Raumstation zu bringen…

Review: "Inseln im All" ist ein weiteres Frühwerk des legendären Science Fiction-Autors Arthur C. Clarke. 1952 veröffentlicht, richtet sich der Roman ganz eindeutig an eine eher jüngere Zielgruppe (heutzutage würde man von einem "Young Adult"-Stoff sprechen), und stellt dementsprechend auch einen Teenager in den Mittelpunkt des Geschehens. Dieser erzählt hier aus der Ich-Perspektive von seinem Abenteuer ins All. Insofern stehen seine sehr spezifischen Erlebnisse, sowie die technologischen Wunder, welche diese möglich machen, im Mittelpunkt. Und eben darin liegt für mich auch die größte Stärke von "Inseln im All". Dabei muss man sich vor Augen halten, dass auch dieser Roman geschrieben wurde, noch bevor der erste Mensch ins All geflogen ist. Die Raumfahrt steckte Anfang der 50er noch in den Kinderschuhen; zugleich war die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg aufgrund erster entsprechender Vorstöße ins All von einem enormen Enthusiasmus und Optimismus geprägt, der auch "Inseln im All" unter anderem so auszeichnet. Damals dachten viele visionäre Autoren, dass die Eroberung des Alls nur mehr wenige Jahre entfernt wäre; die Wahrheit sah dann ja leider anders aus. Dennoch finde ich eben diese Begeisterung für die Raumfahrt, die "Insel im All" mit jeder Seite versprüht, höchst ansteckend. Und genau darum ging es Arthur C. Clarke hier letztendlich auch: Gerade auch die im Mittelpunkt stehende Zielgruppe der nächsten Generation für den Weltraum und die Raumfahrt zu begeistern.

Zugleich fußt seine Erzählung im Vergleich zu den Pionieren des Genres auf dem damaligen Stand der Wissenschaft, der halt doch schon um einiges weiter war wie z.B. zu Zeiten eines Jules Verne. Tatsächlich ist beachtlich, wie zutreffend sich einzelne Aspekte der hier von Clarke geschilderten Reise in weiterer Folge erweisen sollten. Mindestens so spannend finde ich aber auch jene Aspekte, wo der Autor mit seinen Prognosen und/oder Vorstellungen falsch liegen sollte. Aber auch davon abgesehen empfand ich "Inseln im All" größtenteils als kurzweilig; zudem ist die Erzählung – für Clarke fast ein bisschen untypisch – recht humorvoll, wie z.B. wenn sich die vermeintlichen Piraten und ihre Strahlenwaffen als Filmcrew offenbaren; oder auch sich die Dreharbeiten im All als deutlich schwieriger gestalten, als ursprünglich gedacht. Woran es dem Roman indes mangelt, ist Spannung. Selbst zum Ende hin, als man zuerst den Herzpatienten zur anderen Station bringt, und es beim Rückflug dann zu einem Unfall kommt, lässt es "Inseln im All" nämlich an einer eben solchen vermissen. Darüber hinaus mangelt es der Geschichte an dramatischen Höhepunkten. Und auch Konflikte, sowohl innerhalb des kleinen Kosmos der Raumstation, als auch außerhalb, sucht man vergeblich. Dies macht "Inseln im All" letztendlich halt "nur" zu einer netten Geschichte, die beim Lesen zwar gut unterhält, einen darüber hinaus aber wohl nicht allzu lange beschäftigen dürfte.

Fazit: Die Stärken von "Inseln im All" liegen in erster Linie in der enthusiastischen Beschreibung der Zukunft der Raumfahrt (die sich leider zugleich auch als zu optimistisch herausstellen sollte), mit der Arthur C. Clarke in Verbindung mit seiner Wahl des Hauptprotagonisten insbesondere bei jüngeren Lesern Begeisterung fürs Weltall wecken wollte, sowie die faszinierende Beschreibung des Lebens in einer Raumstation. Was letzteres betrifft, fand ich jene Aspekte, in denen sich Clarkes Beschreibungen als visionär erweisen sollten, mindestens so spannend wie die, in denen er falsch lag. Inhaltlich ist "Inseln im All" allerdings nicht wirklich etwas Besonderes, und lässt es insbesondere an Spannung, dramatischen Höhepunkten sowie an Konflikten vermissen. Letztendlich lebt "Inseln im All" eben mehr von Clarkes faszinierender Vision zur Zukunft der Menschheit, denn der Geschichte an sich.

Bewertung: 3/5 Punkten
Christian Siegel
(Cover © 2014 Heyne)





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