3001 - Die letzte Odyssee
Ein Blick in die Zukunft des Sonnensystems Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Sonntag, 31 Dezember 2023
 
Titel: "3001 - Die letzte Odyssee"
Originaltitel: "3001: The Final Odyssey"
Bewertung:
Autor: Arthur C. Clarke
Übersetzung: Irene Holicki
Umfang: 290 Seiten (E, inkl. Vor- und Nachwort)
Verlag: Heyne (D), Del Rey (E)
Veröffentlicht: 1997 (E)
ISBN: 978-3-641-11683-5 (D), 978-0-586-06624-9 (E)
Kaufen: Sammelband (D), Kindle (D), Taschenbuch (E)
 

Kurzinhalt: Im Jahr 2001, auf dem Weg zum Jupiter, wurde Frank Poole von HAL ermordet, als er dabei war, die defekte Kommunikationseinheit zu tauschen. Seither trieb seine Leiche durchs All, und setzte dabei die Reise zum Jupiter fort. Rund tausend Jahre später hat die Menschheit damit begonnen, das Sonnensystem zu erobern – nur Europa ist nach wie vor Tabu. Eines Tages wird ein mysteriöses Objekt auf den Scannern registriert, welches man zuerst für einen Kometen hält. Stattdessen stellt es sich als der Leichnam von Frank Poole heraus. Aufgrund fortschrittlicher Technologie ist es möglich, Frank wieder zum Leben zu erwecken. Er findet sich in einer Zukunft voller Wunder wieder, wo so manches, gemäß des guten alten Spruchs, von Magie kaum mehr zu unterscheiden ist. Doch er hat nicht viel Zeit, um sich mit dieser faszinierenden Welt der Zukunft auseinanderzusetzen, denn der Monolith auf Europa gibt mysteriöse Signale von sich. Man befürchtet, dass dieses nach wie vor geheimnisvolle Objekt, welches einst der Evolution der Menschheit auf die Sprünge half, nun ihr Ende einleiten könnte. Frank wird darum gebeten, mit dem Monolithen – und dem darin befindlichen, verschmolzenen Bewusstsein von HAL und Dave Bowman – in Kontakt zu treten. Und so nimmt Frank Poole, tausend Jahre nach seinem Tod, seine alte Mission wieder auf…

Review: Beginnen wir gleich mit dem größten Kritikpunkt an "3001: Die letzte Odyssee": Dass es in dieser Zukunft gelingen soll, nicht einfach nur Franks Körper wieder zu beleben, sondern auch seinen Geist wieder herzustellen, verlangt vom geneigten Leser ein ausgesprochen hohes Maß an "willing suspension of disbelief". Jeder, der so halbwegs mit der menschlichen Biologie vertraut ist, und weiß, was mit dem Gehirn passiert, wenn es zu lange nicht mit Sauerstoff versorgt wird, kann bei dieser Wendung eigentlich nur den Kopf schütteln. Hier verlangt Arthur C. Clarke aus meiner Sicht schon ein bisschen viel. Hat man diese Wendung dann aber mal überwunden – vorausgesetzt natürlich, man schafft es, sich darauf einzulassen – erweist sich "3001" einerseits als faszinierender Ausblick in eine mögliche Zukunft unseres Sonnensystems (und der Menschheit) ebenso, wie als gelungener Abschluss der "Odyssee"-Saga. In der ersten Hälfte dominiert dabei ganz klar ersteres – und es ist vor allem auch dieser Teil, in dem Arthur C. Clarke seinem Ruf als einer der größten Visionäre der Science Fiction-Literatur wieder einmal voll und ganz gerecht wird. Sowohl die Beschreibung der Entwicklung der Erde, der Konstruktion rund um den Planeten, als auch der Besiedelung des Sonnensystems, fand ich höchst faszinierend. Hier allein bietet "3001" weitaus mehr "sense of wonder" als der insgesamt eher schwache Vorgänger.

Aber auch die Art und Weise, wie dann in der zweiten Hälfte das Mysterium rund um den Monolithen aufgegriffen wurde, wertete den Roman im direkten Vergleich zu "2061" (wo Clarke dieses ja leider fast völlig aus den Augen verlor) enorm auf. Und so an den Haaren herbeigezogen das mit den wiederbelebten Frank Poole auch sein mag, aber wenn er sich im letzten Drittel des Romans mit Dave Bowman und HAL unterhält, schlägt Clarke auf wundersame Art und Weise den Bogen zum allerersten Abenteuer "2001", mit dem die Saga (aus Roman-Sicht) rund dreißig Jahre davor begann. Vor allem aber konnten mir die Antworten, die Clarke hier im Hinblick auf Ursprung und Zweck des Monolithen gibt, sehr gut gefallen. Natürlich kann man argumentieren, dass die Erklärungen hier dem Film an Mysterium nehmen – das galt aber für den ersten Roman (und die Film-Fortsetzung) auch schon. Wer sich das Rätselhafte von Stanley Kubricks "2001 – Odyssee im Weltraum" bewahren will, sollte letztendlich um alle vier Bände der Saga einen großen Bogen machen. Will man jedoch genauer wissen, was es mit der Handlung des Films auf sich hatte, wird man in den Büchern – trotz der Widersprüchlichkeiten sowohl zum Film als auch untereinander – aber jedenfalls fündig, und im Falle von "3001 – Die letzte Odyssee" zudem mit einem zumindest für mich höchst zufriedenstellenden Abschluss der Geschichte belohnt.

Fazit: Im Gegensatz zu "2061 – Odyssee III", der für mich die Handlung rund um den Monolithen nicht nennenswert voranbrachte, erweist sich "3001 – Die letzte Odyssee" als zufriedenstellender Abschluss der Saga. Der größte Kritikpunkt liegt sicherlich im Grundkonzept des wieder zum Leben erweckten Frank Poole. Das ist halt schon ziemlich abgefahren, und etwas, auf dass man sich erstmal einstellen (und einlassen können) muss. Gelingt einem dies, erwartet einen jedoch einerseits ein faszinierender Ausblick in die mögliche Zukunft des Sonnensystems, und andererseits so manch spannende Antworten im Hinblick auf den Ursprung und den Zweck des Monolithen – ehe am Ende dann nicht weniger als das Schicksal der Menschheit auf dem Spiel steht. Insgesamt ist diese finale Odyssee somit ein gelungenes Finale der in "2001" begonnenen Geschichte.

Bewertung: 3.5/5 Punkten
Christian Siegel
(Cover © 2014 Heyne)





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