Heat 2
Mischung aus Prequel und Sequel zum Film Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 23 Dezember 2023
 
Titel: "Heat 2"
Originaltitel: "Heat 2"
Bewertung:
Geschrieben von: Michael Mann & Meg Gardiner
Übersetzung: Wolfgang Thon
Umfang: 688 Seiten
Verlag: HarperCollins
Veröffentlicht: 27. September 2022 (D), 09. August 2022 (E)
ISBN: 978-3-3650-0228-5 (D), 978-0-0822-277-2 (E)
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Taschenbuch (D)
 

Kurzinhalt: 1988: Detective Vincent Hanna untersucht eine Reihe brutaler Home Invasions in Chicago. Doch gerade, als er eine Spur auf dem Täter – Otis Wardell – gefunden hat, verschwindet dieser. Denn Otis hat sich auf die Fersen von Neil McCauley und seiner Bande geheftet, die den größten Coup ihres Lebens geplant haben: Einen Überfall auf das Versteck eines mexikanischen Drogenhändlers. Doch aufgrund von Wardells Einmischung können sie sich ihrer Beute nicht lange erfreuen. 1995: In den Nachwehen der Ereignisse aus "Heat" versucht Vincent Hanna, auch das letzte noch flüchtige Mitglied der Bande, Chris Shiherlis, zu stellen. Diesem gelingt es jedoch mit Hilfe von Nate, aus Los Angeles zu entkommen. In Mexico beginnt er unter anderem Namen schließlich ein neues Leben, welches ihn jedoch schon bald wieder in die Kriminalität führt. 2000: Mit seiner neuen Freundin und Geschäftspartnerin Ana kehrt Chris zum ersten Mal seit seiner Flucht nach Los Angeles zurück. Dabei sucht er nicht nur Kontakt zu seiner Exfrau Charlene, sondern nimmt auch Vincent Hanna ins Visier, um sich für Neils Tod zu rächen…

Review: "Heat" zählt für mich – und ich glaube, damit stehe ich nicht alleine da – zu den besten Thrillern aller Zeiten. Er ist zugleich in meinen Augen ganz klar Michael Manns Meisterstück – was umso spannender ist, als der Film ja nicht das erste Mal war, dass er diese Geschichte erzählt hat. Denn bereits Ende der 80er hat er für das Fernsehen "L.A. Takedown" gedreht, der quasi als die Blaupause von "Heat" angesehen werden kann. Offensichtlich aber hatte Mann danach (zu Recht) das Gefühl, dass er mit einem Kinobudget, einer anderen (hochwertigeren) Besetzung sowie einer Vertiefung der Story und der Figuren aus der Geschichte noch mehr hätte herausholen können – und kehrte eben für "Heat" nochmal zurück. Dass ihn Vincent Hanna, Neil McCauley und Chris Shiherlis auch seither nicht mehr losgelassen haben, beweist die Tatsache, dass er Ende letztes Jahres mit "Heat 2" in Zusammenarbeit mit Meg Gardiner eine Romanfortsetzung vorgelegt hat – die nun im nächsten Schritt wohl auch verfilmt werden soll. Was Letzteres betrifft, bin ich zugegebenermaßen insbesondere im Hinblick auf die notwendige Neubesetzung der Figuren doch eher skeptisch. Zumal ich von den letzten Mann-Filmen im Allgemeinen nicht übermäßig begeistert war. Weshalb ich beschloss, in diesem Fall nicht auf die Verfilmung zu warten, sondern mir die Fortsetzung zu "Heat" zuerst lieber mal so vorzuknöpfen, wie sie eben ursprünglich erschienen ist. Die beste Stelle kam dabei für mich gleich zu Beginn. Denn dort knüpft man direkt an den Film an, und zeigt uns einerseits, wie Hanna seine Ermittlungen fortsetzt, und versucht, mit Chris auch noch den letzten Flüchtigen der Bande zu stellen, und andererseits, wie es diesem gelingt, sich nach Mexico abzusetzen. Gerade auch in der Art und Weise, wie hier die dramatischen Ereignisse aus dem Film nochmal aufgegriffen und verarbeitet werden, hat mich dieser Teil von "Heat 2" doch ziemlich begeistert. Zumal Mann und Gardiner vor allem in diesem Teil die Stimme von Hanna perfekt einfangen; hier habe ich beim Lesen automatisch Al Pacino (in einer seiner allerbesten Rollen) gehört.

Nach diesem Auftakt springen wir zwischen zwei Zeitebenen hin und her. Mann und Gardiner erzählen dabei parallel sowohl die Vor- als auch die Nachgeschichte zu "Heat". Beides konnte mich allerdings nicht mehr ganz so packen wie der Auftakt. Am besten fand ich hier den Teil rund um Vincent Hanna, und wie er verzweifelt versucht, die brutale Gang von Otis Wardell zu schnappen. Zwar ist der Zufall, dass sich die Wege von ihm und Neil fast hier schon gekreuzt hatten, ein bisschen groß, aber Hanna wird auch in diesem Teil sehr gut beschrieben; darüber hinaus erfahren wir auch noch ein bisschen mehr über den Hintergrund dieses getriebenen Polizisten. Demgegenüber hat mich die Story rund um Neil, Chris und ihr Abenteuer in Mexico, trotz des tragischen Verlaufs rund um Elisa, leider nicht ganz so mitgerissen. Erschwerend kam hinzu, dass nicht etwa der Prequel-Teil auf einmal erzählt wird, sondern mehrmals zwischen den beiden Zeitebenen vor und nach "Heat" hin- und hergesprungen wird. Und nicht zuletzt fehlte dann vor allem dem Teil mit dem Überfall in Mexico, aber auch rund um Chris neue kriminelle Aktivitäten nach "Heat", die spannende Doppelperspektive des Jägers und der Gejagten aus "Heat". Oder, anders ausgedrückt: Der Roman ist sobald Neil und Otis Chicago verlassen, sowie zum Sprung ins Jahr 2000, wo Chris nach Los Angeles zurückkehrt, voll und ganz auf die Verbrecherseite fokussiert. Und auch wenn die beiden Geschichten vom Inhalt sehr – auch aufgrund des ganz anders gelagerten Geschäftes – sehr unterschiedlich sind, fand ich das mit der Zeit doch etwas eintönig. Und nicht zuletzt hätte ich es auch vorgezogen, wenn man – direkt nach dem Epilog an den Film – jede Zeitebene zur Gänze auf einmal erzählt hätte, und nicht mehrmals zwischen ihnen hin- und hergesprungen wäre. So wurde ich nämlich immer wieder aus der Story herausgerissen. Und nicht zuletzt meinen es Mann und Gardiner mit knapp fünfhundert Seiten (im englischen Taschenbuch) auch etwas gar gut mit uns. Sprich, das Ganze ein wenig zu straffen, hätte auch nicht geschadet.

Das letzte Problem von "Heat 2" ist dann, dass er "Heat 2" – sprich, eine Fortsetzung zu einem der meines Erachtens besten Filme aller Zeiten ist. Etwas, unter dem die geplante Verfilmung noch viel mehr leiden würde, was sich aber nichtsdestotrotz auch hier bemerkbar macht. Und an die Qualität und vor allem auch Intensität seines Meisterwerks kommt Michael Mann hier einfach nicht mehr ganz heran. Trotzdem möchte ich "Heat 2" nicht schlecht reden: Wie gesagt, vor allem der Auftakt hatte es mir angetan; den empfand ich auch durchaus als Aufwertung des Films. Die Einblicke in die Vergangenheit der Figuren waren ebenfalls nicht schlecht. Und auch wenn ich nicht glaube, dass ich unbedingt wissen musste, wie sich Chris nach seiner Flucht ein neues Leben aufbaut, war auch dieser Teil – vor allem auch, weil es hier um eine andere Art von Verbrechen geht – nicht uninteressant. Vor allem aber profitiert "Heat 2" davon, nach dem Zeitsprung ins Jahr 2000 nochmal so richtig aufzudrehen. Hier nun werden die zuvor gesponnenen Handlungsfäden nacheinander aufgegriffen, und zu einem packenden Finale geführt, das zwar nicht mit dem letzten Drittel von "Heat" mithalten kann, aber dennoch für einiges an Spannung sorgt. Chris' Entscheidung im Hinblick auf Charlene hatte es mir dabei ebenso angetan, wie der Ausgang des Konflikts zwischen ihm und Victor. Darüber hinaus ist es dem Autorenduo davor gelungen, mit Otis Wardell einen herrlich abscheulichen Bösewicht zu erschaffen; dementsprechend fiebert man hier am Ende in der Hoffnung, dass er endlich seine gerechte Strafe erhält, so richtig mit. Beim Showdown fand ich es zwar etwas auffällig, dass Mann hier für eine allfällige Verfilmung die große Schießerei – im Gegensatz zu "Heat" (wo ich aber eben genau das – und das relativ intime Finale – unter anderem so hervorstechend fand) ganz am Ende platziert; aber vor allem auch aufgrund der ständig wechselnden Perspektiven war er jedenfalls sehr packend, und sorgt für einen guten Abschluss eines meines Erachtens doch etwas zu langen Buchs.

Fazit: Mit "Heat 2" ist es so wie mit leider vielen Prequels und Sequels: Der Roman versteht es durchaus, gut zu unterhalten, und profitiert natürlich vor allem auch von der Verbindung zum Original – und damit dem Wiedersehen mit den von dort bekannten Figuren, die er bietet. Gleichzeitig bleibt die Qualität des Originals von ihm aber unerreicht, und findet sich hier letztendlich sowohl im Prequel- als auch im Sequel-Teil wenig, dass ich als echte Bereicherung des Films empfinden würde. Klar, vor allem auch, wenn man "Heat" so sehr liebt wie ich, ist es durchaus interessant, mehr über das Leben der Beteiligten sowohl vor als auch nach den Ereignissen des Films zu erfahren. Letztendlich empfand ich aber nichts von dem, was hier erzählt wird, derart essentiell, dass ich nicht allein mit der Story aus dem Film auch gut hätte leben können. Trotzdem: Ein solches Buch auf Basis eines der besten Thriller auf die Beine zu stellen, war keine leichte Aufgabe – und eben diese wurde von Michael Mann und Meg Gardiner in meinen Augen überwiegend gut gemeistert.

Bewertung: 3/5 Punkten
Christian Siegel





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