Star Wars: Kampf um die Neue Republik
Kann das Niveau des Vorgängers nicht ganz halten Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Sonntag, 06 August 2023
 
Titel: "Kampf um die Neue Republik"
Originaltitel: "Tales from the New Republic"
Bewertung:
Herausgeber: Peter Schweighöfer
Übersetzung: Bernhard Kempen
Umfang: 510 Seiten
Verlag: Blanvalet (D), Bantam Spectra (E)
Veröffentlicht: 25. August 2004 (D), 01. Dezember 1999 (E)
ISBN: 978-3-442-24235-5 (D)
Buch kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Inhalt & Review: Nach dem Erfolg der ersten Sammlung von Kurzgeschichten, die ursprünglich im "Star Wars Adventure Journal" – einem Begleitmagazin zum "Star Wars"-Rollenspiel – erschienen sind, gab man Peter Schweighofer ein paar Jahre später die Gelegenheit für einen zweiten – und zugleich letzten – Sammelband. Letzten insofern, als das Magazin zwischenzeitlich eingestellt wurde. Zusammen mit Craig Carey wählte er nun nicht nur die besten – nicht schon in "Flucht der Rebellen" enthaltenen – Geschichten aus, der zweite Sammelband gab ihnen zudem die Möglichkeit, ein paar Stories, die ursprünglich für das Magazin geschrieben wurden, dort jedoch aufgrund der Einstellung nicht mehr abgedruckt werden konnten, zu veröffentlichen. Dem Vorgänger gemein ist, dass die Kurzgeschichten nicht in Verbindung zueinander stehen, sich über einen Zeitraum von mehreren Jahren verteilen, und sowohl von erfahrenen "Star Wars"-Autoren als auch Amateuren beigesteuert wurden. Den Auftakt macht hier eine vierteilige Geschichte von Timothy Zahn und Michael A. Stackpole – die beim Vorgänger mit einer ebensolchen noch für einen großartigen Abschluss sorgten. Hier bietet "Zwischenspiel auf Darknell" nun vielmehr einen famosen Auftakt. Angesiedelt im Jahr der Schlacht von Yavin, stehen hier aus dem Expanded Universe bekannte Figuren wie Senator Garm Bel Iblis, die imperiale Agentin Ysanne Isard, sowie Corrans Vater Hal Horn ebenso im Mittelpunkt, wie Daten über Tarkins geheimes Todesstern-Projekt. Die Geschichte ist höchst unterhaltsam und wendungsreich, und hält definitiv das Niveau von "Abstecher nach Corellia" (wenn ich sie nicht sogar noch eine Spur stärker einschätzen würde). Sogar noch besser fand ich dann jedoch die zweite, von Timothy Zahn allein geschriebene, Geschichte. "Solo für Jade" dreht sich, wie der Titel schon verrät, um Mara Jade, die nach wie vor mein absoluter Lieblingscharakter aus dem Legends-Universum ist – und zeigt uns, wie diese gegen ihren Willen dazu gezwungen wird, die Tochter eines reichen Geschäftsmanns aus den Fängen eines Sklaventreibers zu befreien. Ich gebe zu: Mara Jade nach all der Zeit noch einmal in einer mir bislang unbekannten Geschichte in Aktion zu erleben, war einfach nur klasse – und mag die Story in meinen Augen besser (und außergewöhnlicher) erscheinen lassen, als sie eigentlich war. Abseits dieses Pluspunkts fand ich es aber nicht zuletzt nett, hier zu erfahren, wie Jade das Raumschiff mit dem sie in der zweiten "Thrawn"-Trilogie herumgeflogen ist, an sich gebracht hat.

Bedauerlicherweise kam der Großteil der nachfolgenden Geschichten an diese beiden anfänglichen Highlights nicht mehr heran. Tatsächlich war mein Eindruck von allen von ihnen sehr ähnlich: Nicht grundsätzlich schlecht, und nicht zuletzt aufgrund der geringen Seitenzahl kurz genug, um nicht groß Langeweile aufkommen zu lassen, aber doch ziemlich belanglos, und sowohl ohne größere Bezüge zum "Expanded Universe" (wie z.B. "Rückzug von Coruscant"), oder sonstige hervorstechende Eigenschaften (wie beispielsweise "Gewissenskonflikt"). In "Schatten der Erinnerung" von Kathy Burdette geht es um zwei Rebellen, die nach der Schlacht von Endor vom Imperium gefangen genommen und verhört werden. Da sie in zwei nebeneinanderliegenden Zellen eingesperrt sind, beginnen sie sich langsam anzufreunden. Mich haben jedoch leider die Story noch die beiden als Protagonisten sonderlich angesprochen. In "Alles unter einem Hutt", geschrieben von Chris Cassidy und Tish Pahl, und 8 NSY angesiedelt, geht es um eine Gruppe von Schmugglern, die sich für einen Auftrag mit der Mistryl Shada D'ukal zusammentun. Auch hier fand ich die Story wenig mitreißend und/oder hervorstechend, wenn ich mich auch zugegebenermaßen zumindest nicht gelangweilt habe. In "Der tiefste Sturz" von Patricia A. Jackson geht es um einen imperialen Offizier, der drei Jahre nach der Schlacht von Yavin irrtümlich für die Auslöschung einer imperialen Basis verantwortlich ist, und nun erwartet, von seinem Vorgesetzten dafür bestraft und vermutlich auch hingerichtet zu werden. Mit dem Einblick sowohl in das Leben von Captain Vharing, als auch die imperiale Befehlskette, eine der besseren Geschichten, aber auch nicht wirklich ein Highlight. Weiter bergauf geht es dann mit "Schwarz oder weiß?" von Laurie Burns. Angesiedelt sieben Jahre nach der Schlacht von Yavin, erzählt sie die Geschichte einer Agentin der Neuen Republik, die den Angriff auf einen vom Imperium besetzten Planeten vorbereiten soll, mit dem man die Bevölkerung befreien will. Hauptgrund dafür, dass mir die Story wieder eine Spur besser gefallen konnte, ist der nette Twist, in dem sich ein vermeintlicher Kollege, mit dem sie sich anzufreunden begann, vielmehr als imperialer Agent herausstellt, und sie ihn zum Wohle der Mission – und der Bevölkerung des Planeten – erschießen muss. " Keine Desintegrationen, bitte!" von Paul Danner (angesiedelt 10 NSY) hat dann den Vorteil, dass mit Boba Fett eine nicht nur aus dem Legends-Universum, sondern auch den Filmen bekannte Figur eine größere Rolle einnimmt – wenn auch eigentlich die Geschichte einer von ihm gejagten Person im Mittelpunkt steht. Das große Problem: Danner interpretiert den ruchlosen Kopfgeldjäger zum Helden um, was leider überhaupt nicht nach meinem Geschmack war.

In "Der Tag der Finsteren Nacht" von Jean Rabe geht es um zwei Weeguay-Glücksritter, die (4 NSY) auf Zelos II einen sagenumwobenen Schatz finden wollen, an den man aufgrund des bei der Sonnenfinsternis niedrigeren Meeresspiegels nur zu solchen Gelegenheiten gelangen kann. Auch hier gilt wieder: Soweit ganz nett und kurzweilig, aber nichts, dass irgendwie länger in Erinnerung bleibt. "Uhl Eharl Khoehng" greift dann die Geschichte des gefallenen Jedi Adalric Brandl auf, der sich zusammen mit seinem Sohn auf einen abgelegenen Planeten zurückgezogen hat, und dort als Schauspieler im titelspendenden Stück (angelehnt an den Erlkönig von Johann Wolfgang von Goethe) auftritt. Leider kam die Story an seinen ersten Auftritt an "Flucht der Rebellen" nicht heran, und störte ich mich vor allem auch an der Idee, dass eine grundsätzlich helle Jedi Hilfe von einem dunklen, gefallenen Jedi im Kampf gegen einen anderen dunklen Jedi sucht. Von der Frage, wo all diese Jedis – immerhin im Jahr nach der Schlacht von Yavin – auf einmal herkommen, und wie das zu Yodas Aussage in "Rückkehr der Jedi-Ritter" passen soll, dass Luke nach seinem Tod der letzte der Jedi wäre, ganz zu schweigen. "Die letzte Runde", wieder von Paul Danner, erzählt von einem berühmten und erfolgreichen Sabacc-Spieler, der 2 NSY einen jungen Glücksritter unter seine Fittiche nimmt. Wieder eine ziemlich belanglose Story, die mir doch eher ein Schulterzucken entlockte. Jedenfalls fragte ich mich nach all diesen Geschichten unweigerlich, warum zur Hölle man sich nicht "Solo für Jade" von Timothy Zahn bis ganz zum Schluss aufgehoben hat, um die Anthologie mit einem echten Highlight zu starten, und sich ein eben solches auch für den Schluss aufzuheben. "Einfache Tricks" gab darauf dann insofern die Antwort, als Chris Cassidy und Tish Pahl zwar keine (mir) bekannten Autoren sind, und auch keine offiziellen Werke geschrieben haben, hier aber tatsächlich nochmal ein echtes kleines Highlight hinlegen. Mal ganz abgesehen davon, dass die Story wirklich unterhaltsam und packend ist, besticht sie vor allem auch mit dem Auftritt von Kyp Durron, und wie sie hier quasi die Brücke zwischen der "Jedi-Akademie"-Trilogie von Kevin J. Anderson, sowie seinem Roman "Darksaber", schlagen. In jedem Fall sorgt "Einfache Tricks", nach den doch eher mäßigen Geschichten davor, dann eben doch noch für einen versöhnlichen Abschluss von "Kampf um die Neue Republik".

Fazit: "Kampf um die Neue Republik" kann das hohe Niveau des Vorgängers nicht ganz halten. Denn während der zweite Sammelband rund um ursprünglich fürs "Star Wars Adventure Journal" geschriebene Geschichten dank Michael A. Stackpole und Timothy Zahn mit "Zwischenspiel auf Darknell" und "Solo für Jade" ausgesprochen stark beginnt, fand ich die acht darauffolgenden Geschichten bestenfalls solide, größtenteils aber leider sehr banal, und wenig mitreißend und/oder erinnerungswürdig. Erst mit "Einfache Tricks" präsentiert man am Ende nochmal eine starke Geschichte, und damit einen versöhnlichen Ausgang. Trotzdem, im Gegensatz zum Vorgänger, der gleich mehrere Kurzgeschichten geboten hat, die für mich bei meiner nächsten Reise durchs Legends-Universum zur Pflichtlektüre zählen, ist die entsprechende Ausbeute bei "Kampf um die Neue Republik" mit drei von elf doch recht mager.

Bewertung: 3/5 Punkten
Christian Siegel





Artikel kommentieren
RSS Kommentare

Kommentar schreiben
  • Bitte orientiere Deinen Kommentar am Thema des Beitrages.
  • Persönliche Angriffe und/oder Diffamierungen werden gelöscht.
  • Das Benutzen der Kommentarfunktion für Werbezwecke ist nicht gestattet. Entsprechende Kommentare werden gelöscht.
  • Bei Fehleingaben lade diese Seite bitte neu, damit ein neuer Sicherheitscode generiert werden kann. Erst dann klicke bitte auf den 'Senden' Button.
  • Der vorgenannte Schritt ist nur erforderlich, wenn Sie einen falschen Sicherheitscode eingegeben haben.
Name:
eMail:
Homepage:
Titel:
BBCode:Web AddressEmail AddressBold TextItalic TextUnderlined TextQuoteCodeOpen ListList ItemClose List
Kommentar: