James Bond 007 - Nur der Tod währt ewig
007-Einsatz nach dem Fall der Berliner Mauer Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Sonntag, 30 April 2023
 
Titel: "James Bond 007: Nur der Tod währt ewig"
Originaltitel: "James Bond - Death Is Forever"
Bewertung:
Autor: John Gardner
Übersetzung: Johannes Neubert
Umfang: 430 Seiten
Verlag: Cross Cult
Veröffentlicht: 06. März 2023
ISBN: 978-3-98666-110-6
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Vor dem Fall der Berliner Mauer war Cabal eines der wichtigsten Spionagenetzwerke im (auch ost-)europäischen Raum. Mit dem Ende des Kalten Krieges ist es um die Organisation vergleichsweise ruhig geworden – bis auf einmal ein unbekannter Feind beginnt, einen Cabal-Agenten nach dem anderen zu ermorden. James Bond und die CIA-Agentin Elizabeth "Easy" Zara sollen die restlichen Agenten beschützen, und die Hintermänner der Attentate ausschalten. Ihre erste Anlaufstation ist das wiedervereinte Berlin, wo sie sich mit einem Verbündeten treffen. Doch es dauert nicht lange, bis die feindlichen Agenten auf sie aufmerksam werden, und ihnen so manche – tödliche – Falle stellen. Zudem gelingt es ihnen nicht, jeden der verbliebenden Cabal-Mitarbeiter zu beschützen. Im Zuge ihrer Ermittlungen, die sie quer durch Europa führt, stoßen sie schließlich auf ein Komplott, mit dem ein ehemaliger hochrangiger KGB-Agent mittels eines verheerenden Terroranschlags das neue, vereinte Europa in seinen Grundfesten erschüttern will…

Review: Vor etwas mehr als fünf Jahren hat der Cross Cult-Verlag die Veröffentlichung der Gardner-Romane unterbrochen – potentiell für immer. Für Sammler wie mich natürlich ein Wahnsinn: Jetzt hast du rund 2/3 der von ihm geschriebenen Bond-Romane in neuer Übersetzung und den wunderbaren Cover-Illustrationen von Michael Gillette (dessen Entwürfe auch die Ian Fleming-Neuauflage zierte) direkt neben den Fleming-Romanen im Regal stehen, und dann ist auf einmal Schluss. Insofern habe ich mich sehr darüber gefreut, als im Herbst letzten Jahres angekündigt wurde, dass man die Reihe nun doch wieder aufnehmen (und diesmal hoffentlich auch fertigstellen) würde. Und das, obwohl die letzten noch veröffentlichten Gardner-007-Romane zugegebenermaßen schon nicht mehr das Gelbe vom Ei waren. Insofern wurde "Nur der Tod währt ewig" natürlich gleich nach der Veröffentlichung gekauft, und alsbald gelesen – was sich jedoch letztendlich als eher ernüchternde Erfahrung herausstellen sollte. Zwar bietet der Roman durchaus einige gelungene Elemente. So gefiel mir grundsätzlich, wie viel Wert Gardner hier auf den Spionage- und/oder Agenten-Aspekt legt, mit den ganzen Geheimorganisationen, den Attentaten, und nicht zuletzt den verschiedenen (und zahlreichen) Figuren, bei denen man sich nicht sicher sein kann, auf welcher Seite sie denn nun wirklich stehen. Auch das (anfängliche) Setting im wiedervereinten Berlin lässt ihn hervorstechen. Und am Ende, wenn der Plan der Bösen offenbart wird, bietet John Gardner eine interessante Verbindung zum damaligen Zeitgeschehen.

Was die Kritik betrifft, beginnen wir am besten beim Bond-Girl Liz "Easy" Zara. Grundsätzlich ist es Gardner ja eigentlich sehr gut gelungen, 007 in die 80er zu bringen; klar ist dabei die Stimme von Fleming verloren gegangen, und vermisst man seinen typischen Stil, dafür wurden von ihm aber auch die problematischeren Elemente wie Rassismus und Sexismus (so dankenswerter- wie erfreulicherweise) eingespart. Insofern war ich echt negativ überrascht, mit Easy im Hinblick auf diese Entwicklung einen ordentlichen Rückschritt erleben zu müssen. Ich habe eigentlich früh damit gerechnet, dass da noch irgendein Twist (für den Gardners 007-Bucher ja bekannt sind) kommt, wo sich ihre Hilflosigkeit als Finte herausstellt, aber nein: Sie ist tatsächlich so patschert und unbeholfen. Überhaupt nicht nachvollziehbar war für mich auch, warum sich James Bond gerade in sie so intensiv verlieben würde, dass er letztendlich sogar meint, so tief hätte er bislang nur für eine andere Person – nämlich seine verstorbene Frau – empfunden. Zumal dieses Liebesgeständnis für mich auch irgendwie völlig aus dem Nichts kam. Dass Gardner all dies letztendlich nur schreibt, um sie "fridgen" zu können, schlug dem Fass dann endgültig den Boden aus. Mit einer deutlich kompetenteren, 007 ebenbürtigen Easy hätte mir "Nur der Tod währt ewig" gleich mal besser gefallen. Doch es ist nicht nur das allein: Gardner versteht es leider (zumindest hier) nicht, spannende Action zu beschreiben. Die wenigen diesbezüglichen Abschnitte sind leider sehr unoriginell, meist überaus kurz, und vor allem nicht packend beschrieben. Vor allem aber ist "Nur der Tod währt ewig" mit stolzen 430 Seiten für eine letztendlich wenig mitreißende Story entschieden zu lang, weshalb sich der Roman teilweise doch ordentlich gezogen hat. Insofern war meine Wiedersehensfreude leider nur von kurzer Dauer.

Fazit: "Nur der Tod währt ewig" ist leider ein weiterer eher schwächerer Gardner-Roman, und knüpft somit qualitativ nahtlos an seine letzten paar 007-Abenteuer an. Einzelne Aspekte konnten mir zwar schon ganz gut gefallen, allerdings mangelt es dem Buch an Spannung, (einfallsreicher und packend geschilderter) Action, und ist das Ganze vor allem auch mit über 400 Seiten viel zu ausgewälzt. Die Figur von Easy stellt zudem im Hinblick auf die Darstellung von Frauen in (Gardners) Bond-Romanen einen deutlichen Rückschritt dar. Und die starken Gefühle zwischen ihr und James Bond empfand ich leider auch als eher nur behauptet, als (nachvollziehbar) vermittelt. Und doch: Trotz aller Kritik, und auch wenn "Nur der Tod währt ewig" nun wahrlich kein Highlight der 007-Romane gewesen sein mag, bin ich froh, dass sich der Cross Cult-Verlag nach all der Zeit doch noch dazu entschieden hat, die Reihe fortzusetzen (und hoffentlich auch abzuschließen); und wer weiß, vielleicht ist da ja in weiterer Folge doch auch wieder ein Roman dabei, der es wenn schon nicht mit Flemings so doch zumindest mit Gardners besten 007-Abenteuern aufnehmen kann.

Bewertung: 2/5 Punkten
Christian Siegel





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