Der silberne Sessel
Auf der Suche nach einem verschollenen Prinzen Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Dienstag, 25 Oktober 2022
 
Titel: "Der silberne Sessel"
Originaltitel: "The Silver Chair"
Bewertung:
Autor: C.S. Lewis
Übersetzung: Wolfgang Hohlbein & Christian Rendel
Umfang: 224 Seiten (D)
Verlag: Ueberreuther (D), The Bodley Head (E)
Veröffentlicht: 07. September 1953 (E)
ISBN: 978-3-7641-5182-9 (D), 978-0-00-671681-5 (E)
Kaufen: Gebunden (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Seit seinem ersten Besuch in Narnia, der Eustace Scrubb stark veränderte, ist mittlerweile ein knappes Jahr vergangen. In der Zwischenzeit hat er sich an der Schule mit einem Mädchen, Jill Pole, angefreundet. Die beiden sind gerade auf der Flucht vor Bullies, als sie sich auf einmal in Narnia wiederfinden. König Aslan hat dort eine Aufgabe für sie: Sie sollen nach dem verschollenen Prinzen Rillian – der Sohn von König Kaspian – suchen. Dabei gibt er ihnen vier Zeichen mit auf den Weg, die sie beachten sollen, damit ihre Reise von Erfolg gekrönt ist. Leider verpassen sie beide sogleich das erste, als Eustace seinen früheren, mittlerweile jedoch stark gealterten Freund, Kaspian nicht erkennt. Aber auch danach verläuft ihr Abenteuer alles andere als reibungslos. Und doch stellen sich die beiden, zusammen mit dem immer das schlimmste annehmenden Marsh-Wiggle Puddleglum, allen Wunder und Gefahren, welche die Suche nach Prinz Rillian für sie bereithält…

Review: Nach "Die Reise auf der Morgenröte" setzt C.S. Lewis bei "Der silberne Sessel" zum zweiten Mal in Folge auf eine traditionelle Quest – und doch sind die beiden Bücher recht unterschiedlich. So setzte er bei "Morgenröte" auf viele unterschiedliche, voneinander größtenteils unabhängige Einzel-Abenteuer, die den Roman zwar ein bisschen zerfahren, zugleich aber auch sehr abwechslungsreich machte. Zudem war – abseits der vagen Mission, nach Kaspians verschollenen Familienmitgliedern zu suchen – das Ziel nicht 100%ig klar, insbesondere natürlich darauf, was sie am Ende der Welt erwarten würde. Aus der entsprechenden gespannten Erwartung des Lesers bezog "Morgenröte" doch einiges an Reiz. Zumal der unmittelbare Vorgänger generell auf wunderschöne Weise den Forscher- und Entdeckerdrang ansprach. "Der silberne Sessel" ist hier nun deutlich geradliniger; statt vier Figuren verfolgen wir hier "nur" zwei, die noch dazu das Abenteuer größtenteils gemeinsam (statt teilweise voneinander getrennt – und sich dementsprechend in eigenen Herausforderungen wiederfindend) bestreiten. Das Ziel ist zudem klar definiert; auch wenn man sich natürlich fragt, unter welchen Umständen es ihnen gelingen wird, Prinz Rillian zu finden. Insgesamt fand ich die Story hier zwar um einiges fokussierter, zugleich aber auch weniger episch. Doch auch wenn ich "Morgenröte" insgesamt den Vorzug geben würde, soll das nicht bedeuten, dass mir "Der silberne Sessel" nicht gefallen konnte.

So mochte ich einerseits das Duo, mit dem wir dieses Abenteuer hier bestreiten. Der nach seinen Erfahrungen im letzten Band geläuterte Eustace, sowie seine Mitschülerin Jill Pole, sind eine coole Paarung, der sich in weiterer Folge dann auch noch Puddleglum anschließt, dessen köstlich überzeichneter Pessimismus (zusammen mit den wieder netten Kommentaren des Erzählers; vor allem die Offenbarung des weiteren Schicksals der Lady brachte mich zum Lachen) maßgeblich für den auch hier wieder netten Humor, der viel zum Unterhaltungswert beiträgt, verantwortlich ist. Und nicht zuletzt die Aussage rund um die vier Zeichen – von denen Eustace und Jill einige verpassen – hatte es mir angetan: Nämlich, dass Fehler passieren (können), diese für sich genommen aber noch kein Grund sind zu verzweifeln, solange man alles daran setzt, um diese wieder gutzumachen. Dennoch, ganz so faszinierend und mitreißend wie bei "Morgenröte" fand ich die Reise hier nicht. Und nicht zuletzt die viel zu offensichtliche Auflösung am Ende (möglicherweise wollte Lewis seinem jungen Publikum die Gelegenheit geben, klüger zu sein als die Figuren selbst, und ihnen so ein entsprechendes Erfolgserlebnis zu geben?) sehe ich sehr kritisch. Weil miterleben zu müssen, wie (aus meiner erwachsenen Sicht) begriffsstutzig Eustace, Jill und Puddleglum hier agieren, war doch eher frustrierend.

Fazit: "Der silberne Sessel" bietet ein weiteres solides Fantasy-Abenteuer in der Welt von Narnia. Neben der netten zentralen Paarung Eustace und Jill – in weiterer Folge unterstützt vom herrlich trübsinnigen Puddleglum – hatte es mir vor allem die Art und Weise angetan, wie sie hier ihre Fehler rund um die Zeichen letztendlich gutmachen können. Die Geschichte ist soweit kurzweilig, von Lewis sehr gut geschrieben, und bot auch wieder einiges an Humor. Der direkte Vorgänger war jedoch nicht nur abwechslungsreicher, sondern auch etwas epischer. Vor allem aber war mir persönlich die Auflösung am Ende zu offensichtlich, und ließ es das zentrale Dreigespann in keinem guten Licht erscheinen, nicht einmal eine vage Ahnung in diese Richtung zu entwickeln (vermeintlich, damit die – jungen – Leser von selbst draufkommen können). Insgesamt aber eine nette Fantasy-Geschichte, wo mir auch wieder gefiel, dass es eher um ein (altersgerechtes) Abenteuer als einen Krieg geht; etwas, dass – zumindest dem Titel nach – für den siebenten und letzten Band der Reihe vermeintlich nicht mehr gelten dürfte.

Bewertung: 3/5 Punkten
Christian Siegel
(Cover © 2014 Ueberreuther)





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