Tales From the New Twilight Zone
Elf phantastische Kurzgeschichten Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Dienstag, 17 Mai 2022
 
Titel: "Tales From the New Twilight Zone"
Bewertung:
Autor J. Michael Straczynski
Umfang: 255 Seiten (E)
Verlag: Bantam Spectra (E)
Veröffentlicht: Dezember 1989 (E)
ISBN: 978-0-553-28286-7 (E)
Kaufen: Taschenbuch (E)
 



Inhalt & Review (kann Spoiler enthalten): In den 80ern ließ CBS Rod Serlings – möglicherweise angestachelt vom Kinofilm, der ihre Popularität erhöhte – die Kultserie "The Twilight Zone" wieder aufleben. In der dritten und zugleich letzten Staffel wurde der spätere "Babylon 5"-Schöpfer J. Michael Straczynski als Story Editor angeheuert, und steuerte schließlich elf eigene Geschichten bei, die in dieser Anthologie – von ihrem Drehbuch-Ursprung in klassische Novellenform gebracht – gesammelt wurden. Neben einem allgemeinen Vorwort, dass kurz schildert, wie JMS zu diesem Job kam, gibt es auch vor jeder Story selbst eine kurze Einleitung, die aufrollt, wie die Idee entstand, und auch einen kleinen Einblick in die Produktion der jeweiligen Folge gibt. Herzstück sind aber natürlich die elf hier versammelten Kurzgeschichten an sich. Den Anfang macht dabei mit "The Mind of Simon Forster" auch gleich mein persönlicher Favorit aus der Sammlung. Diese Geschichte fand ich nämlich mindestens so beängstigend wie faszinierend. Darin zwingt akuter Geldmangel Simon Forster nämlich dazu, seine Erinnerungen auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen. Inspiriert dazu wurde JMS von einer finanziell angespannten Phase in seinem Leben, in der er sich von liebgewonnenen Erinnerungsstücken trennen musste. Tatsächlich Erinnerungen zu verlieren, stelle ich mir allerdings noch einmal um einiges schlimmer vor – immerhin sind Erinnerungen ja das, was uns ausmachen. Nimm uns bestimmte Erinnerungen und damit Erfahrungen – wer weiß, wie uns das auch als Person verändern würde? Und generell möchte ich glaube keine einzige Erinnerung – auch die schmerzhaften – missen. Insofern ging mir diese Geschichte wirklich nahe.

Sehr fasziniert war ich auch von "The Curious Case of Edgar Witherspoon". Die Grundidee einer Maschine, die am Laufen gehalten werden muss, da sonst die Welt untergeht, erinnerte mich dabei unweigerlich an "Lost" (wobei die Serie natürlich erst ein paar Jahrzehnte später das Licht der Welt erblickte), und schon dort war das eines der interessantesten Ideen der Serie für mich. Insofern hat mich auch diese Variante hier enorm angesprochen. "Dream Me A Life" war dann ebenfalls eine sehr schöne Geschichte, die mich nicht nur mit einer spannenden Grundidee, sondern vor allem auch ihrer emotionalen Komponente, und dem schönen Ausklang des Geschehens, ansprach. Darin hilft ein Witwer in einem Altersheim einer anderen Bewohnerhin, die in ihren Träumen von etwas heimgesucht wird, dass hinter einer Tür lauert. "The Call" war dann ziemlich schräg, aber ebenfalls gelungen. Ich will den Twist hier nicht schon vorwegnehmen, aber im Kern ist es eine Story über unsere Sehnsucht nach Nähe und Liebe. "Acts of Terror" beschäftigt sich dann mit einem Fall von häuslicher Gewalt – ein Thema, mit dem JMS selbst in seiner Kindheit und Jugend ebenfalls ein paar schreckliche Erfahrungen gemacht hat (wie man in seiner Biographie "Becoming Superman" nachlesen kann). Er schildert hier diese missbräuchliche Beziehung auf eindringliche Art und Weise, nur ein Punkt störte mich ein bisschen: Der Ehemann wird hier als derartiges unentschuldbares, unterdrückendes Arschloch dargestellt, dass man sich fragt, warum Louise noch bei ihm bleibt. Mir fehlten hier ein bisschen die relativierenden Momente, die es Frauen in ähnlichen Beziehungen dann umso schwerer machen, den letzten, entscheidenden Schritt zu setzen. Dennoch gab es auch hier ein paar wirklich eindringliche Momente.

"Special Service" überrascht in erster Linie damit, wie er Peter Weirs Kult-Klassiker "The Truman Show" quasi vorwegnimmt – geht es doch auch hier um einen Mann, der zufällig bemerkt, dass sein Leben 24/7 als Reality Show übertragen wird. Zwar entwickelt sich die Story hier nach der Erkenntnis dann in eine deutlich andere Richtung, dennoch fand ich diese Parallelen sehr interessant. "The Wall" ist dann eine klassische Science Fiction-Story, die schließlich in einem moralischen Dilemma mündet. Mich hat alles an dieser Geschichte enorm fasziniert, und ich würde sie als das zweite ganz große Highlight dieser Anthologie einschätzen. Leider konnten die restlichen Geschichten in meinen Augen an diese starken Novellen nicht mehr wirklich anknüpfen. So konnte ich z.B. mit "The Trance" – über ein angebliches Medium, dass auf einmal tatsächlich von einer Präsenz heimgesucht wird – schon deutlich weniger anfangen. "Rendezvous in a Dark Place" hat zwar eine ganz nette Schlusspointe, mäandert jedoch bis sie diese erreicht doch ziemlich vor sich hin. "Something in the Walls" ist eine recht generische Horrorstory über Gesichter, die in Linoleum-Mustern lauern. Und "Our Selena Is Dying" sticht zwar insofern hervor, als die Grundidee der Story noch von Rod Serling selbst stammt, erweist sich jedoch letztendlich als wenig hervorstechende Variante der Erzählung rund um Dorian Gray, nur halt mit echten Menschen, statt einem Bildnis, als Opfer der Verjüngung (wobei sich zweifellos auch Ähnlichkeiten zum klassischen Vampir-Mythos offenbaren). Und so verliert die Sammlung auf den letzten 100 Seiten leider doch ein bisschen an Fahrt, und mündet trotz des großen Namens mit dieser Story in einem zwar soliden, aber wenig bemerkenswerten Finale.

Fazit: "Tales From the New Twilight Zone" beinhaltet Kurzgeschichten-Adaptionen der Drehbücher jener elf Folgen der 80er-Neuauflage von Rod Serlings Kultserie, an denen J. Michael Straczynski persönlich beteiligt war. Wie immer bei solchen Sammlungen hinterlassen diese einen etwas gemischten Eindruck. Meine persönlichen Favoriten waren die erschreckende Story "The Mind of Simon Foster", sowie die faszinierende Geschichte "The Wall". Aber auch zahlreiche andere gelungene Erzählungen und/oder Ideen finden sich in dieser Anthologie. Schade nur, dass ihr meinem Empfinden nach mit zunehmender Seitenzahl insofern ein bisschen die Luft ausging, als gerade die letzten vier Novellen für mich doch etwas abfielen, was den Gesamteindruck rückblickend noch etwas trübt. Dennoch ist "Tales Form the New Twilight Zone" eine gelungene Sammlung, die ich nicht nur Fans der Serie und/oder von JMS ans Herz legen würde.

Bewertung: 3.5/5 Punkten
Christian Siegel





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